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Artikel „Keller, Andreas“ von Gustav Bossert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 98–99, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Keller,_Andreas&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 23:30 Uhr UTC)
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Keller: Andreas K. (Cellarius), geboren 1503, † am 18. September 1562, Theologe, war in der unweit Tübingen gelegenen Hauptstadt der vorderösterreichischen Herrschaft Hohenberg, Rottenburg a. N., dem heutigen Bischofssitz, geboren. Er stammte aus einer alteingesessenen, angesehenen Bürgerfamilie. Seine Bildung holte er sich wahrscheinlich in Wien. Im Frühjahr 1524 erscheint er als Prediger in seiner Vaterstadt, wo Joh. Eberlin 1523 für die Reformation gewirkt hatte und der Pfarrer Nik. Schedlin sammt dem Prediger des Morizstiftes in der Vorstadt Ehingen, Joh. Eicher, der neuen Richtung zugethan waren. Mit jugendlichem Feuer bekämpfte K. die alte Kirche, schonungslos deckte er ihre Schäden auf. Aber seine Lage wurde unhaltbar, da Erzherzog Ferdinand, der neue Herr von Württemberg und den österreichischen Erblanden, am 6. Mai 1524 mit dem Cardinal Campegius nach Stuttgart kam und dann über Tübingen, Rottenburg und Horb nach Freiburg im Breisgau zog. Das Predigen wurde ihm verboten und ihm die Pfründe, die er erst kurze Zeit besaß, entzogen. Aber er hatte schon ein Unterkommen in Straßburg gefunden, wo er Helfer an Alt S. Peter wurde. Doch blieb er in inniger Verbindung mit den Anhängern der neuen Lehre in seiner Vaterstadt, und hielt auch am 31. Juli 1524 noch einmal eine Predigt daselbst. In Straßburg kam er bald in Beziehungen zu den evangelischen Geschlechtern der Stadt, wie zu dem alten Kriegsmann Eckard Zum Trübel, denen er kleine erbauliche Schriften widmete, oder Aufsätze über Tagesfragen, wie den Zehnten. Ende 1524 wurde er zum Pfarrer in Wasselnheim bestellt. [99] Hier verehelichte er sich mit einer Schwester eines Thomas N. und gab 1530 einen kurzen Katechismus in 4 Blättern heraus, der den Titels führte: „Bericht der Kinder zu Waselheim in Frage und Antwort gestellt durch Andream Keller, Diener des Wortes Gottes daselbst“ (Straßburg). Er ist leider verschollen.

Als die Reformation in Württemberg durchgeführt wurde, berief ihn Ambr. Blarer 1536 auf die Pfarrei in dem Badstädtchen Wildberg an der Nagold am Fuße des Schwarzwalds. Das Städtchen war damals als Mittelpunkt eines ansehnlichen Amtes bedeutender als heut zu Tage. 1542 suchte Straßburg ihn wieder zu gewinnen. Aber man hielt ihn in Württemberg fest, da man ihn als tüchtigen Mann schätzen gelernt hatte, dem auch die Reformation des Dominicanerinnenklosters in Rauthin vor den Thoren Wildbergs gelungen war. Man zog ihn bei wichtigen Berathungen bei. 1543/44 gab er zwei Gutachten ab über die Stellung der Evangelischen zum Concil. Bei der Berathung der Confessio Wirtembergica, welche dem Concil zu Trient überreicht wurde, war er im Juni 1551 anwesend, ebenso bei der Stuttgarter Synode 1559, als gegenüber von Barth. Hagen die Lehre vom Abendmahl genauer festgestellt wurde. 1547 wurde K. mit Einführung der Synodalordnung zum Superintendenten des Amts Wildberg bestellt. Wol fiel durch das Interim diese neue Ordnung dahin, aber 1551 konnten die Superintendenten wieder ihres Amtes walten.

Seine litterarische Thätigkeit beschränkte K. in der letzten Zeit seines Lebens, die ihn in nahen Verkehr mit Joh. Brenz bei dessen öfterem Aufenthalt in Bulach brachte, auf Uebersetzungen. So übersetzte er 1550 die Theologia naturalis Raymund’s von Sabunde, 1553 den 27. Psalm in der Auslegung von Brenz (Köhler, Bibliographia Brentiana, Nr. 275), 1560 die Vorrede von Brenz zum letzten Theil seiner Apologie gegen Peter a Soto und zu Jak. Andreä’s Schrift gegen Hosius, Bischof von Ermland. – Ein Sohn von K. ist wol der Kartograph Daniel K. von Wildberg, sein Schwiegersohn der litterarisch sehr thätige Augustin Brunn aus Annaberg, sein Urenkel der Straßburger Theologe J. C. Dannhauer.

Fischlin, Memoria theologorum Wirtembergensium, Suppl. 46. 376. – Schnurrer, Erläuterungen der württb. Kirchen- u. Ref.-Geschichte 39, 209. – Röhrich, Gesch. d. Reformation im Elsaß 1, 277, 375; 2, 19. – Keim, Schwäb. Reformationsgesch., S. 24 ff. – Blätter f. württb. Kirchengeschichte (Beiblatt z. ev. Kirchen- u. Schulblatt) 1888, S. 4 ff., wo Ref. ein ausführliches Lebensbild mit Analyse der Schriften Keller’s gab. – Württb. Kirchengesch.[WS 1] (Stuttgart u. Calw 1892), S. 272. – Schneider, Württb. Kirchengeschichte[WS 2]. Beschreibung des Oberamts Rottenburg (1899), S. 1[WS 3], 383 ff. – Ernst u. Adam, Katechetische Gesch. d. Elsasses bis zur Reformation, S. 98.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. von Gustav Bossert
  2. gemeint ist der Titel „Württembergische Reformations-Geschichte“ (Stuttgart 1887)
  3. gemeint ist Bd. 1