BLKÖ:Szembek, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szembek, Anton
Band: 42 (1880), ab Seite: 46. (Quelle)
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Zur Genealogie der Szembek. Die Szembek sind ein altes polnisches und noch älteres brandenburgisches Geschlecht, als welches sie sich in deutscher Weise Schönbek schreiben. Ueber ihren Ursprung liegen verschiedene Nachrichten vor. Einige leiten ihn von einem Gerlach ab, der von Karl dem Großen dafür den Adel erhalten haben soll, daß er bei der Besiegung der Sachsen mitgeholfen. Das Schloß Schönbeck in der Uckermark und das Städtchen Schönebeck im Herzogthume Magdeburg wären von diesem Geschlecht erbaut worden. Von dem Ursprunge desselben weiß Franz Pawłowski, der Scholasticus der Przemyśler Kathedrale, in seiner Geschichte der Przemyśler Bischöfe eine andere Nachricht anzugeben, ohne jedoch die Quelle, aus welcher er geschöpft, zu bezeichnen. Nach ihm wären die Schönbeck ein tirolisches Adelsgeschlecht, und ein Peter v. Schönbeck sei es gewesen, welcher den Kaiser Maximilian I., der in hastiger Verfolgung des Wildes die gefährliche unter dem Namen Martinswand bekannte Felsenstelle wohl erklimmen, von derselben aber einen Abstieg nicht mehr finden konnte, aus dieser bedrängnißvollen Lage befreite. Der Kaiser zeichnete nun den unerschrockenen Retter aus der Gefahr dadurch aus, daß er dessen angestammtem aus drei Rosen bestehenden Wappen zwei Gemsen hinzufügte. Einer der Söhne dieses Peter ließ sich um das Jahr 1507 in dem von den Polen besiegten Preußen nieder; von ihm leiten die heutigen polnischen Szembek ihren Ursprung ab und nennen sich nach einer Besitzung Namens Słupów gegenwärtig noch Szembek de Słupów. Eines Krakauer Stadtrathes Bartholomäus Szembek (gest. 1569) gedenkt Paprocki in seinem Adelswerke „Herby rycerstwa polskiego“, d. i. Wappen der polnischen Ritterschaft. Was es nun mit der tirolischen Abstammung dieses Hauses für eine Bewandtniß habe, darüber fehlen alle Anhaltspunkte; eine Familie Schönbek wird in den beiden Theilen der von Hugo von Goldegg veröffentlichten „Tiroler Wappenbücher im Adelsarchive des k. k. Ministeriums des Innern zu Wien“ (Innsbruck 1875 und 1876, Wagner, 8°.) [47] weder als Schenbek oder Schönbeck, noch als Szembek angeführt. Auch Joh. Christian von Hellbach’s ungemein reichhaltiges „Adels-Lexikon“ (Ilmenau 1826, Voigt) weiß nichts von einer tirolischen Adelsfamilie dieses Namens. Dagegen wird noch eines pommer’schen Geschlechtes gedacht, das sich auch Schoenebecke schreibt und nach seinem Wappen, welches mit dem der brandenburgischen Familie fast identisch ist, mit dieser eines Ursprungs zu sein scheint. Wie dem immer sein möge, in Polen nahmen die Szembek im 17. und 18. Jahrhundert eine einflußreiche und imponirende Stellung ein. Ihre Bedeutung beginnt unter König Johann III. Sobieski ihren Höhepunkt aber erreichte die Familie unter den Königen aus dem sächsischen Hause, vornehmlich unter August II. Sie bekleideten in dieser Periode die höchsten Stellen und zur Zeit, als Johann Szembek unter August II. Kanzler der Krone war, nahmen viele seiner Geschwister die höchsten kirchlichen und die angesehensten weltlichen Würden im Lande ein. Während der Vater Franz den Castellansposten von Kamieniec innehatte, war von seinen Söhnen der älteste, Stanislaus, Primas von Polen und Erzbischof von Gnesen, Johann Christoph Bischof und Herzog von Ermeland, Michael Dechant und Weihbischof von Krakau, Alexander Palatin von Siradien, Przeslaw Castellan von Woynicz; von seinen nächsten Verwandten waren Peter Castellan von Oświęcim, Anton Palatin von Krakau, und noch andere nahmen Senatorstellen und hohe kirchliche Würden ein. Besonders das Krakauer Domherren-Capitel zählt in seinen Reihen viele denkwürdige und einflußreiche Männer dieses Geschlechtes, von denen einige die höchsten Kirchenämter Polens erlangten. So gehörten Anton, Anton Franz, Franz, Joseph, Christoph, Christoph Hilar, Ludwig, Michael, Onuphrius, Stanislaus diesem Capitel an. In der Kirche unserer Lieben Frauen auf dem Ringplatze zu Krakau hieß die zweite links vom Hauptthore befindliche heutige Loretto-Capelle vordem die Capelle der Szembek, welche Anna Szembek aus dem Hause Amenda ihrem Gemal Stanislaus nach seinem am 26. April 1628 im Alter von 54 Jahren erfolgten Tode stiftete. Aus dem Denkstein, den sie ihm darin setzte, erfahren wir, daß er königl. Secretär und Administrator des Salzbergwerkes Wieliczka gewesen. Ueber die genealogische Entwickelung und die verschiedenen Zweige des Geschlechtes, das allem Anscheine nach eine große Ausbreitung gewonnen, fehlen uns leider alle Behelfe. Wir wissen nur noch, daß dasselbe am 17. Jänner 1816 den preußischen Grafenstand erlangte. Barbara Magdalena Elisabeth Gräfin Szembek (geb. 1709), Tochter eines Grafen Franz Szembek, vermälte sich mit einem Grafen Johann Clemens Branicki, schied sich aber von ihm im Jahre 1735 und vermälte sich am 13. November 1736 zum zweiten Male, mit dem Grafen Waldemar von Loewendal, der sie am 27. Mai 1755 als Witwe zurückließ, als welche sie zu Versailles am 18. Mai 1762 starb. – Eine Isabella Gräfin Szembek vermälte sich am 15. Jänner 1747 mit dem am 19. September 1759 verstorbenen Grafen Johann Vandalin Mniszech, dem sie zu Warschau am 13. Jänner 1771 ins Grab folgte. Unserer Zeit gehört der General Peter Szembek (geb. 1788) an, der unter Dombrowski (1806), dann unter Rapp bei Danzig (1813) focht und in der polnischen Erhebung der Jahre 1830 und 1831 als Brigade-General thätig war. In der Folge ließ er sich zu Siemianice im Posen’schen nieder, wo er am 23. März 1866 im Alter von 83 Jahren starb. Innig verknüpft ist dieses Geschlecht mit Krakau, wo es in zahlreichen Erinnerungen fortlebt. Der vorzüglichsten dieses Geschlechtes sei demnach hier zum ersten Male gedacht.