Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stachowicz, Michael
Band: 36 (1878), ab Seite: 312. (Quelle)
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Stache, Guido (k. k. Oberbergrath, Geolog, geb. zu Namslau, einer Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirke Breslau, am 28. März 1833). Die Gymnasialbildung erlangte er in den Jahren 1842 bis 1850 am St. Mathias-Gymnasium in Breslau; die Universitätsstudien, Naturwissenschaften und vornehmlich Geologie machte er 1851 bis 1855 in Breslau und Berlin und in ersterer Stadt erwarb er auch an der dortigen Universität Leopoldo-Carolina am 18. Mai 1855 die philosophische Doctorwürde, bei welcher Gelegenheit er die Inaugural-Dissertation: „De casuarinis nunc viventibus et fossilibus nonnulla“ veröffentlichte. Nachdem er sich im Jahre 1856 noch der Staatsprüfung für ein Lehramt über Naturwissenschaften, Mathematik, deutsche Sprache und Literatur an Gymnasien und Ober-Realschulen unterzogen hatte, begab er sich, ohne das Lehramt angetreten zu haben, in der Absicht, sich um die Stelle eines geologischen Commissärs für Steiermark zu bewerben, nach Oesterreich, wohin er Empfehlungen des Professors der Medicin und Botanik an der Breslauer Universität, Geheimrathes Göppert, an Hofrath Haidinger in Wien und Erzherzog Johann in Steiermark mitbrachte. Hofrath Haidinger, dem damaligen Director der k. k. geologischen Reichsanstalt, gelang es aber, S. für die geologische Reichsanstalt, December 1856, zu gewinnen und im Jänner 1857 übersiedelte S. bleibend nach Wien. Im April 1857 wurde S. in den Mitglieder-Stand der k. k. geologischen Reichsanstalt aufgenommen und war seitdem dauernd an der geologischen Landesaufnahme thätig. Er begann seine Arbeiten zuerst als Sections-Geologe unter Lipold und Hauer; seit September 1867 aber selbständig, wurde er mit der Leitung einer Aufnahms-Section als Chef-Geologe betraut und ihm gleichzeitig Titel und Rang eines wirklichen k. k. Bergrathes verliehen. Im Februar 1877 wurde S. von Seiner Majestät mit dem Titel und Charakter eines k. k. Ober-Bergrathes ausgezeichnet. In den Jahren 1857 bis 1878 hat S. für die k. k. geologische Reichsanstalt zahlreiche kartographisch dargestellte Aufnahmen [313] und in den Jahren 1870 bis 1877 mehrere geologische Special-Aufnahmen durchgeführt. Seine kartographisch dargestellten Aufnahmen sind in chronologischer Folge – im J. 1857: „Special-Aufnahme in Unterkrain (Gottschee und Tschernembl) “; – 1858: „Innerkrain (z. Th.) und Nordistrien“; – 1859: „Südistrien und quarnerische Inseln“; – 1860: „General-Aufnahme von Nordwest-Siebenbürgen“; – 1861: „General-Aufnahme von Dalmatien“ (gemeinsam mit Dr. Zittel und F. von Hauer); – 1862: „General-Aufnahme des Bakonyerwaldgebirges und des Plattenseegebietes (Sómagy) “ (gemeinsam mit F. von Hauer und C. M. Paul): – 1863: „Special-Aufnahme (wie auch alle folgenden) im Inauergebirge zwischen Waag und Neutra in Ungarn“; – 1864: „Umgebung von Privitz, Handlova, Kamenitz“; – 1865: „Umgebung von Waitzen an der Donau“; – 1866: „Umgebung von Erlau, Miskolcz, Bükgebirge“; – 1867: „Südflanke des Tatragebirges (östliches Liptauer und westliches Zipser Comitat) “; – 1868: „Nordseite der Tatra- und ungarisch-galizischen Klippengebirge“; –1869: „Umgebung von Unghvár in Ungarn“. – Seine geologischen Special-Aufnahmen in den Jahren 1870 bis 1877, welche sich zuvörderst auf Tirol und Vorarlberg beschränken, umfassen: die Zillerthaler-Alpen, das Brenner-Gebiet, die Stubayer-Alpen, das Oetzthal und Ober-Innthal, Patznaun, das Montafun- und Arlberg-Gebiet, Oberetschthal und Unter-Engadin (Nanders, St. Valentin), Glurns und Münsterthal, das südwestliche Oetzthaler- und Ortler-Gebiet (Vintschgau), das Obere Veltlin (Bonnio, S. Katharina), Oberes Sulzberg und Oberes Canonica (Rabbi, Piso, Cevedale-Gruppe, Tonale, Ponte di Legno). Ueberdieß ist S. in seinem Fache auch fleißig schriftstellerisch thätig und hat außer Karten und einigen selbständigen Arbeiten zahlreiche bald kürzere, bald größere Mittheilungen in periodischen Fachschriften und Sammelwerken veröffentlicht. Selbständig sind bisher erschienen: „Geologie Siebenbürgens. Nach den Aufnahmen der k. k. geologischen Reichsanstalt und literarischen Hilfsmitteln zusammengestellt“ (Wien 1863, Braumüller, gr. 8°., 636 Seiten), dieses in Gemeinschaft mit Franz Ritter von Hauer bearbeitete Werk wurde von dem Vereine für siebenbürgische Landeskunde herausgegeben: – „Geologische Uebersichtskarte der Küstenländer von Oesterreich-Ungarn“ (Wien 1878, Alfred Hölder). Von seinen in periodischen Fachschriften und Sammelwerken erschienenen Arbeiten sind zu nennen – in den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichs-Anstalt, u. z. im Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt: „Die neogenen Tertiärbildungen in Unterkrain“ (Band 1858, Heft 3); – „Die Eocängebiete in Innerkrain und Istrien. In drei Abtheilungen“ (Band 1858, Heft 2; Band 1864. Heft 1, und Band 1867, Heft 2. Mit drei Profiltafeln und vielen Holzschnitten); – „Bericht über die geologische Aufnahme im Gebiete des oberen Neutraflusses und der königlichen Bergstadt Kremnitz“ (Bd. 1865, Heft 3); –. „Die geologischen Verhältnisse der Umgebungen von Waitzen in Ungarn“ (Band 1866, Heft 3); – „Die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Unghvár in Ungarn“ (Bd. 1871, Heft 3); – „Der Graptolithenschiefer am Osternig-Berge in Kärnthen und seine Bedeutung für die Kenntniß des Geilthaler Gebirges und für die Gliederung der paläozoischen Schichtenreihe der Alpen“ (Bd. 1873, Heft 2); – „Die paläozoischen Gebiete der Ostalpen“ (Bd. 1874, Nr. I, Heft 2, Nr. II, Heft 4); – „Geologische und [314] petrographische Beiträge zur Kenntniß der älteren Eruptiv- und Massengesteine der Mittel- und Ostalpen“, in Gemeinschaft mit John (Bd. 1877, Heft 2, mit zwei Tafeln); – „Beiträge zur Fauna der Bellerophonkalke Südtirols, Nr. I. Cephalopoden und Gastropoden. Mit drei Petrefactentafeln (1877, Heft 3) – Nr. II. Bivalven und Brachiopoden. Mit vier Petrefactentafeln“ (1878, Heft 1); – in dem auf kaiserlichen Befehl herausgegebenen Werke über die Novara-Reise: „Die Foraminiferenfauna der tertiären Mergel des Whaingaroa-Hafens (Neuseeland)“ (Geologischer Theil. II. Abtheilung, 1866); – in Fr. Sandberger’s Die Land- und Süßwasserconchilien der Vorwelt (Wiesbaden 1871): „Die Binnenconchylien der Unter-Eocänschichten (Cosina-Schichten) Dalmatiens und Istriens“ (4. Lieferung); – in den Mittheilungen der kaiserlich königlichen geographischen Gesellschaft: „Die projectirte Verbindung des algerisch-tunesischen Schottgebietes mit dem Mittelmeer“ (1875); – in der von J. B. A. Meyer in den Jahren 1863 bis 1867 herausgegebenen Oesterreichischen Revue: „Geologisches Landschaftsbild des istrischen Küstenlandes. Mit einer geologischen Uebersichtskarte“ (Bd. 1864, Heft 2, Nr. 1; Heft 5, Nr. II und Heft 6, Nr. III); – „Geologisches Landschaftsbild von Siebenbürgen. Mit einer geologischen Uebersichtskarte“ (Bd. 1866, Heft 5, Nr. I; Heft 7, Nr. II); – „Der Bakonyerwald, eine alpine Gebirgsinsel im ungarischen Lößland.“ Mit einer geologischen Karte (Bd. 1867, Heft 7, Nr. I; Heft 8, Nr. 11; Heft 10, Nr. III); – „Die Bewohner des istrischen Küstenlandes. Skizzen etc.“ (Band 1867, Heft 1, 2 und 3); – und im Jahresbericht des Werner-Vereins zur geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien: „Geologische Verhältnisse des Nordabfalls der Sudeten in Oesterreichisch-Schlesien“ (1860). Stache’s wissenschaftliche Thätigkeit hat in gelehrten Kreisen und auch sonst verdiente Würdigung gefunden; verschiedene wissenschaftliche Vereine und Gesellschaften haben ihn in den Schooß ihrer Mitglieder aufgenommen; für seine Mitwirkung an den Arbeiten der Wiener Welt-Ausstellung im Jahre 1873 wurde er mit der Mitarbeiter-Medaille ausgezeichnet; von Tunis besitzt er das Commandeurkreuz des N. Ift.-Ordens.

Handschriftliche Notizen.