ADB:Gertrud (Herzogin von Österreich)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gertrud“ von Friedrich Wilhelm Schirrmacher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 70–71, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gertrud_(Herzogin_von_%C3%96sterreich)&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 17:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 9 (1879), S. 70–71 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gertrud von Babenberg in der Wikipedia
Gertrud von Babenberg in Wikidata
GND-Nummer 136972519
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|70|71|Gertrud|Friedrich Wilhelm Schirrmacher|ADB:Gertrud (Herzogin von Österreich)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136972519}}    

Gertrud, einzige Tochter Heinrichs, des Markgrafen der Ostmark und Herzogs von Oesterreich aus babenbergischem Geschlecht, und der Agnes, Tochter des [71] Landgrafen Hermann von Thüringen, geb. 1226 (?), † am 24. April 1288 (?), wurde von ihrem Oheim, dem kinderlosen Herzog Friedrich II. dem Streitbaren im J. 1237, da er sich, von Kaiser Friedrich II. geächtet und seiner Länder beraubt, mit dessen Feinden, Herzog Otto von Baiern und König Wenzel von Böhmen verband, dem ältesten Sohne des letzteren, Herzog Wladislaw, zugesprochen. Im J. 1242 erneuerte er seine Zusage, als dann aber der Kaiser als Bewerber um die Hand der G. auftrat, die ihm den Besitz Oesterreichs gegen Böhmen sichern sollte, gab er seine Zustimmung um den Preis der Erhebung Oesterreichs zum Königreich. G. indessen weigerte sich, einem Excommunicirten ihre Hand zu reichen und vermählte sich im J. 1246, wahrscheinlich nach dem 15. Juni, da Herzog Friedrich in der Schlacht an der Leitha fiel, mit Wladislaw, der dadurch in Ermangelung einer letztwilligen Bestimmung des Gefallenen über die Erbfolge noch keineswegs einen rechtmäßigen Anspruch auf Oesterreich erhielt. Gegenansprüche erhob ihre Tante, Margarethe, Wittwe König Heinrichs (VII.), während der Kaiser das Herzogthum als eröffnetes Reichslehn behandelte. Von beiden Frauen um Hülfe angesprochen, neigte sich Papst Innocenz IV. anfänglich der Margarethe zu, trat dann aber, seit dem Herbst 1247 mit voller Entschiedenheit für die Ansprüche Gertrud’s ein. Am 3. Januar dieses Jahres war ihr Gemahl Wladislaw gestorben, im Sommer des nächsten Jahres vermählte sie sich mit dem Markgrafen Hermann von Baden, und zwar auf Antrieb des Papstes, der durch diesen ihm und der Kirche treu ergebenen Fürsten den Staufern Oesterreich zu entreißen hoffte. Wirklich gelang ihm die Einnahme von Wien, aber sein Anhang im Lande war und blieb gering. Unvermögend, sich nach seinem am 4. Oct. 1249 erfolgten Tode in Oesterreich zu behaupten, nahm sie ihre Zuflucht zu Heinrich dem Erlauchten von Meißen. Kurz und unglücklich verlief ihre dritte Ehe, die sie im J. 1252 mit Roman, Herzog von Reussen, einem Verwandten König Bela’s IV. von Ungarn, einging. Schon im nächsten Jahre verstieß er sie. Noch war der schwer geprüften Frau der tiefste Schmerz ihres Lebens vorbehalten: die am 29. Oct. 1268 zu Neapel durch Henkershand vollzogene Hinrichtung ihres Sohnes Friedrich, Konradins bewährten Freundes. Auch Herzog Ulrich von Kärnthen, Gemahl ihrer einzigen Tochter Agnes, starb vor ihr hin. Sie hatte sich in das Meißener Kloster Seußlitz zurückgezogen, wo sie vermuthlich im J. 1288 gestorben ist.