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Artikel „Irenicus, Franz“ von Adalbert Horawitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 582–583, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Irenicus,_Franciscus&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 06:23 Uhr UTC)
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Irenicus: Franz (eigentlich Friedlieb) I., Historiker und Theolog, 1495 im jetzt badischen Städtchen Ettlingen geboren, wurde in Pforzheim von Georg Simmler und Johann Hildebrand, tüchtigen Philologen unterrichtet, verkehrte mit Melanchthon und lernte wol auch Reuchlin kennen. In Tübingen, wo er 1516 inscribirt wurde, gehörte er mit Melanchthon und A. Blarer zu den Neckargenossen; 1517 übersiedelte er nach Heidelberg, tritt daselbst 1519 in den Rath der Universität, hörte 1518 Luther zu Heidelberg [583] disputiren, für dessen Werk er dadurch gewonnen wird. Ein reicher Verkehr mit bedeutenden Männern, wie Peutinger, Pirkheimer, Reuchlin u. A., sowie verschiedene Reisen kamen seiner Bildung sehr zu Statten, was sich auch in seinem größten Werke, in der 1518 erschienenen „Exegesis Germaniae“ (bei Thomas Anshelm in Hagenau) geltend macht. 1524 heirathete I., wurde Pfarrer zu Ettlingen, 1526 begleitet er den Markgrafen Philipp von Baden auf den Reichstag zu Speyer. Doch sank in Folge standhaften Beharrens bei seiner Ueberzeugung sein Einfluß bei Hofe, er mußte 1531 abdiciren, wurde aber in demselben Jahre in dem freundlichen Gemmingen als Pfarrer angestellt, wo er Chyträus als Schüler hatte. Später war er bei Errichtung einer lateinischen Schule in Gemmingen thätig, bethätigte sich an der Heilbronner Disputation, sowie am Sacramentsstreite 1532, wo er für die lutherische gegen die zwinglianische Ansicht stand. I. starb zu Gemmingen wol um das J. 1559, er hatte drei Söhne und eine Tochter. I. soll eine Geschichte des Markgrafen Philipp von Baden in zwei Büchern und die Geschichte des Klosters Odilienberg im Elsaß geschrieben haben, die mir aber nicht bekannt wurden. Außerdem schrieb er lateinische Noten zu Horaz’ Epistel an die Pisonen etc., die sein Sohn Paul 1567 herausgab; von der 1569 gedruckten lateinischen Grammatik konnte ich keine Spur finden. – Sein Hauptwerk, die Exegesis aber, hat nicht blos drei Auflagen erlebt, sie ist in der That ein ganz bedeutendes Erzeugniß nationaler Geschichtschreibung, um so bewunderungswürdiger, als er das Werk mit 23 Jahren geschrieben. Der Erfolg war denn auch trotz aller Unvollkommenheiten ein sehr großer, Pirkheimer, J. Schopper, Conring und spätere loben I. außerordentlich, dann freilich wurde er vergessen. Es ist aber nicht zu übersehen, daß er einer der Ersten war, der sich der Geschichte der Deutschen annahm.

Vgl. A. Horawitz, Nationale Geschichtschreibung im 16. Jahrhunderte in v. Sybel’s Histor. Zeitschrift, 25. Bd.