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Artikel „Winterfeld, Adolf von“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 480–485, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Winterfeld,_Adolf_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:34 Uhr UTC)
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Winterfeld: Adolf Wilhelm Ernst von W., humoristischer Belletrist, wurde am 9. December 1824 zu Alt-Ruppin in der Priegnitz als Sohn eines kgl. Forstmeisters geboren. Diese seine Herkunft aus altem preußischen Adel, unmittelbar von einem Staatsbeamten und zwar des höheren Forstdienstes, in einer kleinen, aber erinnerungsreichen Philister-Kleinstadt, liefert die Hauptmotive für die Gestaltung seines äußeren und inneren Lebens, seiner Carrière und seines Schaffens. Den niedern Unterricht bekam er zu Landsberg a. d. Warthe, trat 1836 in das Cadettencorps zu Kulm, 1839 in dasjenige zu Berlin und wurde 1843 zum Portepéefähnrich ernannt. Seit 1844 Secondlieutenant beim 2. preußischen Cürassirregiment zu Pasewalk in Pommern, machte er 1848 den ersten Schleswig-Holstein’schen Krieg gegen die Dänen mit, wurde im Herbst 1850 an die Berliner Kriegsakademie versetzt, wo er besonders neuere Sprachen und Litteratur studirte, nahm aber nach Beendigung des dreijährigen Cursus 1853 endgiltig den Abschied, um künftig sich ausschließlich mit litterarischen Studien und eigener Schriftstellerei abzugeben. Er hat seitdem in Berlin seinen regelmäßigen Wohnsitz behalten, aber während der Sommermonate alljährlich größere Reisen und zwar um Land und Leute genau kennen zu lernen unternommen, außer innerhalb Deutschlands besonders nach dem Norden und dem Nordwesten: nach Dänemark und Schweden, den Niederlanden, Belgien, Großbritannien und Frankreich, auch nach Italien; mit besonderer Vorliebe, scheint es, hat er Schweden und England besucht, das letztere Land stellenweise sogar wie ein Localhistoriker durchstreift und englische Volksart und Cultur beinahe mit derselben Hingabe erforscht, die er der schwedischen Litteratur zu Theil werden ließ. Auch war es eine Verdeutschung des bis dahin als unübersetzbar geltenden schwedischen Volksdichters Bellman, die ihm 1856 [481] die große goldene Medaille der schwedischen Akademie eintrug, wie die im Auftrage verfaßte „Geschichte des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem“ (1859) Ordensverleihungen von vielen deutschen Fürsten, und wohl auch die am 4. Februar 1860 erfolgende Ernennung zum Kammerjunker und die Verleihung der Kammerherrnwürde 1861 wesentlich seiner regen Pflege der Schönwissenschaft zu verdanken sein dürften. Trotz seiner selbstgewünschten Dienstesentlassung ist er mit amtlichen und privaten Kreisen der aristokratischen Gesellschaft der preußischen Hauptstadt in ständiger Verbindung geblieben und hat aus diesem Verkehr und der damit Hand in Hand gehenden Beobachtung in gleicher Weise Anlaß und Farbe für seine Production entlehnt, wie sonst aus seinem activen Officiersleben, aus der Knabenzeit und aus dem Aufenthalte in der Provinz. Im Schlußabschnitte seines Wirkens wollte er nach vergeblichen Ansätzen zu höheren Themen des prosaepischen Faches zu jenen ergiebigen Quellen seiner glücklichsten Periode zurückkehren: da hatte er sich ausgeschrieben, und zudem war das Interesse an seinem souveränen Stoffgebiet bei den maßgeblichen Lesern erlahmt. So war zwar, als W. am 8. November 1888[1] zu Berlin starb, sein Name für die Abnehmer abgelagerten Leihbibliothekenfutters keineswegs erloschen, aber man wähnte eben diesen Mitvertreter einer längst abgethanen Erzählergeneration längst zu seinen Genossen und Gestalten versammelt. – Auch gehörte er zum Prüfungscomité beim königl. Schauspielhaus.

Diese ganz und gar eigenthümliche Richtung, die W. von Anfang an eingeschlagen und mit der eisernen Beharrlichkeit der Selbsterkenntniß verfolgt hat, macht die litterarhistorische Bedeutung seiner Schriftstellerei aus und weist ihm in den Annalen der deutschen Litteratur, ungeachtet allen verdienten ästhetischen und sonstigen Tadels, einen dauernden Posten zu. Denn er hat eine Gattung, die Militärhumoreske erfunden oder wenigstens – Julius v. Voß war in gewissem Sinne sein Vorläufer – ganz selbständig umgemodelt, dann ihr in der Folge eine Fülle von Sujets abzulocken und den Rang einer, freilich einseitigen Galerie culturhistorischer Zeitgemälde zu geben gewußt. In den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts und bis in die fünfziger Jahre war der preußische Lieutenant noch nicht zur ständigen Zielscheibe des Witzblattspotts geworden, und der Zusammenhang zwischen Volk und Heer, zwischen den feineren Schichten der bürgerlichen Gesellschaft und dem Officierstande war oft, zumal in kleineren Städten, sogar sehr eng, weil es weder einerseits Hetze und Mißgunst, noch andererseits Dünkel, weil es bei beiden Theilen keine Verachtung des andern gab. In diese gerade heute herbeizusehnenden Verhältnisse versetzt uns W. zurück, mit sicherem Stifte zeichnet er uns seine Kameraden in des Königs Rock in Freud und Leid, mit den Aeußerungen ihres Thatendurstes, ihrer Begeisterung für das Waffenhandwerk, ihrer fröhlichen Laune, mit ihren Schwächen und Absonderlichkeiten, aber nie am grünen Tische isolirt, nie in die Räume eines „Officierscasinos“ eingesperrt, sondern unablässig in Connex, in Contact mit dem Civil, in dessen Handel und Wandel die säbelführenden Herren verflochten werden, ohne eine Kaste im socialen Alltag einzunehmen oder auch nur zu verlangen. Unwillkürlich wird W. hiernach zum Lobpreiser der „guten alten Zeit“, und er schildert uns deren Vorzüge ohne Schönfärberei in der That so treulich und traulich, daß man über die vielen Einseitigkeiten der Menschen von damals, derer in Wirklichkeit und derer bei W., hinwegsieht. Und für diese um ihn herum absterbende Welt, deren allmählichem Erstickungstod er in der Weltstadt Berlin arg betrübt zuschauen muß, bricht er wieder und wieder eine Lanze, eine Ueberzeugungstreue, die man dem Mitgliede eines meist im Glanze des Lebens sich sonnenden Standes hoch anrechnen sollte.

[482] Es wäre falsch, aus dem Vorstehenden zu schließen, W. sei stehen geblieben; im Gegentheil, in Wahl, Auffassung und Behandlung seiner Vorwürfe zeigt er ein reifendes Verständniß, obzwar es ihm nicht gelungen ist, die Rundheit mehrerer seiner älteren Arbeiten später zu erreichen. Seine Domäne war die rein militärische Officiersnovellette, gekennzeichnet durch knappen Umriß trotz vollsten Behagens, durch Witz und Laune, durch greifbare Porträtirung und feine Widerspiegelung des ihm so wohl vertrauten milieu. Kaum hat man hier W. als einen Fortsetzer des genannten Julius v. Voß zu betrachten, „der – sagt Gottschall – das preußische Officiersleben im Anfange des Jahrhunderts mit so vieler Keckheit geschildert hat“. Doch die Zeiten sind anders geworden; die Officiere Winterfeld’s sind nicht mehr die Junker des wackern Voß. Auch ein Vergleich der litterarischen Verwerthung des Soldatenhumors durch Friedrich Wilhelm Hackländer (s. d.) ist abzulehnen. Hackländer und W. stehen zeitlich ziemlich neben einander, sich aber nicht im Wege, da ihre Absichten und ihre Mittel zu deren Befriedigung gänzlich verschieden sind, wenn auch manche, wie Richard Weitbrecht, dessen schwäbisches Stammesnaturell freilich dem Winterfeld’s und seiner alten und jungen brandenburgischen Officiere wenig Sympathie entgegenbringt, meinen, daß die Aeußerungen des Soldatenhumors bei W. „nicht im entferntesten an Hackländer, dessen Gebiet er wirklich ist, hinreichen“. Zugegeben sei, daß W. sonst nur mit vielverwendeten, selbst abgebrauchten Motiven arbeitet, aber daß er mit diesen fast stets und zwar bei jedem unblasirten, noch lachkräftigen Gemüthe Erfolg erzielt, beweist sein hervorragendes Talent für humoristische Miniaturerzählung; als Beispiel diene das Genrebildchen „Eine gemischte Ehe“, im 2. Bändchen der „humoristischen Soldatennovellen“, das Heinr. Mahler (Blätt. f. litter. Unterh. 1865, Nr. 5) als ein Cabinetstück, das Colorit und Zeichnung betrifft, bewillkommnete, obwol der Hauptpunkt der Handlung schon hundert Mal da war. Auf diesem Felde hat der unermüdlich schreibende W. eine erstaunliche Fruchtbarkeit entfaltet. Dahin gehören: „Garnisongeschichten“ (1856, 3. Aufl. 1861) in Versen abgefaßt und die Grundlage seines Rufes, in der letzten, 4. Aufl. illustrirt; „Soldaten-Leid, Soldaten-Lust“ (2. Aufl. 1857); „Manöver-Geschichten“ (3. Aufl. 1863); „Der Lieutenant Falstaff“ (1863); „Kadettengeschichten“ (1865); „Die Abenteuer des Lieutenants Puhlmann“ (1865); „Nachhall der Garnisongeschichten“ (1866); „Drollige Soldatengeschichten“ (1875); sodann die drei, die meisten älteren aufnehmenden Sammlungen „Humoristische Soldatennovellen“ (13 Bde., 1860–1877); „Neue Garnisongeschichten“ (11 Bde., 1877–1880); „Neue humoristische Soldatengeschichten“ (6 Bde., 1881–1882); „Schnurren“ (10 Bde., 1875–1884); „Humoresken für Sopha und Eisenbahncoupée“ (10 Bde., 1868–1878). Aber auch in viele der nicht rein soldatisch zugeschnittenen spielen derbe und prägnante Episoden des Kleingarnisonlebens, da namentlich auch Vorgänge im etwas kargen und gleichförmigen Vegetiren alter abgedankter Officiere, hinein. Figuren, wie die früh verabschiedeten und drum später die ewige Geldklemme nie überwindenden würdigen Herren von Padderow und von Nasewitz, das kernverschiedne Freundespaar – wie W. überhaupt die Kontraste liebt, so namentlich bei Freunden, z. B. in „Die Reisen von Bambus und Comp.“, wo er dies Motiv zu unablässigen Effecten benutzt – fußen zweifellos in Originalen aus der eigenen Activität Winterfeld’s, den die beiden genannten am Abende ihres Lebens einmal selbst als ehemaligen Kameraden und ihren Historiographen herbeiphantasiren.

In seinen größeren komischen Romanen hat W. häufig mit viel Geschick drastische anschauliche Stimmungsgemälde aus der Kleinstadtphysiognomie der Zeit von 1820–1860 entworfen; doch paßt die Art seiner Schilderung, deren Konturen von vornherein auf einen ganz bestimmten Rahmen zugeschnitten sind, [483] nur auf die preußischen Provinzen Brandenburg und Pommern, allenfalls Sachsen und das nördliche Schlesien. Er wirkt weniger durch sorgfältige Aufnahme von Local, Personen und Sachlage, sondern durch den aus seinen Blättern immer von neuem hervorsteigenden altmodischen Duft, die kuriosen Situationen, die drastische Wiedergabe der Eindrücke, der Scenerie, der Charakteristik. Daraus ergibt sich, was an diesen Romanen meist zu tadeln ist: Breite in der Darstellung des dünnen Handlungssubstrats, ans Trivial-Ausgelassene, bisweilen ans Possenhafte streifende Sprache. Die Composition ist in der Regel recht gelungen, und selbst wo W. in seine Reflexionssucht verfällt, geräth er nicht aus der Entwicklung heraus. Großen Stil, Ideenfülle, höhere Seiten des Humors, etwa feineren Sarkasmus u. dergl., darf man da nicht suchen. W. ist anspruchslos, er will unterhalten, zerstreuen, erheitern, über des Lebens Ernst hinweghelfen, und doch that er mitunter einen wirklichen culturgeschichtlichen Griff. Im ganzen sind die älteren Werke von frischem Witz durchzogen, während die späteren einen mannichfach manierirten Stil gesuchter Satire mit den früheren Mitteln aufweisen und dabei doch nicht über die Grenzen von Winterfeld’s Begabung hinausgelangen. Diese liegt im komisch gehaltenen Konterfei eines Philistergemeinwesens oder auch in der Aneinanderreihung scherzhafter Abenteuer von Pechvögeln und sonderbaren Käuzen. Es seien aus der langen Zahl angeführt: „Die Wohnungssucher“, „Die Reisen von Bambus und Comp.“, „Der stille Winkel“, „Die Ehefabrikanten“, „Modelle“, „Ein gutmüthiger Mephisto“, „Der Winkelschreiber“, „Fanatiker der Ruhe“, „Der Elephant“, „Narren der Liebe“, „Alte Zeit“, „Die Unzertrennlichen“, „Der Fürst von Montenegro“, „Der alte Knast“, „Peter Pinsel“, „Ein Liebling der Furien“, sämmtlich drei- oder vierbändig und in dieser Reihenfolge 1864–1879 erschienen. Seitdem ging es mit Winterfeld’s Schaffenskraft merklich bergab, er wiederholte sich in Erfindung, Fühlung, Ausdruck des Inhalts, und mögen auch noch nach 1880 einzelne Treffer, wie „Hausnarren“ und „Die Reise nach Berlin“, mit unterlaufen, so ist doch z. B. ein Werk wie „Der Waldkater“ trotz eines neuen „Problems“ entsetzlich fad und sein vorletztes, „Das alte Eulenhaus“, nichts als ein Conglomerat von Dingen, die man bei ihm längst gewohnt war, ebenso das letzte, „Der bunte Jakob. Komischer Soldatenroman“ (beide 1889). Immer müssen wir unparteiisch gegenüber den vielen Anfeindern seine Romane dahin Stellung nehmen, daß sie den meisten der jüngeren naturalistischen Schule als Unterhaltungslectüre entschieden vorzuziehen sind: eine geistige Kost sind sie nicht, wollen es aber auch gar nicht. Auch die drei Bände „Lebenskämpfe, Erzählungen“ (1886), wo W. am Schlusse seiner litterarischen Laufbahn doch noch einen Ansatz zu höheren Aufgaben machte, zeigen deutlich seine Schranken.

Bezüglich anderweitiger Veröffentlichungen Winterfeld’s ist auf seine hübsche dramatische Ader hinzuweisen. „Wenn Frauen weinen“ (1859), „Die Touristen“ (1863), „Bäffchens Erben“ (1868), „Nur recht verstehn!“ (1868), „Der Spiegel des Teufels“ (1869), sämmtlich kurze Lustspiele „nach dem Französischen“, sind bühnenkundig übertragen, stehen aber hinter seinem selbständigen Lustspiele „Der Winkelschreiber“ (1868), das seit Jahren ein allbeliebtes Repertoirestück des Wiener Hofburgtheaters und nach einer Angabe von 1881 über 70 Bühnen gegangen war, zurück. „Die Memoiren der Frau v. Krilwitz“ (1874) und „Der Hauptmann von Kapernaum“ (1875) sind ebenfalls nette Salonkomödien. „Das Manneken P…s (d. i. Piß) in Brüssel. Eine Humoreske“ (1. u. 2. Aufl. 1863) bietet größtentheils eine culturgeschichtliche Plauderei über dieses altvolksthümliche Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt, eine Lebensgeschichte des bekannten niedlichen „Brunnenbuberl“, um es vergleichshalber nach einem Pendant des modernen München zu bezeichnen. „Herrn Zappelmann’s heitere Berichte vom Kriegsschauplatz!“ [484] (1870), sind zwei dünne, zum Theil recht amüsante Hefte, die auf dem Titel „von A. Winterfeld“ heißen (sonst fehlt nie die Adelspartikel) und ihm wohl zuzuschreiben sind. „Eine ausgegrabene Reitinstruction“ (3. Aufl. 1883) ist ein hübscher Einfall als anmuthiges Gedicht. Besonders in dem Jahrzehnt, da W. seine Muße der Muse widmete, aber noch nicht sein specielles Feld entdeckt hatte, haben ihn vielfach Uebersetzungen beschäftigt: aus dem Schwedischen der Tragödie „Erik XIV.“ von Börjesson (1855), „Der Schwedische Anakreon. Auswahl aus C. M. Bellman’s Poesien. Nebst Sammlungen über Bellman’s Leben und Charakteristik“ (1856), von J. P. Willatzen 1892 in Schatten gestellt, dann 1866 der „Gedichte Königs Karl’s XV. von Schweden“, die ja in demselben Jahre nochmals und 1870 von Gottfried v. Leinburg verdeutscht wurden; ferner hat W. den Spanier Zorrilla, den niederländischen Dichter Hendrik Tollens (1780–1856), den dänischen Johan Herman Wessel, der im 18. Jahrhundert lebte, auch Romane, Novellen, Dramen, Geschichtliches übertragen. Am sichersten beherrschte er wohl das Englische, und wie er Robert Burns’ „Lieder und Balladen“ 1860 in nett nachgefühlter Form herausgab, auch damals ein kleines Repertorium über unser Wissen von Shakespeare „nach fremden und eignen [diese wohl nur betreffs der Autopsie Stratford’s] Forschungen“ lieferte, so hat er auch die höchst interessanten „Blätter aus dem Tagebuche eines Schauspielers, mit Erinnerungen und Klatschereien aus der Garderobe und von der Bühne in England und Amerika. Von Georg Vandenhoff. Aus dem Englischen übersetzt, für das deutsche Publikum bearbeitet und mit Erläuterungen versehen“ (1860), die vier Bände „Unglaubliche Geschichten“ (1879), „nach dem Englischen“ herausgegeben, und wie Zupitza übersichtlich einleuchtend gemacht hat, eines seiner gelungensten Erzeugnisse, den komischen Roman „Der Elephant“ (1870) im Gange der Geschehnisse ganz und gar an Oliver Goldsmith’s Lustspiel „She stoops to conquer“ angelehnt. Da letztere Thatsache nicht vermerkt ist, könnte derselbe Fall vielleicht auch anderwärts vorliegen. Endlich hat W. 1859 in einem starken Quartbande die „Geschichte des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Mit besonderer Berücksichtigung der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg. Mit Illustrationen“ in anerkennenswerther Weise dargestellt, wo er als Ehrenritter die Vergangenheit des Ordens bis zum Jahre 1855 herab, unter Beifügung von allerhand einschlägigen Documenten, verfolgt. Freilich haben seitdem Herrlich, „Die Ballei Brandenburg des Johanniterordens“ (2. Aufl. 1891), und v. Finck, „Uebersicht der Geschichte des souveränen ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem und der Ballei Brandenburg“ (1890), die Sache von neuem behandelt.

Biographische Skizzen bei Brümmer, Lex. d. dtsch. Dichter u. Pros. d. 19. Jhrs.3 II, 495 f. und 615, woselbst auch die erzählenden Schriften vollzählig citirt sind; Ad. Hinrichsen, Das litterarische Deutschland, 2. Aufl. 1891, S. 1397 f.; biographisch-kritische in Bornmüller’s Schriftsteller-Lexikon, S. 771 f.; Stern’s Lex. d. dtsch. Nationallitt., S. 393 f.; Meyer’s Konversations-Lex.4, XVI, 680 a. Eine gute Charakteristik Winterfeld’s schrieb gelegentlich seiner beiden letzten Romane J. J. Honegger, Blätt. f. litt. Unterhaltung 1889, S. 565 und 824; in derselben Zeitschrift besprach H. Mahler 1861, Nr. 41 und 1862, Nr. 5 der „humoristischen Soldatennovellen“ Anfang, während 1863, S. 214 f. bez. 844, zwei sich direct widersprechende Referate über den ersten typischen Roman Winterfeld’s, „Die Geheimnisse einer kleinen Stadt“, von E. Oswald und H(erm.) M(arggraff), stehen. Guter Nekrolog W.’s von Ludw. Salomon in der Illustr. Ztg. 1889, Nr. 2422. Vergleiche ferner Gottschall, die dtsche. Nationallit. d. 19. Jahrh. IV, 855. R. Weitbrecht, Gesch. d. deutschen Dichtg., S. 415 f., s. auch H. Mielke, der dtsch. [485] Roman des 19. Jahrhs., 1. Aufl. 1890, S. 172; H. Kurz, Gesch. d. d. Litt.3 IV, 685 f. J. Zupitza’s Parallelisirung des Romans „Der Elephant“ mit O. Goldsmith, s. Archiv f. d. Stud. d. neuer. Sprach. u. Litt., Bd. 85, S. 39–44. Ueber die Burns-Verdeutschung handelt jetzt ausführlich William Jacks, Robert Burns in other tongues (Glasgow 1896), S. 46, 87, 90, 93, 102, 109, 119, 121, 125, 136, 138, 141. Daselbst S. 49 ein ganzseitiges Porträt mit Autogramm, wonach er ein stattlicher, gesunder Mann gewesen sein muß und einen behäbigen, gutmüthigen, keineswegs denkflüchtigen Eindruck hinterläßt. – R. Genée, Zeiten u. Menschen (1897) S. 349.[2]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 481. Z. 16 v. o. Winterfeld, Ad. v., lies 1889 (statt 1888) als Todesjahr. [Bd. 44, S. 576]
  2. S. 485. Z. 9 v. o.: Im „Neuen Theater-Almanach“ II (1891), S. 95, steht ein Nachruf, der „nur seine Thätigkeit für die Bühne kurz“ berührt und Winterfeld’s Uebersetzungen französischer und englischer Theaterstücke, darunter treffende Repertoirenummern, citirt. Vgl. auch Fr. Kirchner, D. dtsch. Nationallitteratur d. 19. Jhrhs. (1894), S. 433. [Bd. 44, S. 576]