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Artikel „Plessing, Friedrich“ von Eduard Jacobs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 277–281, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Plessing,_Friedrich&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 06:08 Uhr UTC)
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Plessing: Friedrich Victor Lebrecht P., geb. am 20. December 1749 zu Belleben im damaligen magdeburgischen Saal-, im heutigen mansfelder Seekreise, † am 8. Februar 1806 als Professor der Philosophie in Duisburg. Bis in sein zwölftes Lebensjahr wurde er von seinem frommen, geistig regsamen Vater im Pfarrhause sorgfältig erzogen und vorgebildet, auch wohl auf näheren und weiteren Wanderungen auf die erhabenen Schönheiten der Natur hingewiesen. Schon Michaelis 1762 verließ er zum ersten male das Vaterhaus, um in eine von dem frommen Grafen Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode ihm eröffnete Freistelle der Klosterschule zu Ilfeld einzurücken. Die dortigen Lehrer erkannten die guten Anlagen des Knaben, der jedoch seiner zarten Gesundheit wegen schon nach etwas über einem Jahre zu seinen Eltern zurückkehrte. Als sein Vater im Herbst 1764 als Hospitalprediger nach Wernigerode versetzt wurde, folgte er diesem und trat zu Ostern des nächsten Jahres in die dortige Lateinschule ein. Aber der Ruf des trefflichen Rectors der Halberstädter Domschule Struensee zog ihn schon im Herbst 1765 dorthin, wo er auch Gleim als Dichter und Vaterlandsfreund kennen und verehren lernte. War so bereits bis dahin seine Vorbildung eine mehrfach unterbrochene gewesen, so wurde sein weiterer Studiengang ein noch viel mehr wechselnder und zog sich von 1768–1783 hin. Im ersteren Jahre wandte er sich in Göttingen dem Studium der Rechte zu. Da ihm aber dieses zu trocken vorkam und seinem mit glühender Leidenschaft verfolgten Lebensideale nicht genügte, so trat er zu Nimwegen in holländische Kriegsdienste, um eine Laufbahn zu verfolgen, die seinem Ehrgeize mehr zusagte. Aber auch hier sah er sich enttäuscht, und da seinem zarten Herzen auch die Härten des Dienstes zuwider waren, so wandte er sich der Theologie zu, aber nicht einem frommen Zuge des Herzens folgend, sondern von der eiteln Hoffnung getrieben, ein großer Kanzelredner zu werden. Mit nicht genau zu bestimmenden Unterbrechungen besuchte er mehrere Universitäten, darunter Wittenberg, Halle und Leipzig. Jedenfalls wurde er am 20. October 1774 in Halle eingeschrieben und ging dann wieder im Mai des nächsten Jahres nach Leipzig. Da er sich seinem Studium nicht in der rechten Gesinnung hingegeben hatte, so brachte es ihm auch keinen Segen und der fromm erzogene Sohn wurde bald wenigstens mit dem Kopf ein entschiedener Zweifler. Es war freilich auch die Zeit, wo der alte Glaube auf den Hochschulen erschüttert wurde und der Rationalismus Eingang fand. P. suchte aber sein Christenthum mit dem Herzen festzuhalten, trat, wo er Gelegenheit fand, für den angegriffenen Glauben ein und übte und vertrug sein Lebtage keinen Spott mit dem, was andern heilig war. Aeußerlich war er dabei ein lebenslustiger Student mit einem starken Hang zum Ritterlichen und Absonderlichen. So waren ihm Studentenfahrten am Tage etwas zu gewöhnliches und er versammelte wohl seine Commilitonen am späten Abend, um mit dem Glockenschlage zwölf, das Schwert an der Seite, mitternächtige Ritte nach Belleben und Alsleben zu machen und dann, im Dienst einer jungen Schönen ohne Rast nach Halle und abermals mit Aufbietung aller Kräfte und nach allerlei Abenteuern zu dem Edelhofe bei Alsleben zurückzutraben. Aber bald war es mit diesem Jugendmuthe vorüber und dem jungen Manne, der bei sträflicher Vernachlässigung der ernsten Fachstudien wohl Ritterromane und andere schönwissenschaftliche Bücher gelesen hatte, waren die aufregenden und weltschmerzlichen Schriften der Sturm- und Drangperiode und eines Rousseau, besonders aber Werthers Leiden in die Hände gefallen, als dessen Opfer ihn Goethe selbst darstellt. Mit der Kraft seiner Innerlichkeit nahmen die weltschmerzlichen Gedanken, die er selbst aus den Schriften eines Wieland herauszulesen wußte, seine ganze Persönlichkeit ein; seine früheren Hoffnungen und Ideale waren zerstört. Zum großen Kummer seiner Eltern schloß er sich von allem Verkehr ab, [278] das verzweifelte Hinbrüten raubte ihm den Schlaf und sein ganzes Denken faßte er in das salomonische „Alles ist eitel“ zusammen, aber ohne das salomonische Gegengift. In diesem Jahre lang dauernden Zustande raffte er sich endlich Mitte 1776 zu einem Schreiben, vielmehr längeren Schriftstück, an Goethe auf, und da dieses unbeantwortet blieb, zu einem dringlicheren zweiten, um von da Heilung zu suchen, von wo er den gefährlichsten Krankheitsstoff für seine Seele eingesogen hatte. Goethe, der sich schon viele weltschmerzliche junge Leute aufgehalst hatte und dem Plessing’s Klagebriefe lästig waren, fand dieselben doch merkwürdig genug, um, frisch angeregt durch Lavater’s Physiognomik, ein Verlangen zu empfinden, den jungen Mann von Angesicht kennen zu lernen, um zu sehen, welchen Körper sich ein so wunderlicher Geist gebildet habe. Uebrigens trauen wir auf Grund des bekannten Gedichts (Harzreise im Winter) dem Dichter doch mehr edles Mitgefühl zu, als er es später selbst wahr haben will. Den Besuch bei P. in Wernigerode am 3. December 1777 und die dort zu Goethe’s großem Ergötzen glücklich durchgeführte Komödie können wir hier nur erwähnen.

Nachdem die Noth des jungen P. und der Kummer seiner Eltern, die auch durch ökonomische Sorgen gedrückt, aber durch die edle Theilnahme und Förderung der Grafen zu Stolberg, auch durch eine Erbschaft etwas erleichtert wurden, aufs höchste gestiegen war, ließ der Vater seinen Sohn im Herbst 1778 zu seinen väterlichen Verwandten nach Konitz reisen, wo er auch am 6. December die Kanzel bestieg, um dann seit Anfang des nächsten Jahres, wenn auch vorläufig noch als „der Gottesgelahrtheit Beflissener“, philosophischen Studien obzuliegen. Seine mit Anhängen in Druck gegebene Predigt zeigt, daß es ihm keineswegs an Sprach- und Redegabe, wohl aber an anderen Eigenschaften eines rechten evangelischen Predigers fehlte. In Königsberg kam er, jedenfalls durch ein unglückliches Liebesverhältniß, nicht ohne seine Schuld in schwierige persönliche Verwickelungen, aus denen er sich nur mit Mühe löste. Einige Zeit unterhielt er auch mit Hamann einen persönlichen Verkehr, der aber bei der völligen Verschiedenheit der Lebensanschauungen nie ein inniger wurde. Da P. seit 1780 ins litterarische und philosophische Schriftstellern kam, so bezeichnete ihn Hamann wol einmal als animal scribax, das sich so blind und leer ausschreiben werde, daß kein Tröpfchen von ihm werde übrig bleiben. Dem gegenüber ist jedoch zu bemerken, daß P. sein litterarisches Herumtappen bald aufgab und einen bestimmten Weg der Forschung ungemein fest und beharrlich verfolgte. Wenn er selbst das Jahr 1782 als die Zeit bezeichnet hat, in welcher eine wichtige Veränderung in ihm vorgegangen sei, da er damals den Glauben gefaßt habe, daß noch etwas aus ihm werden könne, so bestätigen die Thatsachen diese Angabe. Er warf sich mit Eifer auf das Studium der Philosophie und wurde darin am 21. April des nächsten Jahres unter Kants Decanat Doctor. Schon während seines Königsberger Aufenthalts hatte er mit Dohm, dessen Gemahlin, und durch Vermittelung des ersteren, dem er seinen ungedruckt gebliebenen Versuch über den Selbstmord zugesandt hatte, mit dem Oberconsistorialrath v. Irwing zu Berlin einen Briefwechsel angeknüpft. Als er dann im Sommer 1783 in sein Elternhaus nach Wernigerode zurückkehrte, benutzte er in gehobener Gemüthsverfassung diese Rückkehr zu einer längeren litterarischen Besuchsreise. Einen glücklichen Sommermonat verlebte er in Berlin bei Dohm und v. Irwing und wurde durch sie in die litterarischen Kreise der Hauptstadt und Potsdams, bei Teller, Spalding, Büsching, Mendelssohn, Nicolai u. A. eingeführt. Auch Reichardt hatte er seinen Besuch zugedacht, suchte sodann auch Herder und Goethe auf, den er in seiner Gartenwohnung zu Weimar antraf. Hinsichtlich der Zeit des letzteren Zusammentreffens herrscht eine gewisse Schwierigkeit, insofern Goethe dahin die Wiedererkennungsscene des vorher getäuschten Mannes verlegt, während [279] doch Goethe schon vorher mit ihm Briefe gewechselt und ihm am 26. Juli 1782 erklärt hatte, er wolle sein früheres Verfahren nicht loben, er habe aber so handeln müssen. Darnach könnte jener Besuch nicht füglich anders als im Herbst 1778 stattgefunden haben, als P. nach Westpreußen reiste. Der harmlosen, dem Haß und Groll nicht zugeneigten Natur Plessing’s entspricht es ganz, wenn Goethe berichtet, daß dieser beim Wiedererkennen gar keine Klagen und Vorstellungen erhoben habe. Der freundliche Verkehr bestand vielmehr fort, und bei Plessing’s Tode war noch ein Packet Goethe’scher Briefe vorhanden, die leider vernichtet wurden. In Wernigerode, wo zwischen Sohn und Eltern ein rührendes Wiedersehen gefeiert wurde, begann nun für ersteren eine fünf- bis sechsjährige Arbeitszeit, die auch unter den strebsamsten Gelehrten ihresgleichen sucht. Mit wüthender Anstrengung erstürmte er, um mit Goethe’s Worten zu reden, ohne sich die nöthige Erholung zu gönnen und daher nicht ohne zerrüttenden Einfluß auf seinen ohnehin nicht starken Körper, durch gewaltige Willeneskraft gute Sprach- und Geschichtskenntnisse. Besonders bemühte er sich den schmerzlich empfundenen Mangel an Kenntniß des Griechischen zu ersetzen. Auch suchte er in einem gründlichen realen Wissen ein Gegengewicht gegen die ihn beherrschende Einbildungskraft und sein speculirendes Grübeln. Zu statten kam ihm hierbei der freie Zugang zu der ansehnlichen gräflichen Bibliothek, neben welcher er auch die zu Helmstedt, Göttingen und Leipzig benutzte. Die in ziemlich schneller Folge der Oeffentlichkeit übergebenen theilweise umfangreichen Früchte dieser angestrengten Thätigkeit stehen unter einander im engsten Zusammenhang, sie suchen die Anfänge menschlicher Erkenntniß, Glaubens und Dichtens zu ergründen und befassen sich, da solche Bethätigungen des Geistes nur mit der gesellschaftlichen Entwicklung der Völker und Staaten hervortreten konnten, auch mit dieser. Die Anfänge menschlicher Cultur, Philosophie und Gottesverehrung sucht P. in Aegypten, welches Land und Volk eigens dazu organisirt sei. Die Blüthe der Philosophie sieht er in der platonischen Ideenlehre, die nach ihm in ein sehr hohes Alterthum zurückreicht und die keiner vor ihm einer so ausführlichen Untersuchung unterzog. Aristoteles hat nach seiner Ansicht den Plato theils verkannt, theils sich mit dessen Federn geschmückt. Den subjectiven Ausgangspunkt der Plessing’schen Geschichtsphilosophie erkennt man daran, daß er mit Worten, die theilweise Rousseau, Wieland und Werthers Leiden entnommen sind, ausführt, wie Plato die Nichtigkeit des Diesseitigen erkennend, sich in das Reich der Ideen geflüchtet habe (Versuche 1. Bd. S. 127 ff.). So manches in diesen Schriften verfehlt, so sehr in dem unruhigen Stil der bewegliche Geist des in tiefen Wehen ringenden Verfassers zu spüren sein mochte, so eroberten sie sich doch als eigenartige, in manchen Punkten das richtige treffende durchaus selbständige Arbeiten die Anerkennung, theilweise das entschiedene Lob der zeitgenössischen Kritik. Selbst die große Aufregung, in welche eine etwas abfällige Beurtheilung in der Allgemeinen deutschen Bibliothek ihn versetzte, betraf doch mehr den verletzenden persönlichen Ton als den Inhalt. Nach der Zeit des Erscheinens waren seine Hauptschriften: „Osiris und Sokrates.“ 1783. „Historische und philosophische Untersuchungen über die Denkart, Theologie und Philosophie der ältesten Völker, vorzüglich der Griechen, bis auf Aristoteles.“ 1785. „Memnonium oder Versuche zur Enthüllung der Geheimnisse des Alterthums.“ 1787 (Vorrede, Wernigerode 20. September 1786); zweiter Bd. 1787 (Vorrede Wernigerode 27. April 1787). „Versuche zur Philosophie des ältesten Alterthums.“ 1788; zweiter Bd. 1790 in 2 Abtheilungen. Zu den Verehrern oder günstigen Beurtheilern dieser Schriften gehörten der preußische Minister Graf Herzberg, Dohm und v. Irwing, mit denen er in lebhaftem Briefwechsel stand. So erklärt es sich leicht, daß nach einem so langen Entwicklungsgange P. endlich im 39. Lebensjahre mit dem allerdings [280] sehr mäßigen Gehalte von 300 Thalern eine feste Anstellung als Professor der Philosophie in Duisburg erhielt, die er am 8. September 1788 antrat. In Duisburg, einer der kleinsten deutschen Universitäten, war P. von der belebten Heerstraße der Gelehrtenwelt möglichst abgeschieden. Das war ganz nach seinem Wunsch, da er gegen den großen Haufen der damaligen leichtfertigen und schreibseligen Litteraten einen Widerwillen hegte. Dagegen trat er mit dem engeren Kreise seiner Collegen in einen sehr freundschaftlichen Verkehr, besonders aber mit den untereinander verschwägerten Theologen Möller und F. A. Krummacher, dem Parabeldichter, und ihren Familien. Durch jenen Familienkreis knüpfte er auch angenehme Beziehungen zu Nachbarorten: Crefeld, Mörs, Elberfeld, Kettwig und Essen an. In diesem Kreise, in welchem ihm von Frauen zumeist die Frau seines Collegen Möller und deren Schwestern nahe traten, verlebt der zuletzt immer mehr vereinsamende Mann seine einzigen glücklichen Augenblicke und Stunden. Durch seinen Tod wurde aber auch diesen Freunden eine schmerzliche Wunde geschlagen. „Wer trug gleich ihm der Freundschaft Feuer im Busen!“ war das Urtheil seines treuesten Freundes Möller. P. ist als ein Virtuose der Freundschaft zu bezeichnen. Fragen wir nun, wie P., seitdem er zu Duisburg im Amte war, sich als Philosoph bethätigte und entwickelte, so zeigt er sich auch hier als ganz eigenartige Erscheinung, wie er es sein ganzes Leben hindurch war. Zunächst hatte er sich freilich, um seinem Berufe zu genügen, in dessen Aufgaben und in die logischen, metaphysischen und religionsphilosophischen Collegien einzuarbeiten, da er die Weltweisheit nicht schulmäßig betrieben hatte. Während dieser ersten Periode, die bis zum Jahre 1793 dauerte, besuchte ihn Goethe, der ihn also doch nicht aus dem Herzen verloren, ihm auch einige materielle Dienste geleistet hatte, bei seinem Rückzuge aus der Champagne im November 1792, als seinen einzigen Duisburger Bekannten. Von dem bezeichneten Zeitabschnitte an verfolgte nun aber P. aufs Neue ein großes Ziel. Durch die Philosophie seines großen Lehrers Kant waren die sein Ich zerspaltenden Zweifel und sein Unglaube noch befestigt worden. Er bewunderte die Tiefe und den Scharfsinn, mit welchen jener große Denker die Mängel und Schwächen der bisherigen Philosophie aufdeckte. Aber wenn er die Stärke im Niederreißen bewunderte, konnte das, was er dogmatisch aufbaute, ihm nie Ueberzeugung abgewinnen. So suchte er ein eigenes philosophisches System zu erdenken, um die Räthsel der sittlichen Weltordnung, von Gott, Weltursprung und Unsterblichkeit zu lösen. Das Forschen und Grübeln hierüber regte seinen ohnehin bereits geschwächten körperlichen Organismus so auf, daß ihn oft der Schlummer floh, zumal wenn er in Zeiten der geistigen Verfinsterung an der Erreichung des heiß ersehnten Zieles fast verzweifeln wollte. Ebenso versetzten ihn traurige Nachrichten über den Tod von Angehörigen in solchen Trübsinn, daß er auf ganze Zeiten seine liebsten Freunde mied und sich ihren Besuch ernstlich verbat, während er die Einsamkeit der Wälder aufsuchte, um sich zu einem gewissen Gleichgewicht des Gemüths wieder „durchzudenken“, wie er sich ausdrückte. Nach langem Umherirren sah er sich, wie er in einem ausführlichen Schreiben an den Kammerpräsidenten v. Vincke erklärte, seinem Ziele nahe und legte einige Ergebnisse seiner neuen Moralphilosophie in einer für den Minister v. Massow bestimmten Vorlesung nieder. Aber dieses Ziel sollte er nicht erreichen, wie er denn auch keinen Lichtschimmer durch die dunkeln Tage seines heißgeliebten Vaterlandes blicken sah. Jene Vorlesung „Von der Tugend“ aber wurde von seinem Freunde Krummacher herausgegeben. Nachdem P. viel an Schlaflosigkeit, Unterleibskrampf, seit 1801 auch an schlagähnlichen Zufällen gelitten, sich dann aber zuletzt wieder bis zum 30. Jan. 1806 körperlich und geistig stärker gefühlt hatte, starb er nach kurzer Krankheit an der Gesichtsrose mit zugetretenem Schlaganfall am 8. Febr. 1806.

[281] A. W. Möller, F. A. Krummacher und seine Freunde. Bremen 1849; sonst zumeist nach handschriftlichen Nachrichten in Familienarchiven. – Dreizehn auf der kgl. Bibliothek zu Königsberg i. Pr. erhaltene Briefe Plessing’s an Kant konnten nicht benutzt werden, da eine Herausgabe des Kant’schen Briefwechsels beabsichtigt wird.