ADB:Stein, Eitelwolf vom
Craft Udenheim in Schlettstadt erhalten, zog er nach damaliger Sitte nach Italien, um seine Bildung zu vollenden. Unter Philippus Beroaldus trieb er Lateinisch in Bologna; seine griechischen Studien wurden jedoch dadurch unterbrochen, daß er einem Rufe seiner Familie Folge leisten und nach Deutschland zurückkehren mußte, worüber er später noch oft klagte. Doch sprach er wenigstens gewandt [607] und rein das Latein, das er auch im schriftlichen Ausdruck gut zu verwenden wußte. Er trat in die Dienste des Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg und seines Nachfolgers Joachim I. von Brandenburg. Den letzteren scheint er bei seinen Bestrebungen, für Brandenburg in Frankfurt a. O. eine Universität zu errichten, unterstützt zu haben, wenn er auch in der Frankfurter Universitätsmatrikel nicht genannt ist. Sein ganzes Leben war er nach Kräften bemüht, in Deutschland die Wissenschaften zu befördern. Selbst ein Freund der Gelehrsamkeit, schätzte er auch die Gelehrten und suchte ihren Umgang. Den Humanisten Vigilantius, der eine Zeit lang an der Frankfurter Hochschule lehrte, nannte er den beredtesten unter den Deutschen und sagte von ihm, er höre ihn oft, aber nie genug. Mutianus Rufus, mit dem er brieflich verkehrte, schätzte er im höchsten Grade. Auch zu dem Kreise des Konrad Celtis hatte er Beziehungen. Den Tod des gelehrten Bohuslaus v. Hassenstein, welchen er eine Säule des Adels zu nennen pflegte, beklagte er schmerzlich. Als Dichter verehrte er Eobanus Hessus unter allen Zeitgenossen am höchsten. In dem Streite Reuchlin’s mit den Kölnern nahm er für den ersteren Partei und nannte die Dominicaner Reuchlinsläuse. Ein besonders gütiger Gönner war er für Ulrich v. Hutten, den er wiederholt empfahl. Ein neues Feld für seine Thätigkeit schien sich ihm aufzuthun, als er in den Dienst des Bruders von Joachim I., des Kurfürsten Albrecht von Magdeburg und Mainz, trat. Besonders die Hochschule Mainz wollte er mit neuem Geiste erfüllen und zu einem Sitze der humanistischen Wissenschaften umwandeln. Er zog Ulrich v. Hutten in des Kurfürsten Dienste, starb aber schon im J. 1515, noch ehe er das fünfzigste Lebensjahr erreicht hatte. In einem ausführlichen Brief an Jacob Fuchs schrieb Hutten seinem Gönner einen pietätvollen Nekrolog, der unter anderen an Eitelwolf auch die Gabe schlagender Antworten rühmt. Als z. B. jemand erzählte, der Krieg mit Venedig sei so schön beschrieben worden, sagte er: „Es wäre mir lieber, wenn er glücklich geführt worden wäre“. Als einer, der eine Wunde im Gesichte hatte, prahlte, er habe dem Feinde ins Gesicht widerstanden, sagte er: „Auch der Feind dir, wie ich sehe.“
Stein: Eitelwolf vom St. (Hololykos), schwäbischer Edelmann mit humanistischer und juristischer Bildung. † 1515. – Er stammte aus einem edeln Geschlechte Schwabens. Nachdem er seine Schulbildung unter- Ulrichi Hutteni opp., ed. Ed. Böcking. Tom. I, 34–37. 42–45. – D. Fr. Strauß, Ulrich v. Hutten. 2. Aufl. Leipzig 1871 (Register). – C. Krause, Der Briefwechsel des Mutianus Rufus. Kassel 1885 (Register). – J. H. Hennes, Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg. Mainz 1858.