Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tittelbach, Franz
Band: 45 (1882), ab Seite: 198. (Quelle)
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Tittel, Paul (Director der Ofener Sternwarte, geb. zu Paszthó im Heveser Comitate am 5. Jänner 1784, gest. in Ofen am 26. August 1831). Sohn bürgerlicher Eltern, besuchte er die Schulen in Gyöngyös und Kecskemét, dann sich dem geistlichen Stande zuwendend, hörte er die theologischen Studien zu Erlau. Der damalige Erzbischof daselbst, Stephan Freiherr Fischer von Nagy-Szalatnya [Bd. IV, S. 252], wurde bald auf den jungen Cleriker aufmerksam, und nachdem derselbe die theologischen Studien beendet hatte, berief er ihn an seinen Hof, ernannte ihn zunächst zu seinem Archivar, als er aber dessen vorherrschende Neigung für mathematische Studien erkannte, im Jahre 1806 zum Professor der Mathematik am erzbischöflichen Lyceum. Mehrere Jahre war Tittel in dieser Stelle thätig. Als sich nun 1809 beim Vordringen der Franzosen die Kaiserin Königin nach Erlau flüchtete und den von dem Bischofe Karl Grafen Eszterházy [Bd. IV, S. 101] erbauten astronomischen Thurm besuchte, beredete die Fürstin den Erzbischof, denselben [199] nicht unbenützt zu lassen, und dieser Kirchenfürst bestimmte Tittel für den Dienst in der Sternwarte. Zu diesem Zwecke reiste der Gelehrte nach Wien, wo er unter Triesnecker und Bürg so eifrig Astronomie studirte, daß er in schwere Krankheit verfiel. Genesen trat er, von seinem erzbischöflichen Gönner unterstützt, eine Reise ins Ausland an und setzte sich zuvörderst in Göttingen fest, wo er unter dem berühmten Gauß, welcher die Leitung der Universitäts-Sternwarte daselbst führte, anderthalb Jahre der Astronomie oblag. Von da ging er nach Paris, dann nach London und nachdem er auf dieser Reise die berühmtesten Sternwarten besucht und mit deren Einrichtungen sich bekannt gemacht hatte, kehrte er nach Erlau zurück, wo er die Direction der Sternwarte übernahm. Aber schon im Jahre 1824 wurde er vom Könige an Pasquich’s Stelle zum Director der Ofener Sternwarte und zugleich zum Professor der Astronomie an der Pesther Hochschule ernannt, an welcher er durch sieben Jahre bis an seinen Tod wirkte. Er war ein Opfer der damals herrschenden Cholera geworden und wie Danielik berichtet, in der größten Armuth gestorben. In seinem Fache schriftstellerisch thätig, hat er Folgendes herausgegeben: „Formulae analyticae et analytico-trigonometricae... ex operibus probatissimis excerptae“ (Agriae 1810, 8°.); – „Methodus technica, brevis, perfacilis ac perpetua construendi calendarium ecclesiasticum stylo tam novo quam vetere pro cunctis christianis Europae populis dataque chronologico-ecclesiastica omnis aevi examinandi et determinandi“ (Goettingae 1806, Chr. Herbst, 4°.); – „Rövid tudósítás a budapesti torony-órák regulázása végett adandó jelek idejéről s módjáról“, d. i. Kurze Nachricht über die Regulirung der Pesth-Ofener Thurmuhren und von dem gegebenen Zeichen der Zeit (Pesth 1830, 12°.); in gelehrten Fachschriften zerstreut abgedruckt sind: „Observationes astronomicae in specula caesarea Vindobonensi factae“ in den Berliner „Ephemeriden“ vom Jahre 1815; – „Ueber die Reduction verschiedener chronologischer Daten“ in der Tübinger „Zeitschrift für Astronomie“ (II, 1816), diese Abhandlung hat Giovanni Santini und nicht Sanctini, wie ihn Georg Fejér und Jos. Szinnyei nennen, Director der Paduaner Sternwarte, ins Italienische übersetzt und seinen „Elementi di Astronomia“ als Anhang beigefügt; – „Geocentrischer Lauf der Pallas vom 21. Jänner 1818 bis 22. Jänner 1819“ für die Tübinger „Zeitschrift für Astronomie“ (III, 1817, auch in Bode’s Jahrbuch 1828); – „Theoria nova aberrationis fixarum“ in Schumacher’s „Astronomischen Nachrichten“ (III, 1825) und „Astronomiai értekezés az 1820 esztendei nevezetes napfogyatkozás alkalmatosságával“, d. i. Astronomische Abhandlung über die Sonnenfinsterniß des Jahres 1820, im Jahrgang 1820 der wissenschaftlichen Sammlung (Tudomány. gyüjtemény). Als die ungarische Akademie der Wissenschaften gestiftet wurde, befand sich Tittel unter den zuerst ernannten Mitgliedern derselben. Wenn man die Thätigkeit dieses Gelehrten als Astronom überblickt, so zeigt es sich, daß er in der eigentlichen Entfaltung derselben durch seine Privatverhältnisse, wie durch die Beziehungen zu seinen geistlichen Oberen so sehr in der Arbeit beirrt war, daß ihm nur wenig Muße für diese übrig blieb. Ihm verdankt übrigens das Observatorium seine Bibliothek und eine Dotation von 200 fl. Conventionsmünze [200] zur Erhaltung, Erweiterung und Vervollständigung derselben. Unter Tittel’s Direction fällt auch die Einführung des Mittag-Glockenzeichens, welches auf der von dem berühmten Arzte Ignaz Stáhly [Bd. XXXVII, S. 91] der Pesther Sternwarte geschenkten großen Glocke am 27. Juni 1830, als dem Tage der fünfzig Jahre früher erfolgten Uebersiedlung der Universität von Tyrnau nach Ofen, zum ersten Male gegeben wurde.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 372 [nach dieser geb. am 29. Juni 1784]. – Poggendorff (J. C.). Bibliographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1863, K. Ambros. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 1112 [nach diesem geb. 29. Juni 1784, gest. Juni 1831]. – Fejér (Georgius). Historia Academiae scientiarum Pazmaniae Archi-Episcopalis ac Transylvaniae regiae literaria (Budae 1835, 4°.) p. 166 [nach diesem geb. 29. Juni 1784, gest. 26. August 1831]. – Status praesens regiae liter. Universitatis Ungaricae (Budae 1830) p. 33. – Bitnicz (Lajos). Emlékbeszéd, in den „Magyar tudomány. Évk. II (1832–1834), S. 8. – Emlékkönyv (Erlau) 1865, S. 290. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) Bd. I, S. 585 [nach diesen geb. am 5. Jänner 1784, gest. 26. August 1831]. – Jelenkor. Politikai és társas élet Encyklopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und Real-Encyklopädie (Pesth 1858, Gustav Heckenast, gr. 8°.) S. 94. – Montedego (Alb. Fr.). Magyar orvosok és term. buvárok munkálatai XIII (1869), S. 1. – Tudomány. Gyüjtem. 1831, Bd. VIII, S. 120. – Ujabkori ismeretek tára (Pesth 1855) Bd. VI, S. 94.