BLKÖ:Szembek, Stanislaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 42 (1880), ab Seite: 52. (Quelle)
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15. Stanislaus Szembek (geb. zu Morawice im Jahre 1650, gest. zu Skiernewice am 3. August 1721). Der älteste Sohn des Franz Szembek, Castellans von Kamieniec, aus dessen erster Ehe mit Sophie geborenen Pieniązka. Nachdem er längere Zeit an der Krakauer Hochschule unter dem berühmten Zalaszowski studirt hatte, kam er durch Vermittlung seines Vaters an den Hof des Königs Michael (Wieśniowiecki). Bei seiner besonderen Vorliebe für den geistlichen Stand kehrte er aber bald zur Fortsetzung der theologischen Studien ins Vaterland zurück. Zum Priester geweiht, ging er dann nach Rom, wo er seine Studien vollendete und auch die Doctorwürde beider Rechte erlangte. Nach seiner Heimkehr nahm er zunächst seinen Aufenthalt bei den P. P. Missionären in Warschau und widmete sich dem Predigtamte. Der Ruf seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit verbreitete sich gar bald und in kurzer Zeit ernannte ihn der Przemyśler Bischof Johann Stanislaus Zbąski zum Canonicus an seiner Kathedrale und der Krakauer Bischof Andreas Trzebicki zum Domherrn an seinem Bisthum. Im Jahre 1676 wurde Stanislaus Erzdiakon von Zawichost und versah als solcher gleichzeitig das Amt eines Abgeordneten bei dem Tribunal der Krone. Im Jahre 1690 erhob ihn der Krakauer Bischof Johann Malachowski zum Weihbischof von Dionysia und zum Suffragan und Official seines ausgedehnten Bisthums. Zur Zeit des erledigten Thrones. im Jahre 1697, erklärte sich die Familie Szembek für den Kurfürsten von Sachsen, welcher zum Dank dafür unmittelbar nach seiner Krönung, am 16. September 1697, dem Weihbischofe Stanislaus die Abtei Mogila verlieh und zwei Jahre später, 1699, ihn auf den Bischofstuhl von Kujawien [53] berief. Als Krakau nach der Schlacht bei Kliszow von den Schweden bedroht war, rettete Stanislaus mit persönlicher Gefahr den königlichen Schatz und den wichtigsten Theil des Kronarchivs nach Troppau in Schlesien. Am 3. October 1705 ernannte ihn August II. zum Erzbischof von Gnesen und verlieh ihm zu gleicher Zeit die reiche Abtei Tyniec. Mit angestammter Treue hielt der Kirchenfürst zu seinem Könige, wie er denn überhaupt in dieser politisch bewegten Zeit durch seine consequente Haltung sich bemerkbar machte. Auf der Versammlung vom 2. Februar 1707 zu Lemberg protestirte er als Führer der königlichen Partei gegen die Thronbesteigung Leszczynski’s. Dieser Schritt des Erzbischofs erregte den Gegenkönig Stanislaus derart, daß derselbe das Erzbisthum Gnesen für vacant erklärte und das Capitel beauftragte, zu einer neuen Wahl zu schreiten. Wohl fand diese statt, aber Rom verweigerte die Bestätigung. Als dann König August wieder nach Polen zurückkehrte, befand sich auch Erzbischof Szembek in dessen Gefolge und nahm seinen erzbischöflichen Sitz von Neuem ein. Nun widmete sich Stanislaus vor Allem seinem hohen geistlichen Amte, aufs eifrigste bemüht, die Wunden zu heilen, welche der langwierige Krieg dem Reiche geschlagen. Aber auch die öffentlichen Angelegenheiten behielt er fest im Auge, suchte die widerstrebenden Parteien zu versöhnen, mahnte immer und überall eindringlich zu Frieden und Eintracht und wehrte mit der ganzen Macht seiner Beredtsamkeit die Ausführung des Gedankens ab, fremde Truppen ins Land zu ziehen. Dabei aber trug er Sorge, daß die Privilegien seiner Kirche nirgends Abbruch erlitten, und leistete entschieden Widerstand gegen Alles, was der Geistlichkeit zum Schaden gereichen konnte. Dieses sein mannhaftes Verhalten aber brachte ihn zuletzt in Gegensatz mit König und Senat, so daß er vom Jahre 1719 ab von allen öffentlichen Geschäften sich gänzlich lossagte. Noch berief er 1720 eine Synode nach Lowicz zusammen, deren Beschlüsse er veröffentlichte. 1721 legte er, 71 Jahre alt, daß Haupt zur ewigen Ruhe nieder. Als Kirchenfürst war Szembek für die Aufrechthaltung der Würde seiner Kirche eifrigst besorgt, in seinen Handlungen gerecht, in seinem Wandel unantastbar, seiner Gemeinde ein wahrer Seelenhirt. Er baute und restaurirte viele Kirchen, legte Seminarien an, gründete Armenhäuser und stiftete überhaupt viel Gutes; sein Vaterland liebte er, aber wenn er manches that, was die Geschichte verurtheilt, so fällt die Hauptschuld auf seinen Bruder Johann, den Kanzler [S. 49, Nr. 7], den man mit gutem Fug als seinen bösen Genius bezeichnen darf. König August II. aber bewies ihm reiche Huld und hielt große Stücke auf ihn. Im Druck ließ Stanislaus erscheinen: „Constitutiones Synodis Archidioecesis Gnesnensis, Lovicii anno 1720 die 26. Augusti celebratae“ (Warschau 1720, 4°.); – „Zebranie kazań na Wielkanoc. Boże narodzenie i na innych uroczystościach miane“, d. i. Sammlung von Predigten, gehalten zu Ostern, Christi Geburt und an anderen Festtagen (Braunsberg 1726, 4°.). Diese von ihm als Weihbischof gehaltenen Predigten wurden erst nach seinem Ableben von den Jesuiten herausgegeben. In der Wieśniowieckischen Bibliothek, im Besitze des Grafen Wladjimir Plater, befinden sich zahlreiche Fascikel seiner Correspondenz. In der vormals Zaluski’schen Bibliothek aber sind in Handschrift seine theils in lateinischer, theils in polnischer Sprache verfaßten Staatsacten aus den Jahren 1706 bis 1712 aufbewahrt. [Hoszowski (Konstanty), Obraz życia i zasług opatów Mogilskich, d. i. Beschreibung des Lebens und der Verdienste der Aebte von Mogila (Krakau 1867, 4°.) S. 130 u. f. [über Christoph Anton und Michael Szembek.]