Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 4, 1)

Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Miscellaneen
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aus: Journal von und für Franken, Band 4, S. 123–128
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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IX.
Miscellaneen.


1.
Gute menschenfreundliche Handlungen, zumahl wenn sie ohne alle Nebenabsichten auf Ruhm oder Belohnung, sondern aus mitleidsvoller Theilnahme oder Bestreben seinen unglücklichen Mitbruder zu retten, ausgeübt werden, verdienen gewiß vor andern einer öffentlichen Bekanntmachung. Unsern Lesern stellen wir heute ein solches Beyspiel in der Elisabetha Fischerin aus Obersiemau auf, welche bey dem hiesigen Becker, Mstr. Wagner, vor dem Judenthor als Dienstmagd lebt. Als dieselbe am 1ten Januar dieses Jahrs einen Unglücklichen,| der sich in einem Anfall von Melancholie gehenkt hatte, antraf, so war, ohngeachtet des Schreckens, Schluß und That ihn zu retten, das Werk eines Augenblicks; ohne erst um Beystand zu rufen – ohne Versicherung einer Belohnung – schnitt sie den Strick entzwey, und der Gerettete erwachte wieder aus seinem schon angefangenen Todenschlaf. Nicht genug – sie war auch die erste, welche nach dem Arzte eilte, um die Rettung zu vollenden. Wie sehr verdienet unsere Fischerin für ihre gute Handlung und Entschlossenheit öffentlichen Dank und Lob, daß sie sich in einem so entscheidenden Augenblick, vor Tausenden ihrer Schwestern und Brüder, über alle ungereimte Vorurtheile wegsetzte. Diese rühmliche That blieb nicht unbelohnet; denn, als sie bekannt wurde, so schickten Durchlauchtigste und gnädigste Landesherrschaft dieser Retterin, nebst Versicherung Ihres gnädigsten Beyfalls, eine ansehnliche Belohnung zu, und ein Hochedler Stadtrath allhier ließ sie auf das Rathhaus kommen, und belohnte durch Worte und That ihre gute Handlung. Welch frohes Bewußtseyn wird es unserer Fischerin durch ihr ganzes Leben seyn, den ersten Tag des Jahres mit einer so lobenswürdigen Handlung – einem Unglücklichen das Leben zu retten – angefangen zu haben![1]


2.
 Am 23 December des vorigen Jahrs wurde durch die Stimmen der sämmtlichen Adjuncten der| kaiserlichen Akademie der Naturforscher die Wahl eines neuen Präsidenten dieser Akademie an die Stelle des verstorbenen Delius zu Erlangen vorgenommen, welche auf Herrn Hofrath und Professor Schreber daselbst fiel.

 Am 5 Januar 1792 wurde der auf eine Frage aus der praktischen Arzneygelehrsamkeit durch das Legat des ehemahligen Directors dieser Akademie, des königl. Preußischen geheimen Raths, Edlen von Cothenius, gesetzte Preis zum erstenmahl ausgetheilt. Die Frage betraf den richtigen Begriff und die zweckmäßige Behandlung der Krankheiten der ersten Wege. Unter den fünf eingelaufenen Beantwortungen wurde die qoldne Preismedaille der Schrift des Herrn D. G. Chr. Wedekind, Kurmainz. Hofraths und Leibarztes, auch Professors der Arzneywiss. zu Mainz; das Accessit und die silberne Medaille den Abhandlungen des Herrn D. Gerhard Anton Gramberg, herzogl. Oldenburgischen Canzleyrath und Hof- auch Militärmedicus zu Oldenburg, und des Hr. D. Cornelius Johann Vos in Haag zuerkannt.


3.

 Herr Doctor und Professor Feder zu Wirzburg hat die Stelle eines Universitäts-Bibliothekars, und Herr Welz, ehemahliger Universitätscanzellist und Pfalzbaierischer Hofrath, die Stelle eines Unterbibliothekars erhalten.


4.

 Herr Ober-Landwundarzt Brünighausen ist von Sr. Hochfürstl. Gnaden zu Wirzburg mit dem Prädicate, dem Range und Charakter eines Professors der Wundarzneykunst begnadigt worden.


5.

 Herr M. Schade, Pfarrer zu Kaubenheim bey Neustadt an der Aisch, ist als Superintendent nach Dietenhofen im Bayreutischen versetzt worden.


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6.

 Noch im J. 1791 ereigneten sich folgende Beförderungen:

 Den 16 Oct. wurde Herr Justus Friedr. Fischer zum Pfarr-Substituten nach Bürden zu Hildburghausen ordinirt.

 Den 11 Dec. wurde Herr Carl Ernst Christoph Recknagel von Eisfeld zum Pfarrer nach Poppenhausen und Käßlitz ordinirt.

 Den 9 Dec. wurde Herr Joh. Christian Gottlieb Florus Beumelburg zum Pfarrer nach Maroldsweisach im Ritterschaftlichen, zu Coburg ordinirt.


7.

 In das Journal von und für Franken, glaube ich, gehören auch Belohnungen gelehrter Männer in Franken. Unter diese kann mit Recht Herr M. Joh. Christoph Rasche, Pfarrer zu Maßfeld gerechnet werden, der sich rühmlichst durch sein Lexicon Numismaticum auch bey den Ausländern bekannt gemacht hat. Der Magistrat zu Frankfurt am Mayn hat diesem selbst von Bischoff Anton in Neapel geschätzten Gelehrten in J. 1790. mit Denkmünzen in Gold und Silber, und im J. 1791. mit 6 neuen Krönungsducaten ein Geschenk gemacht.


8.

 Es ist zwar in III. B. 3 H. S. 364 gemeldet worden, daß Herr M. Kirsch, Rector des Gymnasiums zu Hof im Bayreutischen seine Entlassung gesucht, mit dem Hofrathscharakter erhalten habe, und auf seinem Landgute in Thüringen künftig privatisiren wolle. Neuern Nachrichten zufolge bleibt derselbe und verwaltet sein Schullehramt wieder.

 Durch die Beförderung des Herrn Conrector Rennebaums zur Hospitalpfarrstelle daselbst sind folgende Veränderungen an dem Gymnasium zu Hof vorgegangen:

|  Der bisherige Tertius Herr M. Kapp ist zum Conrector, Herr Quartus Helfrecht zum Tertius, und Herr Candidat Mösch aus Hof, zum Quartus ernannt worden.


9.

 Herr Samuel Willhelm Oetter, kaiserlicher Pfalz und Hofgraf, Hochfürstlich Brandenburg-Onolzbach- und Bayreutischer Consistorialrath und Pfarrer zu Markterlebach, hochfürstlicher Historiographus, der Königlich Großbrittanischen Teutschen Gesellschaft in Göttingen, der gelehrten Gesellschaft in Duisburg, der Kaiserlichen Franziscischen Akademie freyer Künste in Augsburg, der gelehrten Gesellschaft in Leipzig und der Kurfürstlich Pfalzbairischen Akademie in München Rath und Mitglied starb am 7 Januar 1792 in einem Alter von 71 Jahren und 13 Tagen: ein Mann von vieler Thätigkeit, dem auch dieses Journal einige Aufsätze verdankt. Von seinem Leben, das noch nirgends umständlich beschrieben ist, werden wir künftig einen Aufsatz mittheilen.


10.

 Am 21sten Jan. d. J. starb zu Thurnau, nach einer langwierigen Krankheit, der Gräfl. Giechische Consistorial-Assessor, auch Pfarrer und Schul-Inspector, Johann Vollrath Keyßler, im 50sten Jahre seines Alters, und mit Hinterlassung sieben unerzogener Waisen. Er war im J. 1742. d. 9. Nov. zu Obersontheim im Limpurgischen geboren. Hier war nämlich sein Vater (der ein leiblicher Bruder des gelehrten Verfassers der noch immer geschätzten Keyßlerischen Reisen war) als Amtmann angestellt, ehe er als Gräfl. Giechischer Hofrath in sein Vaterland nach Thurnau berufen ward, wo er aber schon im J. 1749 ohngefähr in gleichem Alter verstorben ist, und ebenfalls sieben unversorgte Kinder hinterlassen hat.

|  Der verstorbene Consistorial-Assessor war zuerst Pfarrer in Buchau und nachher zu Berndorf bey Thurnau gewesen.

 Die im Jahr 1786. herausgekommene zweyte vermehrte Auflage des Thurnauischen Gesangbuchs ist von ihm besorget worden.


11.

 An den Folgen eines Schlags verschied zum höchsten Leidwesen seiner betrübten Familie am 2 Dec. 1791 Herr Pfarrer Kempf zu Heubach bey Eisfeld. Er war ein wackerer Mann und ein vorzüglich guter Redner. An seine Stelle kommt Herr Pfarrer Schorges, der beynahe seit 16 Jahren Pfarrer zu Neustadt auf dem Walde war. Nach Neustadt wurde Herr Candidat Jacobi von Eisfeld berufen.


12.

 In dem Wirzburgischen Oberlande, das heißt in der Gegend von Mellrichstadt, Neustadt an der Saal, Münnerstadt, Königshofen im Grabfelde und in den diesen Städtchen zu nächst liegenden Dörfern wird schönes, zum Theil ungemein schönes Getraid aller Art gebauet, und die Becker backen demungeachtet das allerelendeste Brod, das nur zu denken ist. Woher mag dieses kommen? An dem Getraide kanns nicht liegen. Es ist gewiß so gut als das Getraid der Becker in Haßfurt, Gerolzhofen und Volkach, die allgemein wegen des schönen weisen Brods bekannt sind, das sie backen. Verursachts die Pottasche, oder Venetianische S– deren sich erstere bedienen sollen: so fragt sich, ausser dem Verderb des Brodes, den sie alsdenn dadurch erwirkten, ob diese Mittel auch für die Gesundheit unschädlich seyen. Die Sache verdient gewiß die ganze Aufmerksamkeit der Polizey.



  1. Aus der Coburger wöchentl. Anzeige 1792. 1 Stück.