Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Stadt in Phokis nahe der boiotischen Grenze, mit Tempel des Apollon
Band I,1 (1893) S. 11 (IA)
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Abai (selten Ἄβα, s. Aba 2), Stadt im nordöstlichen Phokis nahe der boiotischen Grenze, auf spitzer Felshöhe beim heutigen Exarcho im Thale des Assosflusses unterhalb des Hyphanteiongebirges gelegen, nach der einheimischen Tradition von Colonisten aus Argos unter Führung des Abas, Sohnes des Lynkeus und der Hypermnestra, gegründet (Paus. X 35, 1), nach der Angabe des Aristoteles (bei Strabon X 445) einstmals von Thrakern, die von hier nach Euboia hinüberzogen (s. Abantes), bewohnt, war besonders berühmt durch einen uralten Tempel des Apollon mit einem schon von Kroisos befragten Orakel (Herod. I 46; vgl. Soph. O. R. 899. Hesych. s. Ἄβαι). Der ausserhalb der Ringmauern der Stadt gelegene Tempel war von Xerxes, später wieder von den Thebanern im phokischen Kriege, durch Feuer zerstört worden und seit der letzteren Zerstörung in Trümmern liegen geblieben; die Stadt selbst aber, welche allein von allen phokischen Städten sich an dem Angriffe auf das delphische Heiligtum nicht beteiligt hatte, wurde bei der allgemeinen Zerstörung am Ende des phokischen Krieges verschont und später noch von den Römern durch Verleihung der Autonomie geehrt; der Kaiser Hadrian erbaute auch dem Apollon einen neuen kleineren Tempel neben dem alten. Vgl. Herod. VIII 33. Paus. X 3, 2. 35, 1ff. Diodor. XVI 58. Dittenberger Syll. 192. Über die unbedeutenden Ruinen der Stadt und des Tempels bei Bogdanos Leake N. Greece II 163ff.