BLKÖ:Wolkenstein-Rodenegg, Wenzel Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 70. (Quelle)
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Wolkenstein-Rodenegg, Wenzel Graf (k. k. Major, geb. um 1770, gest. zu Güns in Ungarn 31. December 1805, n. A. erst 12. September 1807). Ein Sohn des vor den Schanzen von Mainz 1795 gefallenen Generalmajors Theodor Grafen von Wolkenstein, trat er in jungen Jahren in die kaiserliche Armee, in welcher er mit solcher Auszeichnung in den französischen Kriegen diente, daß er vor seinem 30. Jahre zum Major befördert wurde. Die Tiroler Landregimenter verdankten meist ihm ihre musterhafte Organisation, und in mehreren Gefechten, welche in den Tiroler Bergen stattfanden, wurde der tapfere Graf verwundet. Im October 1805 eilte er wieder an die bedrohten Grenzen Tirols und zeichnete sich besonders in den Tagen des 1., 2. und 3. November bei dem feindlichen Ueberfall am Bothenbichl und bei der Berennung des Passes Strub aus. Dabei hatten die Kitzbichler Schützen- und Landsturmcompagnien sich nicht nur durch ihre ausdauernde Tapferkeit und Kühnheit, sondern nicht weniger durch ihre menschenfreundliche Behandlung der feindlichen Blessirten und Gefangenen so rühmlich hervorgethan, daß der Graf ihnen als Major und Regimentscommandant in einem besonderen Tagesbefehl ddo. St. Johann 7. November 1805 seine wahre und vollste Zufriedenheit aussprach. Es ist dies umso mehr bemerkenswerth, als der bayrische General Graf Wrede über die unmenschliche Grausamkeit seiner Truppen gegen die Tiroler in einem Armeebefehl seine Entrüstung zum Ausdrucke brachte. Da jedoch alle Bemühungen des Grafen Wenzel in Tirol erfolglos waren, schloß er sich an die Armee des Erzherzogs Ferdinand [71] d’Este an und ging nach Ungarn, dort aber starb er, wie sein Freund Hormayr schreibt: aus Gram über die Losreißung seines tirolischen Vaterlandes. Ein dem Grafen gewidmeter Nachruf schildert ihn als „einen durch Reinheit der Sitten ausgezeichneten Mann, dem tägliches Fortschreiten auf der Bahn der Veredlung das Höchste war“. „In manchem Gebiete des menschlichen Wissens“ heißt es ebenda, „besaß der Graf gründliche und ausgebreitete Kenntnisse, und auch sein Talent zur Dichtkunst hat er durch mehrere Versuche bewährt“. Auch war es Graf Wenzel, der auf Andringen seines Freundes Hormayr den auf Schloß Rodenegg aufbewahrt gewesenen kostbaren Pergamentcodex mit des Minnesängers Oswald von Wolkenstein Liedern der öffentlichen Bibliothek in Innsbruck schenkte. In der Zeit der bayrischen Occupation ist aber diese werthvolle Handschrift spurlos verschwunden. Des Grafen Wenzel Ehe mit Marie Therese von Thurnau (geb. 24. Juni 1780) blieb kinderlos.

Matthisson (Friedrich von). Erinnerungen (Zürich 1810 u. f. Orell) Bd. I, S. 382.