BLKÖ:Dąbrowski, Heinrich Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Da Campo, Benedikt
Band: 3 (1858), ab Seite: 124. (Quelle)
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Dąbrowski auch Dombrowski, Heinrich Johann (polnischer General der Cavallerie, Mitglied der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Warschau, geb. in Pierzchowiec im Bochniaer Kreis in Galizien 29. Aug. 1755, gest. zu Winna Góra in Posen 6. Juni 1818). Die ersten Jugendjahre verlebte er zu Hoyerswerda, wo sein Vater als kursächsischer Oberst mit seinem Regimente stand; er erhielt eine ganz deutsche Bildung und studirte in Kamenz in Schlesien, trat dann in den Militärstand und war schon 1770 Standartjunker im Chevauxlegers Regiment Prinz Albrecht von Sachsen Teschen und wurde bald Rittmeister und Adjutant des General Grafen Bellegarde. Als im J. 1792 die Nationalversammlung in Warschau alle Landeskinder, welche sich in der Fremde befanden, in die Heimat zurückrief, trat D. in die Reihen des polnischen Heeres ein. Hier wohnte er dem Feldzuge der Polen gegen Rußland bei, und wurde 1793 Generalmajor. Während der Insurrection unter Kosciusko (1794) unternahm D. die Unterstützung des Aufstandes in Posen, über welchen lang nach seinem Tode die von ihm verfaßte Denkschrift unter dem Titel: „Wyprawa do Wielkiéj Polski w roku 1794 przez niego samego opisana. Z mappą“, d. i. Der Feldzug nach Großpolen im Jahre 1794. Von ihm selbst beschrieben, mit einer Karte (Posen 1839, 8°.) von E. Raczyński herausgegeben wurde. Für sein tapferes Verhalten schenkte ihm Kosciusko einen Ring mit der Inschrift: „Das Vaterland seinem Vertheidiger“. Nach der Schlacht von Maciejovice und der Gefangennehmung des Kosciuszko zog sich D. zwar sehr geschickt und umsichtig nach Warschau zurück, mußte sich jedoch, nachdem Warschau von Suwarow erstürmt worden, bei Radoszyce ergeben. Vergebens bot ihm Suwarow Dienste an; über Berlin, wo ihm gleiche Anträge von Seite Preußens gemacht wurden, begab er sich nach Paris; an den König Friedrich Wilhelm von Preußen richtete er aber einen Vortrag, wie Polen durch Preußens Vermittlung wieder hergestellt werden könnte. Denselben theilt Chodzko in seiner „Histoire des légions polonaises“ (I. S. 339–348 und in den „Pièces justificatives“ XVIII) mit. Als in Paris der Plan zur Errichtung einer Legion aus exilirten Polen entstand, sendete das Directorium D. zur Ausführung desselben zu Bonaparte nach Italien, wo er mit seiner Legion an den Waffenthaten der französischen Heere Theil nahm und am 3. Mai 1798 in Rom einzog. Die Mannszucht seiner Truppen erwarb D. die Achtung der Römer in so hohem Grade, daß ihm der Senat die türkische Standarte überreichen ließ, welche Sobieski bei dem Entsatze von Wien 1683 erbeutet, und der Kirche zu San Loreto geschenkt hatte. Glänzende Beweise seiner Tapferkeit gab D. in dem Feldzuge von 1799–1800 unter Gouvion Saint Cyr u. Massena. Nach der Einnahme von Neapel (1799) erhielt er von Macdonald noch den Oberbefehl der 8. Brigade [125] leichter Infanterie. Im blutigen Kampfe an der Trebbia traf seine Brust eine feindliche Kugel. Sie blieb aber in einem Buche, welches D. in der Seitentasche seiner Uniform trug, stecken, und D. kam mit einer unbedeutenden Contusion davon. Dieses Buch war Schillers „Geschichte des 30jährigen Krieges“. Am 13. Jänner 1801 nahm D. den wichtigen Posten von Casabianca bei Peschiera weg und mit dieser Waffenthat endete D.’s Wirksamkeit in Italien. Nach der Schlacht bei Jena forderte Napoleon ihn und den General Nybicki auf, unterm 1. Nov. 1806 einen Aufruf zum Aufstande an seine Landsleute zu erlassen, worauf er an der Spitze zweier Legionen in Warschau einzog, und nun im Verein mit sächsischen und badischen Truppen Danzig belagerte. Im J. 1812 befehligte er eine der drei Divisionen des 5. Armeecorps, trug an der Spitze seiner Division zur Förderung des Ueberganges über die Berezina bei, machte auch alle späteren Feldzüge unter Napoleon mit und gab bei Leipzig am 18. Oct. 1813 glänzende Proben seines Muthes. Nach Abdankung Napoleons kehrte D. mit seinen Truppen nach Polen zurück und wurde 1815 vom Kaiser Alexander zum General der Cavallerie und zum Senator-Wojwoden der polnischen Landstände ernannt. Doch schon 1816 trat er aus dem Staatsdienste und zog sich auf sein Landgut Winna-Góra im Großherzogthume Posen zurück, wo er der Landwirthschaft und den Wissenschaften lebte. Als er sein Ende herannahen fühlte, ließ er sich den Säbel reichen, mit welchem er einst in den Schlachten in Italien, bei Eylau, Danzig gefochten und der an der Beresina in seiner Hand zerschmettert worden war, und verordnete, daß man ihm diesen, dann den Ehrensäbel, den er zum Gedächtniß seines Zuges nach Großpolen (1794) erhalten hatte und endlich die drei Kugeln, von denen er bei Novi, bei Dirschau und an der Beresina getroffen worden, mit in’s Grab geben solle. Seine Geschichte der polnischen Legionen in Italien machte er in Handschrift der Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften, nebst seiner nicht unbedeutenden Bibliothek, einer kleinen Vasensammlung und anderen Merkwürdigkeiten zum Geschenke. Die ganze Sammlung wurde nach der Einnahme von Warschau 1831 nach St. Petersburg gebracht. Die Republik Krakau erbat sich, die sterbliche Hülle D.’s an die Seite jener von Sobieski, Kosciuszko und Poniatowski setzen zu dürfen. Doch wurde die Gewährung dieser Bitte verweigert. Dąbrowski hinterließ einen Sohn, Bronislaw D., welcher in Dresden erzogen, als preußischer Landwehrofficier diente, 1848 sich an dem posener Aufstande betheiligte und gegenwärtig auf seinem väterlichen Gute lebt.

Erscheint gewöhnlich unter dem Namen Dombrowski, weil das a in Dąbrowski dem ähnlich ausgesprochen wird. – Wyjątki z autobiografii jego, wydane przet E. Raczyńskiego, d. i. Auszüge aus seiner Selbstbiographie, herausgegeben von E. Raczyński [diese befinden sich bei dem obenerwähnten Werke „Wyprawa do Wielkiéj Polski“. – Chodyniecki (Ignacy), Dykcyonarz uczonych Polaków, d. i. Wörterbuch gelehrter Polen (Lemberg 1833, Millikowski) I. Bd. S. 114. – Chodżo, Histoire des légions polonaises en Italie. 2. Aufl. (Paris 1829). – Biographie des hommes vivants (Paris 1816, Michaud, 8°.) II. Bd. S. 408. [Erscheint hier unter dem Namen Dombrowski.] – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1832, Brockhaus, Lex. 8°.) I. Bd. S. 704 [auch unter dem Namen Dombrowski]. – Zeitgenossen (Leipzig, Brockhaus) 3. Reihe, II. Bd. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) V. Bd. S. 179 [unter dem Schlagwort: Dombrowski]. – Porträt. Unterschrift: Jean Henri Dombrowski (Michael Stachowicz p. Jam. Hopwood sc.) [gibt den 26. Juni 1818 als D.’s Todestag an].