Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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militärische Auszeichnung für besondere Tapferkeit
Band VII,2 (1912) S. 25082509
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Hasta pura. Das älteste und ursprünglich einzige donum militare (s. o. Bd. V S. 1529) der Römer, die h. donatica, wurde zunächst ohne Unterschied des Ranges und Standes für außergewöhnliche Tapferkeit verliehen, vgl. Polyb. VI 39, 3. Sallust. bell. Iug. 85, 26. Festus p. 62. 101. 201 M. Dion. Hal. X 37, 3. Val. Max. III 2, 24. Gellius II 11, 2. Cass. Dio ed. Boissevain I p. 73. Die Auszeichnung war gewiß uralt. Sicher bestand sie bereits vor Mitte des 5. Jhdts. v. Chr. (Helbig Abh. Ges. Göttingen phil.-hist. Kl. N. F. X 1908 nr. III 11f.), da im Zwölftafelgesetz der Kranz als weiteres praemium virtutis erscheint (Mommsen St.-R. I³ 426, 2). Dargestellt ist die altrömische Ehrenlanze auf einer bei Chieti gefundenen Schale aus Terra sigillata, sowie auf römischen Kupfermünzen des Sextantarfußes aus der Zeit des ersten Punischen Krieges (Helbig a. a. O. 8f. u. Taf. 1). Danach hatte sie die Form eines Stabes mit runden Knäufen an beiden Enden. Dazu stimmt Varros Beschreibung bei Serv. Aen. VI 760. der sie als eine h. p. id est sine ferro, als eine Lanze aus einem und demselben Stoff ohne Metallspitze bezeichnet. Auch berichtet Cass. Dio ed. Boissevain I p. 73 die Verleihung von δόρατα ἀσίδηρα im J. 396 v. Chr. (Helbig a. a. O. 3. 13f.). Die altrömische H. p. war nach Helbig (a. a. O. 30ff. 38) in der Form wie im Stoff wohl dem ursprünglichen Abzeichen der italischen Könige, der hasta (Iustin. ep. XLIII 3, 3. Verg. Aen. VI 760. Fest. p. 62 M.), nachgebildet, die wir uns nicht als Waffe, sondern als Holzstab, ähnlich dem in dem oberitalischen Pfahldorfe von Castione gefundenen (Montelius La civilisation primitive en Italie 1895 Sér. B. pl. XIII 2), zu denken haben. Um die Mitte des 2. Jhdts. v. Chr. wurde nach Polybios (VI 39, 3) als H. p. eine eiserne Lanze (γαῖσος) verliehen (Helbig a. a. O. 5f. 39). Aus dem keltischen γαῖσος (s. u. Gaesum o. Bd. VII S. 463) folgert Steiner (Bonn. Jahrb. CXIV/CXV 1906, 6f.) mit Unrecht, die Ehrengabe habe damals in einer erbeuteten gallischen Wurflanze bestanden; denn Polybios gebraucht anderwärts (z. B. XVIII 18, 4) γαῖσος ausdrücklich von der römischen Lanze. Aber noch auf Münzen, auf welchen die dem Praetor Q. Arrius im Sklavenkrieg verliehenen dona militaria abgebildet sind (Babelon Description des monn. de la rép. rom. I 220. Helbig a. a. O. 10 u. Taf. 1), hat die H. p. das Aussehen [2509] eines Schaftes mit einer Spitze an beiden Enden. Seit dem Ausgange der Republik zeigen die Darstellungen der H. p. (griech. δόρυ καθαρόν vgl. Rev. arch. 1897 II nr. 115. 123. CIL III 6984[1] = 13648) ausgesprochene Lanzenform, vgl. CIL III 6984[1] = 13648 = Steiner a. a. O. 35 Fig. 23. Röm. Mitt. V 1890, 295 = Steiner Taf. 1 Fig. 4. Röm. Mitt. XXI 1906, 185 Fig. 7 = Steiner 458 Fig. 3. CIL XI 624[2] = Steiner 9 Fig. 4. In der Kaiserzeit wurde die H. p. nicht mehr wie einst ohne Ansehen der Person verliehen. Vielmehr war es eine seltene Ausnahme, daß nach Tac. ann. III 21 ein Gemeiner diese hohe Auszeichnung erhielt, auf die selbst Centurionen nur, wenn sie zur Garde gehörten, Anspruch hatten (Steiner a. a. O. 81f.). Im allgemeinen gebührte eine H. p. den Militärtribunen und Präfekten aus dem Ritterstande, zwei den Tribuni militum laticlavii senatorischer Abkunft, drei den Legati praetorii, vier den Legati consulares (Steiner a. a. O. 82–88. v. Domaszewski Bonn. Jahrb. CXVII 1908, 137–139). Mitunter waren die verliehenen Ehrenlanzen sogar aus Edelmetall; vgl. Rev. arch. 1900 II nr. 95. Literatur: Baumeister Denkmäler III 2062. Daremberg-Saglio Dict. III 41. Marquardt St.-V. IΙ² 328, 4. 574. Steiner Bonn. Jahrb. CXIV/CXV 1906, 6–10. 81–88. Helbig Abh. Ges. Gott. phil.-hist. Kl. N. F. X 1908 nr. 3.

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. a b Corpus Inscriptionum Latinarum III, 6984.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum XI, 624.