BLKÖ:Szoboszlai Pap, Stephan

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Szmyth
Band: 42 (1880), ab Seite: 228. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Stephan Szoboszlai Pap in Wikidata
GND-Eintrag: 1025988191, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Szoboszlai Pap, Stephan|42|228|}}

Szoboszlai Pap, Stephan (Superintendent der evangelischen Gemeinden Ungarns jenseits der Theiß, geb, am Neusiedlersee im Szabolcser Comitate Ungarns am 12. November 1786, gest. zu Pesth am 11. August 1855). Sein Vater war ein einfacher Grundbesitzer, die Mutter Julianne eine Schwester des bekannten Schulmann Paul Sárváry [Bd. XXVIII, Seite 265], durch dessen Vermittlung Stephan 1794 in die Schule geschickt wurde, und zwar nach Debreczin, wo er unter der Aufsicht seines Oheims die unteren und oberen Classen besuchte. In der Zwischenzeit brachte er zur besseren Erlernung der deutschen Sprache auch ein Jahr in Käsmark zu. Nach abgelegter Prüfung wurde er Lehrer am Collegium der erstgenannten Stadt, darauf Senior, und in dieser Eigenschaft erlangte er bald so großen Ruf als geistlicher Redner, daß ihn das Collegium der reformirten Kirche zu Debreczin als Prediger berief. Nach zweijähriger Thätigkeit in diesem Amte unternahm er zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung eine Reise ins Ausland, hörte auch an der Göttinger Hochschule verschiedene Collegien und kehrte nach zwei [229] Jahren wieder nach Debreczin zurück, wo er als Geistlicher an der Vorstädter sogenannten Ispolyaer Kirche angestellt wurde. Im Jahre 1825 von den reformirten Gemeinden auf den ungarischen Landtag geschickt, fand er Gelegenheit, nicht nur staatswissenschaftliche Kenntnisse zu erwerben, sondern auch mit den hervorragendsten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Literatur in unmittelbaren Verkehr zu treten. Im Jahre 1827 zum Diöcesansubnotar, 1832 zum Obernotar und zugleich zum Dechanten des Eperieser Bezirkes ernannt, ward er 1841 nach dem Ableben des als Pädagog anerkannten Esaias Budai [Bd. II, Seite 192] dessen Nachfolger in der Superintendentur im Kreise jenseits der Theiß. Nachdem Erzherzog Albrecht, Statthalter in Ungarn, bereits durch eine Kundmachung vom 11. Juli 1854 die endgiltige Regelung der kirchlichen Angelegenheiten der Evangelischen in Ungarn in Aussicht gestellt hatte, berief mit Erlaß vom 14. April 1855 das k. k. Cultus- und Unterrichtsministerium in Wien auf den 17. Mai 1855 eine Anzahl Vertrauensmänner, meist durch Einsicht und Erfahrung ausgezeichnete Prediger und Schulmänner, zu einer vorläufigen Berathung über jenen Gegenstand nach Wien. Und unter den Versammelten befand sich neben Karl Kuzmány [Bd. XIII, S. 437], Joseph Pálffy [Bd. XXI, S. 201, Nr. 1] und Gabriel Szeremley [S. 140 dieses Bandes], auch Szoboszlai. Nach seiner Rückkehr von dieser Berathung Anfangs August vollzog er die Consecration eines halben Hunderts junger Geistlicher, berief auch eine Kirchensynode, aber schon nach den ersten Conferenzen derselben, an denen er sich noch betheiligte, von der in Ungarn herrschenden Cholera ergriffen, wurde er, 69 Jahre alt, ein Opfer dieser Seuche. Szoboszlai nimmt unter den protestantischen Predigern seines Vaterlandes eine hervorragende Stelle ein, seine kirchliche Leitung wird von allen Parteien gepriesen, in den Tagen der Revolution wußte er durch Klugheit und weise Mäßigung das kirchliche Schifflein sicher und ungefährdet zu steuern. Als Prediger stellte man ihn allen seinen Collegen voran. In der ersten Zeit seines Schaffens schien es, als reize ihn auch eine poetische Ader, denn im Jahre 1826 ließ er in dem von Samuel Igaz redigirten ungarischen Taschenbuch „Hebe“ Theodor Körner’s Gedicht: „Gebet während der Schlacht“ in Uebersetzung (Ima a harczban) erscheinen. Doch sind andere Arbeiten in dieser Richtung von ihm nicht bekannt geworden. Das weitaus Beste leistete er als Kirchenredner. Viele seiner einzelnen Gelegenheits-, Grab- und Festreden erschienen im Druck, und eine größere Sammlung derselben kam unter dem Titel „Dietái, prédikátziói“ heraus. Aus seinem Nachlaß aber wurden von Valentin Révész [Bd. XXV, Seite 389]. seinem Nachfolger im Kirchenamte, herausgegeben: eine vollständige Sammlung seiner Kirchenreden unter dem Titel „Ünnepi alkalmi és közöns. egyházi beszédei“ 3 kötet, d. i. Fest-, Gelegenheits- und allgemeine Reden, 3 Theile (Debreczin 1857, 8°.); – „Halotti egyh. beszédei“ 3 kötet, d. i. Leichenreden, 3 Bände (ebd. 1858), und „Confirmatióra s úr asztalához“, d. i. Zur Confirmation und zum Tische des Herrn (ebd., 8°.), wovon im Jahre 1861 bereits die 6. Auflage erschien. Der Monarch würdigte im Jahre 1845 Szoboszlai’s [230] vielfache Verdienste um Kirche und Staat durch Verleihung des kaiserlichen Rathstitels, 1854 durch jene des Ordens der eisernen Krone.

Jelenkor. Politikai és társas élet Encyklopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und Real-Encyklopädie (Pesth 1858, Gustav Heckenast, gr. 8°.) S. 239. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.), Zweiter (den ersten ergänzender) Band, S. 322. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblatt (Pesth, 4°.) 24. August 1856, Nr. 34: „Szoboszlai Pap István“.
Porträt. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen im vorbenannten Blatte. – Ein anderes Bildniß befindet sich als Titelbild vor seinen „Dietai predikátziói“.