ADB:Konrad IV. (deutscher König)

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Artikel „Konrad IV., römischer König, König von Jerusalem und Sicilien“ von Eduard Winkelmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 562–567, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_IV._(deutscher_K%C3%B6nig)&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 20:41 Uhr UTC)
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Konrad IV., erwählter römischer König und König von Jerusalem und Sicilien, geb. am 25. (oder 27.) April 1228 zu Andria als Sohn Kaiser Friedrich II. von der zweiten Gemahlin desselben, Isabella von Brienne, Erbin des Königreichs Jerusalem; gest. am 21. Mai 1254 zu Lavello bei Melfi. Friedrich II., welcher diesen Sohn zärtlich liebte, hatte wohl schon 1234 die Absicht, ihn an die Stelle des mehr und mehr offener Empörung zuneigenden ältesten Sohnes Heinrich VII. zu setzen, und ihn deshalb mit nach Rieti zum Papste Gregor IX. genommen, als er sich mit diesem über die gegen jenen zu ergreifenden Maßregeln verständigte. Als dann Heinrich VII. geradezu in Deutschland rebellirte und Friedrich im April 1235 von Apulien dorthin aufbrach, nahm er K. ebenfalls dorthin mit und verlobte ihn bald darauf mit Elisabeth, der Tochter des Herzogs Otto von Baiern. Die Absetzung und Gefangennahme Heinrichs VII. und seine Abführung nach Apulien, die Auflehnung des Herzogs Friedrich des Streitbaren von Oesterreich gegen den Kaiser und der gerade durch die Fürsten eifrigst unterstützte Reichskrieg gegen die lombardische Liga, welcher voraussichtlich den Kaiser wieder lange von Deutschland fernhalten mußte – Alles wirkte zusammen, daß Friedrichs Wunsch, die erledigte Krone des römischen Königs diesem Konrad zuzuwenden, kaum Hindernisse fand. Nachdem schon im Herbste 1236 diesem Knaben eine Art persönlicher Stellvertretung übertragen worden war, wurde derselbe im Februar 1237 zu Wien, als die Eroberung Oesterreichs und Steiermarks den Kaiser in Deutschland mächtiger als je zuvor gemacht hatte, förmlich zum Könige erwählt und diese Wahl auf einer Versammlung zu Speier im Juni 1237 durch den Hinzutritt anderer Fürsten bestätigt. Von einem Antheil des eben erst neun Jahre alten Konrad an der wirklichen Regierung Deutschlands konnte natürlich weder damals noch in den nächsten Jahren die Rede sein. Sie wurde vielmehr ähnlich wie in der Zeit der Unmündigkeit Heinrichs VII. in der Weise geführt, daß der Erzbischof von Mainz, Sigfried III. von Eppenstein, als Reichsprokurator an die Spitze trat, bis er 1241 zur Partei des Papstes überging und durch den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen ersetzt wurde. Das staufische Herzogthum Schwaben kam unter die Verwaltung des Schenken Konrad von Winterstetten, [WS 1] die Haus- und Reichsgüter im Elsaß wenigstens anfangs unter die eines Bruders des deutschen Ordens Berthold von Tannenrode und so werden besondere Verwalter auch für andere Gegenden bestellt worden sein. Die Frage aber, wie weit sich sowohl jene Reichsprokuratur als auch diese Güterverwaltung erstreckt und [563] wie sie sich namentlich zu dem geheimen Rathe verhalten haben, welcher bei der Person des Königs sich befand und dessen Zustimmung oft in königlichen Verfügungen erwähnt wird, ob letztere namentlich ohne Betheiligung des Reichsprokurators erlassen werden konnten, ist vorläufig nicht mit Sicherheit zu beantworten: waren, wie es wahrscheinlich ist, Grenzen ihrer Kompetenz festgesetzt, so wurden diese jedenfalls dadurch, daß auch der Kaiser von Italien aus, obwohl seltener als zur Zeit Heinrichs VII., für Deutschland verfügte, einiger Maßen verwischt. Ich möchte glauben, daß dem Reichsprokurator mehr die Wahrnehmung der allgemeinen Interessen des Reichs und des Kaisers oblag, namentlich als sich seit 1238 das Verhältniß zur Kirche trübte und löste, dem geheimen Rathe dagegen mehr die Erledigung der gewöhnlichen Geschäfte zustand, wie sie an König und Kanzlei zu gelangen pflegten und in den unter dem Namen K.’s erlassenen Königsurkunden aus dieser Zeit enthalten sind. Die Mitglieder des geheimen Raths selbst gehörten entweder wie Gottfrid von Hohenlohe, der ohne Zweifel unter ihnen der vornehmste war, dem Stande der Edelherren oder in ihrer Mehrzahl der Ministerialität an, also wieder wie zur Zeit Heinrichs VII. jenen ritterlich lebenden Kreisen, welche namentlich seit dem Anfange des Jahrhunderts theils neben den Fürsten theils im Gegensatze zu ihnen politischen Einfluß erstrebt und errungen hatten. Walther Schenk von Limburg hatte sogar auf Seiten Kaiser Heinrichs VII. gestanden, freilich dafür auch gebüßt. Dieser geheime Rath hatte denn auch die Aufsicht über die Erziehung des jungen Königs und an ihn wendet sich Friedrich, als ihm in späteren Jahren das Betragen desselben und sein Verkehr mit Leuten niederen Standes Kummer verursachte, mit dem Befehle, ihn mit wohlberufenen, durch Treue und Tüchtigkeit ausgezeichneten Männern aus dem Stande der Reichsministerialen zu umgeben, die ihn auf den Weg der Ehrbarkeit und der Zucht leiten möchten. Hatte Friedrich dem Sohne schon früher geschrieben, daß er sich der auf ihn gefallenen Wahl erst durch Tugenden würdig machen, lernen und dem Lehrer gegenüber nicht König, sondern Schüler sein müsse, so hielt er ihm nun das warnende Beispiel seines unglücklichen Bruders vor Augen, mit welchem Erfolge aber wissen wir nicht. Es scheint, daß auch Konrad nicht ganz den Erwartungen des Vaters entsprach, mit dem er übrigens nur noch zwei Mal zusammengetroffen ist, im Sommer 1238 in Verona und bei der mißglückten Belagerung von Brescia und dann wieder im Juni 1245, als Friedrich seine deutschen Anhänger zu einer Sprache nach Verona entboten hatte, während das Concil zu Lyon tagte. Nachdem Vater und Sohn Oberitalien bis nach Turin durchzogen hatten, kehrte Konrad im August 1245 von Turin aus wieder heim. Was vor diesem Jahre und vor der Absetzung des Kaisers zu Lyon in Deutschland geschehen war, wird man nicht leicht auf Konrads persönliche Rechnung setzen können. Und auch in anderer Beziehung macht jenes Jahr einen Abschnitt, insofern er es seitdem mit Gegenkönigen und einer festgeschlossenen Opposition zu thun bekam, während vorher die in seinem Namen geführte königliche Regierung zwar auch schon auf Widerstand gestoßen war, welcher auf die päpstliche Excommunikation von 1239 sich berief, dieser Widerstand aber doch nur von vereinzelten Fürsten ausgegangen war, deren Stellung sich überdies jeden Augenblick veränderte. Der bekannte Agitator Albert der Böhme hatte freilich schon 1238 im Hinblick auf die bevorstehende Excommunikation des Kaisers viel Mühe an die Bildung einer festen päpstlichen Partei gesetzt, er übte auf den Herzog Otto von Baiern den größten Einfluß und brachte es dahin, daß dieser sich mit dem vom Kaiser geächteten Herzoge Friedrich dem Streitbaren von Oesterreich und dem Könige Wenzel von Böhmen vereinigte, ja es wurde schon damals an die Wahl eines Gegenkönigs, nämlich des dänischen Prinzen Abel gedacht; aber Abel selbst wies die ihm zugedachte [564] bedenkliche Rolle zurück, die im Juni 1239 zu Eger versammelten deutschen Fürsten nahmen ernstlich eine Vermittlung zwischen Kaiser und Papst in die Hand, Herzog Friedrich versöhnte sich mit dem Kaiser, sobald er sein Land wiedererobert hatte, der Böhme war ganz unberechenbar und selbst dem Herzoge von Baiern wurde der rücksichtslose päpstliche Agitator unbequem, so daß er ihn am Anfange 1241 von seinem Hofe vertrieb. Auf der anderen Seite blieb freilich auch die fürstliche Vermittlung, welche der Deutschordensmeister Konrad von Thüringen in Rom betreiben sollte, fruchtlos, nicht blos weil der Beauftragte selbst am 24. Juli 1240 in Rom gestorben war, sondern vor Allem, weil aus den von den einzelnen Fürsten ihm mitgegebenen Beglaubigungsschreiben deutlich hervorging, daß unter ihnen keineswegs Einmüthigkeit bestand und am Wenigsten die Neigung, unbedingt für die kaiserliche Sache einzutreten. Die drohende Mongolengefahr hat damals fürs Erste den Ausbruch von Feindseligkeiten verhindert, ja noch einmal Deutschland um den König geschaart, der zu Pfingsten 1241 in Eßlingen einen allgemeinen Landfrieden verkünden ließ, selbst das Kreuz gegen die Mongolen nahm und überhaupt die Vorbereitungen zum Kriege gegen dieselben nicht ohne Nachdruck betrieb. Als aber die Gefahr durch das Zurückweichen der Mongolen sich verzog, da brach sogleich der Bürgerkrieg zwischen den päpstlichen und staufischen Anhängern aus, aber mit merkwürdigem Wechsel der bisherigen Parteigenossen. Während Baiern, Oesterreich und Böhmen jetzt kaiserlich sind, tritt der bisherige Reichsprokurator Sigfrid von Mainz auf die päpstliche Seite über, indem er sich am 10. Sept. 1241 mit dem Erzbischof von Köln, Konrad von Hochstaden, verbündet und die Feindseligkeiten mit einem Angriffe auf die kaiserlich gesinnten Wormser eröffnet. Der Titel des Reichsprokurators ging nun auf den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen über, wird jedoch zu gleicher Zeit auch von dem Könige von Böhmen geführt. Keiner von Beiden scheint aber an den Kriegshändeln und an den politischen Verhandlungen einen wesentlichen Antheil gehabt zu haben, mit welchen der König d. h. der geheime Rath desselben jener Opposition der rheinischen Erzbischöfe entgegentrat und zwar anfangs mit bestem Erfolge. Am Niederrhein hielten sich Landskron, Kaiserswerth und Aachen, die Herzöge von Brabant und Limburg, die Grafen von Geldern, Jülich u. s. w. waren ebenfalls kaiserlich und im Frühlinge 1242 gerieth der Erzbischof von Köln in die Gefangenschaft Wilhelms von Jülich. Der König selbst aber wandte sich gegen Sigfrid von Mainz und suchte im August 1242 und 1243 dessen Land, besonders den Rheingau mit verwüstenden Einfällen heim. Die Verhandlungen zwischen dem Kaiser und dem neugewählten Papste Innocenz IV., welche wiederholt die beste Aussicht auf Frieden boten, veranlaßten ganz von selbst auch Waffenruhe in Deutschland; aber auch dann, als Innocenz jene Verhandlungen abbrach, kam es nicht sogleich zu größeren Unternehmungen, da die päpstliche Partei keineswegs inzwischen an Boden gewonnen hatte, die kaiserliche aber offenbar wenig Lust zu kriegerischem Vorgehen empfand, und der größte Theil der Fürsten sich obendrein durchaus abwartend verhielt. Konrad konnte daher noch im Sommer 1245 ohne Bedenken auf längere Zeit Deutschland verlassen, um in Italien mit seinem Vater zusammenzutreffen und den Ausgang des Concils von Lyon abzuwarten. Die Dinge gewannen allerdings nach dem Concile, wie erwähnt, ein anderes Aussehen. Seitens der Kurie wurden zunächst die Bischöfe, welche in ihrer Mehrzahl bis dahin keinen sonderlichen Eifer für die päpstliche Sache gezeigt hatten, zur Verkündigung der Concilsbeschlüsse in Betreff der Absetzung Friedrichs und Konrads und zur Kreuzpredigt gegen dieselben durch die Drohung mit Bann und Absetzung auf der einen und durch die Gewährung von Vergünstigungen auf der anderen Seite hingedrängt. Die Kurie schuf sich in ihnen eine festgeschlossene [565] Partei, die durch einen Legaten, den Bischof Philipp von Ferrara die Anweisung für ihr Handeln und aus den Geldern, welche den übrigen Ländern zum Kampfe gegen die Staufen abgepreßt wurden, die nöthigen Mittel erhielt sich weitere Anhänger zu werben und zur Wahl eines Königs von Papstes Gnaden schreiten zu können. Wie sehr Innocenz IV. der Fügsamkeit dieser seiner jetzt nachdrücklichst in Zucht genommenen Anhänger vertrauen durfte, zeigt sein Mandat vom 21. April 1246, durch welches er ihnen einfach aufgab, den Landgrafen Heinrich von Thüringen zu wählen, der sich zur Annahme der Wahl bereit erklärt habe, und nicht minder der Umstand, daß dieser Auftrag auf der Stelle erfüllt wurde. Heinrich Raspe wurde schon am 22. Mai zu Hochheim bei Würzburg erwählt, ein rechter Pfaffenfürst, wie man ihn genannt hat, da wohl die Erzbischöfe von Mainz, Trier, Köln und Bremen und die Bischöfe von Würzburg, Naumburg, Regensburg, Straßburg, Speier, von weltlichen Fürsten aber nur die Herzöge von Brabant und Sachsen für ihn waren, welche obendrein für den bevorstehenden Kampf um die Krone, der im mittleren und südlichen Deutschland ausgefochten werden mußte, wenig in Betracht kamen. Wenn diejenigen Fürsten, welche zur kaiserlichen Partei zählten, mit den Anhängern des Papstes auch nur einiger Maßen in Rührigkeit gewetteifert hätten, würde Konrad, welcher wohl um diese Zeit persönlich die Regierung übernommen hat, unfraglich seinem Gegner weit überlegen gewesen sein; so aber blieb er wesentlich auf seine Hausmacht, besonders auf Schwaben angewiesen und da war es denn höchst bedenklich, daß gerade hier die päpstliche Agitation die Treue gegen die Staufer untergraben hatte. Als Konrad dem Gegenkönige, welcher auf Frankfurt zog, um dort einen Reichstag zu halten, am 5. August 1246 an der Nidda entgegentrat, wurde er mit großem Verluste geschlagen und zwar hauptsächlich durch den Verrath der Grafen von Württemberg und Grüningen, welche gleich am Anfange der Schlacht ihre Stellung verließen. Aus den päpstlichen Erlassen der nächsten Jahre kann eine lange Reihe schwäbischer Grafen und Edeln zusammengestellt werden, welche sich der Kirche zugewandt hatten. Dennoch hat weder jene Niederlage bei Frankfurt noch dieser Abfall Konrads Stellung eigentlich gebrochen, nicht einmal in Schwaben. Die große Masse der Ministerialen hielt an ihm fest und ebenso die großen Städte, wie Reutlingen, Ulm, Augsburg. Als der Pfaffenkönig im Januar 1247 sich vor Ulm legte, nöthigte ihn der tapfere Widerstand der Bürger, die Kälte und der Mangel an Lebensmitteln sehr bald zum Abzuge; heimgekehrt ist er auf der Wartburg am 16. Februar gestorben. Konrad dagegen hatte unmittelbar nach der Frankfurter Schlacht sich der dauernden und nachhaltigsten Unterstützung des Herzogs Otto von Baiern dadurch versichert, daß er am 1. Sept. 1246 sich mit dessen Tochter Elisabeth vermählte, nachdem sein Vater das Jahr zuvor für ihn vergeblich um die Hand der Erbin der Provence geworben hatte; seine Stellung am mittleren und unteren Rhein war unerschüttert; er hatte noch immer Trifels und die übrigen Reichsburgen an der Hardt, Landskron, Kaiserswerth und Aachen in seinem Besitz und ebenso die Bischofsstädte Speier und Worms, wie denn überhaupt die Städte im allgemeinen durch Anhänglichkeit an die Staufer sich auszeichneten. Der hartnäckige Widerstand, welchen Aachen und Kaiserswerth dem am 3. Okt. 1247 gewählten zweiten Pfaffenkönige Wilhelm von Holland entgegenstellten, hielt diesen über ein Jahr in den unteren Gegenden fest, so daß Konrad inzwischen sowol gegen die Abgefallenen in Schwaben – er soll etwa im April 1248 in einem Gefechte mit den Grafen von Kiburg, Froburg, Sigmaringen und Grüningen beinahe in Gefangenschaft gerathen sein –, als auch den Erzbischof Sigfrid von Mainz ins Feld ziehen konnte. Und als Wilhelm nach der Einnahme von Aachen endlich im Juli 1250 rheinaufwärts bis in die [566] Gegend von Oppenheim vordrang, wurde er von Konrad nach Mainz hineingedrängt und mußte es geschehen lassen, daß dieser seine Freunde, die rheinischen Bischöfe, so lange mit den ärgsten Verwüstungen heimsuchte, bis sie sich zu einem Waffenstillstande herbeiließen. Weder die Agitation noch das Geld des Papstes noch auch die Kreuzpredigt gegen die Staufer vermochten die letzteren in Deutschland zu vernichten; jene Mittel haben höchstens so viel erreicht, daß Konrad etwa auf diejenige Stellung zurückgedrängt wurde, welche einst Philipp von Schwaben in den Jahren seiner Bedrängniß inne gehabt hatte. Konnte Konrad nicht mehr unbedingt über Schwaben verfügen, so wurde dieser Ausfall doch dadurch ausgeglichen, daß Oesterreich und Steiermark nach dem Tode Friedrichs des Streitbaren unmittelbar unter kaiserliche Verwaltung genommen worden war. Friedrich II. starb am 13. Dec. 1250 und es hätte nicht gefehlt, so wäre ihm sein Sohn kurze Zeit darauf im Tode gefolgt. Denn als Konrad das Weihnachtsfest in Regensburg gefeiert hatte, wo er im St. Emmeramskloster wohnte, wurde dort von einem Regensburger Ministerialen Konrad von Hohenfels im Einverständnisse mit dem Abte des Klosters und mit dem Bischofe Albrecht, welcher außerhalb der Stadtmauern wartete, in der Nacht vom 28. zum 29. Dec. auf den König ein Mordanschlag gemacht, welchem derselbe nur durch einen Zufall und durch die Hingebung des Schwaben Friedrich von Evensheim entging. Der Tod des Vaters aber wurde ihm erst im Febr. 1251 bekannt, worauf er sich nicht mehr „Erbe des Königreichs Jerusalem“, sondern jetzt „König von Jerusalem und Sicilien“ nannte. Ersteres war ja längst nur noch ein Titel; Sicilien aber hat auch Konrad wichtiger gehalten als die Stellung in Deutschland. Nachdem er im März 1251 noch einmal die treuen Städte am Rhein, Speier, Worms, Oppenheim besucht, durch zahlreiche Verpfändungen seine Kasse gefüllt und auf einer Sprache zu Augsburg seinen Schwiegervater Otto von Baiern zum Reichsverweser bestellt hatte, zog er über die Alpen nach Verona und dann unter dem Geleite Ezelins von Romano über Goito nach Cremona, wo er sich mit den oberitalischen Ghibellinen besprach. Hier traf ihn eine Botschaft seines Bruders Manfred, nämlich der sicilische Kanzler Mag. Walther von Ocra, mit welchem wohl der weitere Weg ins Königreich vereinbart wurde. Man wählte den sicherern Seeweg. Konrad ging über Verona, Vicenza und Pordenone nach Istrien, schiffte sich bei Pirano ein und gelangte so über Pola und Spalatro am 6. Januar 1252 nach Siponto, wo Manfred den Bruder empfing und das stellvertretend verwaltete Königreich ihm übergab. Das Verhältniß der Brüder aber trübte sich sehr bald, wahrscheinlich durch die Einmischung des Markgrafen Berthold von Hohenburg, welcher Konrads Mißtrauen zu erregen wußte. Konrads Versuche, zu einem Frieden mit dem Papste zu gelangen, scheiterten an dem Umstande, daß letzterer damals bemüht war, englische und nachher französische Prinzen zur Annahme des sicilischen Lehnskönigreichs zu bestimmen, und überhaupt keinen Frieden mit den Staufern wollte, am Wenigsten einen solchen, welcher die Verbindung Siciliens mit dem Kaiserreiche bestätigt hätte. So mußte denn Konrad auf Fortsetzung des unvermeidlichen Kampfes denken und vor Allem den Widerstand im Königreiche selbst brechen, wo seit dem Tode des Kaisers ziemlich viele Gemeinden, namentlich in Terra di Lavoro und Abruzzo, offen für den Papst sich empört hatten. Diese wurden nach und nach überwältigt, zuletzt nach viermonatlicher Belagerung auch Neapel am 10. Okt. 1253. Nachdem dann ein letzter Versuch der Verständigung mit dem Papste wieder mißlungen war, wollte Konrad im Frühlinge 1254 mit einem starken Heere nach Norden ziehen; da ist er, der wie viele Deutsche seiner Umgebung schon längst unter den Einwirkungen des Klimas litt, am 21. Mai 1254 zu Lavello gestorben, erst 26 Jahre alt. Die Kürze seines [567] Lebens, dann aber auch die kriegerischen Verwicklungen, in welche er sich von Anfang an durch die Macht der Verhältnisse hineingezwungen sah, haben ihn nicht zu dauernden Schöpfungen gelangen lassen. Doch hat er immerhin während der kurzen Zeit seines sicilischen Königthums dort seine Autorität und die bestehende Reichsordnung nachdrücklich zur Geltung gebracht, letztere auch durch die Gesetzgebung des Hoftags zu Foggia im Febr. 1252 weitergebildet. Allgemeine Bildungsinteressen fehlten ihm nicht. Rudolf von Ems, der an Konrads Zug nach Italien theilnahm und hier starb, hat auf Bitte desselben seine Weltchronik gedichtet. Salerno, früher nur medizinische Schule, wurde durch Konrad zu einer vollständigen Universität erhoben, für welche er durch Gewährung beträchtlicher Besoldungen hervorragende Lehrkräfte zu gewinnen suchte. Ein unversöhnlicher Gegner der Kirche ist Konrad so wenig gewesen, als seine Vorfahren; ohne Zweifel wäre ihm ein erträgliches Abkommen mit derselben das Erwünschteste gewesen. Das zeigen seine wiederholten Friedensanerbietungen an den Papst; noch mehr aber sein Testament, von dem freilich nur der Eingang dem Wortlaute nach erhalten ist, in welchem aber, wie sein Sohn Konradin und Andere ausdrücklich versichern, dem Papste die Vormundschaft über das junge Kind übertragen war und dem Markgrafen Berthold von Hohenburg die Regentschaft im Königreiche Sicilien. K. hat wohl ähnlich wie sein Großvater Heinrich VI. das Bedürfniß gefühlt, durch Concessionen der ausgesprochenen Feindschaft des Papstes die Spitze abzubrechen und diesen vielmehr für den Bestand des unmündigen Sohnes zu interessiren. Er ist wahrscheinlich auch auf dem Todbette vom Banne befreit worden, seine Leiche wurde wenigstens (auf dem Wege zur Königsgruft von Palermo?) in den Dom von Messina gestellt und mit demselben durch eine Feuersbrunst verzehrt. Konrads Gattin Elisabeth von Baiern war ihm nicht nach Italien gefolgt. Sie gebar wenige Monate nach seiner Entfernung am 25. März 1252 auf dem Schlosse Wolfstein bei Landshut den gleichnamigen Sohn, den Konradin der Italiener, und trat am 6. Oct. 1259 in eine zweite Ehe mit dem Grafen Meinhard von Görz und Tirol, in welcher sie reich an Kindern am 10. Oct. 1273 starb.

Die Quellen für Konrads Geschichte in Deutschland sind äußerst spärlich, meist nur abgerissene Nachrichten, die oft für volle Jahre gänzlich fehlen; für sein Auftreten in Italien fließen sie reichlicher (besonders Saba Malaspina und der Biograph Innocenz IV. Nicolaus de Curbio). Seine Urkunden sind verzeichnet bei Böhmer, Reg. imp. ed. Ficker; gesammelt in Huillard-Bréholles, Hist. dipl. Frid. II. und Capasso, Hist. dipl. regni Siciliae 1250–1266. Neap. 1874, eine Anzahl auch in Ficker’s Publikationen und des Ref. Acta imperii; die Konstitutionen vom Februar 1252 durch Hartwig in Forsch. z. deutsch. Gesch. VI. – Vgl. außer den allgemeinen Werken über die Geschichte der Staufer und Friedrichs II.: Schirrmacher, Die letzten Hohenstaufen. Göttingen 1871.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe den Artikel über seinen Enkel Ulrich Schenk von Winterstetten