BLKÖ:Triesch, Friedrich Gustav

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trientl, Adolph
Band: 47 (1883), ab Seite: 194. (Quelle)
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Triesch, Friedrich Gustav (dramatischer Dichter, geb. zu Wien am 16. Juni 1845). Der Sohn eines durch edlen Geschmack und künstlerische Ausführung hervorragenden Goldschmiedes in Wien, erhielt er eine sehr sorgfältige Erziehung. Vom frühesten Knabenalter zeigte er nicht gewöhnliche poetische Begabung, die sich ab und zu durch Gelegenheitsgedichte äußerte. Als achtjähriger Knabe besuchte er zum ersten Male das Burgtheater und ward mächtig davon ergriffen. Der Gedanke, dereinst auch ein Stück zu schreiben, das an dieser Bühne aufgeführt würde, verließ ihn nicht mehr. Brachte ihm derselbe auch von Seite der Schulgenossen Spott und Hohn in Fülle, das bekümmerte ihn wenig, ja es trieb ihn vielmehr an, diesem Ziele nur um so rastloser zuzustreben, und so begann er denn auch bald darauf, daneben von einem unersättlichen Leseeifer erfüllt, Stücke zu schreiben, die er auf einem Puppentheater zur Aufführung brachte, welche ein aus den Nachbarn recrutirtes Publicum ansah. Gegen die Goldschmiedekunst zeigte er immer eine unbesiegbare Abneigung, und so beschloß der Vater, im Hinblick auf das sich entwickelnde ungewöhnliche Zeichentalent seines Sohnes, denselben der Bildhauerkunst sich widmen zu lassen. Triesch kam nun in die Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er denn auch rasche Fortschritte machte, dabei besuchte er eifrig Vorlesungen über Kunstgeschichte, konnte aber in diesem Berufe auch nicht seine Befriedigung finden. Maßgebende Persönlichkeiten, welche Kunden seines Vaters waren, unter diesen die Hofschauspieler Anschütz [Bd. I, S. 45] und [195] La Roche [Bd. XIV, S. 163] und später der Dichter Cajetan Cerri u. A. hatten sich über seine lyrischen und dramatischen Versuche sehr günstig ausgesprochen, und so entschloß sich endlich der Vater, den Bitten seines Sohnes nachzugeben und die Mittel zu dessen weiteren humanistischen Studien zu bewilligen, gleichwohl nur unter der Bedingung, daß derselbe die begonnene Ausbildung zum Bildhauer nicht unterbreche. Unter der Leitung tüchtiger Lehrer ging Triesch nun mit Feuereifer aus Werk, benützte daneben jede freie Stunde, um Vorlesungen an der Universität zu hören, warf sich auf Anregung seiner feinfühligen Mutter insbesondere auf das gründliche Studium Lessing’s, dessen dramatische und dramaturgische Werke er nahezu auswendig lernte, und war der fleißigste Besucher des Burgtheaters, bei dessen Vorstellungen und – wenn er die Akademie schwänzte – auch Proben er mit größter Aufmerksamkeit lauschte, und zwar vom Schnürboden aus, mit dessen Beherrscher er sich, um unentgeltlich dieses Theater besuchen zu können, bei passender Gelegenheit bekannt gemacht hatte. Plötzlich eintretende traurige Verhältnisse – der Vater war immer mehr Künstler und Menschenfreund als Geschäftsmann gewesen – nöthigten Triesch, mitten in seinen Studien und kühnen Plänen sich um einen Erwerb umzusehen, denn es fehlte nicht an zahlreichen unmündigen Geschwistern, und so mußte er sich, alles Widerstreben seiner Seele bezwingend, entschließen, zur commerciellen Laufbahn überzutreten. Bei seinen reichen Kenntnissen gelang es ihm, in einem der ersten Großhandlungshäuser Wiens unterzukommen und verhältnißmäßig rasch an den ersten Platz emporzusteigen; aber er betrachtete diese neue Lebensstellung nur als eine vorübergehende und beschäftigte sich insgeheim unermüdlich, alle seine Mußestunden und einen großen Theil der Nächte darauf verwendend, mit seinen Studien und schriftstellerischen, vorzugsweise dramatischen Arbeiten, die er unverdrossen an die Theater versandte. 1868 ward ihm eine für seine Zukunft entscheidende Anerkennung zutheil. Sein vieractiges Lustspiel „Im vierzehnten Jahrhundert“ befand sich unter der kleinen Zahl, die aus den ein halbes Tausend übersteigenden, bei dem Preisausschreiben des Burgtheaters eingereichten Lustspielen ausgewählt worden war. Zur Aufführung kam es zwar schließlich nicht, aber der Gedanke, daß die Preisrichter seine Arbeit empfohlen hatten, und diese waren Dingelstedt, Ludwig Speidel, Professor Robert Zimmermann, flößte ihm immer wieder aufs Neue Kraft und Muth ein, deren er jetzt mehr denn je bedurfte, denn es folgten harte Tage für ihn, der Vater war gestorben und hatte Frau und Kinder ohne das geringste Vermögen hinterlassen. Endlich 1873 wurde von Dingelstedt sein demselben durch La Roche übergebenes einactiges Lustspiel: „Träume sind Schäume“ angenommen und in derselben Saison mit gutem Erfolge aufgeführt, und da Dingelstedt auch über ein nach einiger Zeit eingereichtes fünfactiges Drama: „Mädchenherzen“ ein sehr günstiges Urtheil fällte und überdies Triesch’s Geschwister unter der unermüdlichen Obsorge der Mutter mittlerweile zur Selbständigkeit herangereift waren, zögerte der Dichter auch nicht länger, die verhaßte commercielle Laufbahn zu verlassen und sich ausschließlich seinen Studien und literarischen Arbeiten zu widmen. Mehrere einactige Stücke, die hierauf am Dresdener Hoftheater zur Aufführung gelangten: „Aus Vorsicht“, [196] „Reine Liebe“, letzteres nach einer Dingelstedt’schen Novelle bearbeitet und später auch auf dem Wiener Stadttheater mit Erfolg aufgeführt, fanden Beifall, aber sein eigentliches Ziel, ein den Abend füllendes Stück auf die Bretter zu bringen, erreichte er noch immer nicht, obzwar ihm von den Regisseuren und Directoren – worunter Laube, der schon seit mehr als zehn Jahren Stücke von ihm las – die günstigsten Urtheile über dieselben abgegeben wurden. Da, 1877, wendete sich ihm bei einem Preisausschreiben abermals das Glück freundlich zu: zwei seiner Stücke wurden von den bei der Laube-Preisausschreiben[WS 1] fungirenden Preisrichtern[WS 2]: Dr. Faust Pachler, Karl Schönfeld und Professor Weilen empfohlen: „Höhere Gesichtspunkte“ und „Die Wochenchronik“. Letzteres befand sich unter den vier Stücken, die in die engere Wahl gelangten, und von denen E. Henle’s „Durch die Intendanz“ mit dem Preise gekrönt wurde. Aber auch zur Aufführung der „Wochenchronik“ kam es nicht, da Laube bei nochmaliger Durchsicht fand: „daß der erste Act nicht auf der Höhe der übrigen Acte stehe“. Ein sozusagen auf Bestellung einer in Berlin gastirenden Fraction von Burgschauspielern gearbeitetes Charaktergemälde: „Der graue John“ hatte zwar, auf dem landschaftlichen Theater in Gratz aufgeführt, sehr gefallen, trug aber auf dem Berliner Residenztheater einen Mißerfolg davon. Erst 1878 sollte der Dichter nach jahrelangem Ringen das so heißersehnte Ziel erreichen. Die Münchener Hoftheaterintendanz hatte im August 1877 ein Preisausschreiben[WS 3] für dramatische Werke veranstaltet und Triesch mit dem Lustspiele: „Neue Verträge“ sich an der Concurrenz unter dem Pseudonym Alexander Hartmann betheiligt. Dieses Stück wurde von der Beurtheilungscommission zur Aufführung und Erlangung des Preises empfohlen. Die ersten drei Aufführungen fanden denn auch am 1., 4. und 7. Jänner 1878 statt, und zwar alle drei mit glänzendem Erfolge. Nun vereinigten sich am 11. Jänner unter Vorsitz des Generalintendanten der Münchener Hofbühne Baron von Perfall fünf Kunstfreunde, der Director des Schauspiels und vier Regisseure zu einer Sitzung, in welcher nach den Bedingungen des Preisausschreibens darüber entschieden werden sollte, ob dem genannten Lustspiele der gestellte Preis zuzuerkennen sei. Nachdem Baron von Perfall die betreffenden Bedingungen vorgelesen, über die Besprechungen in der Presse und die durch das aufgeführte Stück erzielten Cassenresultate berichtet hatte, wurde die Discussion über den ästhetischen Werth der Dichtung eröffnet und als deren Ergebniß mit Stimmeneinheit beschlossen: daß dem Lustspiele „Neue Verträge“ trotz einiger mehr oder minder ins Gewicht fallender, doch unschwer zu beseitigender Mängel der Preis schon deshalb zu ertheilen sei, „weil das Bestreben des Verfassers, ein von den Elementen des modernen Schwankes sich frei haltendes und lediglich höheren ästhetische n Ansprüchen Genüge leistendes Lustspiel zu schaffen, die vollste Anerkennung verdiene“. Mit dieser Münchener Aufführung und darauf erfolgten Preiszutheilung beginnt somit ein neuer Abschnitt im Leben des Dichters, für dessen Zukunft derselbe denn auch dadurch bedeutungsvoll werden dürfte, als Triesch nun in München längeren Aufenthalt genommen hat, wo er durch die Berührung mit Männern, wie Michael Bernays, Paul Heyse, Hermann Lingg, Hermann [197] von Schmid, Ludwig Schneegans, Karl Stieler u. A., eine Fülle von Anregungen fand. Von seinen Arbeiten ist bisher nur wenig im Druck erschienen: „Die lachenden Erben. Sittengemälde in fünf Aufzügen“ (Berlin 1867), und in den von L. Rosner in Wien unter dem Titel „Neues Wiener Theater“ seit 1872 verlegten Sammlung die einactigen Lustspiele: „Träume sind Schäume“, „Reine Liebe“ und „Aus Vorsicht“. In dem von Karl Emil Franzos herausgegebenen „Deutschen Dichterbuch aus Oesterreich“ (Leipzig 1883, schm. 4°.) ist er durch ein lyrisches Gedicht: „Schicksal“ vertreten. Triesch steht sozusagen am Beginne seiner dramatischen Laufbahn, er hat sich mannhaft durch alle Hindernisse durchgerungen. Die deutsche Bühne erwartet von seiner Feder Beiträge, die sich endlich über das Niveau des Gewöhnlichen erheben.

Brümmer (Franz). Deutsches Dichter-Lexikon. Biographische und bibliographische Mittheilungen über Dichter aller Zeiten. Mit besonderer Berücksichtigung der Gegenwart (Eichstätt und Stuttgart 1877, Krüll’sche Buchhandlung, 4°.) Bd. II, S. 436. – Franzos (Karl Emil). Deutsches Dichterbuch aus Oesterreich (Leipzig 1883, Breitkopf und Härtel, 4°.) S. XX XVIII.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Laube-Preisauschreiben.
  2. Vorlage: Preisrichrichtern.
  3. Vorlage: Preisauschreiben.