ADB:Stein, Christian Gottlieb Daniel

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Artikel „Stein, Christian Gottlieb Daniel“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 605–606, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stein,_Christian_Gottlieb_Daniel&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 18:50 Uhr UTC)
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Stein: Christian Gottlieb Daniel St., geographischer Schriftsteller, geboren am 14. October 1771 zu Leipzig, wo sein Vater Kaufmann war. Dieser starb frühe und hinterließ seiner Familie nur ärmliche Reste seines im 7jährigen Kriege zerstörten Vermögens. Durch eigene Anstrengungen und große Opfer [606] seiner Mutter, die einen Theil der zu den Studien des Sohnes nothwendigen Mittel erarbeitete, vermochte St., die Thomasschule und seit 1789 die Universität zu besuchen, an der er erst Theologie und später Philologie und Geschichte studirte. 1793 promovirte er in Leipzig und 1794 fand er eine Stelle als Collaborator am Berlinisch-Kölnischen Gymnasium, wo er 1802 Professor wurde. Die in seiner äußeren Lage gebotene Nothwendigkeit, für den Erwerb zu arbeiten, mag ihn zu den frühen litterarischen Versuchen auf pädagogischem, philologischem und geschichtlichem Gebiete veranlaßt haben, – seine Dissertation behandelt des Plutarch „De puerorum educatione“ – die er auch in späteren Jahren fortsetzte; dauerndere Verdienste hat er sich aber erst mit seinen geographischen Werken errungen, deren erstes ein „Handbuch der Geschichte und Erdbeschreibung des preußischen Staates“, 1796, erschien. Diesem folgte 1808 ein „Handbuch der Geographie“ in 2 Bänden und eine „Kleine Geographie“, die viele Auflagen erlebt hat, 1809 ein „Lehrbuch der Geographie des preußischen Staates“, 1811 ein „Geographisch-statistisches Post- und Zeitungslexikon“ und eine „Geographie nach Naturgrenzen“, 1812–1816 ein „Schulatlas“, 1814 bis 1816 ein „Atlas in 14 Blättern mit statistischen Tafeln“, 1817 eine „Europäische Geographie nach den natürlichen Grenzen“ und noch mehrere Werke über Geographie und Statistik von Preußen und 7 Bändchen „Reisen nach den vorzüglichsten Hauptstädten von Mitteleuropa“. Verschiedene naturgeschichtliche Handbücher, auch ein „Deutsch-griechisches Handwörterbuch“, gingen neben dieser langen Reihe geographischer Bücher einher, unter denen das „Handbuch der Geographie“ seinen Platz bis heute, wenn auch in sehr veränderter Gestalt, behauptet; es erlebte 5 Auflagen zu Lebzeiten seines Verfassers und hat später eine eingreifende Umgestaltung durch Wappäus erfahren. Durch Fleiß, Gewandtheit und eigene, auf Reisen durch fast ganz Europa erworbene Erfahrungen war St. zur geographischen Schriftstellerei in hervorragendem Maße befähigt. Seine Schulbücher zeichnen sich durch Klarheit, seine Hand- und Nachschlagebücher durch Vollständigkeit und praktische Anordnung aus. In der Wissenschaft haben sie keine Spur gelassen. 1827 wurde er auf Pölitzens Empfehlung zum Professor der historischen Hülfswissenschaften in Leipzig vorgeschlagen, aber nicht berufen; doch verbesserte sich nun seine Stellung in Berlin, und als er 1829 eine Stiftung von 10 000 Thalern für Wittwen verdienter Schulmänner machte, verlieh ihm der König den rothen Adlerorden. St. war auch ein fleißiger Recensent für die Litteraturzeitungen von Halle und Leipzig, einer der frühesten Mitarbeiter der Encyklopädie von Ersch und Gruber, eine Zeit lang redigirte er die Vossische Zeitung in Berlin; auch im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen findet man seine Beiträge. – Die kaum zu übersehende Reihe der Veröffentlichungen Stein’s läßt den Fleiß des lebhaften, von allen Seiten angeregten und nach vielen thätigen Mannes erkennen, der ein bescheidenes, zurückgezogenes Leben führte und den seine Freunde als offenen, ehrlichen Charakter schätzten. Er starb zu Berlin am 14. Juni 1830.

Mittheilungen von Pölitz im N. Nekrolog d. Deutschen VIII, 1.