Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Epiklesis der Athena am Golf von Tarent
Band V,2 (1905) S. 21112112
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Eilenia (Εἰλενία), Epiklesis der Athena, Anon. Laur. VIII 16. Schoell-Studemund Anecd. Gr. I 269 (Εἰλενία oder Εἰληνία), Etym. M. s. Εἰλενία. Ps.-Aristot. mirab. 108 (116): Ἑλληνία (wegen der Ableitung von εἰλεῖσθαι mit Recht korrigiert in Εἰληνία oder Εἰλενία). Tzetz. Lyk. 930: Ἰταλική. Hesych. Ἐλλεσίη (fraglich, ob hierher gehörig). In Unteritalien und speziell am Golf von Tarent leitete man in vielen Städten (z. B. Kroton, Krimissa, Siris, Metapont) Kulte von griechischen Helden her, die nach Troias Fall in diese Gegenden gekommen sein sollten, darunter auch einen Kult der Athena E. Das Heiligtum lag in dem Lagaria-Distrikt in der Nähe von Metapont; vielleicht hieß der Ort selbst E. (daher Etym. M. = Suid. Εἰλενία · πόλις). Nach der einen Version, die vielleicht auf Krotons Einfluß zurückgeht, hatte Philoktetes, der auch den Kult des Apollon Alaios gestiftet haben soll, das Heiligtum der Athena gestiftet und die Göttin E. genannt, weil er dort von Stürmen festgehalten war (παρὰ τὸ εἰλῶ): so erzählt Etym. M. unter Citat des Grammatikers Oros, der dies den Kommentaren zu Lykophron entnommen habe; Wentzel Ἐπικλήσεις II 8. 1 weist darauf hin, daß vermutlich die alten Scholien zu Lykophr. 920 neben dem Kult des Apollon Alaios auch den der Athena E. erwähnt hatten: Meineke Anal. Alexandr. 75 vermutet, daß auch Euphorion (vgl. frg. 40) von der Gründung beider Kulte durch Philoktetes gehandelt habe. Nach der anderen Version, die zweifellos von Metapont ausging, war Epeios, der bekannte Verfertiger des hölzernen Pferdes, der Stifter des Athenakultes, wie er ja auch der Gründer von Metapont (Iustin. XX 2. Vell. Patere. I 1, 1) und von Lagaria (Lykophr. 930. Strab. VI 263. Steph. Byz.. vgl. Schol. Hom. Il. XXIII 665) gewesen sein soll. Ihm war hier im Traum Athena erschienen mit der Aufforderung, er solle ihr die Werkzeuge weihen, mit denen er das hölzerne Pferd gezimmert habe; da er dadurch an der schnellen Weiterfahrt gehindert wurde, nannte er die Göttin E. und weihte ihr die Werkzeuge, [2112] Ps. Aristot. mir. 108 (116). Iustin XX 2 spricht zweifellos von demselben Heiligtum der Athena E., wenn er sagt, die Metapontier hätten die Werkzeuge des Epeios in dem Athenatempel gezeigt, ebenso Lykophr. 930ff. 948, der freilich auch die Epiklesis nicht erwähnt, und Tzetz. zu Lykophr. 930, der das Heiligtum als das τῆς Ἰταλικῆς Ἀθηνᾶς bezeichnet. Ob die Epiklesis von dem Ortsnamen hergeleitet ist, oder ob sie mit Eilionia, Eileithyia zusammenhängt, muß vorläufig dahingestellt bleiben.

[Jessen. ]