Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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gotischer Häuptling, durch Körperkraft und Tapferkeit berühmt um 410 n. Chr.
Band II A,1 (1921) S. 54
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Sarus. 1) Gotischer Häuptling, durch Körperkraft und Tapferkeit berühmt (Olymp. frg. 3 = FHG IV 58. Zosim. V 34, 1. 36, 2. Sozom. IX 9, 3), Bruder des Sigerich, der 415 nach dem Tode Athaulfs zum Könige der Westgoten gewählt wurde (Olymp. frg. 26), verfeindet mit diesem (Zosim. VI 13, 2) und dessen Schwager Alarich (Olymp. frg. 3. Sozom. IX 9, 3). Beim Kampfe gegen Radagais im J. 406 unterstützte er mit seiner Schar den Stilicho (Oros. VII 37, 12. Mommsen Chron. min. II 69. Iord. Rom. 321). Ende 407 wurde er gegen den Usurpator Constantin III. nach Gallien geschickt, besiegte und tötete dessen Feldherrn Iustinianus und belagerte ihn selbst in Valentia. Als der andere Feldherr Nebiogastes nach eidlich verbürgter Sicherheit in sein Lager kam, ermordete er ihn verräterisch. Doch die neuernannten Magistri militum Edobichus und Gerontius zwangen ihn, die Belagerung schon nach siebentägiger Dauer aufzuheben und sich über die Alpen zurückzuziehen, wobei er gezwungen war, sich den Durchzug durch die Pässe von den Bagauden mit Abtretung seiner gesamten Beute zu erkaufen (Zosim. VI 2, 3–6). Um Honorius 408 von einer Reise nach Ravenna abzuschrecken, zettelte er dort auf Anstiften des Stilicho einen Soldatenaufstand an (Zosim. V 30, 3). Als im August 408 die römischen Soldaten in Ticinum sich gegen ihre barbarischen Bundesgenossen erhoben hatten und Stilicho Miene machte, sein Schicksal untätig über sich ergehen zu lassen, überfiel S. dessen hunnische Leibwache im Schlafe, machte sie nieder und bemächtigte sich seines Zeltes und Gepäckes (Zosim. V 34, 1). Da Honorius seine Dienste gegen Alarich verschmähte (Zosim. V 36, 2. 3), scheint S. in der nächsten Zeit mit seinem kleinen Gefolge, das nur 200–300 Mann betrug (Olymp. frg. 3. Zosim. VI 13, 2. Sozom. IX 9, 3), unstät in Italien umhergezogen zu sein. Als er sich 409 in Picenum aufhielt, wollte Athaulf seine kleine Schar vernichten; S. aber flüchtete sich nach Ravenna zu Honorius und wurde von diesem wieder in Dienst genommen, um ihn gegen Alarich zu benutzen (Zosim. VI 13, 2). Als dieser 410 mit dem Kaiser in Unterhandlung trat, störte sie S. absichtlich, indem er die Goten überfiel und einige niedermachte. Dadurch wurde Alarich veranlaßt, gegen Rom zu ziehen und es einzunehmen (Sozom. IX 9. 3. Philostorg. XII 3. Olymp. frg. 3). Als 412 Belleridus, der Domesticus des S., ermordet wurde, hielt Honorius es nicht für angezeigt, den Mörder verfolgen zu lassen. Dadurch erzürnt, ging S. nach Gallien, um dem Usurpator Iovinus seine Dienste anzubieten. Doch während ihn nur 18–20 Gefährten begleiteten, lauerte ihm Athaulf mit seinem Heere auf, nahm ihn nach heldenmütiger Gegenwehr gefangen und ließ ihn bald darauf töten (Olymp. frg. 17. Sozom. IX 15, 3).

[Seeck. ]