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Artikel „Dringenberg, Ludwig“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 411–412, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dringenberg,_Ludwig&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 01:22 Uhr UTC)
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Dringenberg: Ludwig D., der vielgenannte Gründer und Rector der Schule zu Schlettstadt, † 1490. Er hatte den Beinamen von seinem Geburtsorte, dem Städtchen Dringenberg in Westfalen, und war frühzeitig der Schule des Hieronymus in Deventer übergeben worden, die ja auch für andere Söhne jener Landschaft eine so bedeutsame Bildungsstätte geworden ist. Aus einer Bemerkung seines berühmten Schülers Wimpheling darf man schließen, daß er in Heidelberg seine akademischen Studien gemacht. Von dort kam er, wenn auch nicht von Rudolf Agricola empfohlen, 1450 nach Schlettstadt. Diese kleine Reichsstadt des untern Elsaß, durch Weinbau und Handel zum Wohlstand gelangt, hatte damals, wie vorher und nachher so viele Städte in deutschen Landen, die Errichtung einer Schule beschlossen, welche besseres biete als die meisten klerikalen Lehranstalten; die in der Stadt angesiedelten Bettelmönche (Franciscaner und Dominicaner) scheinen übrigens mit Unterricht sich gar nicht befaßt zu haben. D. trug nun Grundsätze und Praxis des Hieronymus ganz in die von ihm geleitete Schule über. Demgemäß war er einerseits auf Vereinfachung des Unterrichts, andrerseits auf Verwerthung des im Unterrichte Dargebotenen für sittliche Bildung bedacht. Auch ihm blieb das Lateinische die Hauptsache im Unterricht; aber er beseitigte mit Vorsicht den scholastischen Kram, womit die Grammatik beladen war, führte so auf abgekürztem Wege von den Regeln zum Lesen der Schriftsteller und suchte das Gelesene wieder durch mannigfache Beziehung auf das Leben für seine Schüler fruchtbar zu machen, indem er zugleich aus der christlichen Wahrheit die rechten Ergänzungen gewinnen ließ. Aus seinem deutschen Spruche: „Alt Pfaff, jung Pfaff, dazu wild Bären, soll Niemand in sein Haus begehren“ folgt nur, daß seine ganze Richtung etwas Volksthümliches hatte, nicht aber, daß er zum Kirchenthume seiner Zeit in bestimmte Opposition getreten. Und volksthümlich war es auch, daß er die wichtigsten Thatsachen der deutschen Geschichte in Gedenkversen seinen Schülern nahe brachte. Es liegt in diesen bescheidenen, aber mit Treue und Ausdauer durch Jahrzehnte fortgesetzten Bestrebungen immerhin der Anfang zu weitergreifenden Schulreformen, zu deren Durchführung es freilich noch besonderer Impulse bedurfte. In Schlettstadt erhielt sich das von D. Aufgebaute bis in die Anfänge der Reformationszeit; aber die von ihm gebildeten Schüler, zu denen freilich auch manche ihm ganz fremd gebliebene Männer gerechnet worden sind, haben seinen Gedanken in weiteren Kreisen Geltung und Anwendung verschafft, am meisten Jakob Wimpheling. Manche derselben sind mit dem Humanismus in [412] nähere Verbindung getreten, als er selbst, so Peter Schott und Eitelwolf von Stein, die auch Italien besuchten. Daß Konrad Celtes sein Schüler gewesen, läßt sich nicht erweisen.

S. Röhrich, Die Schule von Schlettstadt, eine Vorläuferin der Reformation in Illgen’s Zeitschrift für hist. Theologie IV, 2 und Wiskowatoff, Jakob Wimpheling, sein Leben und seine Schriften, Berlin 1867.