BLKÖ:Sabina, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Saar, Ferdinand von |
Nächster>>>
Sabljar, Michael | ||
Band: 28 (1874), ab Seite: 6. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Karel Sabina in der Wikipedia | |||
Karel Sabina in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 118750542, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Wanka, ein Gut besaß. Daselbst sollen noch Verwandte S.’s leben. Wir lassen die Forschungen über S.’s Abstammung bei Seite und wenden uns unmittelbar seinem Lebenslaufe zu. In Prag besuchte er das Altstädter Gymnasium und verstand zu jener Zeit nur wenig die čechische Sprache, für welche seine Neigung erst in den Humanitätsclassen durch die Vorträge Jungmann’s und durch die nachmals aufgefundene vielbesprochene Königinhofer Handschrift[WS 1] geweckt wurde. Bereits während der philosophischen Studien nahm er an einem Club Theil, welcher mit literarischen auch politische und zumeist republikanische Zwecke verband. An der Spitze dieses Clubs stand eben Sabina und der seither als Arzt verstorbene Lešanovsky. Damals trat S. auch mit den Polen in Verbindung, welche durch die denkwürdige Erhebung im Jahre 1830 sich eine Glorie schufen, die von den Hänge-Gendarmen des Jahres 1863 für immer befleckt wurde. Nach beendeten philosophischen Studien begann S. jenes der Rechte und übernahm in [7] der Familie eines Baron Steiger eine Erzieherstelle, in Folge dessen er nach Wien übersiedelte, wo er das zweite und dritte Jahr der Rechte beendete. Mit literarischen Arbeiten begann R. im Jahre 1837, indem er in der von Dr. Glaser [Bd. V, S. 207] begründeten Zeitschrift „Ost und West“ die slavische Partie übernahm. Seine in diesem Blatte erschienene, größere Abhandlung über die neuböhmische Literatur zeigte ihn als einen dem Gegenstande, den er behandelte, vollkommen gewachsenen Fachmann. Um diese Zeit stand S. auch mit dem früh verstorbenen Poeten Karl Hynek Macha [Bd. XVI, S. 193], einem der bedeutenderen der jüngeren čechischen Schule, in innigem Verkehre. In Wien aber kam S. mit Groß-Hoffinger [Bd. X, S. 368], dem damaligen Redacteur des berüchtigten Blattes „Der Adler“, in nähere Berührung, ein Umstand, der für die sittliche Entfaltung von Sabina’s Charakter nicht eben vortheilhaft sein mochte. Mehrere damals im „Adler“ von Sabina veröffentlichten Aufsätze richteten die wenig wünschenswerthe Aufmerksamkeit Sedlnitzky’s auf S., der in Folge dessen ohne Verzug Wien verlassen mußte. S. kehrte nach Prag zurück und wendete sich nun ausschließlich der čechischen Schriftstellerei zu, wovon er, mittellos, sein Dasein in sehr kümmerlicher Weise fristete. Von da ab bis zum Jahre 1848 entfaltete S. eine große literarische Fruchtbarkeit, die seinen Namen bald bekannt machte, ihn aber in seinen beschränkten Verhältnissen keineswegs besser stellte. Im Jahre 1842 veröffentlichte er von der Kritik freundlich aufgenommene Gedichte [die bibliographischen Titel seiner Schriften folgen auf S. 9], im Jahre 1844 begann er seine Folge von Gemälden aus dem 15. Jahrhunderte, welche jedoch bald von der Censur verboten wurde. Ein Roman aus der Hussitenzeit mußte von S. nicht weniger denn fünfmal umgearbeitet werden, ehe er von der Censur das Admittitur erhielt. Nebstdem unterhielt S. eine große literarische Correspondenz mit čechischen und mit deutschen Blättern Oesterreichs und Deutschlands. So war er ständiger Correspondent der „Květy český“, d. i. Čechische Blüthen, des „Moravský týdenník“, d. i. des mährischen Tageblattes, und der in den Jahren 1836–1838 von Kuzmany [Bd. XIII, S. 437] herausgegebenen „Hronka“; und ferner der Wiener Blätter: „Humorist“, „Telegraph“, „Oesterreichisches Morgenblatt“, des Pesther Blattes „Der Ungar“, des Herloßsohn’schen „Kometen“ in Leipzig und des „Nürnberger Correspondenten“. Als die Bewegung im J. 1848 in Paris ausbrach, war S. in Gemeinschaft mit Knedlhans-Liblinský [Bd. XII, S. 141] und Rupert einer der Hauptfactoren, welche in Prag am 11. März die Versammlung im St. Wenzelsbade in Scene setzten. Sabina übernahm auch nach dem Rücktritte Havliček’s [Bd. VIII, S. 98] die Redaction der „Prazsky Noviny“ und „Včela“, d. i. der Prager Zeitung und der Biene, worin er als entschiedener Demokrat das große Wort führte. Nach dem Pfingstkrawalle wurde S. auf das Prager Schloß abgeführt, aber Mitte October aus der Haft entlassen, worauf er als Mitarbeiter des von Knedlhans-Liblinský herausgegebenen „Večerní list“, d. i. Abendblatt, thätig war. Seine Arbeiten in diesem Blatte erregten in den betheiligten Kreisen solches Aufsehen, daß ihn Dr. Podlipsky [Bd. XXIII, S. 5], Obmann des Vereins Slavische Linde (slovanska [8] lipa), zum Redacteur des von diesem Verein unter gleichem Namen herausgegebenen Blattes ausersah. S. redigirte nun nicht nur die „Slovanska lipa“, sondern correspondirte auch mit allen radicalen Blättern jener Tage und stand für den auf dem Kremsierer Reichstage ausgesprochenen ersten Paragraph der Grundrechte: Alle Gewalt im Staate geht vom Volke aus, mit aller Macht seines publicistischen Talentes ein. Es ist hier nicht der Ort, in eine Erörterung einzugehen, wie weit sich S. in seiner publicistischen und agitatorischen Thätigkeit hinreißen ließ, kurz, als Director und Mitglied des Prager revolutionären Comité’s, welches eine Filiale des damals über ganz Europa verbreiteten Revolutions-Ausschusses war, wurde S. am 10. Mai 1849 um Mitternacht verhaftet und auf das Prager Schloß abgeführt. Nach abgeschlossener Untersuchung wurde er wegen Hochverrathes zum Tode durch den Strang und im Wege der Gnade zu 18 Jahren Kerker verurtheilt. Aus dem Prager Schlosse wurde S. nun nach Olmütz auf die Festung überführt, wo er bis zum 10. Mai 1857 zubrachte. Die Amnestie gab auch ihm die Freiheit zurück. In die letzte Zeit vor seiner Verhaftung fallen verschiedene literarische Arbeiten, unter denen das 1, Heft der Zeitschrift Tabor, d. i. Zeitfunken, bemerkenswerth, worin unter anderen Mittheilungen die Biographien der Revolutionsmänner der Gegenwart: Ludwig Kossuth, Robert Blum, Bem, Dembinski, Mieroslawski, aus seiner Feder stammen. Das 2, Heft des Tabor, das am 15. Mai erscheinen sollte, kam nicht mehr heraus, denn der Redacteur war am 10. in Haft genommen worden. Während seiner Kerkerhaft schrieb er den Roman: „Die Kinder der Welt“. Mit seiner Verhaftung schließt der Hauptabschnitt in Sabina’s Leben. Nach seiner Freilassung mußte er den Revers geben, daß er ohne polizeiliche Erlaubniß nichts mehr schreiben und drucken lassen werde. Somit entfällt jedes weitere Interesse an seinen schriftstellerischen Arbeiten, und Sabina’s Name wäre wohl zuletzt ganz verschollen, wenn nicht im Frühjahre 1872 eine Hetze gegen den Unglücklichen in Scene gesetzt worden wäre, die ihres Gleichen in der Geschichte der Literatur kaum aufzuweisen haben dürfte. Die Sachlage kann hier nur in kürzester Form zusammengefaßt und muß auf die in den Quellen angeführten Journale gewiesen werden, welche diesen Scandal ohne Gleichen möglichst breit getreten haben. Schon im Jahre 1870 sah sich Sabina genöthigt, gegen das Wiener Blatt der feudalen Partei, „Das Vaterland“, klagbar einzuschreiten, weil es S. als einen „stillen Besucher der Polizeidirection“ bezeichnet und so natürlich auf das Empfindlichste in seiner Ehre geschädigt hatte. Das Urtheil des Gerichtshofes fiel zu Gunsten Sabina’s gegen den verantwortlichen Redacteur des Journals „Vaterland“ aus, der zu zwei Monaten Arrest, 150 fl. Cautionsverlust und 480 fl. Kostenersatz an den Privatkläger verurtheilt wurde. Von dieser Zeit wurde Sabina von jener Partei, die durch dieses Urtheil moralischen und materiellen Schaden in so empfindlicher Art erlitten, systematisch heimlich beobachtet. Daß S. im stetigen Verkehre mit der Polizei stand, ist gewiß, mußte er doch in Folge des nach erlangter Amnestie unterschriebenen Reverses sich verpflichten, nichts ohne Vorwissen der Polizei zum Drucke zu befördern. Zudem stellte es sich heraus, daß er der Verfasser der in der „Wiener Montags-Revue“ abgedruckten [9] „Intimen Briefe“ sei, welche das schamlose, hochverräterische Treiben im nationalen Lager der Čechen ganz einfach enthüllten, und nun war es um Sabina geschehen. Nun begann auch die Jagd gegen ihn in einer noch nicht dagewesenen Weise. Was aber am meisten befremdete, war, daß die deutsche Presse gegen diesen „Verräther“ dasselbe Geschrei erhob, wie die čechische. Gewiß ist Sabina’s Verhalten, der übrigens alle ihm zur Last gelegten Ehrlosigkeiten in der in den Quellen angeführten Vertheidigungsschrift mit aller Entrüstung in Abrede stellt und für viele Puncte auch den Beweis seiner Schuldlosigkeit beibringt, in manchen Puncten nicht tadellos, aber ein solches Verfahren, wie gegen ihn eingeschlagen worden, ist nur bei einer Partei möglich, der kein Mittel schlecht genug ist, wenn es nur ihre eigenen verwerflichen Zwecke fördern hilft. Ein Berichterstatter über diesen Scandal bemerkt ganz treffend, daß, da dieser Verdacht an Sabina längst schon haftete, er darum schwerlich zum Eingeweihten in die geheimsten und wichtigsten Vorgänge oder Pläne im Kreise dieser Partei gemacht worden sein dürfte, und daß er, als dieser Partei selbst angehörend, es ganz wohl verstanden haben mag, seine Parteigenossen zu schonen und sein Gewissen zu beschwichtigen, ohne sich die Einnahmsquelle zu verschließen, mit der er sich aus seiner Nothlage zu helfen suchte, wenn dieß noch überhaupt stattfand. Er hat es in diesem angenommenen Falle ebenso gut zuwege gebracht, zweien Herren zu dienen, wie Diejenigen, welche der čechischen Partei als Spione dienen und dabei in – kaiserlichen Aemtern sitzen. Die nationale Partei erlaubte sich nun gegen Sabina Ausschreitungen unerhörter Art, sie zwang ihn, Oesterreich zu verlassen, füllte alle Blätter bei Nennung seines Namens mit Verunglimpfungen scheußlichster Art gegen ihn; an einem Orte (in Mscheno) wurde er in effigie aufgehenkt, an einem anderen wurden seine Schriften verbrannt und in Prag hatten seine Frau und sein Sohn nicht geringe Noth, sich gegen diese Ausbrüche nationalen Fanatismus zu schützen. In der Folge soll die Behörde eingeschritten sein, da denn doch ein Fall entschiedener Gewaltthätigkeit, den man gegen Sabina sich erlaubt hatte, vorlag. Die Untersuchung ist, so scheint es, niedergeschlagen worden. Hier folgt nun noch die Uebersicht der literarischen Thätigkeit Sabina’s. Die Titel der von ihm herausgegebenen Schriften sind in chronologischer Folge: „Básně“, „Svazek I“, d. i. Gedichte, 1, Heft (Prag 1841, kl. 8°.), mehr ist nicht erschienen; – „Hrobník. Novella“, d. i. der Todtengräber. Novelle (Prag 1844, Pospišil, 16°; 2. Aufl. ebd. 1857; 3. Aufl. ebd. 1862), war zuerst im Jhrg. 1837 der Zeitschrift Květy, d. i. Blüthen, abgedruckt; – „Obrazy XIV. a XV. věku. I–III“, d. i. Gemälde aus dem 14. und 15. Jahrhundert (Prag 1844, F. E. Sandtner, 16°., mit Abbild.), das erste Gemälde führt den Titel: Der Henker des Königs Wenzel; das zweite: Die Versammlung auf dem Karlstein; das dritte: Die Gefühle des Schmerzes und der Glückseligkeit; – „Povídky, pověsti a novelly“, d. i. Sagen, Erzählungen und Novellen (Prag 1845, Spurny, 8°-); – „Vesničane. Obrázek ze života venkovského“, d. i. Die Dorfbewohner. Ein Gemälde aus dem ländlichen Leben (Prag 1847, Pospišil, 16°.); – „Napoleon Bonaparte. Okus životopisný“, d. i. N. B., ein biographischer Versuch, 3 Hefte mit 6 Abbildgn. (Prag 1848, Haase Söhne, [10] gr. 16°.); – „Tábor. Jiskry časové“, d. i. Tabor. Zeitfunken (Prag 1849, J. Kretschmer, gr. 8°.), die Fortsetzung dieser periodischen Schrift unterblieb in Folge von Sabina’s Verhaftung; – „Blouznění“, d. i. die Schwärmer, bildet im III. Jahrg. (1857) der Bibliotheka českých původních románů historických a novověkých, d. i. Bibliothek čechischer historischer und moderner Originalromane, Heft 7, 8, 9; – „Hedvika“, d. i. Hedwig, in der bereits angeführten Bibliotheka českých .... románů, IV. Jahrg. (1858), Heft 10 u. 11; – „Věčný ženich. Humoristický román“, d. i. Der ewige Bräutigam. Humoristischer Roman. 3 Hefte (Prag 1858–1863, Rohlíček, 12°.); – „Jaroslava. Novella“, d. i. Jarosslava. Novelle (Prag 1859, Pospíšil; 2. Aufl. 1868, 24°.); – „Dějepis literatury česko slovanské“, d. i. Geschichte der čecho-slavischen Literatur (Prag 1860 u. f., Al. Storch, gr. 8°.); – „Duchovný komunismus. Rozprawa. In hoc signo vinces“, d. i. Der geistige Communismus. Abhandlung (Prag 1861, A. Storch, gr. 8°.); – „Jen tři léta“, d. i. Nur drei Jahre, in der schon genannten Bibliotheka, V. Jahrg. (1860), Heft 7 u. 8; – „Pavel Josef Šafařík, nastin životopisný“, d. i. P. J. Šafařík, eine biographische Skizze (Prag 1861, J. Spurny, 16°., mit Portr.); – „Hyacint“, d. i. Hyazinth, in dem Sammelwerk: Slovanské besedy. Sbírka románů původních a překladů ze všech jazyků slovanských, d. i. Slavische Leseabende. Sammlung von Original- und aus allen slavischen Sprachen übersetzten Romanen (Prag, Kober, kl. 8°.), soll nach dem Knihopisný slovník von Doucha im 10. Hefte des II. Jahrgs. (1862) stehen, dieses aber enthält den aus dem Polnischen von S. (ulc) übersetzten Roman Král Vyhnanec; – „Na poušti. Roman“, d. i. In der Wüste. Roman, in dem schon erwähnten III. Jahrgange (1863) der Slovanská besedy, Heft 1–4; – „Templáři na Moravě. Romantická Opera“, d. i. Die Templer in Mähren. Romantische Oper (Prag 1865, kl. 8°.), die Musik dazu componirte Karl Šebor; – „Prodaná nevěsta. Komicka zpevohra“, d. i. Die vergebene Braut. Komische Oper (Prag 1866, 8°.), die Musik dazu ist von F. Smetana; – „Inserát. Veselohra ve 3 jednáních“, d. i. Das Inserat. Lustspiel in 3 Acten, im 60. Hefte der von Jarosl. Pospíšil herausgegebenen Divadelní Bibliotheka (Prag 1866, kl. 8°.); – „Braniboři v Čechách. Zpevohra“, d. i. Die Brandenburger in Böhmen. Oper (Prag 1866, kl. 8°.), die Musik dazu schrieb Friedr. Smetana; – „Kronika války prusko italsko rakouské“, d. i. Chronik des preußisch-italienisch-österreichischen Krieges (Prag 1867, Mikulas u. Knapp, 4°., mit Illustr.); – „V studni. Operetka v jednom jednání“, d. i. Im Brunnen. Operette in Einem Acte (Prag 1867, 8°.), die Musik dazu von Wilhelm Blodek; – „Černá růže. Tragedie v 5 jednáních“, d. i. Die schwarze Rose. Tragödie in 5 Acten (Prag 1868, Stybl, 8°.); – „Maloměstské klepny. Fraška ve čtyřech jednáních“, d. i. Kleinstädtische Klatschweiber. Posse in 4 Acten, im 81. Hefte der von Pospišil herausgegebenen Divadelní Bibliotheka (Prag 1868, 8°.); – „Oživené hroby. Obrázky“, d. i. Belebte Gräber. Bilder, in dem Sammelwerke: Matice lidu, Jahrg. 1870, Heft 3 (Prag 1870, kl. 8°.); – „Mikuláš. Komická opera“, d. i. Nikolaus. Komische Oper (Prag 1870, 8°.), die Musik von J. R. Rozkošný; – „Václav Stach, jeho doba a spisy. [11] „Nastiň životopisný a literární“, d. i. Wenzel Stach, dessen Zeitalter und Schriften. Biographische und literarische Skizze (Prag 1870, Gregr, 16°.); – „Šašek Jiřího z Poděbrad. Veselohra ve třech jednáních“, d. i. Der Narr Georg’s von Podiebrad. Lustspiel in 3 Acten, im 103. Hefte der Divadelní Bibliotheca (Prag 1870, 8°.). Auch redigirte er in den Jahren 1862, 1863 und 1864 den von Kober in Prag herausgegebenen „Posel z Prahy. Kalendář historický a politický“, d. i. Der Prager Bote, historischer und politischer Kalender (gr. 4°.). Im Jahre 1866 begann eine Ausgabe seiner gesammelten Schriften unter dem Titel: „Spisy. Sbírka prva“, d. i. Sabina’s Schriften, 1. Sammlung, wovon 3 Hefte (Prag, bei Sandtner, 16°.) erschienen sind, welche seine Jařinky, d. i. Frühlingsblüthen, enthalten; weiter ist bisher nichts ausgegeben worden, und ist eine Fortsetzung bei dem in Scene gesetzten Sabina-Skandale kaum zu gewärtigen. Wenn man S.’s literarische Thätigkeit überblickt, so theilt sich dieselbe in zwei Hauptperioden in die vormärzliche, agitatorische und in die nachmärzliche, welche am richtigsten als „Brotschriftstellerei“ zu bezeichnen sein dürfte. Sowohl in den Schriften der einen wie der andern Periode kann S. seinen Geist – und dieser ist kein gewöhnlicher – nicht verleugnen. Sein bedeutendstes Werk ist nach dem Ausspruche der čechischen Fachkritik sein Roman: „In der Wüste“, der in einer früheren Ausgabe den Titel: „Söhne des Lichtes“ führte. S. schrieb denselben im Gefängnisse, in welchem er jahrelang getrennt von seiner ihm kaum angetrauten Frau, einer gebornen Wawra, lebte. Aber von seinen Arbeiten, von den besten, wie von den nur im Interesse seiner Verleger geschriebenen, hatte er kümmerlichsten Lohn. Unter seinen wissenschaftlichen Schriften ist die Geschichte der čecho-slavischen Literatur, wenn auch Vieles darin der Berichtigung bedarf, immer ein gutes Buch, das glücklicher Weise noch vor der Katastrophe mit dem 10. Hefte geschlossen wurde, weil es sonst auch ein Torso geblieben wäre. Ganz richtig bemerkt ein Blatt, als eben der Sabina-Skandal in Blüthen schoß: Die Frage, ob Sabina wirklich im Dienste der geheimen Polizei gestanden, ist nicht zu lösen; drückende Noth kann ein verzweifelndes Talent zu diesem Schritte treiben. Wenn er aber so erbärmlich zugrunde gegangen, wen anders trifft die Schuld, als die „Nation“, die zwar Unsummen hinauswirft auf nationale Spielereien und die niedrigsten Speculanten mit ihrem Marke mästet, aber ein wirkliches Talent, einen bescheidenen und rastlosen Arbeiter auf literarischem Gebiete, am Hungertuche nagen, elend verkümmern läßt.
Sabina, Karl, auch Sabinský (čechischer Schriftsteller, geb. in Böhmen am 28. December 1814). Sabina wird als der uneheliche Sohn eines reichen Aristokraten bezeichnet, der aber nur eine kümmerliche Erziehung genossen und frühzeitig einen tiefen Haß gegen die socialen Verhältnisse der Gegenwart eingesogen habe. Nach einer Mittheilung des „Neuen Fremden-Blattes“ (1872, Nr. 230) soll er gar nicht Sabina, sondern Sovina heißen und sein Vater aus Lobes, einer Gemeinde stammen, in welcher der ehemalige Prager Bürgermeister, Dr.- Sojka (Jan Eraz.), Naši mužové. Biografie a charakteristiky mužův slovanských, d. i. Unsere Männer. Biographien und Charakteristiken slavischer Männer (Prag 1862, Ant. Renn, 12°.), im Doslov (d. i. Nachwort) ist S. 807–823 Sabina’s Biographie enthalten. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VIII, S. 7. – Vertheidigung gegen Lügner und Verläumder. Von Karl Sabina (Prag 1872, 8°.). – Neues Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1870, Nr. 162; „Preßproceß gegen das Vaterland“; 1872, Nr. 216: „Ueber den čechischen Verräther“; Nr. 218 u. 221: „Verrath und noch Verrath“; Nr. 228: „In der Affaire Sabina“; Nr. 229, im Feuilleton: „Prager Plaudereien“; Nr. 230: „Der čechische „Verräther“ Sabina“. – Wiener illustrirtes Extrablatt. Herausg. von Berg und Singer (kl. Fol.) 1872, Nr. 135. – Deutsche Zeitung (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1872, Nr. 217, 219, 227, 237, unter den Rubriken: „Ein tschechischer Schriftsteller“, [12] „Der Sabina-Scandal“, „Zur Affaire Sabina“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1872, Nr. 216: „Ein czechischer Verräther“; Nr. 218, 219, 221, 229, unter den Rubriken: „Sabina-Affaire“ und „Aus dem Leben eines tschechischen Schriftstellers“. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1870, Nr. 1967, „Eine czechische Episode“; 1872, Nr. 2860 vom 11. August u. Nr. 2966 vom 25. Nov. – Wiener Sonntagsblatt. Beilage zum „Osten“, 1870, Nr. 25: „Demokrat und Feudaler“.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).