BLKÖ:Szodtfried, Ferdinand

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 42 (1880), ab Seite: 230. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Ferdinand Szodtfried in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Szodtfried, Ferdinand|42|230|}}

Szodtfried, Ferdinand (ungarischer Revolutionsoberst, geb. zu Raab 1820.) Frühzeitig trat er als Cadet in das k. k. Pioniercorps, beendete mit ausgezeichnetem Erfolge den damals noch vierjährigen Cursus der Corpsschule zu Tulln und wurde sodann Lieutenant im Corps. In dieser Charge 1846 als Professor in die Corpsschule commandirt, lehrte er daselbst den Felddienst, die allgemeinen Pionierverrichtungen und das Geometralzeichnen; 1848 zum Oberlieutenant befördert, blieb er in seiner Professur bis Ende Mai genannten Jahres, wo er noch auf legalem Wege durch die beiden Kriegsministerien sein Avancement zum Hauptmann in der eben errichteten ungarischen Landesvertheidigungsarmee erhielt. Als Görgey später den Oberbefehl über die ungarische Hauptarmee übernahm, machte dieser seinen alten Corpsschulkameraden zum Oberbrückenmeister derselben, mit dem Range eines Obersten. Als solcher war Szodtfried äußerst thätig, und da es dem Revolutionsheere anfangs an nöthigen Brücken-Equipagen und hiezu erforderlichem Material fehlte, hatte er mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen; so mußte er mittels Fässer, auf welchen er Nothbrücken construirte, Görgey’s Corps über die Stromnetze und Schlüfte der riesigen Karpathen fast bis in die Marmaros hinüberheben, und mancher Antheil an den Erfolgen des Feldherrn gebührt sicher dessen altem Corpsschulkameraden und genialem Landsmanne. Nach der Katastrophe von Világos, in welcher Szodtfried das Schicksal der Görgey’schen Armee theilte, wurde er zu mehrjähriger Festungshaft verurtheilt. Nachdem er dieselbe in Arad verbüßt hatte, wirkte er 1855 als Bauingenieur in Wien, später in Linz. Dann verließ er Oesterreich, lebte einige Zeit in Genf, darauf in Italien, 1860 aber wieder in Genf, wo er eine von ihm gemachte Geschützerfindung an die Schweizer Armee verkaufte. Nun begab er sich von Neuem nach Italien, trat daselbst in die königliche Armee, wurde 1862 zum Obersten und Commandanten der Officiersschule in Cuneo ernannt, aber schon 1863, wie es hieß, wegen Unterschleifes verhaftet. Seine ferneren Schicksale sind nicht bekannt. Kameraden, die mit ihm gedient haben, bezeichnen ihn nicht nur als tüchtigen praktischen Fachmann, sondern auch als einen durch theoretisches Wissen und Genialität hervorragenden Officier, der mit dieser Eigenschaft die Beliebtheit eines guten Kameraden und einnehmende Umgangsformen verband.

Thürheim (Andreas Graf), Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und der Gesellschaft. Tagebuch-Fragmente und Rückblicke eines ehemaligen Militärs (Prag und Teplitz 1876, H. Dominicus, gr. 8°.) S. 32.