Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 322. (Quelle)
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Pasquich, Johann (Mathematiker und Astronom, geb. zu Wien im Jahre 1759, gest. ebenda 15. December 1829). Nach Fejér, der jedoch keine Quelle seiner Angabe bezeichnet, wäre P. aus Krain gebürtig und nachdem er die Theologie studirt, Priester der Agramer Diöcese gewesen. Er wurde dann Magister der Philosophie, im Jahre 1786 Adjunct der Physik an der Sternwarte zu Pesth, im Jahre 1789 Professor der höheren Mathematik auf der Universität zu Pesth, von welcher Stelle er über sein eigenes Ansuchen im Jahre 1797 enthoben wurde. Im Jahre 1809 wurde er zweiter Astronom der Sternwarte zu Pesth und später Director der Sternwarte zu Ofen, in welcher Stellung er bis zum Jahre 1824 verblieb. In der Folge zog er sich nach Wien zurück, wo er im Alter von 70 Jahren starb. P. war als mathemalischer und astronomischer Schriftsteller in verdienstlichster Weise thätig und hat ebensowohl selbstständige Werke wie auch Mehreres in Fachzeitschriften veröffentlicht. Erstere sind: „Compendiaria euthymetriae institutio“ (Salisburgi 1782, 8°.); – „Versuch eines Beitrags zur allgemeinen Theorie von der Bewegung und vortheilhaftesten Einrichtung der Maschinen“ (Leipzig 1789, 8°., mit 2 Tafeln); – „Elementa analyseos et geometriae sublimioris“, auch unter dem Titel: „Opuscula statico-mechanica principiis analyseos finitorum superstructa“, volumina duo (Leipzig 1799, 4°.); – „Rechenschaft von meinen Vorschlägen zur Beförderung der Astronomie auf der K. Universitäts-Sternwarte in Ofen“ (Ofen 1808): – „Epitome elementorum astronomiae sphaerico-calculatoriae“ (Viennae 1810, 4°.); – „Anfangsgründe der gesammten theoretischen Mathematik“, 2 Bände (ebd. 1812, 4°.); – „Kleine logarithmisch-trigonometrische Tafeln“ (Leipzig 1817, 8°.). In Fachzeitschriften sind erschienen, und zwar in Bernouilli’s „Leipziger Magazin“: „Versuch über die Lehre vom Gleichgewichte der Kräfte am Hebel“ (1786, Stück 4); – „Ueber das größte gemeinschaftliche Maß zweier ganzen Zahlen und noch Etwas über die Theorie des Hebels“ (1787, Stück 1); – in von Zach’s „Monatlicher Correspondenz“: „Ueber den Gebrauch der neuesten französischen Gradmessung bei geographischen Untersuchungen“ (Bd. I, 1800); – „Ueber die Dimensionen des Erdsphäroids“ [323] (Bd. II, 1800); – „Etwas über den Gebrauch der Lehre von Pendeln bei Annahme der ellipsoidischen Gestalt der Erde“ (ebd.); – „Zusatz zu Cammerer’s Aufsatz über die fehlerhafte Lage des Mittagsfernrohrs“ (Bd. VI, 1802); – „Ueber die Krümmungs-Ellipsoide für die nördliche Hälfte unserer nördlichen Halbkugel“ (Bd. VIII, S. 1803); – „Ueber den Flächenraum der Erdzonen“ (Bd. IX, 1804); – „Reduction der außer dem Meridian beobachteten Zenithdistanzen auf dem Meridian (Bd. XII, 1805); – „Ueber Prony’s Vorschlag zur Bestimmung der Länge des Secundenpendels“ (ebenda); – „Ueber den Gebrauch der Beobachtungen des Polarsterns in der Nähe seiner größten Digression vom Meridian“ (Bd. XVIII, 1808); – „Ueber die Sternwarte in Ofen“ (ebenda), und in den Stücken V–XXV: „Planetenbeobachtungen und Ortsbestimmungen“. Auch hat Pasquich aus dem Lateinischen des J. Horváth die Schrift: „Mechanische Abhandlung von der Statik und Mechanik der festen Körper“ (Pesth 17853, 8°.) übersetzt, ferner aus den hinterlassenen Papieren Joseph Mitterpacher’s von Mitternburg herausgegeben: „Unterricht in der mathematischen Analysis und Maschinenlehre“, 2 Bände (Leipzig 1790 u. 1791, 8°.), und eine „Beilage zum ersten und zweiten Bande, Erweiterungen und Berichtigungen enthaltend“ (ebd. 1798, 8°.) hinzugefügt. Zur Zeit, als Pasquich Director der Ofner Sternwarte war, beschuldigte ihn sein Adjunct Daniel Kmety, daß er fingirte Beobachtungen veröffentlicht habe. Männer wie Gauß, Encke, Schumacher haben hinsichtlich dieser Beschuldigung Pasquich’s Ehre in Zach’s „Correspondenz“, Bd. III, gerettet, indem sie Kmety’s Angriffe widerlegten. In seinem Testamente vom Jahre 1829 hat P. nach dem Absterben seiner Verwandten der Universität in Pesth 8000 Gulden zu wissenschaftlichen Zwecken vermacht. Diese Summe gelangte im Jahre 1848 in den Besitz der Universität. Seit dem Jahre 1863 werden nach h. O. genehmigten Antrage des Universitätssenats die Interessen zu Preisausschreibungen für die akademische Jugend verwendet. Im letztgenannten Jahre betrug die Stiftung, welche von der Universitätscasse verwaltet wird, die Summe von 11.151 Gulden österr. Währung.

Fejér (Georgius), Historia Academiae scientiarum Pazmaniae Archi-Episcopalis ac M. Theresianae regiae literaria (Budae 1835, 4°.) p. 155. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1815, S. 469. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 160. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, Lex. 8°.) Bd. II, Sp. 371. – Ungarische Nachrichten (Pesther politisches Blatt) 1863, Nr. 168.