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das große Mahl der Liebe, die Eucharistie, das Mahl der Danksagung zur Betätigung und Stärkung in der Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn. In diesem Mahl wird uns der Segen des Opfers Christi sonderlich zuteil, so daß es ein besonderer Erweis der Liebe Christi ist, die sich zu uns herabläßt. Und wir wollen uns auch ihm wieder in Liebe ergeben. Die beiden Sakramente gehören zusammen und unterscheiden sich doch auch. Denn die Taufe bezeichnet überall den Anfang, das heilige Mahl dient der Weiterführung. In der Taufe ist das neue Leben in uns gepflanzt, im heiligen Abendmahl wird es gestärkt; in der Taufe sind wir in die Gemeinschaft Christi aufgenommen, im heiligen Mahl werden wir in der Gemeinschaft Christi gefördert. Und da die Sakramente, wie man mit Recht sagt, auch besonders kirchenbildende Kraft besitzen, für die Gemeinschaft der Kirche von Wichtigkeit sind, wird man sagen können: das erste Sakrament, die Taufe, wird durch die Aufnahme in die Gemeinschaft Jesu Christi auch eine Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche und das heilige Mahl als Stärkung in der Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn ist zugleich Stärkung im Zusammenhang mit der Kirche Gottes auf Erden, wie das 1. Kor. 10 bezeugt wird. So kann man auch nach dem von Luther aufgestellten Gesichtspunkt über den Segen von Taufe und Abendmahl sich aussprechen: Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Die Vergebung der Sünden ist uns in der Taufe ein für allemale geschenkt, im heiligen Mahl wird sie uns immer wieder aufs neue versichert, durch den Empfang des Leibes und Blutes, durch deren Dahingabe in den Tod sie uns gewißlich erworben ist. Das neue Leben ist in der Taufe in uns gepflanzt worden, im heiligen Mahl wird es genährt und gestärkt durch die himmlischen Gaben des Leibes und Blutes des erhöhten und verklärten Herrn. Und die Seligkeit, die vollendete Gemeinschaft mit Gott und allen Gläubigen, die uns in der Taufe als unser Erbe geschenkt worden ist, wird im heiligen Mahl uns immer wieder aufs neue verbürgt, da wir ja durch den Empfang des Leibes und Blutes Christi in besondere Gemeinschaft mit den: erhöhten Herrn treten und zugleich mit seinem mystischen Leibe, der Kirche. So soll uns denn das heilige Mahl etwas Großes sein. Da sendet der erhöhte Herr die Fülle seiner Liebe auf uns herab. Er hat da all der Seinen gedacht, auch unser, die wir jetzt leben, da er in der Nacht, da er verraten ward, dies Sakrament stiftete. Er erweist damit, daß er allezeit der Glieder seines Leibes gedenkt, da er sich in Liebe herabsenkt zu uns und uns speist mit seinem Leib und tränkt mit seinem Blut. Schwestern brauchen besonders viel Stärkung, weil sie mehr auf sich gestellt sind, viel auszugeben haben und weil sie in einer Gemeinschaft stehen, die nicht durch natürliche Bande geknüpft ist, wie sie in der Familie gegeben ist, weil sie auf reine Geistesgemeinschaft gewiesen