« 6. Stunde Wilhelm Eichhorn
Einsegnungsstunden 1916
8. Stunde »
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7. Stunde
am Montag, 27. November nachmittags 4 Uhr.
Lied 297, 10–14. Ps. 50, 1–8, 14–17, 21–23. Kollekte 218, 36.
Ein Leben der Liebe hat Jesus gelebt und sein Sterben war ein Opfer der Liebe, dargebracht für uns: aber wie könnte damit seine Liebe ihr Ende erreicht haben? Er ist dazu gestorben, um Gott zu leben, aber nicht für sich; denn er selbst hat ja immer in und mit Gott gelebt. So hat er also für uns gelebt und auch nach seiner Auferstehung die Liebe herrlich erwiesen. Wir denken zunächst an die Zeit der 40 Tage. Wundersame Zeit, da der Herr noch auf Erden war und doch nicht mehr von dieser Erde, schon verklärt und doch noch nicht aufgefahren zu seinem Vater. Warum hat er diese Zwischenzeit auch noch durchlebt, warum war es so des Vaters Wille? Das Gesetz des stufenweisen Werdens, zu dem Gott sich herabließ in Schöpfung, Erhaltung und Regierung der Welt sollte auch hier bei der Erhöhung Christi zur Anwendung kommen. Zur Stärkung ihres Glaubens wollte er den Jüngern immer wieder erscheinen, um sie seiner Auferstehung ganz gewiß zu machen und um ihnen Befehle zu geben hinsichtlich seines Reiches, ja um den Eindruck bei ihnen zu erwecken, daß er| unsichtbar und doch wahrhaftig bei ihnen gegenwärtig sei. So hat er diese 40 Tage noch auf Erden gewandelt, um auch hierin den Seinen in Liebe zu dienen. – Wie uns seine Liebe in den Tagen seines Erdenwandels entgegentrat vor allem in ihrer erziehenden Absicht, so auch hier wieder was Reihenfolge und Zweck der einzelnen Erscheinungen anlangt. Die Jünger hätten schon glauben sollen an die Auferstehung ihres Herrn auf grund der Worte der Schrift, der Propheten, ja der oftmaligen Voraussagungen Christi. Sie hätten zum Glauben erweckt werden sollen sodann durch den Anblick des leeren Grabes und noch besonders durch der Engel Botschaft. Im Glauben an seine Auferstehung hätten sie hingehen sollen nach Galiläa. Dort wollte er sich ihnen zeigen. Aber weil sie in ihrer Niedergeschlagenheit sich nicht zur Gewißheit seiner Auferstehung erheben konnten, kommt er ihrer Schwachheit zuhilfe, erscheint noch am selben Tage einzelnen unter ihnen und dann erst, nachdem er sie alle dadurch zur Gewißheit seiner Auferstehung gebracht, erscheint er den versammelten Jüngern. Wie liebevoll hat sich der Herr sonderlich bei diesen Erscheinungen gezeigt. Göttlich erhaben tritt er den Seinen entgegen. Das sollen sie auch erkennen – darf Maria ihn doch nicht anrühren, nicht seine Füße umfassen – und gleichwohl so menschlich nahe erzeigt er sich ihnen. Wir wissen von manchen Erscheinungen nichts weiter, nichts von der Erscheinung, die dem Simon Petrus am Auferstehungstage zu teil ward, nichts von der Erscheinung, deren Jakobus Jesu Bruder nach dem Fleisch gewürdigt wurde, dem da die Augen geöffnet wurden, so daß von dem an er und seine Brüder mit ihm unter den Gläubigen genannt werden, während sie vorher nicht an Jesum geglaubt hatten und blicken doch in sein Herz voll Liebe. Wie liebevoll behandelt er die trauernde Maria, die er zuerst seiner Erscheinung? gewürdigt hat: „Weine nicht,“ so redet er sie an. Bei ihrem Namen ruft er sie: „Maria.“ Er trägt ihr auf die Botschaft an die Seinen, die er hier erstmals seine Brüder nennt und spricht liebend von seinem Vater und ihrem Vater, seinem Gott und ihrem Gott. Wie freundlich, nach anfänglich ernsten Worten ist er mit den Jüngern von Emmaus, er willigt ein, als sie bitten, bei ihnen einzukehren. Und nicht minder zeigt er seine Liebe den versammelten Jüngern, denen er am selben Abend noch erscheint. Er zeigt ihnen seine Wunden, er nimmt vor ihnen Speise zu sich, damit sie ja seiner Auferstehung gewiß würden. Es folgen dann die galiläischen Erscheinungen. Wie freundlich nimmt er sich hier des Petrus sonderlich an und bestätigt ihn im Apostelamt und richtet hier die einzigartige Frage an ihn: „Simon, Jonas Sohn, hast du mich lieb?“ Und auch bei der majestätischen Erscheinung, bei der ohne Zweifel 500 Brüder auf einmal versammelt waren, auf dem Berge in Galiläa, wo er den majestätischen Reichsbefehl ausspricht, wie freundlich redet er auch| hier zu seinen Jüngern, welch herrliches Trostwort gibt er ihnen mit. „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Und auch beim Scheiden auf dem Oelberg ostwärts von Jerusalem, da hat er nochmals seinen Jüngern den Trost von der Sendung des Geistes gegeben und ist dann mit erhobenen Segenshänden von ihnen geschieden. Welche Liebe hat da der Herr noch im Verlauf der 40 Tage nach seiner Auferstehung den Seinen erzeigt. Aber damit ist seine Liebeserweisung noch nicht zu Ende. Am Schluß der Apostelzeit, als manches geschehen war, was auf das Ende des Weltlaufes hinweisen konnte, wie etwa die Neronische Verfolgung, dann die zweite unter Domitian, da hat der Herr noch einmal von seiner himmlischen Höhe herab im großen Weissagungsbuch des Neuen Testaments sich an die Gemeinden auf Erden gewendet, zunächst an die sieben Gemeinden, die dem Seher der Offenbarung unmittelbar unterstanden. Er muß in Liebe diese Gemeinden auch mannigfach tadeln, ja sie schelten, aber gerade der Gemeinde, die er am schärfsten beurteilt, der Gemeinde von Laodicea, der er drohen muß: ich werde dich ausspeien aus meinem Munde, gibt er dennoch das Trostwort: „Welche ich lieb habe, die strafe und züchtige ich.“ Aber hier, bei diesen Worten des erhöhten Herrn an die Gemeinden auf Erden, ist noch etwas Sonderliches zu bemerken. Von dem erhöhten Herrn gehen die Sendschreiben aus: „So spricht, der da hat die 7 Sterne in seiner Hand, der da wandelt unter den 7 goldenen Leuchtern.“ Am Schluß aber heißt es öfter: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinen sagt.“ Da sehen wir: Der erhöhte Herr spricht durch seinen Geist zu den Gemeinden auf Erden. Das erinnert uns an die dazwischen liegende grundlegende Gottestat zur Auswirkung des Heiles in der Welt, nämlich die Sendung des Geistes.

 Mit der Lehre vom heiligen Geist wollen wir uns beschäftigen und reden darum:

von der Liebe, die sich zu uns herabsenkt durch den Geist,

und zwar fragen wir:

1. inwiefern kann von der Liebe des Geistes geredet werden?
2. Wie erweist sich die göttliche Liebe durch den heiligen Geist?
3. Was will die göttliche Liebe uns durch den Geist schenken?


I.
 Mächtig wird uns in der Schrift bezeugt die Liebe Gottes des Vaters, nicht nur in dem bekannten apostolischen Gruß, sondern auch schon im alten Testament, wo freilich mehr von der Gnade und Erbarmung Gottes die Rede ist, aber auch die Liebe wird genannt: „Ich habe dich je und je geliebet, darum habe ich| dich zu mir gezogen aus lauter Güte;“ eigentlich „ich habe meine Güte lange gemacht.“ Vollends im neuen Testament tritt das Zeugnis von der Liebe des Vaters klar hervor; aus dem Munde des Sohnes selber hören wir: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab,“ Joh. 3, 16, oder aus dem Munde des Apostels der Liebe, Johannes: „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen.“ 1. Joh. 3, 1. – Mächtig wird uns auch in der Schrift bezeugt die Liebe Jesu Christi: „Wie er hatte geliebet die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“ Joh. 13, 1. Mit diesem bekannten Wort beginnt der vierte Evangelist, der Jünger der Liebe, seinen Bericht über die höchste Liebestat des Leidens: „Wie mich mein Vater liebet, so liebe ich euch,“ Joh 15, 9 hat der Herr selbst gesagt. „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde“ Joh. 15, 13. So bezeugen uns auch die Apostel die Liebe Christi, die alle Erkenntnis übertrifft. Aber wie ist es nun mit der Liebe des heiligen Geistes? Nur eine Stelle findet sich in der Schrift, in der von der Liebe des heiligen Geistes geredet zu sein scheint: Römer 15, 30 „Ich ermahne euch, lieben Brüder, durch unsern Herrn Jesum Christum und durch die Liebe des Geistes, daß ihr mir helfet kämpfen mit Beten für mich zu Gott.“ Doch es wird hier kaum gemeint sein weder unsere Liebe zum Geist, noch des Geistes Liebe zu uns, sondern es wird gemeint sein entweder die Liebe, die der Geist wirkt oder richtiger (nach Hofmanns Erklärung) die Liebe, die im Geist geschieht, nicht eine Liebe von Person zu Person; denn da der Apostel seine Leser nicht von Person kennt, so ist es die Liebe im Geist, durch die er mit ihnen verbunden ist. Sonst wird nirgends in der Schrift von der Liebe des Geistes geredet. Des Geistes Werk zu beschreiben ist leicht und ist schwer. Er heißt der Geist, weil er in den Dingen wohnt und wirkt. Darum nennen wir ihn den Geist, weil er in uns als der Geist eines neuen Lebens tätig ist, weil er gesendet ist in unsere Herzen. Dahinter liegt das tiefe Verhältnis des Geistes zum Vater und zum Sohn. Er, der in uns der Geist eines neuen Lebens werden will und geworden ist, ist auch ewig in Gott. Er geht ewig aus vom Vater und vom Sohne, wie er in der Zeit vom Vater und vom Sohne gesendet ist. So hat der Geist in den Dingen gewirkt schon am Tage der Schöpfung, dann in den Menschen auch nach dem Sündenfall, wo Gott davon spricht, daß die Menschen sich von seinem Geist nicht mehr strafen lassen wollen (1. Mose 6, 3). Er hat gewirkt in den heiligen Männern Gottes, insonderheit in den Propheten. Er hat in allen Gläubigen gewirkt, ob auch vorbereitend; denn wo Glaube war im alten Testament, da ist er vom Geist gewirkt gewesen. Im neuen Testament hat er den Wegbereiter Christi noch vor seiner Geburt mit seiner| Kraft berührt und dann die Begnadigte unter den Weibern überschattet. Er hat sich dann auf den von ihr Geborenen selbst herabgelassen bei dessen Taufe und hat ihn so erfüllt, daß er seitdem der Gesalbte heißt: der den Geist empfangen hat nicht nach dem Maß. Er ist dann von Christo verheißen worden, erst in mehreren gelegentlichen Aeußerungen, dann in den letzten Reden eingehender als der Tröster, der gesandt werden soll vom Vater und vom Sohn. Hier finden sich die beiden bekannten Sprüche vom Tröster, den er senden wird vom Vater (Joh. 16, 7) und der andere vom Tröster, dem heiligen Geist, den der Vater senden wird in des Sohnes Namen (Joh. 14, 26), in denen deutlich der Geist als Person unterschieden wird vom Vater, der ihn sendet, und vom Sohn, in dessen Namen er gesendet wird. Und so wird in diesen Reden auch des Geistes Werk ganz klar beschrieben. Er soll Jesum verklären, sein Werk auf Erden weiterführen, er soll die Jünger Jesu dessen erinnern, was Jesus gesagt hat, sie leiten in alle Wahrheit, auch die einzelnen innerlich strafen oder überführen der Sünde und der Gerechtigkeit und des Gerichts. Er soll also die einzelnen Menschen zum Glauben an Christum führen und dadurch, daß er viele zu dem einen Glauben bringt, dem erhöhten Herrn eine Kirche auf Erden sammeln. So ist deutlich der Geist unterschieden vom Vater und vom Sohne und doch eng mit ihnen verbunden. Den Geist des Vaters nennt ihn Jesus da, wo er sagt, daß er in den Seinigen reden würde. „Ihr seid es nicht, die da reden, sondern eueres Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“ (Matth. 10, 20). Und der Apostel sagt Gal. 4, V. 6. „Gott hat gesandt den Geist seines Sohnes in euere Herzen, der schreiet: Abba, lieber Vater.“ Andererseits lesen wir Römer 8, daß uns der Geist aufs beste beim Vater vertritt und gibt wiederum Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. So verhält es sich denn folgendermaßen: Alles, was der Vater tut, das tut er durch den Sohn und tut es im heiligen Geist. Umgekehrt der heilige Geist will Christum in uns verklären, uns zum Glauben an Christum bringen und dadurch uns zum Vater führen. So sagt auch der Herr: „Der heilige Geist wird nicht von sich selber reden, von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen.“ (Joh. 16, 14). Ueberlegen wir das alles, so verstehen wir, daß nicht unmittelbar von der Liebe des heiligen Geistes zu uns in der Schrift geredet wird; denn der Vater liebt uns durch den Sohn und im heiligen Geist. Wir verstehen dann auch, warum nicht von unserer Liebe zum heiligen Geist unmittelbar in der Schrift geredet wird. Wir lieben den Vater im Sohn und Vater und Sohn lieben wir im heiligen Geist, d. i. in seiner Kraft. Gleichwohl werden wir von einer Liebe des Geistes zu uns reden dürfen und ebenso von unserer Liebe zum Geist; denn der Geist ist es, der in uns die Liebe zu Jesu und dadurch zum Vater wirkt. Es verhält sich| damit ähnlich wie mit dem Gebet. Wir können die Frage stellen, ob ein Gebet zum heiligen Geist biblisch begründet sei. Hofmann stellt es in Abrede und meint, das Gebet habe sich naturgemäß an den Vater in Jesu Namen und in bestimmten Fällen unmittelbar an Jesus zu wenden. Ein Gebet an den Geist findet sich in der Schrift nicht und nach Hofmann’s Meinung ist es nicht begründet, weil der Geist selbst in uns ist, der uns als Geist des Gebets zum Beten treibt. Wir geben zu, daß in der Schrift kein Gebet an den heiligen Geist vorhanden ist, wohl ein Gebet des Geistes und der Braut, also des in der Gemeinde Christi waltenden Geistes, der die Sehnsucht und das Verlangen nach Vollendung wirkt, darum in und mit uns ruft: Komm bald, Herr Jesu. Auch geben wir zu, daß die Jünger den Vater um die Gabe des heiligen Geistes angerufen haben, daß er ihn sende und daß auch wir beten dürfen: nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Und doch werden wir es uns nicht nehmen lassen, uns in unserm Gebet an den Geist selbst zu wenden. Wenn sich die Gemeinde Zum Gottesdienst zusammenfindet, sollte sie da nicht nach altem Brauch singen dürfen: „Komm heiliger Geist, Herre Gott, erfüll mit deiner Gnaden Gut deiner Gläub’gen Herz, Mut und Sinn“? Und wenn die Christenheit am Tage der Pfingsten sich versammelt, sollte sie nicht dem Geist Gottes danken dürfen, daß er gekommen ist und in der Gemeinde Christi waltet bis auf diesen Tag? Und wenn Christen zu wichtiger Beratung zusammenkommen, sollten sie da nicht beten dürfen: „Komm heiliger Geist erfüll die Herzen deiner Gläubigen, und entzünd in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe?“ Ebenso werden auch die einzelnen Christen zweifellos ein Recht haben, unmittelbar den Geist Gottes zu bitten, daß er sie erleuchte, daß er ihnen Andacht schenke zum Gebet, daß er sie innerlich tröste und mahne, stärke und strafe. Sie werden ihn anrufen dürfen: „Du höchster Tröster in aller Not, hilf, daß wir nicht fürchten Schand noch Tod, daß in uns die Sinne nicht verzagen, wenn der Feind wird das Leben verklagen.“ Wer könnte da noch anders in uns wirken als der Geist allein und wie sollten wir ihm nicht danken dürfen für sein treues Arbeiten an unserer Seele? Ebenso werden wir darum auch die Liebe des Geistes preisen dürfen, seine Liebe, die er unermüdlich auf uns gewendet hat. Wir werden ihn bitten dürfen, daß er doch nicht verschmähe, auch fernerhin uns zu mahnen, zu warnen, zu trösten und zu stärken. Wie sollte dann unsere Liebe sich nicht auch auf den heiligen Geistsbeziehen, der es nicht verschmäht hat an uns zu arbeiten und der uns das innere Zeugnis unserer Kindschaft schenkt. Insofern darf gewiß von einer Liebe auch des Geistes füglich geredet werden.


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II.

 Wie erweist sich aber nun die göttliche Liebe in uns durch den heiligen Geist? Die Sendung des Geistes ist ein Werk göttlicher Liebe, eine Tat der Liebe von ihm, dem erhöhten Herrn, der, nachdem er zurückgekehrt war in die Herrlichkeit, nachdem er selbst, auch nach seiner Leiblichkeit, ganz vom Geiste verklärt und erfüllt war, nun den Geist sendet. Darum tragen auch die Verheißungen der Sendung des Geistes so besonders liebevolle freundliche Art. „Ich will euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch.“ Joh. 14, 18 und vorher Vers 16 „Ich will den Vater bitten, daß er euch einen andern Tröster sende.“ So betätigt sich die Liebe Gottes und die Liebe Christi in der Sendung des Geistes. Und das Werk des Geistes, das er an uns tut, ist ganz sonderlich ein Werk der Liebe, ein Werk der Geduld. Was aber das Werk des Geistes selber betrifft, so hat unsere Kirche gewiß je und je festgehalten, was Luther im Anfang der Auslegung des 3. Glaubensartikels sagt: „Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann“. Die Kirche bleibt bei dem Satz, daß der Mensch nichts Gutes aus sich selbst vermag, verwirft also die Behauptung des Pelagianismus, der dem Menschen auch nach dem Fall die Willensfreiheit auch in geistlichen Dingen zuspricht. Sie sagt ferner, daß der Mensch die Wirkung des heiligen Geistes auch nicht unterstützen könne, wie das die Behauptung des Semipelagianismus ist und wie auch die römische Kirche lehrt, welch letztere nur eine Beihilfe der Gnade zum Tun des Menschen annimmt. Unsere Kirche hat auch sogar die Behauptung verworfen, die der sogen. Synergismus aufstellt, daß der menschliche Wille mitwirken müsse beim Werk der Bekehrung. Wenn das abgelehnt wird, muß darauf hingewiesen werden, daß es sich um Anfangswirkungen im Geistesleben handelt. Der erste Anstoß und Antrieb geht immer von Gott, von der Gnade und vom Geist Gottes aus. Erst durch den heiligen Geist wird der menschliche Wille in Bewegung gesetzt; denn der Mensch soll sich freilich selbst bekehren, nachdem er von Christo ergriffen ist. Ja, der Geist Gottes treibt dann geradezu den Menschen zur Entscheidung, befähigt und nötigt ihn dazu. So ist denn auch das nicht zweifelhaft, daß des Geistes Werk anknüpft an unser Gewissen, wie das 2. Kor. 4 bezeugt wird. So gibt es allerdings vorbereitende Gnadenwirkungen des Geistes, noch ehe das berufende Wort der Gnade an den Menschen kommt. So hat der heilige Geist sein Werk auch beim natürlichen Menschen im Gewissen, dann folgt das eigentliche Heilswerk.

 Und wodurch übt der heilige Geist dies Werk seiner Liebe und Geduld an uns? Wir werden hier zu der wichtigen Lehre von den Gnadenmitteln geführt, welche die Augsburgische Konfession in ihrem| 5. Artikel so schön darlegt. Wir verdanken diese Lehre in ihrer klaren Entwicklung Luther, der damit gegen die Schwarmgeister auftrat. Nicht unmittelbar, wie die Schwärmer sagten, kommt der heilige Geist an die Herzen. Es kann niemand behaupten, daß der heilige Geist direkt ihm etwas Neues eingegeben habe außer dem, was geschrieben steht. Es kann andererseits niemand sich entschuldigen, daß der Geist Gottes zu wenig an ihm gewirkt habe; denn der Geist hat seine Wirkung an Wort und Sakrament, die Gnadenmittel geknüpft, da können wir die Gnade jederzeit finden. Das erste Gnadenmittel ist und bleibt das Wort, das wir geradezu das Wort des Geistes nennen können; denn der Geist ist es, der dies Wort gewirkt hat in den Propheten, in den Aposteln, ja in Jesu selber, heißt es doch in der Apostelgeschichte, daß der Auferstandene durch den heiligen Geist seinen Jüngern Befehl getan habe. Durch des Geistes Wirkung ist dieses Wort in Schrift verfaßt und der Geist Gottes stärkt auch die, die das Wort verkündigen. Er gibt ihnen das Wort in den Mund und bewirkt, daß ihr Wort etwas ausrichten kann an den Seelen, diesen ein Geruch des Todes zu werden, den andern ein Geruch zum Leben. So wirkt der erhöhte Herr durch seinen Geist vor allem in dem Gnadenmittel des Worts. Dies Wort enthält die gesamte Heilsbotschaft und ohne Wort würden wir von den Sakramenten nichts wissen. Ein Sakrament ist nicht denkbar ohne das Wort der Einsetzung, aus dem allein seine Kraft sich ableitet. Nur durchs Wort kann der Glaube gewirkt werden, bezeugt Römer 10: „So kommt nun der Glaube aus dem Predigen, die Predigt aber aus dem Wort Gottes,“ wörtlich heißt es „aus einem Wort“, das eben ein Wort Gottes ist und sein muß. Wir sagen das wenigstens vom bewußten Glauben; es gibt wohl auch einen unbewußten Glauben bei den kleinen Kindern durch Kraft der Taufe und bei solchen Menschen, die nie zum bewußten Glauben gelangen können, weil sie wie etwa Blöde innerlich gehemmt sind. Aber der bewußte Glaube, das persönliche feste Vertrauen des Herzens, verlangt innere Zustimmung und setzt Erkenntnis voraus. Diese Erkenntnis, diese innere Zustimmung zum Wort und dies Vertrauen kann nur der Geist Gottes wirken und es kann nur gewirkt werden durchs geisterfüllte Wort. Auch ein menschliches Wort kann in denen, die es aufmerksam hören, Ueberzeugung wirken, daß sie durch die Macht der Worte dem Gehörten Beifall geben. So ist es das Tun des Geistes Gottes, daß er durchs Wort uns innerlich dazu vermag, daß wir die göttlichen Gnadenzusagen annehmen als auch uns geltend. So kommt der Glaube in uns zustande. Man kann fragen: wozu dann noch die Sakramente? Sie dienen der Heilsgewißheit, sie sind Unterpfänder, die uns der Geist Gottes in unser Herz gibt. Die Sakramente geben uns nichts anderes als das, was auch im Wort enthalten ist und aus dem Wort ins Herz| gefaßt werden kann, aber sie geben es uns auf andere Weise, nicht nur durchs Wort, durch die Rede, sondern vermöge eines sichtbaren Zeichens, also in bestimmtester Versicherung, als sicherstes Unterpfand. Die Sakramente sind nicht nur Symbole, äußere Zeichen einer etwa auf anderm Wege uns zukommenden Gnade, sondern sie sind Geisteswirkungen, die den ganzen Menschen erfassen. Hofmann hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß das Wort den Menschen erfaßt von der Seite seines Denkens her, die Sakramente erfassen aber den ganzen Menschen nach seiner Naturseite, geben Unterpfänder ins Herz und wirken vom Mittelpunkt des Seelenlebens aus auf den ganzen Menschen Leben schaffend und stärkend ein. So ist die Taufe die Einpflanzung in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes. Wir werden durch sie zu Gott in das Verhältnis gesetzt, das ausgesprochen ist in den Namen: Vater, Sohn und Geist. Durch die Taufe will der dreieinige Gott unser Gott werden, Gott der Vater auch unser Vater, Jesus auch unser Bruder und Erlöser und der heilige Geist auch in uns ein Geist des neuen Lebens. So werden wir durch die Taufe eingepflanzt in die Gemeinschaft Jesu Christi oder in das Kindesverhältnis zum Vater und kommen durch sie insbesondere in die Gemeinschaft des heiligen Geistes. Das himmlische Heilsgut der Taufe ist die Einpflanzung in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes und für sie ist der heilige Geist, der ins Herz kommt, die Bürgschaft, so daß man wohl auch sagen kann, wie öfter gelehrt wird, das himmlische Heilsgut sei der heilige Geist, der ins Herz kommt und in die Gemeinschaft Christi und des Vaters versetzt. Wenn bei der Taufe Erwachsener schon zuvor durchs Wort Buße und Glaube gewirkt sind, dann gibt das Sakrament noch die feste Bürgschaft der Einwohnung des heiligen Geistes, des Kindschaftsverhältnisses zum Vater, der Teilhaberschaft an dem gesamten Erlösungswerk Christi. Bei Kindern, bei welchen mit der Taufe die Gnadenwirkungen erst beginnen, ist dann die Taufe der kraftvolle Anfang des Lebens aus Gott überhaupt. Wollen wir unsern Christenstand recht auf die Taufe gründen. Die reformierte Kirche, besonders der Methodismus, auch die Gemeinschaftsrichtung setzt sich als Ziel und hat als Ausgangspunkt immer nur die Bekehrung. Die lutherische Art der Seelenführung knüpft an die Taufe an, bringt dem einzelnen Menschen zum Bewußtsein, was er an seiner Taufe hat und führt ihn so dazu, daß er sich zu seiner Taufgnade zurückwendet, wenn er sie vergessen oder nicht erkannt hat. So senkt sich in der heiligen Taufe sonderlich die Liebe Gottes durch den heiligen Geist in unser Herz und in unser Leben herab.
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 Wie ist es nun mit dem andern Sakrament, dem heiligen Mahl? Das ist doch in Wahrheit „das Liebsmahl, das wir preisen“. Die ersten Christen feierten unter sich eine Agape d. i. ein Liebesmahl als Ausdruck ihrer Liebesgemeinschaft und schlossen daran| das große Mahl der Liebe, die Eucharistie, das Mahl der Danksagung zur Betätigung und Stärkung in der Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn. In diesem Mahl wird uns der Segen des Opfers Christi sonderlich zuteil, so daß es ein besonderer Erweis der Liebe Christi ist, die sich zu uns herabläßt. Und wir wollen uns auch ihm wieder in Liebe ergeben. Die beiden Sakramente gehören zusammen und unterscheiden sich doch auch. Denn die Taufe bezeichnet überall den Anfang, das heilige Mahl dient der Weiterführung. In der Taufe ist das neue Leben in uns gepflanzt, im heiligen Abendmahl wird es gestärkt; in der Taufe sind wir in die Gemeinschaft Christi aufgenommen, im heiligen Mahl werden wir in der Gemeinschaft Christi gefördert. Und da die Sakramente, wie man mit Recht sagt, auch besonders kirchenbildende Kraft besitzen, für die Gemeinschaft der Kirche von Wichtigkeit sind, wird man sagen können: das erste Sakrament, die Taufe, wird durch die Aufnahme in die Gemeinschaft Jesu Christi auch eine Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche und das heilige Mahl als Stärkung in der Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn ist zugleich Stärkung im Zusammenhang mit der Kirche Gottes auf Erden, wie das 1. Kor. 10 bezeugt wird. So kann man auch nach dem von Luther aufgestellten Gesichtspunkt über den Segen von Taufe und Abendmahl sich aussprechen: Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Die Vergebung der Sünden ist uns in der Taufe ein für allemale geschenkt, im heiligen Mahl wird sie uns immer wieder aufs neue versichert, durch den Empfang des Leibes und Blutes, durch deren Dahingabe in den Tod sie uns gewißlich erworben ist. Das neue Leben ist in der Taufe in uns gepflanzt worden, im heiligen Mahl wird es genährt und gestärkt durch die himmlischen Gaben des Leibes und Blutes des erhöhten und verklärten Herrn. Und die Seligkeit, die vollendete Gemeinschaft mit Gott und allen Gläubigen, die uns in der Taufe als unser Erbe geschenkt worden ist, wird im heiligen Mahl uns immer wieder aufs neue verbürgt, da wir ja durch den Empfang des Leibes und Blutes Christi in besondere Gemeinschaft mit den: erhöhten Herrn treten und zugleich mit seinem mystischen Leibe, der Kirche. So soll uns denn das heilige Mahl etwas Großes sein. Da sendet der erhöhte Herr die Fülle seiner Liebe auf uns herab. Er hat da all der Seinen gedacht, auch unser, die wir jetzt leben, da er in der Nacht, da er verraten ward, dies Sakrament stiftete. Er erweist damit, daß er allezeit der Glieder seines Leibes gedenkt, da er sich in Liebe herabsenkt zu uns und uns speist mit seinem Leib und tränkt mit seinem Blut. Schwestern brauchen besonders viel Stärkung, weil sie mehr auf sich gestellt sind, viel auszugeben haben und weil sie in einer Gemeinschaft stehen, die nicht durch natürliche Bande geknüpft ist, wie sie in der Familie gegeben ist, weil sie auf reine Geistesgemeinschaft gewiesen| sind. Sie bedürfen darum besonders der Stärkung in der Gemeinschaft des erhöhten Herrn und auch in der Gemeinschaft untereinander. So soll denn dies Sakrament ferner von uns hochgehalten werden als Beweis der Liebe, mit der der Herr sich zu uns herabläßt. Aber ist nun auch beim zweiten Sakrament, wenn wir so sagen dürfen, der heilige Geist beteiligt? Kalvin behauptet es in irriger Weise: Er lehrt bekanntlich, man empfange in gewissem Sinn im heiligen Abendmahl Christi Leib und Blut, aber nur geistlich durch den Glauben. Er zieht zwei Hilfslinien, wie man mit Recht gesagt hat, eine von unten aus: der Glaube, der Christum ergreifen und gleichsam herabziehen muß und die andere von oben herab: der heilige Geist, der die Kräfte des erhöhten, freilich im Himmel eingeschlossenen Leibes und Blutes Christi den Gläubigen zuführt. Er wollte anfangs als Anhänger Luthers und Gegner Zwinglis angesehen sein, stand aber in Wahrheit nicht auf Luthers, sondern auf Zwinglis Seite; denn nach seiner Lehre kommt nicht durch den sakramentlichen Empfang, sondern durch den Glauben die Vereinigung zustande, der jederzeit in geistlicher Nießung aus dem Wort heraus Christi Leib und Blut essen und trinken, d. h. sich dessen getrösten kann, daß Christus für uns gestorben ist. Einen sakramentlichen Empfang, der zur Stärkung des Glaubens dient, lehnt er ab. Deswegen wird es aber doch nicht unrichtig sein, wenn in Gebeten der alten Kirche vor dem Sakrament mehrfach der heilige Geist angerufen wird, der diese Herabsenkung des Leibes und Blutes Christi gleichsam vermittelt. Ist es doch derselbe heilige Geist, der Jesum in der Taufe aus gerüstet hat. Und der Menschensohn nach seiner menschlich-leiblichen Natur ist seit seiner Auferstehung verklärt, d. h. ganz und völlig vom Geist durchdrungen und erfüllt. So ist der heilige Geist auch der Geist des verklärten Lebens Jesu Christi. Und so ist es denn der Geist, der es ermöglicht, daß Christi Leib und Blut als himmlische, verklärte Speise uns mitgeteilt werden kann. So dürfen wir auch bei diesem Sakrament die Liebe des Geistes erkennen und preisen.
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 Und noch ein anderes Tun des heiligen Geistes, in welchem auch die Liebe Gottes sich auf uns herabsenkt, wollen wir nicht unerwähnt lassen. Es ist dies, daß er die Christenheit für ihr Werk ausrüstet mit seinen Gaben. Das sind die charismatischen Wirkungen des heiligen Geistes, die wohl zu unterscheiden sind von den heilsordnungsmäßigen in Wort und Sakrament, die auf Bekehrung und Erneuerung des Einzelnen gerichtet sind. Ueber sie spricht sich der große Apostel wiederholt eingehend aus, so Ephes. 4, besonders aber 1. Kor. 12–14. Die charismatische Wirkung hängt ja gewiß mit der andern heilsordnungsmäßigen Wirkung des Geistes zusammen. Auch sie knüpft an das Wort und in gewissem Sinn an den Glauben an. Etwas von Glauben, mindestens die Ueberzeugung| von der Wahrheit des Worts von Christo, ja auch oft Begeisterung für die Sache der Kirche werden sicher alle die haben, an denen die charismatischen Gaben des Geistes sich betätigen; nur freilich, daß das noch lange nicht der rechtfertigende und seligmachende Glaube ist. Es ist eine andere Art der Begabung des heiligen Geistes, daß er Menschen nach ihrer Naturseite im seinen Dienst nimmt für den Bau seines Reiches, indem er sie mit den charismatischen Gaben ausrüstet. Die Ordination verleiht ganz gewiß Amtsgaben und auch die Einsegnung der Schwestern ist eine Zusage, daß es ihnen an Gaben des Geistes für ihren Dienst nicht fehlen wird, wenn ihr Herz denselben offen steht. Nur muß mit großem Ernst dabei betont werden, es ist möglich, daß einzelne sich dem heiligen Geist auftun und gebrauchen lassen als Werkzeuge für den Bau seiner Kirche und doch an der eigenen Seele seine erneuernde Tätigkeit hindern oder nicht ernstlich üben. Hat doch der Apostel gesagt, daß man andern predigen und doch selbst verwerflich werden könne. Und hat nicht der Herr es für möglich erklärt, daß jemand gewaltig geredet, große Werke getan hat für sein Reich und doch das Urteil hören muß: ich habe euch noch nie erkannt. Aber in dem allen tritt uns doch die erstaunliche Liebe unseres Gottes entgegen, daß er immer wieder ohne Ermüden in göttlicher Geduld seinen Geist herabsendet zu den Seinen. Ja, welche Treue, welche Liebe hat der Geist Gottes allezeit an unsern Seelen erwiesen und erweist sich damit auch der ganzen Kirche.


III.
 Nur in Kürze wollen wir noch fragen, was nun die Liebe Gottes durch den heiligen Geist uns schenken will. Man kann sagen: wir bekommen durch den heiligen Geist einen neuen Geist. Es gibt nicht wenige Stellen der Schrift, bei denen man nicht unterscheiden kann und nicht unterscheiden soll, ob der heilige Geist gemeint ist oder unser Geist. Wenn der Herr Jesus sagt: „anbeten im Geist und Wahrheit“, so ist zunächst der Menschengeist genannt, der sich betend zu Gott erhebt. Er vermag es aber nur durch den heiligen Geist. „Wir haben nicht einen knechtischen Geist empfangen, sondern einen kindlichen Geist“. Da ist wieder unser Geist gemeint, der entweder ein Geist der Knechtschaft sein kann, wenn er noch im Verhältnis der Furcht steht, oder ein Geist der Kindschaft durch den heiligen Geist. „Gott hat uns gegeben den Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht“. Auch hier ist unser Geist gemeint, soweit er durch Gottes Geist gestärkt wird oder Gottes Geist, soweit er in unserm Geist wirksam ist. So sehen wir, durch die Liebesgabe des heiligen Geistes sollen wir einen neuen Geist bekommen. Das soll vor allem ein Geist der Kindschaft sein, wie Römer 8 gesagt ist. Im alten Testament war das Kindesverhältnis| zu Gott noch nicht gegeben; durch Christum ist es erst zustandegebracht worden und der heilige Geist bringt die Einzelnen dazu und gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Dieser Geist ist weiter ein Geist des Lebens in Christo (Röm. 8, 2) „der Geist, der da lebendig machet.“ Wörtlich: der Geist des Lebens in Christo. Nur wo der Geist Gottes im Herzen wirkt, da ist wahres Leben aus Gott vorhanden, da ist ein gewisser Geist, weil dieser Geist, der im Herzen sein Werk hat und sich aus gestaltet, uns das Unterpfand unseres Erbes ist. Er ist ferner ein Geist des Gebets; denn der Geist allein kann lehren, wie man im Geist und Wahrheit zu Gott ruft, er allein kann die rechte Andacht und Sammlung der Seele schenken, uns helfen, daß wir voller Freudigkeit und der Erhörung gewiß vor Gott treten. Er lehrt uns auch, was wir beten sollen, damit es Gott gefällt. Er ist endlich ein Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht, also ein Geist, der uns innerlich lehrt zu halten, wie Luther so schön sagt „rechte Maß“, unser Geistesleben auf rechter Bahn, nach dem göttlichen Willen zu gestalten. Er ist der Geist der Stärkung im Kampf, der Geist des Trostes und der Hoffnung. Das alles wirkt derselbe heilige Geist, das alles haben wir durch ihn.

 Wir dürfen gewiß sagen, daß auch wir ihn haben und daß die heilige Liebe Gottes sich fortwährend durch den Geist auf uns herabläßt. Diese Liebe soll auch von uns gepriesen sein.

Ps. 51, 3–14. Lied 298.





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