ADB:Röhrich, Timotheus Wilhelm

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Röhrich, Timotheus Wilhelm“ von Hermann Baumgarten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 68–69, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%B6hrich,_Timotheus_Wilhelm&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:07 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Rohrer, Joseph
Nächster>>>
Roider, Peter
Band 29 (1889), S. 68–69 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Timotheus Wilhelm Röhrich in der Wikipedia
Timotheus Wilhelm Röhrich in Wikidata
GND-Nummer 10085382X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|68|69|Röhrich, Timotheus Wilhelm|Hermann Baumgarten|ADB:Röhrich, Timotheus Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=10085382X}}    

Röhrich: Timotheus Wilhelm R. wurde am 15. Juni 1802 zu Alt-Eckendorf, einem Dorfe des Unterelsasses, geboren, wo sein Vater Prediger war. Die 1810 erfolgte Versetzung desselben nach Straßburg verschaffte dem Knaben die Möglichkeit, das altberühmte protestantische Gymnasium dieser Stadt von Anfang an zu besuchen und auf ihm den Grund solider Gelehrsamkeit zu legen. Bereits im Beginn seines 17. Lebensjahres bezog er die Universität Straßburg, um Theologie zu studiren. Nachdem er im Herbst 1823 seine Studien beendet und im Frühling des nächsten Jahres sein Candidatenexamen in ausgezeichneter Weise bestanden hatte, begab er sich mit mehreren Freunden nach Göttingen, wo er ein ganzes Jahr verweilte. Die Vorlesungen Planck’s und der persönliche Verkehr mit diesem ausgezeichneten Kirchenhistoriker entschieden über die wissenschaftliche Richtung Röhrich’s. Eine zweijährige Muße, deren er sich nach der Rückkehr in die Heimath erfreute, wurde auf das eifrigste Studium der damals noch in viel größerem Umfange als heute in Straßburg vorhandenen und kaum von Jemand berührten handschriftlichen und gedruckten Quellen der heimathlichen Reformationsgeschichte verwendet. Als dann R. im Frühling 1828 zum Pfarrer[WS 1] in Fürdenheim ernannt worden war, verstand er es in musterhafter Weise, die gewissenhafte Erfüllung der Pflichten eines Predigers und Seelsorgers mit emsiger Fortsetzung seiner Straßburger Studien zu verbinden. Obwohl sein Dorf drei Stunden von der Stadt entfernt lag und der weite Weg zu Fuß zurückgelegt werden mußte, nützte er die Schätze der Straßburger Bibliotheken und Archive so rastlos aus, daß er bereits im Herbst 1829 das erste Heft seiner „Geschichte der Reformation im Elsaß und besonders in Straßburg, nach gleichzeitigen Quellen bearbeitet“ in den Druck geben konnte. Die Arbeit rückte so rüstig vor, daß das Werk 1832 mit dem dritten Band vollendet wurde. Zum ersten Male war hier, fast ohne Vorarbeiten, aus den gleichzeitigen Quellen, aus den Protokollen der Räthe und namentlich aus der Correspondenz der Reformatoren das volle Leben der religiösen Bewegung in einfacher und doch innige Theilnahme weckender Darstellung geschildert worden. Dieselbe beschränkte sich allerdings vorwiegend auf die Hergänge in Straßburg; das übrige Elsaß wurde nur mit kurzen Uebersichten bedacht. Was aber in dieser Hinsicht zu wünschen übrig blieb, das hat R. später nachgeholt, besonders als ihm die 1830 erfolgte Ernennung zum Prediger an der Wilhelmikirche in Straßburg zwar eine beträchtliche Vermehrung der Amtsgeschäfte, aber doch auch eine wesentliche Erleichterung seiner Nachforschungen gebracht hatte. Schon in Fürdenheim begann er die lange Reihe seiner kirchengeschichtlichen Monographien mit einem in Ilgen’s Zeitschrift für historische Theologie 1834 veröffentlichten Aufsatz über die Schule zu Schlettstadt, dem sich dann Jahr für Jahr mehr oder weniger umfassende Schilderungen aus der Kirchengeschichte des Elsasses anschlossen, welche bald in das Mittelalter zurückgriffen, bald in die neuesten Zeiten vordrangen. Die wichtigsten dieser Arbeiten hat er in den „Mittheilungen aus der Geschichte der evangelischen Kirche des Elsasses“ zusammengefaßt, welche 1855 Paris und Straßburg in 3 Bänden erschienen. Trotz dieser ausgedehnten litterarischen Thätigkeit wußte R. nicht nur den Pflichten seines Berufs in vollem Maße zu genügen, sondern auch an kirchlichen und wohlthätigen Vereinen fruchtbaren Antheil zu nehmen. Es war ein reich gesegnetes Leben, welches der Tod am 26. Juni 1860 beendete. Drei Professoren der Straßburger theologischen Facultät, Ed. Reuß, Karl Schmidt und Wilh. Baum haben dem verdienten Mann in den 1861 in Jena erschienenen Erinnerungen an Tim. [69] W. Röhrich ein würdiges Denkmal gesetzt. Im Anhang findet sich ein vollständiges Verzeichniß der Schriften Röhrich’s.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Pfarrrer