Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 437. (Quelle)
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Kuzmany, Karl (gelehrter protestantischer Theolog, geb. zu Bries im Sohler Comitate Ungarns 16. November 1806). Sein Vater Johann war Pastor zu Bries. Der Sohn Karl besuchte das Gymnasium und die Humanitätsclassen zu Topscha und Sajo Gömör, und hörte Philosophie und Theologie. Nach Beendigung der Studien versah er etwa ein Jahr lang eine Erzieherstelle im Hause des Freiherrn von Pronay, dann aber der Sitte jener Protestanten in Ungarn, welche sich der Schule oder dem Dienste des Herrn widmen, folgend, ging er in’s Ausland, um dort seine wissenschaftliche Bildung zu vollenden. K. begab sich 1828 auf die Universität zu Jena, besuchte dann Leipzig, Halle und Berlin, und nachdem er 1829 in’s Vaterland zurückgekehrt, begab er sich zunächst nach Käsmark, wo er bald ein Lehramt erhielt. Im August 1830 wurde er zum Diakon in Bystritz, an der Seite des Superintendenten Adam Lovich, ernannt, von wo er nach Neusohl als Pastor und bereits 1832 nach Bystritz an die Stelle des Superintendenten selbst [438] kam. Siebzehn Jahre war K. in seinem Amte thätig, als er zu Anfang 1849 nach Wien berufen wurde, um sich an der Bearbeitung eines für die slavischen Sprachen, namentlich für juridische Ausdrücke, als nöthig erachteten terminologischen Wörterbuches, mit dessen Redaction Jos. Šafařík betraut war, zu betheiligen. Auch war K. zum Professor der Theologie an der protestantischen Lehranstalt in Wien ernannt worden. Nachdem am 1. September 1859 für die Protestanten des österr. Kaiserstaates das neue Protestanten-Patent kundgemacht worden war, erfolgte im Jahre 1860 seine Wahl zum Superintendenten und wurde er im September d. J. zu St. Martin feierlich in seine Würde eingesetzt. Die bald darauf ausgebrochenen Unruhen veranlaßten ihn aber, nach Wien zurückzukehren, wo er sein Lehramt aus der praktischen Theologie fortsetzte, zugleich aber mit der Regulirung seiner Superintendentur sich beschäftigte. Als sich die Erbitterung gegen die Slovaken, die ihn aus Ungarn getrieben, allmälig gelegt, kehrte K. wieder auf seinen Posten nach St. Martin zurück, wo er nunmehr die kirchliche Ordnung der seiner Oberleitung anvertrauten slavisch-evangelischen Gemeinden überwacht, und durch Förderung des nationalen Elementes das politische Gleichgewicht des slovakischen Volksstammes in Ungarn gegenüber den Magyaren zu erhalten bestrebt ist. K. hat für die Gemeinden, die unter seiner Leitung stehen, seit Jahren eine segensvolle Thätigkeit entwickelt. Als einer der Vorsteher der Matice slovenská, eines die Interessen der slovakischen Bewohner Ungarns geistiger Seits fördernden literarischen Vereins, hat er das nationale Bewußtsein der Bevölkerung geweckt und gehoben; auch hat er Anstalten getroffen, die das sittliche Moment in’s Auge faßten, und z. B. einen Mäßigkeits-Verein und ein Institut zur Unterkunft alter und hilfloser Leute gegründet. Dann trug er Sorge, daß seine Gemeinde mit guten Elementarbüchern und anderen Schriften, deren das Volk bedarf, versehen wurde. So verfaßte er selbst ein Lesebuch in den drei Landessprachen, der deutschen, slovakischen und magyarischen: dann eine auf drei Curse berechnete lutherische Katechetik, welche schon 1845 (zu Neusohl) gedruckt erschien; ferner einen Leitfaden zum Confirmanden-Unterrichte evangelischer Jugend A. B. (Neusohl 1804). Noch während seiner Superintendentur zu Bystritz trug er für gute Andachts- und Gesangbücher Sorge, und gab selbst heraus: „Modlitby k nábožnému vzdělání věřicích křesťanů“, d. i. Gebete zur andächtigen Erbauung gläubiger Christen (1835), und zwei evangelische Gesangbücher, betitelt: „Ewangelický funebral“ und „Ewangelický Zpěvník“ (Pesth 1842, bereits 4. Aufl.); auch besorgte er die Ausgabe einer neuen Bibel in sechs Theilen (Güns 1851), bei der er die neue Orthographie in Anwendung brachte; von seinen übrigen Schriften sind noch bekannt: sein „Lehrbuch des allgemeinen und österreichischen evangelisch-protestantischen Kirchenrechtes“, erster Band in 3 Abtheilungen (Wien 1856), dessen zweite Abtheilung das Urkundenbuch, die dritte aber das allgemeine und österreichische evangelisch-protestantische Eherecht enthält; ferner die Leichenreden, gehalten auf J. Kollar und P. Šáfařík und Lebensbeschreibungen der Reformatoren. In den Jahren 1836, 1837 und 1839 redigirte er die slovakische Zeitschrift „Hronka“, von der zu Neusohl neun Hefte erschienen sind; überdieß ist K. Mitarbeiter mehrerer Zeitschriften und [439] des von Franz Lad. Rieger bei Kober in Prag herausgegebenen čechischen Conversations-Lexikons (Slovník naučný).

Haan (A. Ludovicus), Jena hungarica sive Memoria Hungarorum a tribus proximis Saeculis academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae 1858, Leop. Réthy, 8°.) p. 85 et 154. – Truska (Heliodor), Oesterreichisches Frühlings-Album (Wien, 4°.). – Oesterreich im Jahre 1840 (Leipzig 1840, Otto Wigand, gr. 8°.) Bd. II, S. 326. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1099.