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Artikel „Simler, Georg“ von Karl Hartfelder in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 350–352, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Simler,_Georg&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 19:34 Uhr UTC)
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Simler: Georg S. (auch Symler), von Wimpfen a. Neckar, Humanist und Jurist, † 1535 oder bald nachher. – Er war angeblich ein Schüler Dringenberg’s, des berühmten Schulrectors zu Schlettstadt. Nach einer Angabe Melanchthon’s studirte er in Köln. Schwerlich war er ein persönlicher Schüler Reuchlin’s; obgleich er diesen als seinen „Lehrer“ bezeichnet, so dürfte das nur ein Ausdruck der Verehrung Simler’s für den berühmten Gelehrten sein. Schon Anfang des 16. Jahrhunderts dürfte er Rector der städtischen Lateinschule zu Pforzheim geworden sein, wobei der unterrichtete Johannes Hiltebrant aus Schwetzingen (bei Heidelberg) sein Gehilfe war. Unter diesen beiden Männern blühte die Schule so empor, daß sie eine der ausgezeichnetsten Schulen des südwestlichen Deutschland wurde, die eine große Anzahl vortrefflicher Männer ausbildete (vgl. J. G. F. Pflüger, Gesch. d. Stadt Pforzheim, S. 194). Von 1507–1509 wurde sie auch von Melanchthon besucht, der sein ganzes Leben seinem Pforzheimer Lehrer ein dankbares Andenken bewahrt hat. Im J. 1510 siedelte S. nach Tübingen über, woselbst er den 1. Juli als Georgius Simler de Wimppina in die Matrikel eingetragen ist (Roth, Urk. z. Gesch. d. [351] Universität Tübingen, S. 580). Bald bestand er das Baccalaureatsexamen: lehrend und lernend stieg er schließlich zum ordentlichen Professor der Rechtsgelehrsamkeit an der Hochschule auf. Auch hier wurde Melanchthon, der sich 1512–18 zu Tübingen aufhielt, sein Schüler, und S. war einer der wenigen Tübinger Lehrer, welche begriffen, welcher Verlust für Tübingen der Weggang des jüngeren Gelehrten im J. 1518 nach Wittenberg war. Mit den Jahren wurde S. eines der angesehensten Häupter der hohen Schule; denn bei verschiedenen Anlässen ist er der Vertrauensmann seiner Collegen (vgl. Roth a. a. O. S. 138 und 154). Eine Nachricht an dem Jahre 1535 besagt, daß „der vortreffliche Simler“ dem Tode nahe sei und schwerlich mehr aufkommen werde, da er an Schlaganfällen leide. – Als Lehrer an der Pforzheimer Lateinschule wie an der Universität Tübingen genoß S. das höchste Ansehen. In den begeistertsten Ausdrücken sprechen seine Schüler von ihm: „ein Mann von vielseitiger Bildung“, „zum Lehren wie geschaffen“, „der bei weitem vortrefflichste Lehrer“ (vgl. Fr. Irenicus, Exegesis Germaniae [Hanov. 1728] II, c. 41). Melanchthon hat ihn auch noch später „wie einen Vater geehrt“. Er erinnerte sich stets dankbar der griechischen Stunden Simler’s, an denen er trotz seiner Jugend und obgleich sie außerhalb des Stundenplanes gegeben wurden, theilnehmen durfte. – Schon dieser Umstand, daß S. griechisch verstand, zeigt, daß er humanistische Bildung besaß. In der That finden wir ihn auch in Verbindung mit Vertretern des Humanismus, so z. B. mit Johannes Reuchlin (Kapnion), wie er denn auch bei Reuchlin’s Fehde mit den Kölnern zu dem „Heere der Reuchlinisten“ gerechnet wird. Nicht bloß, daß er mit dem vielangefeindeten Pforzheimer Gelehrten Briefe wechselte, er hat auch einen Commentar zu dessen „Sergius“ geschrieben (vgl. L. Geiger, Reuchlins Briefwechsel [Tübingen 1875], S. 103 und 112; H. Holstein, Reuchlins Komödien [Halle 1888], S. 164 und sonst). Der Schlettstadter Humanist J. Spiegel preist die Knaben glücklich, die aus Simler’s Grammatik lernen dürfen (G. Knod, J. Spiegel [Schlettstadter Progr. 1884] I, 27). In der echt humanistischen Briefsammlung des Straßburger Schott (Lucubrat.) begegnet uns S. wiederholt. Mit dem Tübinger Humanisten Bebel kam er in einen Streit, so daß dieser gegen ihn schrieb. Gut befreundet dürfte er auch mit dem berühmten Tübinger Astronomen Joh. Stöffler gewesen sein, von dessen Schriften er einige mit empfehlenden Versen begleitete (Beiheft 4 zu Hartwig’s Centralblatt für Bibliothekswesen [Leipzig 1889] S. 8 u. 12). Beatus Rhenanus nennt S. unter den humanistischen Zierden Deutschlands (Horawitz und Hartfelder, Briefwechsel des Rhenanus [Leipzig 1886] S. 41). Zu dem wahrscheinlich von Jakob Wimpfeling herausgegebenen Gedichte De sancta cruce von Rabanus Maurus hat er empfehlende Verse geschrieben. Damit sind übrigens seine humanistischen Verbindungen noch lange nicht erschöpft. – Unter seinen Schriften ragt seine griechische Grammatik hervor: „Georgii Simler Vuimpinensis obseruationes de arte grammatica“, welche 1512 bei Thomas Anshelm in Tübingen erschien (vgl. K. Steiff, Der erste Buchdruck in Tübingen [Tübingen 1881] S. 84 u. sonst). Eine Würdigung dieses wichtigen Buches durch Joh. Müller steht in den Neuen Jahrbb. für Philologie u. Pädagogik Bd. 120, S. 526 und durch Ad. Horawitz in dessen „Griechische Studien“ (Berlin 1883) S. 14. Weitere Notizen über S. finden sich in den Humanistenbriefen, welche Horawitz aus dem Codex Humelbergius zu München in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie (phil.-hist. Cl. Bd. 86 u. 89) herausgegeben hat.

Camerarius, Vita Melanchthonis, ed. Strobel (Halae 1777) p. 8. – H. Bender, Gymnasialreden (Tübingen 1887) S. 181. – K. Hartfelder, [352] Ph. Melanchthon als Praeceptor Germaniae (Berlin 1888) S. 11. – Der latein. Münchener Codex etc. 3797 (Clm. 3797) enthält: Georgii Symleri Interpretatio legis „Si quis maior“. 1527.