ADB:Wenzel (König von Böhmen)

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Artikel „Wenzel I., König von Böhmen“ von Adolf Bachmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 749–753, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wenzel_(K%C3%B6nig_von_B%C3%B6hmen)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:22 Uhr UTC)
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Wenzel I. *), König von Böhmen 1230–1253, geboren 1205 als Sohn Přemysl Ottokar’s I. und der Konstanze, Tochter König Bela’s III. von Ungarn. Entgegen der im Lande geltenden Senioraterbfolge und ohne Rücksicht auf seinen älteren Bruder Wratislaw („Writzelaus“) wurde W. schon 1216 von den böhmischen Großen als Thronfolger angenommen und von Kaiser Friedrich II. bestätigt und belehnt (26. Juli). Damit war die Primogeniturerbfolge wenigstens angebahnt, wenn auch eine förmliche Neuordnung des Thronrechtes noch sehr lange auf sich warten ließ (Nachfolgegesetz Karl’s IV. vom 7. April 1348 in Verbindung mit der Gold. Bulle v. Nürnberg u. Metz 1355–1356). Nachdem W. schon als zweijähriges Kind 1207 mit K. Philipp’s von Deutschland Tochter Kunigunde versprochen worden war und 1224 das Beilager mit ihr wirklich vollzogen hatte, wies ihm, neunzehnjährig, sein Vater das Pilsner Gebiet zur Verwaltung zu, während Mähren dem jüngeren Wladislaw und nach dessen Tode 1227 dem jüngsten Bruder Přemysl übergeben wurde. Doch blieb da wie dort die Gewalt in den Händen des Königs. Und dies änderte sich auch nicht, als 1230 W. seinem Vater († am 13. Dec.) im Königthume nachfolgte. Die Lausitz behielten die Könige ohnehin in der eigenen Hand.

Dank der kraftvollen Herrschaft seines Vaters sah sich der neue König an der Spitze eines im Innern wohlgeordneten, nach außen angesehenen und mächtigen Reiches, dessen reiche natürliche Hülfsmittel in der Zeit langen Friedens zu allseitiger rascher Entwicklung gelangt waren. Böhmen war wol von Deutschland abhängig und der König deutscher Lehens- und Reichsfürst; aber die Verpflichtungen gegen Kaiser und Reich, die die Fridericiana vom 26. September 1212 bestimmte, kamen kaum noch in Betracht gegenüber Recht und Ansehen, die dem mächtigen Böhmenherrscher im Kreise der Reichsfürsten und am Hofe des Kaisers zustanden. Hatte doch ebendeshalb König Ottokar I. wiederholt sich des Vorrechtes entschlagen, den in größerer Entfernung von Böhmen oder [750] auf bairischem Boden stattfindenden Reichstagen Kaiser Friedrichs fern bleiben zu dürfen.

Die Machtstellung Böhmens war groß genug, um in den Händeln der mitteleuropäischen Fürstenhäuser zu jenen Tagen, ja selbst in dem gewaltigen Ringen zwischen Kaiserthum und Papstthum eine wichtige Rolle zu spielen. W. war auch nicht der Mann, um Verwicklungen zu scheuen und stets in kühler Berechnung mit seinen Mitteln hauszuhalten. Dies verwickelte ihn in eine Reihe von Kämpfen, bei denen mehr das partei-politische und dynastische als das wahre Interesse seines Landes zur Geltung kam.

Den Krieg mit Oesterreich hatte jedoch schon Wenzel’s Vater 1230 begonnen. Die Ursache liegt nicht klar. Kaum geschah es des mit dem Babenberger verfeindeten, mit Böhmen verwandten ungarischen Königshauses wegen, da eben die Ungarn damals mit Oesterreich Frieden hielten. Wahrscheinlicher sind alte Abneigung (seit 1226) und Grenzhändel. Der Krieg verlief übrigens ergebnißlos, obwol es dem Herzoge von Oesterreich auch sonst an Gegnern wahrlich nicht fehlte. Nachdem die Böhmen in Oesterreich großen Schaden gethan, sah König Wenzel den eigenen Bruder Přemysl von Mähren, der wol nach des Vaters Tode eine unabhängigere Herrschaft forderte, an der Seite der Oesterreicher und diese 1233 siegreich im eigenen Lande. Doch kam es bald zu einer kurzen Waffenruhe und der Böhmenkönig war am 1. Mai 1235 neben anderen Fürstlichkeiten in Stadlau bei Wien der Gast des Herzogs von Oesterreich. Aber noch im selben Jahre brach der Krieg zwischen Friedrich dem Streitbaren und Böhmen-Ungarn von neuem aus und 1236 übernahm König W. zugleich mit andern Fürsten die Vertreibung des unruhigen Herzogs von Oesterreich, den der Kaiser geächtet hatte. Die Böhmen bemächtigten sich der Hauptpunkte des Landes am linken Donauufer. Zu Beginn 1237 war der König in Wien, wo der Kaiser seinen jüngeren Sohn Konrad zum römischen König wählen ließ.

Aber eben jetzt oder doch bald darauf trat eine Wandlung ein. Ursache war vielleicht zunächst nur, daß der Kaiser seine Absicht deutlich zu erkennen gab, die babenbergischen Lande für sein Haus zu gewinnen. Die mit der Execution betrauten Fürsten sollten leer ausgehen. Des Königs Mißstimmung nutzte die Curie, die eben daran war, wegen ihres Streites mit dem Kaiser in Sachen der lombardischen Städte eine antikaiserliche Partei im Reiche zu schaffen. Ohnehin galt bei W. viel mehr als seine staufische Gemahlin das Wort seiner Schwester Agnes, die, seitdem sie der Kaiser 1226 als Schwiegertochter verschmäht hatte, zu den Gegnerinnen der Staufen zählen durfte. Schon 1238 zog sich W. von dem Kampfe um Oesterreich, den der geächtete Herzog je länger desto glücklicher führte, gänzlich zurück und 1239 erfolgte unter der Vermittlung des Baiernherzogs in Passau seine völlige Befriedung mit Oesterreich, zumal der Herzog sich dazu verstand, die schwersten Opfer zu bringen, um sich des gefährlichen Gegners zu entledigen: das linke Donauufer, soweit es österreichisch war, und die Hand seiner Nichte Gertrud, die damals bereits als die Erbin des söhnelosen Herzogs angesehen wurde, sagte Friedrich II. dem Böhmenkönig resp. dessen ältestem Sohne Wladislav, seit 1239 Markgraf von Mähren, zu.

Freilich war damit die Zusage noch lange nicht erfüllt. Es ist sehr fraglich, ob der Babenberger je im Ernste daran dachte, einen so großen, schönen und wichtigen Theil seiner Lande an Böhmen zu geben. Jedenfalls galt er ihm mehr als die Heiligkeit seines Wortes: er fügte sich wol nur dem Drange der Noth. Als er dieser entronnen war, ja der Kaiser selbst mit ihm Frieden gemacht und ihm seine Lande (ohne Ausscheidung des an Böhmen zugesagten Gebietes) neuerdings geliehen hatte, dachte Friedrich weder mehr an die Landabtretung an Böhmen noch an die Vermählung seiner Nichte mit dem mährischen [751] Markgrafen. Aber auch der Böhmenkönig trat 1240 auf die Seite des Kaisers über und – was noch wichtiger war – er griff das erschöpfte Oesterreich neuerdings mit Waffengewalt an. Doch begnügte er sich im Frieden mit dem neuerlichen Versprechen, daß die gewünschte Heirath vor sich gehen werde (Frühjahr 1241). Ein gleiches Ergebniß hatte im nächsten Jahre der Versuch des Herzogs, den König zur Aufgebung jener Verbindlichkeit mit Waffengewalt zu nöthigen; die österreichischen Ritter, die dem Herzoge nach Mähren ins Feld gefolgt waren, zogen sich vor dem heranrückenden böhmischen Heere zurück. Aber auch so war der Abschluß des Ehebundes zwischen Wladislav und Gertrud noch nicht gesichert. 1244–45 unterhandelte Kaiser Friedrich, damals zum vierten Male verwittwet, mit Herzog Friedrich über die engste Verbindung der Häuser Babenberg und Hohenstaufen: der Herzog sollte König, einer seiner Verwandten Herzog von Krain werden, der Kaiser selbst sich mit der jugendlichen Gertrud vermählen und so das neue Königreich Oesterreich dem Kaiserhause zufallen. Die Pläne der Přemysliden fielen mit der Ausführung solcher Absichten naturgemäß in sich zusammen. Kein Wunder, daß König W., als sich der Herzog im Juni 1245 selbst nach Italien zum Kaiser begab, um persönlich seine Sache zu führen, nun abermals zu rüsten begann und dann zu Beginn 1246 seine Truppen neuerdings in Oesterreich einbrechen ließ. Doch unterlagen sie am 26. Januar zwischen Laa und Staats vor den Oesterreichern. Weil sich aber inzwischen die Verhandlungen des Herzogs mit dem Kaiser zerschlagen hatten und auch die Ungarn Oesterreich bedrohten, willigte Friedrich nicht bloß in die Erneuerung des Heirathsversprechens, sondern auch in die sofortige Vermählung. Im siegreichen Kampfe gegen die Ungarn fand dann der österreichische Herzog einen jähen Tod (15. Juni 1246).

So rasch sich damit die Hoffnungen König Wenzel’s auf die Erwerbung der babenbergischen Besitzungen zu verwirklichen schienen, so jähem Wechsel und schwerer Enttäuschung sah er sich bald wieder gegenüber. Auch Margarethe, des verstorbenen Herzogs Schwester und Schwiegertochter des Kaisers erhob auf die Lande Ansprüche, ebenso der Kaiser selbst als Lehnsherr und Haupt des Reiches, dem Oesterreich und Steier heimgefallen seien. Der Ungarkönig dachte an die Gewinnung von Steiermark und mehr. Zu alledem starb Wenzel’s Aeltester, der Markgraf Wladislaw Heinrich von Mähren, schon am 3. Januar 1247, und sah sich der König bald in Zwiespalt mit seinem zweiten Sohne, dem ehrgeizigen Přemysl Ottokar, den er noch eben nach dem Bruder zum Markgrafen von Mähren erhoben hatte. Die Gründe, die Přemysl zur Empörung gegen den Vater brachten, die ihm im Lande so großen Anhang verschafften, daß er vorübergehend wirklich in Böhmen die Oberhand gewann und Wenzel’s Ausschließung vom Thron naheschien, bis der Vater doch den Sohn mit Gewalt und List überwand, liegen im Dunkeln. War es Wenzel’s Art, in der Weise Ottokar’s I. seine Gewalt rücksichtslos auch den Nächsten gegenüber zu üben, ohne daß ihm des Vaters Würde und Festigkeit, unabhängiger Sinn und kriegerische Thatkraft eigneten, oder war es wirklich ein Schachzug der staufischen Politik gegen die päpstliche? Im letzteren Falle müßte sich Ottokar II. rasch und gründlich geändert haben.

Ottokar befand sich noch in der Haft seines Vaters, als (4. Dec. 1250) Hermann von Baden, der zugleich mit der Hand der Gertrud die Anwartschaft auf Oesterreich erlangt hatte, und bald nach ihm (13. Dec.) auch Kaiser Friedrich starb. Beide Přemysliden, Vater und Sohn, einigten sich nun zu einem neuen Versuche, die babenbergischen Lande für sich zu gewinnen, der gelang.

Die schweren Heimsuchungen, die Oesterreich seit 1246 getroffen, hatten [752] das Verlangen nach Ordnung und Frieden allseitig im Lande geweckt. Sie waren aber nur möglich, wenn ein kräftiger Fürst aus mächtigem Hause die Regierung übernahm. Anderseits wollte man die Ansprüche der babenbergischen Familie nicht völlig mißachten. So kam es auf dem Landtage zu Trübensee zu einem Compromiß: man wollte den Sohn des Böhmenkönigs als Herzog aufnehmen, wenn er sich entschlösse, die freilich viel ältere Margaretha von Oesterreich zu heirathen. Im Falle seiner Weigerung sollte einer der jungen Markgrafen von Meißen, Schwestersöhne Margaretha’s, berufen werden. Aber die Böhmen nahmen an, und nun vollzog sich im Spätjahr 1251 die Besetzung der Lande ob der Enns und zu Beginn 1252 auch Niederösterreichs ohne Schwierigkeit. Ottokar heirathete Margaretha. Eingeladen von einem Theile des Adels und der alten Verbindung der Lande eingedenk griff er auch nach der Steiermark, die inzwischen zum größten Theil in ungarische Hände gekommen war. Ein schwerer Krieg mit Ungarn, dessen Schauplatz von der mittleren March bis an die Drau reichte, war die Folge. Da erhielt Ottokar die Meldung vom Hingange seines Vaters (22. Sept. 1253), der ihm Böhmen und Mähren hinterließ, nachdem er die Lausitz als Mitgift seiner Tochter an Brandenburg gegeben. Der Krieg wurde abgebrochen und Ottokar begnügte sich mit den Theilen Steiermarks, die nordwärts des Semmering und der nördlichen Kalkalpen lagen.

Außer im Ringen um Oesterreich und im kaiserlich-päpstlichen Conflicte, der zu Lebzeiten Wenzel’s nicht mehr zur Ruhe kam, hat derselbe eine wichtigere militärisch-politische Rolle nur noch zur Zeit des großen Mongolensturms gespielt. Es steht nun fest, daß W., ohne es gerade an Thatkraft und Umsicht fehlen zu lassen, der Gefahr des Augenblicks nicht gewachsen war. Er hatte beim Herannahen der Mongolenscharen die Verbesserung und Neuanlage von Grenzwehren und die Befestigung geeigneter Orte im Innern befohlen, ohne sich dabei durch die Klagen des damit schwer bedrückten Landmanns und das Murren der Geistlichen, die trotz ihrer Privilegien zur Mitarbeit herangezogen werden mußten, beirren zu lassen. Aber für die Behütung Mährens, das zudem gegen Norden zum Theil der schirmenden Berge und Grenzwälder entbehrte, geschah offenbar zu wenig. Zur Entscheidungsschlacht bei Liegnitz (9. April 1241), zu der Herzog Heinrich von Breslau gezwungen wurde, als er sich aus dem umlagerten Liegnitz zum herannahenden böhmischen Heere zurückziehen wollte, kam W. um einen Tag zu spät. Die Schlesier unterlagen völlig. Klug und kräftig wehrte W. dann die Tataren vom Einfalle in Böhmen ab. Dann aber verleitete ihn der Vorstoß einer feindlichen Streifschar nach der Oberlausitz und wol auch die Kunde von den Rüstungen der norddeutschen Fürsten zu einem unbedachten Abmarsche an die Nordgrenze Böhmens und an die mittlere Elbe, den die klugen Gegner zur Ueberziehung Mährens zu benützen verstanden. Ihre Absicht war ohnehin nur, sich mit dem in Ungarn stehenden Hauptheere zu vereinigen. Während der König mit seinem Heere bei Königstein im heutigen Sachsen stand, ward Mähren von den Mongolen grauenhaft verwüstet. Die Gegner befanden sich bereits jenseits der ungarischen Grenze in der sichern Nähe der Ihren, als der König, nun auch von deutschen Truppen begleitet, zu ihrer Bekämpfung nach Mähren kam. Er begnügte sich, den Feind außer Landes zu wissen und dem Herzoge von Oesterreich bei der Vertheidigung seines Gebietes beizustehen. Im folgenden Jahre zogen die räuberischen Horden wieder nach dem fernen Osten zurück.

Bedeutsamer noch als die äußeren Vorkommnisse zur Zeit Wenzel’s I. waren die gleichzeitigen Wandlungen im Innern Böhmens. Damals zuerst gewann Böhmen, obwol seit Jahrhunderten vom deutschen Reiche abhängig und ein [753] vielbesuchtes Arbeits- und Erwerbsgebiet deutscher Geistlicher und Kaufleute, in großer Masse deutsche Bürger- und Bauernbevölkerung, der König, Adel und Clerus in jeder Weise Vorschub leisteten. Sie erlangten gegen festen Zins freien Grund und Boden, sie blieben persönlich frei und erhielten die Erlaubniß nach eigenem althergebrachtem Rechte zu leben, deutsche Richter und Geistliche zu haben. Von der Gewalt der slavischen Zapenbeamten eximirt, schlossen sie selbst sich dafür um so enger zusammen. Die deutschen Landgemeinden, in rechtlicher Beziehung vielfach an die benachbarten deutschen Städte gewiesen, empfingen von hier aus auch ihre materiellen und ideellen Impulse. Die Städte ordneten ihre gemeinsamen Angelegenheiten bald auf Städtetagen unter dem Vorsitze des Landesunterkämmerers, der dabei den König vertrat. Die deutschen Städte, ausgezeichnet durch Gewerbsthätigkeit und regen Handel blühten rasch zu Wohlstand empor; die deutschen freien Bauerschaften wurden für ihre slavischen Nachbarn Anreiz und Muster, nach ähnlicher Rechtsstellung zu streben, was vielfach gelang. Von beiden aus verbreitete sich deutsche Sprache, deutsche Sitte, deutsche Bildung überall in Böhmen und Mähren, und dies um so leichter, als die deutschen Siedlungen zwar nur im Westen, Norden und Nordwesten des Landes in geschlossener Masse, aber auch sonst überall und zwar inmitten der slavischen Bevölkerungen sich fanden. Der böhmische Adel aber, der allein noch die Art der Vorfahren zu schützen und zu wahren vermocht hätte, lernte in eben jenen Tagen von dem benachbarten deutschen Ritterthum höfisches Wesen und ritterliche Lebensführung, die er nun in jeder Weise in der Heimath nachzuahmen und zu üben begann; in deutscher Art kleidete und vergnügte er sich, aß und wohnte er, benannte er seine neu erbauten Burgen und sich selbst. Nicht bloß die deutschen Adelsfamilien, die damals in Böhmen Eingang fanden, sondern auch altslavische Geschlechter gaben sich nun lediglich deutsch. Und König W. stellte sich „gleichsam an die Spitze derjenigen Richtung, welche in Böhmen der Zeitgeist den Umständen nach nothwendig nehmen mußte“. Bei ihm fanden die Minnesänger kaum minder gastliche Aufnahme, als an den Höfen von Oesterreich und Thüringen. Jahrelang war Reinmar von Zweter des Königs Gast; ihm selbst, nicht seinem Enkel Wenzel II. wird nun doch wieder das Lied: „Us hoher aventure ein suesse werdikeit“ u. s. w. zugeschrieben, dem freilich höherer Werth mangelt.

Weist solche Art, seine schwankende Politik, der Einfluß seiner Schwester Agnes auf eine gewisse Weichlichkeit seines Empfindens und Mangel an Festigkeit hin, so fehlte es W. andererseits nicht wie oben dargethan an Klugheit und Thatkraft. So nur auch konnte die Jagd sein Lieblingsvergnügen sein, das er einst mit dem Verlust eines Auges – er stieß sich im Wald an einen spitzen Ast – bezahlte („monoculus“). Wenzel’s I. Bedeutung für die Geschicke Böhmens ist groß genug, so sehr auch die überragenden Persönlichkeiten des zähen, listvollen Vaters und des weitgebietenden, hochgesinnten Sohnes sie in den Schatten zu stellen geeignet sind.

Bachmann, Geschichte Böhmens, I. Gotha 1898. – Palacky, Gesch. v. Böhmen II, 75 ff. – A. Huber, Gesch. Oesterreichs, Bd. I. – Schirrmacher, Winkelmann, Gesch. K. Friedrich’s II. – A. Ficker, Herzog Friedrich II., der letzte Babenberger. Innsbruck 1884. – G. Strakosch-Graßmann, Der Mongoleneinfall in Europa. Wien 1893.

[749] *) Zu Bd. XLI, S. 732.