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gefaßt werden kann, aber sie geben es uns auf andere Weise, nicht nur durchs Wort, durch die Rede, sondern vermöge eines sichtbaren Zeichens, also in bestimmtester Versicherung, als sicherstes Unterpfand. Die Sakramente sind nicht nur Symbole, äußere Zeichen einer etwa auf anderm Wege uns zukommenden Gnade, sondern sie sind Geisteswirkungen, die den ganzen Menschen erfassen. Hofmann hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß das Wort den Menschen erfaßt von der Seite seines Denkens her, die Sakramente erfassen aber den ganzen Menschen nach seiner Naturseite, geben Unterpfänder ins Herz und wirken vom Mittelpunkt des Seelenlebens aus auf den ganzen Menschen Leben schaffend und stärkend ein. So ist die Taufe die Einpflanzung in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes. Wir werden durch sie zu Gott in das Verhältnis gesetzt, das ausgesprochen ist in den Namen: Vater, Sohn und Geist. Durch die Taufe will der dreieinige Gott unser Gott werden, Gott der Vater auch unser Vater, Jesus auch unser Bruder und Erlöser und der heilige Geist auch in uns ein Geist des neuen Lebens. So werden wir durch die Taufe eingepflanzt in die Gemeinschaft Jesu Christi oder in das Kindesverhältnis zum Vater und kommen durch sie insbesondere in die Gemeinschaft des heiligen Geistes. Das himmlische Heilsgut der Taufe ist die Einpflanzung in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes und für sie ist der heilige Geist, der ins Herz kommt, die Bürgschaft, so daß man wohl auch sagen kann, wie öfter gelehrt wird, das himmlische Heilsgut sei der heilige Geist, der ins Herz kommt und in die Gemeinschaft Christi und des Vaters versetzt. Wenn bei der Taufe Erwachsener schon zuvor durchs Wort Buße und Glaube gewirkt sind, dann gibt das Sakrament noch die feste Bürgschaft der Einwohnung des heiligen Geistes, des Kindschaftsverhältnisses zum Vater, der Teilhaberschaft an dem gesamten Erlösungswerk Christi. Bei Kindern, bei welchen mit der Taufe die Gnadenwirkungen erst beginnen, ist dann die Taufe der kraftvolle Anfang des Lebens aus Gott überhaupt. Wollen wir unsern Christenstand recht auf die Taufe gründen. Die reformierte Kirche, besonders der Methodismus, auch die Gemeinschaftsrichtung setzt sich als Ziel und hat als Ausgangspunkt immer nur die Bekehrung. Die lutherische Art der Seelenführung knüpft an die Taufe an, bringt dem einzelnen Menschen zum Bewußtsein, was er an seiner Taufe hat und führt ihn so dazu, daß er sich zu seiner Taufgnade zurückwendet, wenn er sie vergessen oder nicht erkannt hat. So senkt sich in der heiligen Taufe sonderlich die Liebe Gottes durch den heiligen Geist in unser Herz und in unser Leben herab.

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 Wie ist es nun mit dem andern Sakrament, dem heiligen Mahl? Das ist doch in Wahrheit „das Liebsmahl, das wir preisen“. Die ersten Christen feierten unter sich eine Agape d. i. ein Liebesmahl als Ausdruck ihrer Liebesgemeinschaft und schlossen daran