ADB:Trübel, Ritter Eckhart zum

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Trübel, Ritter Eckhart zum“ von Gustav Knod in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 668–669, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tr%C3%BCbel,_Ritter_Eckhart_zum&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Truber, Primus
Band 38 (1894), S. 668–669 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Ritter Eckhart zum Trübel in Wikidata
GND-Nummer 119254824
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|668|669|Trübel, Ritter Eckhart zum|Gustav Knod|ADB:Trübel, Ritter Eckhart zum}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119254824}}    

Trübel: Ritter Eckhart zum T. (Drübel, Dreubel, Treybel), volksthümlicher Laienschriftsteller der Reformationszeit, Verfasser mehrerer religiös-gemüthvoller Tractate über die Gebrechen des geistlichen und weltlichen Standes und ihre Besserung. – Aus altpatricischem Straßburger Geschlechte stammend, von Kindheit auf für die kriegerische Laufbahn bestimmt, hatte Eckhart in jungen Jahren ’Kaisern, Königen und Fürsten‘ gedient, ’in Dürkey, Walachey, Reussen, Podol und andern Ländern große Fährlichkeit vil weg erlitten‘, aber auch kostbare Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt. Heimgekehrt begründete er um die Wende des Jahrhunderts mit einem Fräulein v. Büttenheim zunächst in Straßburg, dann auf seinem benachbarten Burgsitz Hindesheim (Kr. Erstein) seinen eigenen Hausstand. Ein guter Hausvater und gläubiger Christ widmete er sich mit allem Fleiß der Erziehung seiner fünf Söhne und zwei Töchter, nahm aber auch an den Fragen des bürgerlichen und kirchlichen Lebens thatkräftigen Antheil. Wie er dem mannichfachen socialen Elend in seiner Umgebung zu steuern suchte, so wurde er nicht weniger durch die Unwissenheit und sittliche Verwahrlosung des Landvolkes bewegt, und schon jetzt ging ihm die Erkenntniß auf, daß auch die Kirche an schweren Gebrechen kranke und für das Elend der Laienschaft mitverantwortlich gemacht werden müsse. Mit Jubel wurde daher von ihm die im J. 1521 in Straßburg anhebende evangelische Bewegung als der Anfang einer neuen Zeit begrüßt. Eine kraftvolle, überzeugungstreue Persönlichkeit erhebt er, wie seine Standesgenossen Ulrich v. Hutten und Hartmut v. Kronberg, als ein ’Laie‘ seine Stimme; es ist der Trieb zur Wahrheit, der ihn reden heißt, und ohne Menschenfurcht will er reden, obschon er weiß, daß in der Christenheit die Wahrheit nur mit ’Leibesnoth‘ verkündet werden darf. Mit scharfem Spott zieht er gegen das leichtfertige Leben der Geistlichkeit, vor allem gegen ihren Geiz und ihre unersättliche Habsucht los. Bei Türken und Heiden habe er solche Habgier nicht gefunden wie bei den Dienern der Kirche Christi, die sich die weltverachtende nenne. Für Geld sei der Priesterschaft alles feil: der Himmel und die Sacramente, die Heiligen, ja die Mutter Gottes selbst würden für den ’Pfenning‘ ausgeboten; ’vnd also Gott vnnser Herr vnder der bannck lygt vnnd der pfenning darauff‘. Hieraus erwachse der Kirche Christi ein doppelter Schaden: der Gläubige versündige sich an Gott, indem er sein ganzes Vertrauen auf den ’Pfenning‘ setze; der Priester, indem er mit seinen Gedanken nicht bei der heiligen Handlung, sondern bei dem erhofften Gewinne weile, ’er vergißt Gottes, lugt nur nach dem Gelde, wie die Katze nach der Maus‘ u. s. w. – Wie kann es bei solchem priesterlichen Vorbilde um die Laienschaft besser stehen! Auch hier führen Selbstsucht und Lieblosigkeit aller Orten das Regiment: Hartherzigkeit und Genußsucht bei den Reichen, Zuchtlosigkeit, Faulheit und Untreue bei Arbeitern, Handwerkern und Dienern! – In dogmatischer Hinsicht ist Eckhart durchaus unbefangen, sein Standpunkt ist schlechtweg ein biblischer. Luther ’hatt vil luther gemacht, daz lange zeyt trieb ist gewesen‘; er möchte den sehen, der Luther ’mit dem geystlichen schwert der göttlichen geschrifft‘ überwinden wolle, aber darum schwört er doch ebenso wenig auf Luther als auf das Wort der Straßburger Prädicanten. Seine Kraft ruht auf seiner eigenen, persönlichen Ueberzeugung: ’Liebe Gott und Deinen Nächsten‘, das ist das Hauptstück seines Evangeliums. So sind es auch nicht etwa gewisse theologische Probleme, wie sie sein bibelfester Freund, der Straßburger Ritter Matthias Wurm v. Geudersheim, zu erörtern liebte, die bei Eckhart zur Behandlung kommen, es sind lediglich Fragen des praktischen Christenthums, die sein Laieninteresse erregen; er ’tastet die Sakrament nit an‘, heilige Gewissenssache ist es ihm aber, für sein Theil der ’vilfäldigen Vnordnung‘, die in der Kirche Christi eingerissen, steuern zu helfen. ’Was geht mich Eckhart diser handel [669] an, ich bin ein ley, also spricht die welt, Ich han doch zue gesagt zu rugen vnd feyrobendt zu machen. Ich wolt gern still stan, es wil herfür, muoß herfür, die welt vnd jr wesen treibt mich darzu, Gott weyß, der sey mein zeüg. Amen‘. So war der einfache, biedere elsässische Landedelmann, der Prediger der Menschenliebe und Duldung, der Mahner zur sittlichen Besserung, in Wahrheit der ’getreue‘ Eckhart seines Volkes. Seine von volksthümlichem Humor durchwehten Schriften, namentlich das seinen Kindern gewidmete Büchlein vom Jahre 1528 (’Ein vetterlich gedrungen gute zucht, leer‘ …), sind eine Fundgrube praktisch-religiöser Lebensweisheit. – Die Selbständigkeit seiner Ueberzeugung, seine zeitweilige Hinneigung zum Schwenkfeldianismus, der Freimuth, mit welchem er das officielle Kirchenthum kritisirte, brachten ihm mancherlei Anfechtungen. Er zog sich bald aus dem öffentlichen Leben zurück und ist wol anfangs der vierziger Jahre auf seinem Schlosse Hindesheim verstorben. Seine letzte Schrift (vgl. u. Nr. 7), ein begeisterungsvoller Erguß eines gottinnigen Gemüths, eine Aufforderung zum Lobe Gottes, ist datirt von seiner ’irdischen wonung vnd Schloß Hündeßheym, den dritten Tag Nouembris 1538‘. – Seine heute sehr selten gewordenen Schriften sind: 1) „Eyn demüetige ermanung an Ein gantze gemaine Christenheit. Von Eckhart zum Trübel“ (Straßburg, Martin Flach o. J., 1522 oder 1523); 2) „Eyn christelich lob vnd vermanung an die hochberümpte Christeliche statt Straßburg, von wegen des heyligen worts gottes, das sye (wie sye angefangen) stanndthafftig darbey beleybe. Durch Eckhart zum Treybel zu einem Meßkrom. Im xxiiij jar beschriben. Da gloriam Deo. Jo. ip.“ (Wappen des Vf. in Einrahmung, o. O.); 3) „Da gloriam Deo. Von dem eynigen Gott. Von dem Sun Gottes. Vom freudenreichen Trost aller Christlichen Ritter vnd Martyrer etc. Allein Gott zu Ehren durch mich Eckharten zum Drübel von Hyndeßheym, Straßburger gebiet. MDXXIV. 29. Augst“ (o. O.); 4) „Eyn vetterliche getrungenn gute Zucht leere vnd bericht christlich zu leben vnd zu sterben“ (o. O., 1528); 5) „Ein Christlich bryederlich, treüwlich warnung vor auffrur vnd trostlich bestendig bey dem Euangelio zu beharren, an ein gemain layschaft sampt vnd sunder. Durch Eckhart zum Drübel. Da gloriam Deo“ (1525); 6) Anzeige, bericht vnd antwort auff disen Inhalt gegen aller meniglich, da es Not vnd erfordert. Durch mich Eckardt zum Drübel vßgangen, mir vnd allen zu gut vnd vonnöthen beschehen. Da gloriam Deo“ (dd. HIndesheim vff den ersten Tag Maii 1538); 7) „Bericht vnd anzeyge zu lob vnd eeren vnd preiß Gottes, aller menschen vnnd Creaturen, durch mich Eckhart zum Drübell, Ewer armer diener. Getruckt zu Straßburg, bey Jacob Frölich, im Jar, M.D.XXXIX.“

Vgl. T. W. Röhrich, Gesch. d. Ref. im Elsaß I, 142, 212; II, 255. Straßburg 1832. – Derselbe, Mittheilungen aus der Gesch. d. evangel. Kirche des Elsasses III, 19 ff. Straßburg 1855.