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unsichtbar und doch wahrhaftig bei ihnen gegenwärtig sei. So hat er diese 40 Tage noch auf Erden gewandelt, um auch hierin den Seinen in Liebe zu dienen. – Wie uns seine Liebe in den Tagen seines Erdenwandels entgegentrat vor allem in ihrer erziehenden Absicht, so auch hier wieder was Reihenfolge und Zweck der einzelnen Erscheinungen anlangt. Die Jünger hätten schon glauben sollen an die Auferstehung ihres Herrn auf grund der Worte der Schrift, der Propheten, ja der oftmaligen Voraussagungen Christi. Sie hätten zum Glauben erweckt werden sollen sodann durch den Anblick des leeren Grabes und noch besonders durch der Engel Botschaft. Im Glauben an seine Auferstehung hätten sie hingehen sollen nach Galiläa. Dort wollte er sich ihnen zeigen. Aber weil sie in ihrer Niedergeschlagenheit sich nicht zur Gewißheit seiner Auferstehung erheben konnten, kommt er ihrer Schwachheit zuhilfe, erscheint noch am selben Tage einzelnen unter ihnen und dann erst, nachdem er sie alle dadurch zur Gewißheit seiner Auferstehung gebracht, erscheint er den versammelten Jüngern. Wie liebevoll hat sich der Herr sonderlich bei diesen Erscheinungen gezeigt. Göttlich erhaben tritt er den Seinen entgegen. Das sollen sie auch erkennen – darf Maria ihn doch nicht anrühren, nicht seine Füße umfassen – und gleichwohl so menschlich nahe erzeigt er sich ihnen. Wir wissen von manchen Erscheinungen nichts weiter, nichts von der Erscheinung, die dem Simon Petrus am Auferstehungstage zu teil ward, nichts von der Erscheinung, deren Jakobus Jesu Bruder nach dem Fleisch gewürdigt wurde, dem da die Augen geöffnet wurden, so daß von dem an er und seine Brüder mit ihm unter den Gläubigen genannt werden, während sie vorher nicht an Jesum geglaubt hatten und blicken doch in sein Herz voll Liebe. Wie liebevoll behandelt er die trauernde Maria, die er zuerst seiner Erscheinung? gewürdigt hat: „Weine nicht,“ so redet er sie an. Bei ihrem Namen ruft er sie: „Maria.“ Er trägt ihr auf die Botschaft an die Seinen, die er hier erstmals seine Brüder nennt und spricht liebend von seinem Vater und ihrem Vater, seinem Gott und ihrem Gott. Wie freundlich, nach anfänglich ernsten Worten ist er mit den Jüngern von Emmaus, er willigt ein, als sie bitten, bei ihnen einzukehren. Und nicht minder zeigt er seine Liebe den versammelten Jüngern, denen er am selben Abend noch erscheint. Er zeigt ihnen seine Wunden, er nimmt vor ihnen Speise zu sich, damit sie ja seiner Auferstehung gewiß würden. Es folgen dann die galiläischen Erscheinungen. Wie freundlich nimmt er sich hier des Petrus sonderlich an und bestätigt ihn im Apostelamt und richtet hier die einzigartige Frage an ihn: „Simon, Jonas Sohn, hast du mich lieb?“ Und auch bei der majestätischen Erscheinung, bei der ohne Zweifel 500 Brüder auf einmal versammelt waren, auf dem Berge in Galiläa, wo er den majestätischen Reichsbefehl ausspricht, wie freundlich redet er auch