BLKÖ:Stache, Friedrich August Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Stach, Wenzel
Nächster>>>
Stache, Guido
Band: 36 (1878), ab Seite: 308. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Friedrich August von Stache in der Wikipedia
Friedrich August von Stache in Wikidata
GND-Eintrag: 130154954, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stache, Friedrich August Ritter von|36|308|}}

Stache, Friedrich August Ritter von (Architekt, geb. zu Wien 30. Juni 1814). Nach beendeter Normal- und Realschule besuchte Stache die technische Abtheilung des k. k. polytechnischen Institutes mit trefflichem Erfolge und dann die Architecturschule an der Akademie der bildenden Künste, wo er sieben Preise, darunter die goldene Füger’sche Medaille erhielt. Im Jahre 1836 trat er bei dem k. k. Hofbaurathe in Verwendung und nach sechsjähriger Dienstzeit gelang es ihm, einen dreijährigen Urlaub und eine außerordentliche Zulage zu seinem Gehalte als Reisestipendium zu erhalten, um seine Kunstbildung in Italien zu vervollständigen. Reich an Erfahrungen und mannigfachen Studien, die er an den Meisterwerken der Kunst gemacht, kehrte er in seine Heimat zurück. Hier wurden ihm in seiner amtlichen Stellung mehrere schwierige Aufträge zu Theil, die er mit bestem Erfolge löste. Aber schon nach kurzer Zeit trat er in die Dienste der Fürst Kinsky’schen Familie als Architekt derselben ein, wo sich nun seiner freien künstlerischen Entfaltung mehr Gelegenheit darbot. Auf seinen in dieser Stellung oft wiederholten [309] Studien- und Missionsreisen in Italien, Frankreich, England und Deutschland hatte er vielfach Gelegenheit, sich einen Schatz von Kenntnissen mannigfachster Art zu sammeln. Durch seine Sprachkenntnisse in den Stand gesetzt, selbst mit den unteren Volksschichten unmittelbar zu verkehren, gewann er Aufschlüsse und sammelte Daten, die ihm dann bei seinen künstlerischen Arbeiten im Vaterlande trefflich zu Statten kamen. Eine der schwierigsten, aber auch interessantesten Aufgaben stellte an ihn die Congregation der italienischen Kirche in Wien durch den bekannten Kunstfreund und Kunstkenner Feldmarschall-Lieutenant Baron Vacani. Wien besaß seit dreißig Jahren die getreue Copie von Mosaik in zwölf großen Stücken im Gewichte von 400 Centnern von Leonardo da Vincis’ h. Abendmahle. Es galt nun, dieses großartige Kunstwerk in der Minoritenkirche aufzustellen. Mit der Ausführung dieser Aufgabe wurde Architekt Stache, betraut. Kaiser Ferdinand spendete 20.000 fl., dazu und Stache löste dieselbe in vollendeter Weise. Es wurde ihm aus diesem Anlasse die große goldene Medaille litteris et artibus verliehen. In Würdigung des Umstandes, daß das Original-Frescogemälde zu St. Maria delle Grazie in Mailand immer mehr verbleicht und die getreue Steincopie es der Nachwelt erhält, wurden ihm gleiche Medaillen auch von dem Papste Pius IX., von Preußen, Württemberg und Weimar und kostbare Ringe von den Königen von Sachsen und Griechenland verliehen. Im Jahre 1854 errichtete S. in Gemeinschaft mit seinem Neffen, dem Erbauer der herrlichen Votivkirche, Heinrich Ferstl [Bd. IV, S. 201], in der St. Stephanskirche in Wien den ersten gothischen Altar, gestiftet von einem Vereine von Damen zum Andenken an die glückliche Rettung Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph. Nebenbei sei bemerkt, daß Stache nicht unwesentlichen Einfluß auf die künstlerische Entwicklung Ferstl’s genommen. Neben seinen künstlerischen architektonischen Arbeiten, von denen aus der Zeit vor seiner Reise nach Italien der Seitzerhof mit dem Bazar, aus seiner späteren das Palais Kinsky auf der Freiung erwähnt seien, widmete S. seine Muße aus freiem Antriebe den öffentlichen Interessen, war zwölf Jahre hindurch im niederösterreichischen Gewerbe-Verein in der Section für Baukunst und gewerbliches Zeichnen thätig. sowie drei Jahre Verwaltungsrath des österreichischen Kunstvereines. Bei dem großen Concurse, welcher 1854 für die Erweiterung und Verschönerung der Stadt Wien ausgeschrieben wurde, betheiligte sich auch S. und errang bei diesem schwierigen und umfassenden Projekte den ersten Preis mit 11662/3 Ducaten in Gold. Es wurden nämlich die Honorare der drei ersten Preise zusammen gegeben und in drei gleiche Theile getheilt, da die ersten drei Preisprojecte als gleich werthvoll erkannt wurden. Den Vollblut-Oesterreicher bezeichnend, ist die für seinen Plan zur Preisbewerbung gewählte Devise, welche aus den fünf historischen Selbstlauten A. E. I. O. U. (Aller Ehren Ist Oesterreich Voll und Austria Erit In Orbe Ultima) besteht. Im Jahre 1859 wurde S. bei Gründung der Wiener Baucommission im k. k. Ministerium zu deren Mitgliede ernannt und blieb in derselben bis zu seinem im Juni 1868 namentlich aus Gesundheitsrücksichten nothwendig gewordenen Austritt thätig. Im Herbst 1861 wurde er als zweiter kaiserlicher Commissär mit der Aufstellung und Decorirung des österreichischen Ausstellungsraumes [310] bei der großen --Ausstellung 1862 in London betraut. Er erhielt damals in Anerkennung seiner Verdienste das Ritterkreuz des Franz Josephs-Ordens. Im Jahre 1867 wurde er zum Mitgliede der internationalen Jury für die eine große Zahl der Kunstgewerbe umfassenden Classen 14 und 15 (Luxusmöbel, Tapezir- und Decorationsarbeiten) ernannt, wobei er die Interessen der österreichischen Aussteller möglichst befördern half und für das im Ganzen nicht stark vertretene Oesterreich eine verhältnißmäßig ansehnliche Anzahl von Auszeichnungen in goldenen, silbernen und bronzenen Medaillen und ehrenvollen Erwähnungen erwirkte. Stache’s schönste und dauernde That, welche seinen Namen für immer in leuchtender Weise mit Oesterreichs Kunstgeschichte verbindet, ist die durch ihn beantragte und ausgeführte Gründung des Wiener Künstlerhauses, welche in das Jahr 1863 fällt. Es kann nicht die Aufgabe dieses Werkes sein, welches übrigens der österreichischen Kunst und den österreichischen Künstlern in einer Weise wie kein anderes, eine nur von den Künstlern selbst nicht gekannte Theilnahme widmet, über Zweck und Bedeutung des durch Stache gegründeten Künstlerhauses sich näher auszusprechen. Die nächste Zukunft, der überraschende Aufschwung, den die Kunst in Oesterreich nahm und nimmt, bewiesen es, wie innig dasselbe mit der Förderung der Kunst-Interessen Oesterreichs verknüpft ist. Stache entwarf zunächst das Programm für die Bestimmung, Benützung des Hauses und die Beischaffung der Geldmittel, welche bald in reichen Gaben zuflossen. Im Jahre 1865, am Geburtstage Seiner kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen Rudolph, wurde der erste Spatenstich gemacht und am 4. October desselben Jahres der Grundstein gelegt. Im J. 1869 stand das Gebäude zur Benützung vollendet da. Stache erwirkte ferner, daß Seine kaiserliche Hoheit Erzherzog Karl Ludwig das Protectorat über das Künstlerhaus annahm. Schon am 1. September 1868 wurde das reich ausgestattete Haus mit der großartigen dritten allgemeinen deutschen Kunstausstellung feierlich eröffnet und der Schlußstein durch Seine Majestät Kaiser Franz Joseph gelegt. Diese Centralstätte, diese Heimat der österreichischen Kunst, für deren Entstehung Stache fünf Jahre seines Wirkens unter den schwierigsten Verhältnissen geopfert hat – sie wird wesentlich fördern, daß die bildende Kunst ihre hohe Bestimmung im Leben und Staate erfülle, daß sie ein Gemeingut Aller werde, daß sie auf Bildung, auf Veredlung der Sitten und Erzeugnisse den ihr gebührenden Einfluß nehme und namentlich durch letzteren auch den Wohlstand hebe. In Würdigung seiner Verdienste wurde S. mit ah. Entschließung vom 19. November 1868 mit dem Orden der eisernen Krone 3. Classe ausgezeichnet und im März des folgenden Jahres den Statuten gemäß in den erbländischen Ritterstand erhoben. Im Jahre 1870 hat der rastlos die Kunst-Interessen Oesterreichs fördernde Künstler wieder einen neuen Verein, den General-Verein zur Pflege aller Zweige der bildenden Künste in Oesterreich gegründet, dessen Protectorat Ihre Majestät die Kaiserin Elisabeth annahm. Der Verein stellt sich die Aufgabe, durch Anregung und seinen directen Einfluß auf alle gebildeten Kreise der Gesellschaft eine möglichst umfangreiche Betheiligung an der Errichtung von Baudenkmalen, Monumenten und Statuen, Ausschmückung monumentaler Gebäude etc. anzustreben. [311] Zur Ausführung dieser Aufgaben wurde ein Kaiserin Elisabeth-Fond gegründet. Das Patronat des Vereins bilden dreißig Frauen aus gebildeten Ständen, welche aus ihrer Mitte eine Präsidentin und ihre Stellvertreterin wählen. Es wurden Antheilscheine im Betrage von 500 fl. ausgegeben; Ehrendame wird jede Dame, welche im Besitze von zwei Antheilscheinen ist oder die Subscription von zehn Antheilscheinen vermittelt. Das eingezahlte Capital bildet den Kaiserin Elisabeth-Fond, der nach dem Beschlusse der General-Versammlung fructificirt wird und dessen Interessen zur Förderung der bildenden Kunst verwendet werden. Die vom Vereine erworbenen Kunstwerke werden durch das Loos so vertheilt, daß binnen fünfzig Jahren auf jeden Antheilschein eine Kunstprämie von wenigstens 250 fl. im Werthe fallen muß. Die Einzahlung auf die Antheilscheine kann entweder auf einmal oder in halbjährigen Raten à 50 fl. geschehen. Die Besitzer von zehn Antheilscheinen bilden das Mäcenat, dessen Mitglieder das unmittelbare Vorschlagsrecht für Reisestipendien talentvoller Künstler haben. Die Zeichnungen, Projecte oder Modelle für die vom Vereine zur Ausführung bestimmten monumentalen Kunstwerke müssen öffentlich ausgestellt werden. In allen Kronländern der Monarchie bilden sich Ehren-Comités des Patronats aus den dort befindlichen Ehrendamen, welche sich im Einverständnisse mit dem Präsidium des General-Vereins selbständig constituiren. Der Verein entwickelte sich bald in ersprießlichster Weise. Im Vorstehenden wurde vornehmlich Stache’s auf Förderung des österreichischen Kunstlebens hinwirkende Thätigkeit geschildert. Seine eigenen künstlerischen Arbeiten, die sich zunächst auf solche für das Fürstenhaus, in dessen Diensten er stand, concentriren, sind wenig bekannt. Das schon erwähnte Concurrenzproject für die Stadterweiterung in Wien besitzt in colorirten und Bleistiftzeichnungen die Wiener k. k. Akademie der bildenden Künste, welche sie auch in der historischen Ausstellung 1877 öffentlich ausgestellt hat. Außerdem hat S. seit 1877 in den Jahres-Ausstellungen bei St. Anna in Wien mehrere seiner Aquarellen, Entwürfe und Zeichnungen sehen lassen, und zwar im Jahre 1837: „Perspektivische Ansicht eines Presbyteriums“; – 1838: „Das Innere eines Wohnzimmers“, Aquarell; – 1839: „Ansicht des Stiftes Mölk an der Donau“, Aqu.; – 1840: „Die Pfarrkirche zu Wiener-Neustadt“, Aqu. – „Entwurf eines Jagdschlosses“, fünf Blätter – „Entwurf zu einem Blumen-Ausstellungs-Locale“, ein Blatt; – 1841: „Perchtholdsdorf von der Strasse nach Brunn“, Aqu.; – 1846: „Idee zu einem Altar in der italienischen Kirche, an welchem Rafaello’s Mosaik (das letzte Abendmahl, nach da Vinci) aufgestellt wird“, mit Wasserfarben gemalt – „Entwurf eines Hausaltares mit Flügeltüren“, die Malereien desselben sind von Jacob Fink und Eigenthum der Fürstin Wilhelmine von Kinsky; – 1853: „Vase“, entworfen von Stache, modellirt von Koch, in Eisen gegossen von Kitschelt; – 1864: „Das Bad St. Wolfgang in der Fusch“, nach der Natur gezeichnet. Bezeichnend für die Mangelhaftigkeit des Müller-Klunzinger’schen Künstler-Lexikons: „Die Künstler aller Zeiten und Völker“ ist es, daß der Name Friedrich Stache weder im Hauptwerk, noch im Anhang (1870) erscheint.

Wiener Zeitung 1859, Nr. 105, S. 2074: „Die Erweiterung der inneren Stadt Wien und die Preispläne. Projekt des Architekten Friedrich Stache“. – Dieselbe 1865, Nr. 11: „Vortrag über den Bau des Künstlerhauses“. – Feierabend (illustrirtes Unterhaltungsblatt, [312] Wien, 4°.), I. Jahrg., Beilage Nr. 17: „Die Verfasser der preisgekrönten Stadt-Erweiterungs-Pläne. IV. Friedrich Stache“. – Ritterstand-Diplom ddo. Wien, 6. März 1869. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1870, Nr. 7 und 17; „Ueber den General-Verein zur Pflege aller Zweige der bildenden Künste“. – Sarkady (István), Haynal. Arczképekkel és életrajzokkal diszitett Album. Kiadó Sarkady István, d. i. Das Vaterland. Bildniß und biographisches Album (Pesth 1867, 4°.) Blatt 135.
Porträte. 1) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in der Zeitschrift: „Feierabend“ [nicht sehr ähnlich]. – 2) Unterschrift: „Stache Fridrik“ u. s. w. Marastoni Joz. (lith.). gedruckt bei Pollak in Pesth 1866 (4°.), auch in Sarkady’s „Hajnal“.
Wappen. Ein von Gold und Blau geviertheilter Schild. 1 und 4: in Gold ein aus der Längentheilung halb hervortretender, schwarzer, rothbezungter, auswärtssehender Adler. 2: in Blau drei silberne, unten abgerundete Schildlein, zwei über einem aufgerichtet. 3: in Blau drei silberne Lilien, zwei über einer pfahlweise aufgestellt. Auf dem Schilde erheben sich zwei gekrönte Turnierhelme. Jede Helmkrone trägt einen geschlossenen Adlerflügel; der zur rechten ist vorn schwarz und mit einem Stern durchbrochen, hinten golden, und jener zur linken vorne blau und mit einer silbernen Lilie pfahlweise belegt, hinten silbern. Helmdecken. Jene der rechten sind schwarz mit Gold, jene des linken blau mit Silber unterlegt. Devise. Unter dem Schilde verbreitet sich ein goldenes Band mit der Devise: „Verzage nie“ in schwarzer Lapidarschrift.