BLKÖ:Traßler, Joseph Georg

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trattinnik, Leopold
Band: 46 (1882), ab Seite: 278. (Quelle)
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Traßler, Joseph Georg (Buchdrucker, geb. in Wien am 5. März 1759, gest. 23. Juni 1816). In Wien erlernte er zunächst in der Jahn’schen, dann in der Trattner’schen Officin die Buchdruckerkunst, welche er 1777 als Factor im Geschäfte der Witwe Hirnle zu Olmütz leitend ausübte. Im Jahre 1780 kaufte er in Troppau von der Witwe Josepha Gabriel Haus und Buchdruckerei, richtete letztere sammt Buchhandlung ordentlich ein und begann seine für die damaligen Verhältnisse geradezu großartigen Unternehmungen, an denen freilich der Makel des Nachdrucks ausländischer Werke klebt, der aber im Hinblick auf jene Zeit doch nicht schonungslos verurtheilt werden darf wie in der Gegenwart, die denn doch an diesem Krebsschaden noch immer sehr empfindlich leidet. Schon im Jahre 1782 beschäftigte er in Troppau 24 Pressen mit mehr als achtzig Personen, und von dem Troppauer Hauptschuldirector Franz Schrämbl [Bd. XXXI, S. 254], Abbé Rotter [Bd. XXVII, S. 168, Nr. 4] und dem Minoriten Barnabas Hanke eifrig unterstützt, gab er ein großes Pränumerationswerk heraus, das mit 80 bis 120 Bogen Text monatlich bei 5000 Abnehmer zählte und 20 Pressen im Gang erhielt. Es fehlte zu jener Zeit noch an Originalwerken. Um nun Wißbegierde und Leselust des Publicums zu befriedigen, glaubte Traßler – und ist dies auch nimmer zu billigen, so war es unter bewandten Umständen doch einigermaßen zu entschuldigen – zum Nachdruck greifen zu müssen, der ja in der Geschichte der menschlichen Cultur eine größere und nicht blindlings zu verdammende Rolle spielt. Er druckte daher die besten Werke des Auslandes aus den Gebieten der schönen Literatur, der Philosophie, der Geschichte des Menschen und der Natur, der Erdkunde und der Kritik nach und sicherte, 1784, wenn er auf 800 Subscribenten mit Gewißheit zählen durfte, jährlich 960 Bogen für den Betrag von [279] 12 fl. zu. Im Jahre 1785 kündigte er eine periodische Sammlung französischer Schriften unter dem Titel: „L’amateur de la litérature française“, 1786 den Nachdruck der Krünitz’schen Encyklopädie u. s. w. an. Dann erschienen die Werke von Buffon, Büsching, Ebert, Klopstock, Mendelssohn, Wieland, eine allgemeine Reisebeschreibung, die Biographien von Hoff in vier Bänden, die Weltgeschichte von Guthrie und Grey, lauter Werke, welche mächtig zur Hebung der Cultur zunächst des Landes, wo sie erschienen, beitrugen, und heute den erhöhten Bildungsgrad wie den veredelnden Einfluß des Deutschthums in dem von slavischen Elementen stark durchsickerten Mähren und Schlesien erklären. In Troppau fand sich Traßler gleichsam an die äußerste Grenze der Monarchie gestellt, er mußte daher wünschen, sein ausgebreitetes Unternehmen mehr dem Mittelpunkte des Staates, der Reichshauptstadt Wien zu nähern, und so verlegte er es denn nach dem derselben so nahe gelegenen Brünn, wo er seiner Thätigkeit einen neuen gedeihlichen Aufschwung zu geben hoffte und in der That auch gab. So errichtete er mit kaiserlicher Genehmigung 1786 in Brünn eine Buchdruckerei nebst Schriftgießerei, 1787 eine Buchhandlung, gründete auch die erste Kunsthandlung daselbst und betrieb nebstbei Kupferstecherei und Kupferdruckerei, worauf er 1788 noch eine k. k. Fabrik für alle Arten von Spielkarten ins Leben rief. Indessen setzte er Buchdruckerei und Buchhandel in Troppau fort und errichtete mit Genehmigung des Magistrats und Guberniums 1788 zu Iglau eine Filiale seiner Druckerei. Als dann das Großherzogthum Krakau an Oesterreich gelangte und die Organisirung Westgaliziens vor sich ging, setzte er von Troppau aus in der Stadt Krakau eine Buchhandlung, sowie eine Buchdruckerei mit neun Pressen in Betrieb, die sich sogar k. k. Gubernial-Druckerei nannte, und in welcher die „Krakauer Zeitung“ erschien. Um das neubegründete Geschäft energisch zu leiten, übersiedelte er selbst dahin. Als aber im Jahre 1809 Westgalizien für Oesterreich wieder verloren ging, kehrte Traßler, der sein Geschäft in Brünn mittlerweile fremder Leitung überlassen hatte, dahin zurück und nahm es selbst in die Hand. Das Troppauer Geschäft aber löste er mit nicht geringem Schaden auf. Nach verschiedenen von anderer Seite unternommenen, aber immer mißglückten Versuchen, die Literatur im Lande durch Gründung von periodischen Schriften und Zeitungen zu heben – so waren die „Brünner Wochenschrift“ 1786, die periodische Schrift „Der Wohlthätige“ 1788 und endlich das „Mährische Magazin“ 1789 in Jahresfrist und noch früher eingegangen – nahm Traßler die Sache in die Hand und begann im Juli 1794 die Herausgabe des „Europäischen Journals“. Er führte es bis Ende December 1798 fort, so daß es zu 41/2 Jahrgängen (54 Hefte, 540 Bogen in 18 Bänden, 8°.) gedieh. Nach einer mehrjährigen Pause versuchte er es 1811 mit der periodischen Schrift „Geist der Zeit“, die aber bald dem Zeitgeiste erlag, und ein gleiches Schicksal theilte seine „Moravia“, welche sich nicht länger als von Jänner bis August 1815 erhielt. Glücklicher war er mit der „Troppauer Zeitung“, welche er 1806 nach Voglsinger’s Tode übernahm und bis zu seinem Hinscheiden führte, worauf sie von seinen Söhnen fortgesetzt wurde. Zur Belehrung des Landmannes gründete er den Kalender „Der Bote aus Mähren“, [280] in welchem der Piarist Ignaz Kautsch den astronomischen und Joseph Franzky den literarischen Theil besorgte. Als dann Letzterer in Gastl’s [Bd. V, S. 101] Dienste den „Boten“ fortsetzte, begründete Traßler 1796 das Journal „Der lustige Bauer aus Mähren“, welches mehrere Jahre erschien. Im Jahre 1810, in welchem die Regierung die Erlaubniß zur Errichtung von Leihbibliotheken gab, stellte er eine solche in Brünn auf, welche 6000 Bände zählte und, als sie in Folge Uebertretung der Censurgesetze 1826 einging, aus ungefähr 8000 Werken bestand. Traßler starb 1816 im Alter von 57 Jahren. Seine Verdienste um den Bücher- und Zeitungsdruck und überhaupt um Förderung der geistigen Cultur in Mähren und Schlesien sind so groß, daß d’Elvert nicht ansteht, ihn den „Reformator der Presse und des Buchhandels in Mähren und Schlesien“ zu nennen. – Nach dem Tode Joseph Georg Traßler’s übernahm dessen Sohn Johann (gest. 25. Mai 1845), in Gemeinschaft mit seinem Bruder Adolph den Buchhandel und die Buchdruckerei in Brünn und Troppau. Aber das Glück war ihm im Ganzen wenig hold. Er errichtete die erste lithographische Anstalt in Mähren und beschäftigte im Durchschnitte acht bis zehn Pressen, auch war er, des Nachdrucks sich ganz enthaltend, einer der thätigsten Verleger von Originalwerken in der Monarchie, indem er in dem Zeitraume von nur elf Jahren seinen Verlag durch Originalauflage von 120 Artikeln vermehrte. Darunter erscheinen ganz beachtenswerthe Werke, wie Beer: „Geschichte, Lehren und Meinungen aller bestandenen und noch bestehenden religiösen Secten der Juden“; Sartori: „Die Burgfesten und Ritterschlösser“ (8 Bände), „Die Badeörter“ (2 Bände), „Die Gotteshäuser (2 Bände) der österreichischen Monarchie“; Flörke’s „Unterhaltungen aus der Naturgeschichte“, Gaal’s „Polyhymnia“, des Prinzen Wied „Reise in Brasilien“, Wolny’s „Taschenbuch für Geschichte Mährens und Schlesiens“, Schreibers „Nachrichten von den österreichischen Naturforschern in Brasilien“ u. s. w. Das Hauptwerk seines Verlages blieb aber die Krünitz’sche „Encyklopädie“, die er aus Mangel an Abnehmern mit dem 129. Bande schloß, nachdem ihm vom 124. Bande der Herausgeber des ursprünglichen Originalwerkes Professor Flörke in Rostok das Manuscript geliefert hatte. Im Jahre 1823 übernahm sein Bruder Adolph die Buchhandlung in Troppau in selbständige Leitung; 1826 ging das Geschäft, wie bereits erwähnt, des Rechtes zur Haltung der Leihbibliothek in Folge von Censurvergehen verlustig. 1832 gab Johann Traßler die Buchdruckerei, 1839 die Steindruckerei auf, und es blieb von dem einst so ausgedehnten Unternehmen des Vaters nur eine beschränkte Buchhandlung übrig. Doch im Jahre 1841 errichtete er wieder die Steindruckerei. Nach Johann Traßler’s[WS 1] Tode (1845) betrieb diese beiden Geschäftszweige dessen Sohn Alexander, bis des Letzteren Gesellschafter Martin Perna 1850 die selbständige Ausübung der Steindruckerei übernahm und schließlich 1851 auch die Traßler’sche Buchhandlung außer Betrieb kam. – Im Jahre 1873 betrieb noch ein Alfred Traßler, vielleicht ein Sohn Alexanders, die Buch- und Steindruckerei in Troppau. Schon im Jahre 1871 hatte er zu Wien in der österreichischen Kunstgewerbe-Ausstellung, im neuen Museumsgebäude am Stubenring, und in der Wiener Weltausstellung [281] 1873 ausgestellt; in ersterer Proben von Lithographien und Drucksorten; in letzterer eine Karte Schlesiens in doppeltem Militärmaßstab und Arbeiten für den Gewerbsverbrauch. Das Geschäft lieferte jährlich an 15 Millionen Stück Etiquetten, besonders nach Rußland und dem Orient.

Neuigkeiten (Brünner politisches Blatt, Fol.). 1858, Nr. 54, im „Historischen Erinnerungs-Kalender“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Johann raßler’s.