Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Stadt und Hafen der ligurischen Küste mit Holz und Vieh zur Ausfuhr
Band VII,1 (1910) S. 12041206
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Genua, Stadt an der ligurischen Küste, an einer Bucht zwischen den Mündungen der Bäche Fertor (s. d.) und Procobera (Porcifera, h. Polcevera), in günstiger Lage, da das Gebirge im Rücken der Stadt tiefe Einsattlungen aufweist (daher schon im Altertum hier die Grenze zwischen Alpen und Apennin angesetzt, Strab. IV 201. V 211), die den Verkehr mit der Poebene sehr begünstigen (Strab. V 217; seit dem 2. Jhdt. v. Chr. führte die Via Postumia von G. an den Po. Tab. Peut. Itin. Ant. 294. CIL V 8045)[1] Aber nicht nur der nordsüdliche Verkehr förderte die Siedlung – Holz, Vieh, Häute, Honig aus dem Hinterlande kamen in G. zur Ausfuhr, Wein und Öl von Italien zur Einfuhr Strab. IV 202 – sondern auch der westöstliche; G. war ein wichtiger Punkt auf dem Wege nach Gallien und Spanien (Procop. bell. Goth. II 12. Seit 109 v. Chr. führte die Via Aemilia Scauri durch. Tab. Peut. Itin. Ant. 294; vgl. Geogr. Rav. IV 32. 33. It. marit. 502).

In der Geschichte begegnet uns G. zuerst 218 v. Chr. P. Cornelius Scipio landete, von Massilia kommend, in G., um in die Poebene zu gelangen, Liv. XXI 32. Ammian. Marc. XV 10, 10. Wenige Jahre später, 205, wird die Siedlung von dem Karthager Mago überrumpelt und zerstört [1205] (Liv. XXVIII 46), so daß im J. 203 dem Praetor Sp. Lucretius das Imperium zum Zwecke der Wiederherstellung G.s verlängert wurde (Liv. XXX 1). Im J. 197 ist G. Stützpunkt der Operationen des Q. Minucius gegen die Ligurer, Liv. XXXII 29. Einblick in das zu G. gehörige Territorium und die rechtlichen Verhältnisse der Dörfer zum Vorort gewährt die große Bronzeinschrift CIL V 7749[2] mit dem Schiedsspruch zwischen G. und den Veturii Langenses aus dem J. 117 v. Chr.

Es ist nicht überliefert, wann G. Municipium geworden ist. Als solches erscheint es CIL V 7153[3] bezeichnet (ein decurio, zugleich flamen, CIL V 7373)[4] und gehörte der Tribus Galeria an, CIL VI 2867.[5] Kubitschek Imp. Rom. tributim discr. 103. G. wird wiederholt besonders in der geographischen Literatur erwähnt (Strab. V 216. Ptolem. III 1, 3. Steph. Byz. Mela II 72. Plin. n. h. III 48. VI 217), doch erfahren wir für die Geschichte der Stadt erst wieder in später Zeit mehr. Sie gehörte zur augusteischen 9. Region (Liguria), in nachdiokletianischer Zeit zur Provinz Alpes Cottiae, Polem. Silv. Lat. I 11. Paul. hist. Lang. II 16. Luitprand antapod. IV 5 (darüber vgl. Fabre Le patrimoine de l’église Rom. dans les Alpes Cottiennes. Mélanges d’arch. et d’histoire 1884, 383ff. Cantarelli La diocesi Italiciana da Diocleziano alla fine dell’ impero Occidentale, 1903, 56ff.). Im J. 451 nimmt ein Bischof Paschasius von G. am Konzil von Chalkedon teil. Synodica Euseb. Mediol. episc. ad S. Leonem pap. in epist. Leon. XCVII 1083 (Migne L. LIV 949). G. als Bistum: Georg. Cypr. 538 G. Leonis Sap. et Phot. ordo patr. 538. Gregor. I pap. registr. XI 14. Beda hist. eccl. III 7 u. a. Vgl. Canale Nuova istoria della republica di Genova (1858) I 232. Durch zwei Erlässe Theoderichs (Cassiod. var. II 27. IV 33) erfahren wir von einer Judengemeinde mit Synagoge in G. 539 ist G. byzantinisch (hier landet eine von Belisar nach Mailand dirigierte Truppe, Procop. bell. Goth. II 12), wird von den Franken unter Theudebert während des Krieges genommen (Genuam ... evertit ac praedat. Auctar. Marcellini 539. Mon. Germ. auct. ant. XI 106), ist aber bald darauf wieder byzantinisch (Procop. a. O. III 10) und bleibt es bis ins 7. Jhdt. So ist G. nach der Eroberung Mailands im September 569 durch Alboin Zufluchtsstätte des Mailänder Erzbischofs Honoratus (Honoratus ... Mediolanium deserens ad Genuensem urbem confugit, Paul. hist. Langob. II 25; vgl. Hartmann Gesch. Italiens II 35. 265); aus dem J. 591 findet sich daselbst die hsl. überlieferte Grabschrift CIL V 7771[6] eines Magnus mil(es) n[u]m(eri) [f]elic(ium) Il[lyric(ianorum)] ... dep(ositus) est sub d. VII. Id. Aug. imp(eratore) domino nostro Mauricio Tiberio p. p. Aug. anno octavo indictione octava. Langobardisch wird G. unter Rothari. Fredegar chron. IV 71: Chrotharius ... Genava maretema, Albingam u. a. de imperio auferens, vastat, rumpit ... vicus has civitates nomenare praecepit. Sonst wird die Stadt noch erwähnt von Val. Max. I 6, 7. Plin. n. h. XIV 67 (Wein von G.). Iul. Obsequ. 24 Rossb. Gregor. registr. III 30. IX 235. XIV 12 u. a.

Unsicher ist die Erklärung des Namens. Nissen will ihn mit dem lat. genu zusammenstellen (Ital. Landesk. II 144). Holder Altkelt. Sprachschatz [1206] erklärt ihn als ligurisch und gleichbedeutend mit Genava, was ,Mündung‘ sein soll. Die mittelalterlichen Fabeleien über die Etymologie des Namens Ianua, wie G. in den gleichzeitigen Quellen genannt wird, bespricht kurz W. Suida Genua (Berühmte Kunststätten 33) in der Einleitung. Die antiken Inschriften der Stadt sind CIL V p. 884ff.,[7] ein Fragment einer Inschrift des Agrippa Not. d. scav. 1903, 46, interessante Grabfunde aus vorrömischer Zeit Not. d. scav. 1898, 395ff. veröffentlicht.

[Weiss. ]

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Corpus Inscriptionum Latinarum V, 8045.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum V, 7749.
  3. Corpus Inscriptionum Latinarum V, 7153.
  4. Corpus Inscriptionum Latinarum V, 7373.
  5. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2867.
  6. Corpus Inscriptionum Latinarum V, 7771.
  7. Corpus Inscriptionum Latinarum V, 884.