143) P. Cornelius Dolabella. a) Name. P. Cornelius P. f. P. n. Dolabella CIL I² p. 29. Fasti cos. Capitol.; P. Cornelius P. f. Dolabella CIL VI 1384; Π. Κορνήλιος Π. υἱ. Δολοβέλλας Dio ind. l. LVI; P. Cornelius Dolabella CIL III 1741. 2908. 9973. Münzen; P. Dolabella CIL I² p. 231 Fasti Praenest. III 3198. 3199 = 10156. 10157. Tac. ann. IV 23. 66. XI 22. Cassiodor. Münzen; [Corn]elius Dolabell(a) CIL I² p. 72 Fasti Antiat.; sonst Cornelius Dolabella oder nur Dolabella. b) Leben. C. war mutmasslich der Sohn des (P.) Dolabella (Nr. 130. s. d.) und der Enkel des P. Dolabella cos. 44 v. Chr. (Nr. 141).
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Im J. 10 n. Chr. bekleidete er den Jahresconsulat mit C. Iunius Silanus flamen Martialis (die Belegstellen s. o.) und blieb bis 1. Juli im Amte (CIL I² p. 29 Fasti cos. Capitol.; auch in der Inschrift CIL IX 4395 wird dieser Consulat gemeint sein, wenngleich der Name des Silanus sonst nicht eradiert ist). Die Namen der Consuln trägt noch heute ein von ihnen erbauter Bogen am Caelius, der wahrscheinlich zu einer Wasserleitung (Aqua Marcia) gehörte (CIL VI 1384, vgl. Hülsen ebd. p. 3125. Lanciani Comm. di Frontin. 100f. Gilbert Gesch. u. Topogr. d. St. Rom 189; Abbildung Reber Ruinen Roms 464). Augustus ernannte C. zum Legaten Dalmatiens (damals Illyricum superius). Als nach dem Tode des Augustus (19. August 14 n. Chr.) die Heere in Germanien und Pannonien revoltierten, wusste C. sein Armeecorps (die VII. und XI. Legion) in Ruhe zu halten (Vell. II 125, 5). Noch im J. 18/19 (CIL III 2908), wahrscheinlich sogar noch 19/20 verwaltete er die Provinz, ordnete die Besitzverhältnisse in derselben (CIL III Suppl. 9973, vgl. 2883) und legte im Auftrage des Tiberius von Salonae aus Strassen in das Innere des Landes an (Meilensteine CIL III 3198 = Suppl. 10156 [J. 16/17]. 3199 = 10157 [vor dem J. 18]. 3200, vgl. 10158. 3201 = 10159 [J. 19/20], auf den beiden letzteren ist der Name des C. zu ergänzen, vgl. Mommsen ebd. p. 407). Die civitates superioris provinciae Hillyrici setzten ihm eine Statue in Epidaurum (III 1741 = Dessau 938, vgl. Wiss. Mitt. aus Bosnien V 1897, 179). Im J. 21 befand er sich wieder in Rom und beantragte im Senate den kleinen Triumph für den aus Campanien zurückkehrenden Kaiser, wogegen sich jedoch dieser selbst aussprach (Tac. ann. III 47). Im folgenden Jahre stellte er im Anschluss an den Process gegen den Proconsul von Asia C. Iunius Silanus, seinen ehemaligen Collegen im Consulate, den Antrag, nur vom Kaiser approbierte Bewerber zur Verlosung der proconsularischen Provinzen zuzulassen; auch diesmal wies Tiberius selbst die ihm zugedachte Machterweiterung zurück (Tac. III 69). Im J. 23/24 war C. Proconsul von Africa (Tac. IV 23; vgl. die Münzen einer unbekannten Stadt in Africa [Clypea?], die permis(su) P. Corneli Dolabellae procos. geprägt sind, Mionnet VI 584 nr. 22–25. 585 nr. 28. Cohen I² 208 nr. 218–221. 219 nr. 16. Müller Numism. de l’anc. Afr. II 156; mit Unrecht nimmt Klebs Prosop. I 445 an, dass C. Africa zwei Jahre lang verwaltete; im J. 22 war der Proconsulat dem Q. Iunius Blaesus verlängert worden [Tac. III 58], im J. 24 beendete C. nach Tacitus ausdrücklicher Angabe [IV 23] den Krieg). C. musste gegen den Numider Tacfarinas, den Blaesus nur scheinbar unschädlich gemacht hatte, wiederum zu den Waffen greifen, da Tacfarinas Unterstützung bei Mauren und Garamanten fand. Er entsetzte die von den Numidern belagerte Stadt Thubuscum (Tupusuctu in Mauretanien), beugte einem drohenden Abfalle der Musulamier durch die Hinrichtung ihrer Häuptlinge vor und machte im Verein mit den Truppen des Königs Ptolemaeus von Mauretanien durch den Überfall bei Auzia, bei welchem Tacfarinas selbst fiel, dem langwierigen Kriege ein Ende (Tac. IV 23–25; vgl. Schiller Gesch. d. r. Kaiserzeit I 280. Mommsen R. G. V 633f. Cagnat L’armée
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Rom. d’Afr. 20ff. Pallu de Lessert Fast. d. prov. Afr. I 109ff.). Die Ornamenta triumphalia, um die C. nachsuchte, verweigerte ihm Tiberius aus Rücksicht auf Seian, um den Ruhm von dessen Oheim Iunius Blaesus nicht zu schmälern (Tac. IV 26). Im J. 27 erhob C. zusammen mit Domitius Afer eine Anklage gegen Quinctilius Varus, obwohl er mit diesem verwandt war (Tac. IV 66). Noch im J. 47 veranlasste C. (?) einen Senatsbeschluss, dass die designierten Quaestoren zur Ausrichtung von Fechterspielen verpflichtet werden sollten (Tac. XI 22, vgl. Bd. III S. 2803; der hier genannte P. Dolabella wird allgemein für den Consul des J. 10 gehalten; die grosse Zeitdifferenz könnte jedoch die Vermutung rechtfertigen, dass er eher ein Sohn des letzteren war, vgl. Nr. 136). C. bekleidete die Priesterämter eines VIIvir epulo und Sodalis Titiensis (CIL III 1741). Vielleicht ist er mit ... Dolabella II [vir] von Praeneste (CIL XIV 2966) identisch. Als vir simplicitatis generosissimae wird er von Velleius (II 125, 5) gerühmt; Tacitus legt ihm wiederholt Servilität zur Last (III 47. 69). Sein Sohn oder Enkel ist Cn. Dolabella gewesen (Nr. 136, s. d.), seine Tochter vielleicht (Cornelia) Dolabellina (Nr. 435). Die Grabschriften CIL VI 5864. 10103 nennen Freigelassene eines P. Dolabella; einem P. Cornelius Dolabella ist die Grabschrift CIL VI 16193 gesetzt. Vgl. de Vit Onomasticon II 429. Peine Berl. Stud. II 355f. Klebs Prosopogr. I 444 nr. 1092.