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5. Artikel so schön darlegt. Wir verdanken diese Lehre in ihrer klaren Entwicklung Luther, der damit gegen die Schwarmgeister auftrat. Nicht unmittelbar, wie die Schwärmer sagten, kommt der heilige Geist an die Herzen. Es kann niemand behaupten, daß der heilige Geist direkt ihm etwas Neues eingegeben habe außer dem, was geschrieben steht. Es kann andererseits niemand sich entschuldigen, daß der Geist Gottes zu wenig an ihm gewirkt habe; denn der Geist hat seine Wirkung an Wort und Sakrament, die Gnadenmittel geknüpft, da können wir die Gnade jederzeit finden. Das erste Gnadenmittel ist und bleibt das Wort, das wir geradezu das Wort des Geistes nennen können; denn der Geist ist es, der dies Wort gewirkt hat in den Propheten, in den Aposteln, ja in Jesu selber, heißt es doch in der Apostelgeschichte, daß der Auferstandene durch den heiligen Geist seinen Jüngern Befehl getan habe. Durch des Geistes Wirkung ist dieses Wort in Schrift verfaßt und der Geist Gottes stärkt auch die, die das Wort verkündigen. Er gibt ihnen das Wort in den Mund und bewirkt, daß ihr Wort etwas ausrichten kann an den Seelen, diesen ein Geruch des Todes zu werden, den andern ein Geruch zum Leben. So wirkt der erhöhte Herr durch seinen Geist vor allem in dem Gnadenmittel des Worts. Dies Wort enthält die gesamte Heilsbotschaft und ohne Wort würden wir von den Sakramenten nichts wissen. Ein Sakrament ist nicht denkbar ohne das Wort der Einsetzung, aus dem allein seine Kraft sich ableitet. Nur durchs Wort kann der Glaube gewirkt werden, bezeugt Römer 10: „So kommt nun der Glaube aus dem Predigen, die Predigt aber aus dem Wort Gottes,“ wörtlich heißt es „aus einem Wort“, das eben ein Wort Gottes ist und sein muß. Wir sagen das wenigstens vom bewußten Glauben; es gibt wohl auch einen unbewußten Glauben bei den kleinen Kindern durch Kraft der Taufe und bei solchen Menschen, die nie zum bewußten Glauben gelangen können, weil sie wie etwa Blöde innerlich gehemmt sind. Aber der bewußte Glaube, das persönliche feste Vertrauen des Herzens, verlangt innere Zustimmung und setzt Erkenntnis voraus. Diese Erkenntnis, diese innere Zustimmung zum Wort und dies Vertrauen kann nur der Geist Gottes wirken und es kann nur gewirkt werden durchs geisterfüllte Wort. Auch ein menschliches Wort kann in denen, die es aufmerksam hören, Ueberzeugung wirken, daß sie durch die Macht der Worte dem Gehörten Beifall geben. So ist es das Tun des Geistes Gottes, daß er durchs Wort uns innerlich dazu vermag, daß wir die göttlichen Gnadenzusagen annehmen als auch uns geltend. So kommt der Glaube in uns zustande. Man kann fragen: wozu dann noch die Sakramente? Sie dienen der Heilsgewißheit, sie sind Unterpfänder, die uns der Geist Gottes in unser Herz gibt. Die Sakramente geben uns nichts anderes als das, was auch im Wort enthalten ist und aus dem Wort ins Herz