BLKÖ:Wolkenstein, Oswald von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 58 (1889), ab Seite: 64. (Quelle) | |||
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[WS 1] Armut („drei Pfennige im Beutel und ein Stücklein Brod, das war von Haus mein’ Zehrung“) in die weiteste Ferne. Als Troßbube trieb er sich mit den Reitern des Herzogs Albrecht von Oesterreich in den Ostseeländern herum, durchzog Lithauen, Polen, Rußland, war in Dänemark und Norwegen, that Kriegsdienste in England, Schottland und Irland, kam dann in die Gegenden des Schwarzen Meeres, wo er nach einem Schiffbruche als Koch und Ruderer nach Candia unter Segel ging. Mit einem Male sehen wir ihn als Freund und Günstling des Ungarkönigs Sigismund, mit dem er in der unglücklichen Schlacht bei Nikopolis (1396), ein erst 19jähriger Jüngling, kämpft, und welchen er dann mit den wenigen Geretteten auf der Flucht nach Constantinopel, geleitet. Nun befand er sich gerade im Alter, um in die Schlingen eines arglistigen Weibes zu fallen, das noch betrübenderen Einfluß auf seine späteren Geschicke übt. Sabine Jäger, nachmals verehelichte und verwitwete Hausmann, bestrickte sein Herz, und die schlaue Coquette setzte dem in sie verblendeten Dichter als Minnedienst – und um seiner los zu werden – die Aufgabe, ins heilige Land zu pilgern. Mit dem Roman des Amadis von Gallien und dem durch das ganze Mittelalter üblichen Reisebuche des Sir John Monteville [vergleiche „Allgemeine Zeitung“ (München) 26. August 1888, Beilage 237, S. 3485: „Eine verjährte Mystifikation“] pilgerte Oswald hin und zurück und fand seine angebetete Huldin bei seiner Rückkehr, Weihnacht 1400, als Frau eines Anderen wieder. 1407 trat er dem eben errichteten Elephantenorden bei. Nach kurzer Ruhe rüstete er sich zum Kampfe gegen die Mauren. Erst durchzog er Deutschland, Holland, England und Portugal; 1411 ist er in Africa, wo er unter den Tapfersten Ceuta erstürmt. In Italien trifft er mit König Sigismund zusammen. Im Jahre 1415 ist er endlich mit einem jährlichen Salair von 300 ungarischen Goldgulden in dessen Diensten, weilt zur Zeit des Concils in Constanz, wo er nichts weniger als mit den Čechen die Schwärmerei für Johannes Huß theilt, sondern vielmehr „aufs tiefste entrüstet ist, daß ein čechischer Magister der deutschen Nation seine Meinungen aufdringen und sich über die edelste Versammlung, welche es in Deutschland je gegeben hatte, erheben wollte. Das unberufene sittenrichterliche[WS 2] Gebaren, mit dem Huß alle Welt geistlich und weltlich verklagte, während er selbst am pharisäischen Hochmuth unheilbar litt, mußte Jedermann abstoßen, zumal man von seinen obstrusen Doctrinen keine einzige, weder für das geistliche noch weltliche Regiment, brauchbar finden konnte“. Oswald ruft die „Adler“, d. h. den deutschen Adel gegen die Hussiten auf, „sie sollten sich erst mausern, d. h. ihre eigenen Untugenden ablegen, um dann gegen die spöttisch lachende, wohl einem Drachen vergleichbare „Gans“ (das čechische hus heißt Gans) zu stoßen. Ehedem pries man die (Martins-) Gans als den besten Vogel, jetzt ist dieses Thier das schlimmste und hat sich zu eigenem Schaden verkehrt.“ Oswald begleitete den König Sigismund, als dieser im Interesse des Concils am 21. Juli 1415 sich nach Perpignan begab, dahin, wo er vor dem Hofe Ferdinands von Arragonien und dessen Gemalin Margarita als Minnesänger auftrat, arabische Lieder vortrug, Mohrentänze inscenirte, die er als Gastfreund eines maurischen Fürsten von Granada gelernt hatte, und dafür, wie es damals Sitte war, mit Geschmeide belohnt wurde. Auch befand er sich an der Seite seines königlichen Herrn bei dessen Einzug in Paris, wo er neuerdings von der Königin von Frankreich mit einem kostbaren Diamanten begnadet ward. Nun folgten in Oswalds Leben einige Jahre der Ruhe, bei seiner treuen Gattin Margarethe von Schwangau, die er in Constanz kennen gelernt und in einem wahren Lieder- und Liebesfrühling feierte. Aber mit einem Male kam Mißgeschick, [65] und zwar von einer Seite über ihn, von welcher er es wohl am wenigsten erwarten durfte. Er hatte gegen die Familie Jäger wegen Herausgabe des Schlosses Hauenstein, in dessen Besitz diese wider Fug und Recht sich gesetzt, einen Proceß eingeleitet und mit der ihm eigenen Zähigkeit betrieben. Als ihm jedoch eine Einladung zum Vergleich zugeschickt wurde, folgte er derselben. Dies war aber nur eine von seiner einst angebeteten Sabine angewendete Kriegslist. Denn kaum hatte er sich eingefunden, als er auch überfallen und in Ketten gelegt wurde, in denen er so lange schmachtete, bis er sich den ihm aufgedrungenen Bedingungen fügte. „Erleichtert vom Baargeld, als halber Krüppel“, schreibt sein Biograph, „ward er wieder entlassen“. Aber damit hatte sein Ungemach noch immer kein Ende. Er gerieth zugleich mit seinen Brüdern Michael und Lienhard in Fehde mit Herzog Friedrich (zubenannt mit der leeren Tasche). Sie boten dem Herzoge offen Trotz und blutige Gegenwehr, und Oswald dichtete auf denselben ein Spottlied, wie ein ähnliches seit den Tagen des Nibelungenliedes nicht gehört worden. Später – Ende 1426 oder Anfangs 1427– gerieth er doch in des Herzogs Gefangenschaft, wo es ihm auf Schloß Vellenberg, das unter der Obhut des kaiserlichen Pflegers Blasius Ritter von Holz stand, „elend und ignobel“ erging, er saß mit beiden Füßen in Eisen; dann ward er nach Innsbruck geschleppt, mit elendem Gesindel unritterlich zusammengesperrt und mußte mit demselben „das Brod in gleiche Brühe tauchen“. Doch fand er gute Vertheidiger, und Herzog Friedrich, der zuletzt selber meinte, „daß ein solcher Mann nicht auf Bäumen geboren wird“, ließ ihn aus dem Gefängnisse an seinen Hof „zum Gesange bitten“, wo er ihm 1427 endlich seine Freiheit verkündete. Oswalds erstes Wort aber, als er die Freiheit erlangt hatte, war, daß er für einen Ritter um Freiheit bat, der schon neunthalb Jahre gefangen saß, und diese Fürbitte ward ihm auch gewährt. „Ein großherziger Zug von Oswalds Seite“, bemerkt sein Biograph Dr. Holland, „der manchen Flecken seines Charakters vergessen läßt“. Nachdem Oswald, frei geworden, noch manche Fahrt unternommen, so 1430 gegen Ungarn, in den Türkenkrieg, darauf in den Hussitenkrieg, von dort auf den Reichstag zu Nürnberg, dann sich 1431 bei einem neuerlichen Angriff gegen die Hussiten eingefunden, endlich den König Sigismund auf der Krönungsreise nach Rom begleitet hatte, war er bei seiner Rückkehr 67 Jahre alt, und nun setzte er sich zur Ruhe an Seite seiner treuen Margarethe, und als er da saß und die Nichtigkeit des Lebens mit allen seinen Freuden und Leiden, die er vollauf genossen, überblickte, wendete sich sein Gemüth der Selbstschau zu, er suchte den Geist der Religion zu erfassen und in den Formen seiner poetischen Kunst auszuprägen. Und in diesen Gedichten welche Johannes Schrott unter dem Titel „Gedichte Oswald von Wolkenstein’s, des letzten Minnesängers. Zum ersten Male in den Versmaßen des Originals übersetzt, ausgewählt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen“ (Stuttgart 1886, Cotta, XXXI und 214 S. , 8°.) herausgegeben hat, erkennt der Uebersetzer „den Höhepunkt von Oswalds dichterischem Schaffen“. Oswald von Wolkenstein erreichte ungeachtet eines stürmischen und nichts weniger als immer behaglichen Lebens das Alter von 78 Jahren. Er hatte[WS 3] sich zweimal verheiratet, zuerst mit Anna Gräfin von Hohenems, dann mit Margarethe von Schwangau. Aus beiden Ehen waren Kinder vorhanden, und sein gleichnamiger Sohn aus erster Ehe pflanzte die Rodenegger Linie fort. Schrott’s Ausgabe der Gedichte des Wolkensteiners ist keine vollständige, er hat sich in derselben darauf beschränkt, was ihm bei seiner Stellung als Priester der Aufnahme würdig erschien. Aber darin hat er es verstanden, uns den Dichter mit Beibehaltung der demselben eigenen Kunstart in Strophen und Reimbau neu mundgerecht zu machen. Die Ausgabe von des Wolkensteiners Schwänken, Bauern-, Tanzliedern u. d. m., in denen sich eine zum Volksliede überführende Kühnheit und dralle Keckheit ausspricht, und welche durch Beigabe der von dem Dichter selbst erfundenen und in der vorhandenen Handschrift seiner Dichtungen befindlichen Melodie noch einen besonderen Werth erhalten würden, muß einem Anderen vorbehalten bleiben. Wir schließen vorstehende Skizze mit Angabe der über den Minnesänger vorhandenen Literatur in welcher kaum etwas was Bedeutung hat, fehlen dürfte. – I. Zur Biographie und literarischen Charakteristik Oswalds von Wolkenstein. Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 26. Februar 1871, Beil. Nr. 57, S. 966 und 20. April 1873, [66] Beil. 110, S. 1673 von Dr. Johannes Schrott [über Wolkenstein’s Gattin Margarethe Schwangau]. – Allgemeine Zeitung (München, Cotta, 4°.) 18. November 1882, Beil. Nr. 322, S. 4746 u. f: „Aus der Blütezeit Oswalds von Wolkenstein“. Von Dr. J. E. Wackernell [mit nächstem Hinblick auf Noggler’s Schrift über den Wolkenstein-Hauenstein’schen Erbschaftsstreit]. – Dieselbe, 3. August 1886, Beilage. Nr. 213: „Oswald von Wolkenstein“. Von Dr. H. Holland [ein Essay des bekannten Gelehrten über Oswald Wolkenstein auf Grund der neuesten Forschungen; wie deren dieses musterhaft redigirte, bisher noch nicht erreichte Weltblatt fast mit jeder Beilage bringt.]. – Allgemeine Wiener Musik-Zeitung. Redigirt von Dr. Aug. Schmidt (Wien 4°.) 1843, Nr. 1, 5, 8, 10, 18: „Oswald von Wolkenstein, der Troubadour aus Rhätien. Eine Skizze aus seinem Leben“. Von William Fitz-Berth. – Baechtold (Jac.)[WS 4]. Deutsche Handschriften aus dem britischen Museum (1873) S. 95–108: Oswald von Wolkenstein „Vom Rechten, von Richtern, Rednern, von Urtailen“ (Text), – Beiträge zur Literatur- und Kunstgeschichte Oesterreichs im Mittelalter von Dr. Rudolf Puff. I. Oswald von Wolkenstein und Hugo von Montfort [Manuscript, 5 große Quartblätter, im Besitz des Herausgebers]. – Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, kl. Fol.) 1858, Nr. 39, S. 167: „Freidank und Oswald von Wolkenstein“. Von Dr. Ign. Zingerle. – Deutscher Hausschatz (Regensburg, Pustet, 4°.) Bd. XII, S. 174 u. f.: „Der Sänger von Hauenstein“. Von Alois Menghin. Mit Oswald von Wolkensteins Bildniß im Holzschnitt (S. 176). – Deutsche Minnesänger in Bild und Wort. Gezeichnet von E. von Luttich. Gestochen von E. Forberg. Text von Dr. H. Holland (Wien [o. J.] 1882, P. Kaeser, br. Fol.) S. 63 bis 68. [Der Text von Dr. Holland ist hier mit einer Gründlichkeit und ästhetischerseits mit einem Feingefühl gearbeitet, die beide diesem liebenswürdigen Gelehrten zu eigen, aber in solchen zunächst den Salontisch zu schmücken bestimmten illustrirten Prachtwerken nicht eben gesucht werden und auch selten darin zu finden sind. Außerdem verdanke ich diesem im Stillen wirkenden und so fleißigen Gelehrten seit dem 26. Bande meines Werkes manche Daten, manche Angaben von Quellen, die sich seinem unermüdlichen Forschen erschließen, welche mich ihm zu warm- und wahrgefühltem Danke verpflichten, wie es auch jetzt bei Oswald von Wolkenstein der Fall, über den er mir höchst interessante zum Theile neue Quellen bekannt gegeben hat.] – Egger, Tiroler und Vorarlberger, 1882, S. 444 u. f. – Die Heimat (Wiener illustr. Blatt, 4°.) 1877, S. 441: „Tiroler Burgen. Greifenstein“. Nach Aufzeichnungen des Grafen Karl Zaluski. – Heimgarten. Herausgegeben von Rosegger. 1864, Nr. 20. – Holland (Hyacinth Dr.). Geschichte der deutschen Literatur (1853) S. 143 u. f. – Derselbe. Geschichte der altdeutschen Dichtung in Bayern (1862) S. 546 u. f. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte. Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1823, Nr. 1 und 2: „Ebenbilder aus der Vorzeit und merkwürdiger Zeitgenossen. XI. Oswald von Wolkenstein“. – Hormayr’s und Mednyansky’s Taschenbuch für vaterländische Geschichte (Wien, F. Härter, 12°.) V. Jahrg. S. 334–369: „X. Oswald von Wolkenstein“ [mit Proben aus seinen Dichtungen]. – (Hormayr’s) Tiroler Almanach für 1803 (Wien, Gaßler, 8°.) S. 85–126: „Ueber Oswald von Wolkenstein und sein Geschlecht“. [Die Partien S. 85–90 und S. 106–121 dieses ausführlichen Artikels sind in Sartori’s „Pantheon denkwürdiger Wunderthaten, volksthümlicher Heroen und furchtbarer Empörer des österreichischen Reiches“ (Prag und Wien 1816, 8°.) Bd. III, S. 223 bis 243, mit wahrscheinlich von der vormärzlichen Censur veranlaßten Verstümmelungen, sonst wörtlich nachgedruckt]. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 12. Juni 1873, Nr. 1667. – Mittheilungen des Vereines für Geschichte und Alterthumskunde in Hohenzollern-Sigmaringen. Bd. XIII, 1879/80. S. 3–38: „Oswald v. Wolkenstein“. Von Prof. Dr. L. Schmid (in Tübingen). – Oesterreichische Blätter für Literatur (Wien) 1857, Nr. 22: „Wolkenstein und Herzog Friedrich“. Von Zingerle. – Oesterreichische militärische Zeitschrift. Redigirt und herausgegeben von V. Streffleur (Wien, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) VIII, 2. (1867). S. 347–357; 3. (1867), S. 77–88. Von Dr. J. Falke. – Rittgräff. Romantische Denksteine oder Schaustücke u. s. w. Aus [67] der Welt des Lebens (Wien 1823) Bd. II, S. 1–24 [unter dem Pseudonym Rittgräff verbirgt sich mein längstverblichener origineller Freund und kenntnißreicher Polyhistor Franz Gräffer]. – Der Sammler (Beilage der Augsburger Abendzeitung, 4°.) 1887, Nr. 93: „Oswald von Wolkenstein“. Von M. F. – Scheyrer (Ludwig). Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur aus der ältesten bis auf die neueste Zeit. Mit biographischen Angaben und Proben aus ihren Werken (Wien 1858, Zamarski, 8°.) S. 232–243 [mit mehreren Proben aus seinen Dichtungen]. – Sitzungsberichte der königl. bayrischen Akademie der Wissenschaften, 1875, Bd. I: „Ueber Margaretha von Schwangau (Oswalds Gattin)“. Von Muffat. – Staffler (Joh. Jac.). Das deutsche Tirol und Vorarlberg. Topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. II, S. 1027 bis 1034 [mit dem herrlichen Gedichte Hermanns von Gilm auf Oswald]. – Weber (Beda). Tirol und die Reformation. In historischen Bildern und Fragmenten (Innsbruck 1841, Wagner, 8°.) S. 411 u. f.: „Christi Grab zu Jerusalem. Oswald von Wolkenstein. Georg Stocker. Die heiligen Grabkirchlein“. – Witte (K.). Alpinisches und Transalpinisches. Neue Vorträge (Berlin 1858) S. 199 u. f: „Ueber Oswald von Wolkenstein“. – Zeitschrift für deutsche Alterthumskunde. Neue Folge. Bd. XII, S. 268–274: „Ein Geleitsbrief für Oswald von Wolkenstein“. Von Dr. Ignaz Zingerle. – Zeitschrift des Ferdinandeums (Innsbruck, 8°.) III. Folge, 26. Heft. 1882, S. 99–188: Noggler (Anton) „Der Wolkenstein-Hauenstein’sche Erbschaftsstreit und dessen Austragung unter Oswald von Wolkenstein“. – II. Denkstein. Jahrbuch des heraldisch-genealogischen Vereines „Adler“ (Wien, Braumüller): „Zur Epitaphik in Tirol“. Von Dr. und Freiherrn von Pettenegg. [Ein Gedenkstein – kein Grabdenkmal – zum Gedächtniß dafür, daß der Wolkensteiner die am Dom zu Brixen befindliche Capelle zu St. Christoph mit dem St. Oswaldaltare ausstattete und einige Beneficien dazu stiftete. Die Inschrift lautet: „Año dm. MCCCCVIII oswald de Wolkenstain“. Der Gedenkstein ist aus grauem Marmor, 8 Fuß hoch, 3 Fuß 2 Zoll breit. Derselbe ging 1765 bei der Restauration des Domes verloren, wurde aber 1843 wieder aufgefunden und ist jetzt im ehemaligen Pfarrkirchhof an der nördlichen Wand des Domes aufgestellt. Oswald von Wolkenstein’s wirklicher Grabstein in der Klosterkirche zu Neustift ging bei deren Umbau aus Unachtsamkeit verloren (wahrscheinlich beim Umbau verwendet). Eine Ansicht des Denksteines, welchen Oswald selbst 1408 – also da er etwa 45 Jahre alt war – hatte ausmeißeln und im Brixner Dome aufstellen lassen, befindet sich als Beigabe bei der von Johannes Schrott veranstalteten Ausgabe einer Auswahl von Oswald von Wolkenstein’s Gedichten.] – III. Porträts. 1) Unterschrift: „Oswald von Wolkenstein, | Ritter und Dichter anno 1432“. Medaillonbildniß, gest. in Punctirmanier ohne Angabe des Stechers (Weiß?) und Zeichners. –2) Aufschrift: im ornamentalen aus Geranke gebildeten Obertheile des Bildes: „Oswald von Wolkenstein“. E. von Luttich gez., E. Forberg gest. Druck und Verlag von P. Kaeser in Wien (Fol.) [Oswald, auf ein vorspringendes Stück der Ballustrade einer Capelle gelehnt, schaut in die herrliche Tiroler Landschaft, in der man die hohen Berge und auf einer Anhöhe das Schloß Wolkenstein oder Hauenstein sieht. Die Gestalt des in seiner ganzen Größe dargestellten Oswald zählt zu den gelungensten dieses Prachtwerkes. Eine wohlfeile Ausgabe des trefflichen Textes von Dr. Holland wäre im Interesse des Gegenstandes und der Wissenschaft im Allgemeinen sehr erwünscht.] – 3) Unterschrift: „Oswald von Wolkenstein“. Fendi del., Bl. Höfel sc. W. Neustadt (8°.). – IV. Oswald von Wolkenstein’s Harfe. Das Prachtwerk „Kunstwerke und Geräthschaften des Mittelalters und der Renaissance, herausgegeben von C. Becker und J. H. Heffner-Alteneck, Bd. III (1863) bringt auf S. 14–15 Abbildung und Text einer Harfe aus Augsburg aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Besitze von M. F. Soyter in Augsburg. Diese Harfe stammt aus Tirol und soll einst Eigenthum Oswalds von Wolkenstein gewesen sein. In welcher Weise dieses Instrument von mittlerer Größe gespielt wurde, zeigt die Darstellung eines Harfenspielers aus dem 15. Jahrhundert in den „Trachten des christlichen Mittelalters“. Von J. Heffner-Alteneck. Tafel 128, Abtheilung II, welcher die Harfe mit einem Bande am Halse befestigt trägt. – V. Ueber Oswald [68] von Wolkenstein’s handschriftlich erhaltene Dichtungen. Ein Band seiner Lieder, meistens mit Singweisen, deren Forkel in seiner „Geschichte der Musik“ Bd. II, S. 763 bis 767 etliche mittheilt, ist schriftlich, auf Pergament, kl. Fol. in der Wiener kaiserlichen Hofbibliothek vorhanden. – Ein zweiter viel wichtigerer Codex in gr. Fol., gleichfalls auf Pergament, mit Oswalds gemaltem Bildniß befand sich auf dem Schlosse Rodeneck. Wenzel Graf von Wolkenstein [S. 70] der Sohn des vor Mainz gefallenen Generals schenkte ihn auf Andringen seines Freundes Hormayr der öffentlichen Bibliothek in Innsbruck. Aus dieser ist er in der Zeit der bayrischen Occupation Tirols leider spurlos verschwunden. –
28. Oswald von Wolkenstein, (geb. in Tirol 1367, gest. 2. August 1445), der jüngste Sohn Friedrichs aus dessen Ehe mit Katharina von Villanders und Stifter der Hauptlinie Wolkenstein-Rodenegg. Das Leben dieses berühmten fahrenden Sängers und Ritters des 14. Jahrhunderts ist ziemlich sorgfältig erforscht worden, so daß die Ergebnisse, wenn auch nicht abgeschlossen, doch so weit gediehen sind, daß Alles, was etwa noch herbeigebracht wird, meist nur das bereits Bekannte bestätigen dürfte. Schon im Knaben äußerte sich der dunkle, theilweise noch den Kreuzzügen nachzitternde Drang, die Welt zu sehen, und dieser treibt den Zehnjährigen, welcher bei einem tollen Faschingsrummel frühzeitig sein rechtes Auge verloren hatte, vom Schlosse seiner Ahnen in bitterster