Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 164. (Quelle)
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Pachler, Faustus (Schriftsteller, geb. zu Gratz 18. December 1819). Studirte zu Gratz die Rechte und promovirte in Wien. Der lebhafte Verkehr seiner Eltern mit Künstlern und Gebildeten aller Art blieb nicht ohne anregenden Einfluß auf seine Phantasie. Zum Advocaten bestimmt, neigte sich sein Geist mehr dem Studium und vorzüglich der Poesie zu. Die Freunde seiner Eltern wurden seine Gönner und beredeten den Vater, ihm die Einwilligung zur Aenderung der Laufbahn zu geben. Der berühmte Gelehrte Ferdinand Wolf hatte nämlich den Jüngling veranlaßt, sich um eine Stelle in der Wiener Hofbibliothek zu bewerben, wo denn P. seit dem Jahre 1843 angestellt ist und hauptsächlich bei den Vorarbeiten zur Herstellung des neuen Bücherkataloges verwendet wurde. Im Jahre 1845 trat er zuerst öffentlich, und zwar als Uebersetzer aus dem Ungarischen auf. Im Jahre 1848 ließ er in Brünn ein Trauerspiel: „Jaroslaw und Wassa“, aufführen, das indeß hier, sowie später in Prag unter Hoffmann’s Direction unbeachtet geblieben. Im Jahre 1849 ließ er ein Trauerspiel: „Begum Sumro“, als Buch drucken, reichte es bei der Direction des Hofburg-Theaters ein, erhielt es aber von Herrn von Holbein unaufgeschnitten, also ungelesen, zurück; etwa fünfzehn Jahre später bearbeitete Friedrich Halm denselben Stoff dramatisch und brachte ihn auf der Wiener Hofbühne zur Aufführung. Im Jahre 1850 betheiligte er sich mit Papsch an der Redaction des „Illustrirten Familienbuchs des österreichischen Lloyd“, das bald von 4000 auf 13.000 Auflage stieg und das Vorbild der zahlreichen ähnlichen Unternehmungen wurde, die es überflügelten, nachdem die Redaction von Wien nach Triest verlegt worden war. P. selbst schrieb bis zu diesem Momente, der auch seinen Austritt bedingte, die Bücheranzeigen dafür, und auf Zureden des Hauptredacteurs Papsch versuchte er sich damals in der Novelle. In Folge dessen entstanden auch zunächst: „Des Räubers Reue“; – „Der Beruf“; – „Eine Begebenheit aus dem Tirolerkriege“ – und „Florian“, in welchen Arbeiten sich Talent für erzählende Darstellung aussprach. Ueber J. Gabr. Seidl’s Aufforderung schrieb er für dessen Taschenbuch Aurora die Novellen: „Ein spanischer Grande“; – „Die Frau von Bouisseur“ und „Das Armband“. Seine beste Novelle: „Das Begnadigungsgesuch“, erschien in Truska’s „Frühlingsalbum“, 1854, und beiläufig um dieselbe Zeit „Der Schustergeselle von Hamburg“ in den „Abendstunden“, deren Redacteur er ein paar Jahre hindurch war. Der „Krippenkalender“ für 1855 brachte noch seine Novelle: „Der Marquez von Arronches“. Die Feier der ersten Ausfahrt des Kaisers nach Libeny’s Attentat veranlaßte das Festspiel: „Kaiser Max und sein Lieblingstraum“, das an demselben Tage auf acht Bühnen mit großem Beifalle gegeben und wiederholt wurde. Ein dreiactiges Volksstück, das er für die Josephstadt geschrieben, zog er der dort herrschenden mißlichen Bühnenzustände wegen noch auf der Leseprobe zurück. Ein in Gratz gegebenes Festspiel ließ gleichfalls kalt. Durch diese Erfolge nicht ermuthigt, beschränkt sich P. nunmehr auf Veröffentlichung lyrischer Dichtungen, welche bisher zeitweise in Böttger’s „Album neuerer deutscher Lyrik“, in Kuh’s „Dichterbuch aus Wien“, in einzelnen Zeitschriften, wie Siegmund’s „Zeitbilder“, Czigler’s „Fata Morgana“, in der „Carinthia“, [165] in verschiedenen Wohlthätigkeits-Albums und zuletzt im „Marienbader Festalbum“ erschienen sind oder auf Uebersetzungen aus dem Ungarischen, deren einige Kertbény in sein Album 100 ungarischer Dichter aufgenommen hat. Außerdem schrieb er für die Berliner Musik-Zeitung 1865 einen längeren Aufsatz: „Beethoven und Marie Pachler-Koschak. Beiträge und Berichtigungen“, der eine freundliche Aufnahme und als Separatabdruck im Buchhandel eine weitere Verbreitung fand. Mit Ausnahme dieser Broschüre, der Uebersetzungen und der neueren Gedichte veröffentlichte P. seine Arbeiten theils anonym, theils unter dem Pseudonym C. Paul. Pachler war es auch, der im October 1848 mit noch zwei anderen Beamten die Hofbibliothek bewachte und mit ihnen während des furchtbaren Brandes derselben bei der Rettung thätig war, wofür ihm auch die öffentliche Anerkennung ausgesprochen wurde. Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs[WS 1] in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur, aus der ältesten bis auf die neueste Zeit (Wien 1858, typ. lit. artist. Anstalt. 8°.) S. 555.[WS 2]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Oesterrichs.
  2. Handschriftlicher Zusatz: † 5/9 1891 in Graz.