BLKÖ:Szembek, Johann Christoph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szembek, Johann
Band: 42 (1880), ab Seite: 50. (Quelle)
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8. Johann Christoph (gest. zu Heilsberg in Preußen 16. März 1740), ein Sohn des Castellans von Kamieniec Franz Szembek und dessen zweiter Frau Barbara Rupniewska. Dem geistlichen Stande sich widmend, wurde er im Jahre 1703 Canonicus an der Kathedrale zu Krakau, 1706 Scholasticus in Sandomiř, dann Propst von Miechow und Deputirter des Tribunals der Krone und im Juni 1710 Kronsecretär. 1712 folgte er seinem Bruder Ludwig auf dem Bischofssitze von Culm. Bald nach Antritt seiner hohen Kirchenwürde unternahm er eine Visitation in der ganzen Diöcese und berief nach Krasnegostaw eine Synode zusammen, auf der für seine Geistlichkeit neue Statuten berathen wurden, welche auch im Druck erschienen. Er nahm es mit den Pflichten seines Amtes sehr genau und übte wie ein gewöhnlicher Priester seine geistlichen Obliegenheiten aus, hielt Predigten vor dem gesammten Volke, hörte die Beichte, versah Sterbende mit der letzten Oelung und katechetisirte das gemeine Volk. Im Jahre 1718 bestieg er den Bischofstuhl von Przemyśl, wo er bald als eifriger Hirt seiner Gemeinde, als Hort der Armen und als Zierde seiner Kirche glänzte, doch auch der Unduldsamkeit und Härte gegen die Evangelischen sich schuldig machte. Nach einer Quelle hatte er das Kloster der Carmeliterinen auf der Vesola in Krakau im Jahre 1719 gestiftet und wäre seine Tante Constantine Rupniewska die erste Oberin dieses Klosters gewesen. Nachdem er 1722 eine Visitation seiner Diöcese vorgenommen, ließ er eine genaue Beschreibung derselben in fünf und der Privilegien des Capitels in zwei Büchern ausführen. Für das Jahr 1723 berief er eine Diöcesan-Synode nach Brzozow zusammen, auf welcher mehrere Beschlüsse zur Förderung der Kirche gefaßt wurden. 1724 gelangte er auf den Bischofssitz von Ermeland, und in diesem neuen Wirkungskreise hat er seinen Namen mit blutiger Schrift in die Annalen von Thorn eingeschrieben. Am Frohnleichnamsfeste 1724 wollte ein Zögling aus der Jesuitenschule dieser Stadt mehrere protestantische Jünglinge, welche bedeckten Hauptes blieben, als das Allerheiligste an ihnen vorbeigetragen wurde, zur Kniebeugung zwingen. Darüber entstand ein Tumult, der damit endete, daß die zum größeren Theil evangelische Bevölkerung der Stadt das Collegium der ohnehin mißliebigen Jesuiten stürmte, wobei es vorkam, daß mehrere geweihte Objecte profanirt wurden. Die Sache gelangte vor den Landtag. Eine Untersuchung wurde eingeleitet und das Urtheil mit ungeheuerlicher Strenge gefällt. Selbst Pawłowski steht nicht an zu sagen: „justa severior sententia fuisse merito existimatur“. Zwei Rathsherren der Stadt und neun Haupttheilnehmer am Tumulte wurden nämlich am 7. December 1724 enthauptet. Außerdem legte man der Stadt eine Geldbuße von 22.000 fl. auf. Aus diesem unpolitischen Vorgänge entstand zwischen Katholiken und Akatholiken ein Haß, der für die polnische Republik von verderblichsten Folgen war. Bischof Szembek aber hatte in dieser Angelegenheit eine hervorragende Rolle gespielt. Als Augusts II. natürlicher Sohn, Moritz von Sachsen, noch bei Lebzeiten des Fürsten Ferdinand, des Letzten aus dem Hause Ketler, von den Ständen Kurlands zum Fürsten von Kurland erwählt wurde, gab sich die Republik mit der Wahl nicht zufrieden. Zum Präsidenten der aus diesem Anlasse vom polnischen Landtage 1726 eingesetzten Commission wurde Szembek ernannt. Er brachte mit ebenso viel Mühen als Umsicht die Sache zum Austrage, indem er für Polen den Besitz des Fürstenthums erwarb, das nun zu einer Kronprovinz umgewandelt ward. Freilich war das Land nicht für lange zu halten, denn Rußland streckte bald seine Hand danach aus und hält es noch heutigen Tages fest. Szembek starb zu Heilsberg und wurde zu Frauenburg in der Kathedrale beigesetzt. Im Druck hat er nachstehende Schriften herausgegeben: „Krótkie zebranie nauki chrześcijańskie przez pytania i odpowiedzi, według porządku katechizmu ś. koncilijum trydenckiego“, d. i. Kurzer Abriß der Christenlehre in Fragen und Antworten nach der vom tridentinischen Concil aufgestellten Ordnung (Krakau 1714, 8°.); – „Róże tajemnic niebieskich, [51] pasterską pracą kwitnące... albo kazania w różnych kościołach miewane“, d. i. Die von hirtlicher Pflege aufbluhende Rose himmlischer Geheimnisse... oder in verschiedenen Kirchen gehaltene Predigten (Brunsberg 1740, Fol.); – „Kazania księdza Krzysztofa Szembeka“ 3 części, d. i. Predigten des Geistlichen Christoph Szembek, drei Theile (o. O. u. J., 4°.); – „Synodus Dioecesana Chelmensis celebrata die 18. Julii 1717“ (Zamość 1717, Fol.); – „Synodus Dioecesana Premisliensis celebrata die 11., 12. et 13. Julii 1723“ (Krakow 1723, Fol.); – „Synodus dioecesana Varmiensis celebrata anno 1726 die 14. et 15. Julii“ (Brunsberg 1726, 4°.); – „Epistola pastoralis ad Clerum dioeceseos Varmiensis“ (ib. 1724, 4°.); – „Sermo habitus nomine terrarum Prussiae circa recognitionem Ser. Regis Augusti III. anno 1735“ (ib. 1736); – „Mowa podczas uroczystej koronacyi cudownego obrazu N. M. P. Częstochowskiej“, d. i. Rede anläßlich der feierlichen Krönung des wunderthätigen Bildes U. L. Fr. von Czenstochau (Czenstochau 1717. 4°.). Mehrere seiner in polnischer und lateinischer Sprache in Gegenwart des Königs August III. gehaltenen Reden sind im 1. u. 2. Bande des von Danejkowicz herausgegebenen Sammelwerkes „Swada polska i łacińska“, d. i. Polnische und lateinische Beredtsamkeit, abgedruckt. [Pawlowski (Franciscus), Premislia sacra, sive Series et gesta episcoporum r. 1. Premisliensium. E fontibus domesticis et extraneis (Cracoviae 1870, V. Jaworski, gr. 8°.) p, 541–553. Daselbst heißt es S. 544: „Franciscus in Slupow Szembek Castellan. Camenencen. e Sophia Pieniążkowna Stanislaum AEpp. Gnesnensem, jam vero e Barbara Rupniewska (cognata eppi. Stan. Zbąski) nostrum Joannem Christophorum progenuit“. Danach sind der Erzbischof Stanislaus von Gnesen und unser Johann Christoph Stiefbrüder. – Lętowski (Ludwik), Katalog biskupów, prałatów i kanoników krakowskich, d. i. Katalog der Bischofe, Prälaten und Domherren von Krakau (Krakau 1853, Jagiellonische Druckerei, 8°.) Bd. IV, S. 110 u. f. – Via clarissima qua ill. Pr. Christoph. Joannem in Slupow Szembek Ep. Varm. et Samb. Ducem et Primatem Prussiae ingressu pedisequa devotissima Religio Ord. Can. Regularium Sanct. Sepulchri Hierosolymit. Conventus Miechoviensis generalem benefactorem votis ac faustis acclamationibus committatur A. S. 1723 (Cracoviae [17253] typis viduae Franc. Cezary, Fol.).] –