Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stabel, Theodor
Band: 36 (1878), ab Seite: 306. (Quelle)
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Stach, Wenzel (čechischer Schriftsteller, geb. zu Przestitz in Böhmen 16. October 1754, gest. zu Wien 24. Mai 1831). Ueber das Geburtsdatums Stach’s wechseln die Angaben, bis dasselbe nach sorgfältigen Nachforschungen mit obigen Angaben festgestellt wurde. Sein Vater war Fleischhauer. Nachdem S. die Ortsschule besucht, bezog er das Gymnasium zu Klattau und nach dessen Beendigung die Hochschule in Prag, wo er Philosophie und Theologie hörte. Im Jahre 1776 erlangte er die philosophische Doctorwürde, 1781 die Priesterweihe. Nachdem er einige Zeit in der Seelsorge thätig gewesen, wurde er im Jahre 1786 Professor der böhmischen Pastoraltheologie am General-Seminarium zu Olmütz und nach Aufhebung desselben im Jahre 1792 Professor der Moraltheologie. Im Jahre 1799 wurde er in den Ruhestand versetzt, in welchem er sich fortan mit [307] Sprachstudien und den schönen Wissenschaften beschäftigte. Er genoß denselben 35 Jahre und veröffentlichte, namentlich in der ersteren Zeit seiner Muße mehrere theils selbständige, theils übersetzte Schriften. Er schrieb unter mehreren Pseudonymen – so unter V. Charda, V. Petryn und Podbelowsky. Die Titel seiner Schriften sind: „Něco pro českou literaturu milovníkům básni obětováno od Podbělowského“, d. i. Einiges für die čechische Literatur. Liebhabern der Poesie gewidmet von Podbelowsky (Prag 1783, 8°.); – „Písně křestanské pro Slabeckou osadu“, d. i. Christliche Lieder für die Slabecker Gemeinde (ebd. 1785, 8°.); – „Historie velikého sněmu kostnického“, d. i. Eine Uebersetzung des Werkes: „Geschichte der großen allgemeinen Kirchenversammlung zu Constanz“ von Caspar Royko (Prag 1785, 8°.), diese Uebersetzung gab S. unter dem Pseudonym V. Charda heraus; – „Psaní k obraně evang. učitelů a svobodného učení evangelického proti nedůvodnemu důkazu, že kazatelove evangeličtí nejsou žadní kněži“, d. i. Schreiben zur Vertheidigung evangelischer Lehrer und des freien evangelischen Unterrichtes gegen die Behauptung, daß evangelische Prediger nicht Geistliche sind (Prag 1786, 8°.), erschien anläßlich einer Schrift des damaligen Caplans zu St. Adalbert, Wenzel Rokos, in welcher er nachweist, daß Prediger augsburger oder helvetischer Confession nicht Geistliche sind; – „Kniha mrawů křestanských pro městána i sedláka“, d. i. Eine Uebersetzung des christlichen Sittenbuches für den Bürger und Landmann von Jacob Fr. Feddersen (Prag 1786, 8°.), diese Uebersetzung erschien unter dem Pseudonym V. Petryn; – „Příručka učitele lidu“, d. i. Handbuch für Volksschul-Lehrer, 2 Bände (Prag 1787, 8°.), enthalt Darstellungen über den heidnischen Gottesdienst und über den jüdischen vor und nach Einführung des Christenthums; – „Počátkowé k veřejnému v c. k. zemích předepsanému wykládání pastýřské theologie“, d. i. Eine Uebersetzung des von Franz Giftschütz verfaßten „Leitfadens für die in den Erbstaaten vorgeschriebenen Vorlesungen über die Pastoraltheologie, 2 Bände (Prag 1789); – „Píseň pro česky narod k vítání o korunováni krále českého Leopolda II.“, d. i. Gesang des böhmischen Volkes zur Begrüßung des gekrönten böhmischen Königs Leopold II. (Olmütz 1791, 8°.); – „Nábožné písně pro katolického měštána a sedláka“, d. i. Geistliche Lieder für den katholischen Bürger und Landmann (Olmütz 1791, 8°.); – „Píseň, na slavnost těla kristového“, d. i. Gesang zur Frohnleichnamsfeier (Olmütz 1799, 8°.); – „Na opěwatelkyni Klopstoka od českého překladatele Messyaše“, d. i. Etwas über den Dichter Klopstock, von dem čechischen Uebersetzer der Messiade (1801); Stach selbst hat etliche Bruchstücke aus Klopstock’s „Messias“ ins Čechische übersetzt; – „Starý veršovec pro rozumnou kratochwili“, d. i. Der alte Reimschmied zur verständigen Kurzweil (Prag 1808, J. Diesbach 8°.), diese Schrift wurde von Karl Tham herausgegeben; – „Harmonie a dobrozwučnost jazyka českého“, d. i. Harmonie und Wohllaut der čechischen Sprache (1806); – „Život Marie Panny matky Pána, našeho J. Kr.“, d. i. Leben Marias, Mutter unseres Erlösers Jesus Christus (1801). Die zwei letztgenannten Schriften befinden sich mit noch anderen aus seinem literarischen Nachlasse im böhmischen [308] Museum aufbewahrt. Stach, als katholischer Priester, war seiner Zeit lange vorausgeeilt, nicht wenige Stellen seiner Schriften beweisen es, wie liberal er dachte. Ein katholischer Priester der Gegenwart würde es kaum wagen, Ansichten auszusprechen, wie es Stach in seinen Werken vor hundert Jahren gethan, der sich nicht scheute zu sagen, daß Huß und Hieronymus unschuldig verbrannt worden seien. In seinem Freimuth, in seiner liberalen Denkungsweise mochte doch wohl auch der Grund zu suchen sein, daß S. schon nach nur dreizehnjähriger Lehrtätigkeit, da er damals erst 35 Jahre alt war, bereits in den Ruhestand versetzt wurde, den er noch volle 32 Jahre genoß. Was seine Verdienste als čechischer Schriftsteller betrifft so suchte erst in neuerer Zeit die Kritik dem seiner Zeit von Dobrowsky hart angegriffenen Stach gerecht zu werden, und sein literarisches Verdienst, das S. unbezweifelt besitzt, festzustellen. Dabei wurde gefunden, daß Dobrowsky nicht unbefangen urtheilte, da er im Puncte der Dichtungsart Stach’s Gegner war, denn während dieser in der Prosodie für Sylbenzählung sich erklärte, sprach Dobrowsky sich entschieden für den Tonfall aus, woraus eine hartnäckige literarische Gegnerschaft entsprang, welche Dobrowsky’s Blick bei Beurtheilung der Dichtungen Stach’s, denen es weder an Schwung noch an sprachlichen Vorzügen fehlt, trübte. – Im Jahre 1870 wurde an Stach’s Geburtshaus zu Przestic eine Denktafel angebracht.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 120 [nach diesem geb. am 15. October 1755, gest. am 24. Mai 1831]. – Czikann (Johann Jacob Heinrich), Die lebenden Schriftsteller Mährens (Brünn 1812, Traßler, 8°.) S. 163. – Sabina (Karel), Václav Stach, jeho doha a spisy“, d. i. Wenzeslaus Stach, seine Zeit und seine Schriften (Prag 1870). – Květy, d. i. Blüthen (Prager illustr. Blatt, kl. Fol.) 1870, Nr. 41, S. 327 und Nr. 48, S. 383 [stellt die verschiedenen Angaben seines Geburtsdatums zusammen und entscheidet sich für den 16. October 1754]. – Lumír (čechisches Unterhaltungsblatt). Herausgegeben von Mikowec. 1863, Nr. 51, S. 1220: „Stoleté památky literární“, d. i. Literarische Säcularfeste. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, |Kober, Lex.-8°.) Band VIII, S. 960, Nr. 2 [nach diesem geb. im Jahre 1768, gest. 1836].