BLKÖ:Triesnecker, Franz de Paula

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Trieste, Gabriel
Band: 47 (1883), ab Seite: 197. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Francis Triesnecker in der Wikipedia
Francis Triesnecker in Wikidata
GND-Eintrag: 117418420, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Triesnecker, Franz de Paula|47|197|}}

Triesnecker, Franz de Paula (Astronom, geb. zu Kirchberg am Wagram in Niederösterreich am 2. April 1745, gest. zu Wien am 29. Jänner 1817). Im Alter von 16 Jahren trat er in den Orden der Gesellschaft Jesu ein, in welchem er seine Studien fortsetzend, Philosophie in Wien, Mathematik am Gymnasium zu Tyrnau hörte, worauf er einige Jahre an verschiedenen Gymnasien seines Ordens im Unterrichte thätig war. Noch in die Zeit seiner wissenschaftlichen Vorbereitung fällt die Auflösung der Gesellschaft Jesu. Zur Vollendung der theologischen Studien begab er sich nach Gratz, wo er auch die Priesterweihe erlangte. Auch erwarb er die philosophische Doctorwürde, und bald verbreitete sich der Ruf seiner mathematischen und astronomischen Kenntnisse, so daß er im Jahre 1780 dem Astronomen und Director der Sternwarte in Wien Maximilian Hell [Band VIII, S. 262] als Adjunct beigegeben wurde. Aus dieser Stellung stieg er nach dem 1792 erfolgten Tode seines Directors zu dessen Amt und Würden auf. 1809 erhielt er in Anerkennung seiner Verdienste um die Wissenschaft den österreichischen Leopoldorden. Die gelehrten Gesellschaften zu Breslau, Göttingen, München, Petersburg und Prag ernannten ihn zu ihrem Mitgliede. Auf seinem Posten als Director der Wiener Sternwarte starb er im Alter von 72 Jahren. Triesnecker besaß tiefe Kenntnisse in den mathematischen Wissenschaften, besonders in der Astronomie, und die Genauigkeit seiner Beobachtungen, welche er noch in seinem höheren Alter mit unermüdetem Eifer und selbst mit Aufopferung seiner Gesundheit anstellte, waren in gelehrten Kreisen bekannt. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten, meist astronomischen, aber auch geographischen Inhalts, werden unten, sowohl die selbstständig erschienenen, wie die in Sammelwerken abgedruckten, aufgezählt. Für viele der letzteren, meist astronomischen Sammelwerke, so für die Wiener „Ephemeriden“ unter Max Hell, dann unter Burg, mit denen er auch die Redaction dieses Blattes gemeinschaftlich leitete, für Zach’s monatliche Correspondenz, Bode’s astronomisches Jahrbuch und für die Acten der Prager gelehrten Gesellschaft war er ein fleißiger Mitarbeiter. Außerdem vollendete er die von den Ständen veranstaltete, von Mezburg [198] begonnene Ausmessung von Niederösterreich und verfertigte auf Grundlage derselben die neue Karte dieses Landes. Auch bei der von Mezburg ausgeführten Vermessung von Ostgalizien war er betheiligt. Als Priester wahrhaft fromm und ehrwürdig, als Gelehrter schlicht und bescheiden, als Mensch offen, wahr und theilnehmend, war er eine Zierde des Gelehrten- und Priesterstandes.

Uebersicht der Schriften Triesnecker’s in chronologischer Folge. I. Selbständig erschienene Schriften. „Novae motuum lunarium Tabulae ex observatis fixarum occultationibus castigatae“ (Viennae 1802, 8°. maj.). – „Ueber die Ungewißheit einiger astronomischer Fernpunkte bei dem Entwurfe einer Charte von Persien und der asiatischen Türkey“ (Prag 1805, gr. 8°.); auch in den „Abhandlungen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften“, 1804, Bd. I. – „Veränderliche Schicksale dreier merkwürdiger Längenbestimmungen von Peking, Amsterdam und Regensburg nach den zuverlässigsten Beobachtungen dargestellt und geprüft“ (ebd. 1805, gr. 8°.), auch in den vorbenannten „Abhandlungen“, 1805, Bd. II. – „Astronomische Beobachtungen an verschiedenen Sternwarten, gesammelt und herausgegeben I. bis VI. Sammlung. Nebst einem Anhange über die geographischen Längen- und Breitenbestimmungen von Alt-Sandec in Galizien durch G. Fr. Kodesch“ (Wien 1813). – „Astronomische Beobachtungen an verschiedenen Sternwarten im Jahre 1813. Nebst einem Beitrage zu geographischen Längenbestimmungen“ (Prag 1815, gr. 8°.). – II. In gelehrten Sammelwerken abgedruckte Abhandlungen. In dem Sammelwerke Ephemerides astronomicae ad Meridianum Vindobonensem annorum 1787–1806“: pro anno 1787: „Dissertatio Lalandi de novo Planeta“. – 1788: „Tabulae Mercurii juxta Mayeri Göttingensis Elementa“; – 1789: „Tabulae Martis novae ex propriis Elementis constructae“; – 1790: „Novae Veneris Tabulae ex propriis Elementis constructae“; – 1791: „Methodus figuram telluris ex Ecclipsibus Solis deducendi“; – 1792: „De proprio motu Stellarum fixarum in Rectascensionem et Declinationem“; – 1793: „Tabulae solares nova ex observationibus deductae et ad Meridianum Parisiensem constructae“; – „De Diminutione obliquitatis ecclipticae saeculari Commentarius“; – 1794: „De massa Veneris“; – 1795: „De usu aberrationis luminis in tectione Stellarum fixarum per Lunam“; – 1796: „Diameter apparens solis, lunae et planetarum cum micrometro objectivo observatus“; – 1797: „Differentiae Satellitum Jovis ope micrometri objectivi Dolandini observatae“; – 1798: „Catalogus fixarum Caillianus novis observationibus restauratus“; – 1799: „Longitudines geographicae variorum locorum e solis Ecclipsibus et fixarum deductae“; – 1800: „Longitudines geographicae…“; – 1801: „Longitudines geographicae variorum tum Europae tum Americae locorum“; – 1802: „Determinationes Longitudinis geographicae diversorum locorum ex Ecclipsibus solis et occultationibus fixarum per lunam deductae“; – 1803: „Defensio valoris Tabularum suarum lunarium ex plurium pluribus in locis institutis observationibus“; – 1804: 1. „Longitudines et latitudines fixarum ad annum 1800 cum praecessione“: – 2. „De Stella duplici, quae media in cauda ursae majoris“; – 1805: 1. „Novae Martis Tabulae cum perturbationibus“; – 2. „Elevatio Poli Vindobonensis Liesganigiana vindicata“; – 3. „Elevatio Poli Vindobonensis ope Sextantis Anglicani 10 pollicum explorata“; – 1806: 1. „Novae Mercurii Tabulae“; – 2. „Longitudines locorum geographicae ex occultationibus fixarum solisque Ecclipsibus“; – 3. „Longitudines geographicae littorum. quae Cookius decursu circumvectionis maritimae adiit, ex observationibus astronomicis stabilitae“. – In den „Abhandlungen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften“: 1787, Bd. III: „Beiträge zur näheren Bestimmung der geographischen Länge der Hauptstadt Prag“; – 1806, Bd. II: „Von geographischen Längenbestimmungen. vorzüglich über die berichtigte Lage von Grodno in Lithauen“. – In Zach’s „Allgemeinen geographischen Ephemeriden“, 1798, Jänner, S. 55 u. f., Februar, S. 172 u. f. und März, S. 234 u. f.: „Beitrag zu geographischen Längenbestimmungen aus Sternbedeckungen und Sonnenfinsternissen für 43 Orte [199] aus 153 Beobachtungen berechnet“; – April, S. 417 u. f.: Erster Nachtrag dazu; – Bd. I, II und IV: „Mehrere geographische Längenbestimmungen und astronomische Beobachtungen“; – Bd. IV: „Beobachtungen der Sonnenfinsternisse in den Jahren 1802 und 1803“; 1803, im Juni, S. 649 u. f. „Ueber die holländische Gradmessung durch Snellius“; – Bd. XI: „Erörterung eines aufgeworfenen Zweifels über die Länge von Grodno“. – In Zach’s „Monatlicher Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde“: Bd. I (1800): „Ueber die geographische Länge von Madrid“; – „Geographische Ortsbestimmungen und vermischte astronomische Bemerkungen“; – Bd. II: „Ueber die Elemente der Marsbahn“ – „Versuch über die Längenbestimmungen von Diarbekir, Smyrna, Aleppo“; – „Nachtrag zu den geographischen Längenbestimmungen“; – Bd. III: „Geographische Längen aus Perouse’s Entdeckungsreise durch gleichzeitige astronomische Berechnungen berichtigt“; – Bd. IV: „Ueber die geographische Länge von Florenz“. – In den „Commentarii Societatis regiae Göttingensis ab anno 1800–1803“: „Aequationes longitudinis lunae ex occultationibus fixarum castigatae“; – „Aequationes latitudinis lunae ex occultationibus fixarum castigatae“. – In Joh. Elet Bode’s „Astronomischem Jahrbuche“ für 1810: „Astronomische Beobachtungen im Jahre 1806 auf der kaiserlichen Sternwarte in Wien“; – für 1811: „Beobachtungen des Kometen und Berechnung seiner Bahn“; – für 1813: „Verbesserungen des Piazzi’schen Sternenverzeichnisses und astronomische 1809 zu Wien angestellt“. – In den „Göttinger gelehrten Anzeigen“, 1794, S. 1657 u. f.: „Aus einem Briefe an Dr. Kästner vom 8. Juli 1794 und vom 24. October d. J: „Ueber die vier Satelliten des Jupiter“.
Quellen zur Biographie. Abhandlungen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1818, Bd. V, S. 73. – Annalen der Literatur und Kunst in den österreichischen Staaten, 1805, IV. Jahrgang, Bd. II, S. 354–356. – Bibliothèque des Écrivains de la Compagnie de Jésus; par Auguste et Alois Backer (Liège 1853 u. f.) Bd. IV. – Bode’s astronomisches Jahrbuch für 1820, S. 207–209: „Nachrichten von Triesnecker’s Lebensumständen“, mitgetheilt von Burg. – Erneuerte vaterländische Blätter 1817, Intell. Bl. Nr. 22: „Nekrolog“. – Ersch (J. D.). Handbuch der deutschen Literatur (Amsterdam und Leipzig 1815) Bd. II, des ganzen Werkes 5. Abtheilung, Mathematik, S. 130: Nr. 650 c, 650 d und S. 146: Nr. 779 a. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 418. – Oesterreichs Pantheon (Wien 1831, Adolph) Bd. IV, S. 93. – Poggendorff (J. C.). Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, u. s. w. (Leipzig 1863, J. A. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 1134. – Stoeger (Joh. Nep.). Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Viennae 1855, schm. 4°.) S. 369.
Professor Stein auf Triesnecker. Der bekannte Philolog und Dichter in lateinischer Sprache Prof. Anton Stein, dessen Biographie im Bd. XXXVIII, S. 20, dieses Werkes mitgetheilt ist, schrieb auf Triesnecker folgende Gedenkverse: Triesnekeri astronomi tumulus. P. Cujus, dic, tumulus? T. Trisnecri. Arcessit amatum Uranie: ad sedes evolat aetherias. E terris spectavit amans olim astra: vicissim Ex astris terras nunc quoque spectat amans“.