Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Šebor, Wenzel
Band: 33 (1877), ab Seite: 244. (Quelle)
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Šebor (sprich: Schebor), Karl (čechischer Componist, geb. zu Brandeis a. d. Elbe am 18. Juli 1843). Kam, drei Jahre alt, zu seinem Großvater nach Kralup, der, ein tüchtiger Musicus, seinen Enkel alsbald in seiner Kunst unterwies, worin dieser ein so großes Talent offenbarte, daß er im Alter von 11 Jahren in das Conservatorium nach Prag kam, wo er fünf Jahre bei Mildner Unterricht im Violinspiel erhielt, zu gleicher Zeit aber schon kleine Versuche in der Composition machte und dabei ein solches Geschick offenbarte, daß eine von ihm componirte Ouverture in einem Concerte des Conservatoriums zur Aufführung gelangte. Der eigentliche Schaffensgeist kam aber über den jungen Musicus erst 1858, als er bei Gelegenheit des fünfzigjährigen Jubiläums des Prager Conservatoriums Beethoven’s neunte Symphonie zum ersten Male hörte. Nun verlegte er sich mit allem Eifer auf das Studium der Composition und componirte im Jahre 1859 seine Symphonie aus S-dur, welche in einem Concerte des Conservatoriums mit großem Beifalle aufgeführt wurde. Nun schrieb er noch einige Symphonien, Ouverturen, Sonaten und Phantasien, trat 1861 aus dem Conservatorium und zunächst in die Dienste eines polnischen Edelmannes in Warschau, in welchen er bis zum Ausbruche des Aufstandes 1863 verblieb. Nun wurde er Capellmeister des Theaters in Erfurt, von wo er aber, um sich zur Assentirung zu stellen, nach Haus zurückkehrte. In seinem Geburtsorte lebend, beschäftigte er sich daselbst mit der Composition seiner ersten Oper „Die Templer in Mähren“, Text von Sabina [Bd. XXVIII, S. 6][WS 1], in welcher Zeit er aber so schwer erkrankte, daß man an seinem Aufkommen zweifelte. Glücklich wieder genesen, legte er die letzte Feile an sein Werk und die neue Direction des čechischen Theaters in Prag wagte den Versuch, die erste čechische Oper zur Aufführung zu bringen. Am 20. October 1864 ging das Werk über die Bretter und der Erfolg war ein in jeder Hinsicht befriedigender und ermuthigender und Šebor wurde als zweiter Capellmeister bei der čechischen Oper angestellt. Das nächste Werk, welches nun folgte, war die Oper „Drahomira“, Text nach einem Sujet von Fr. Šir von Böhm, auch diese wurde bei ihrer ersten Aufführung am 28. September 1867 beifällig aufgenommen. Nun unternahm S., um theatralische Studien an verschiedenen Bühnen zu machen, eine Reise durch Deutschland und brachte nach seiner Rückkehr [245] am 28. September 1868 seine dritte Oper „Die Hussitenbraut“, noch einer Novelle von Eduard Rüffer, zur Aufführung, welche, wie die beiden früheren, gleichfalls sehr gefiel. Auch wurde ihm im genannten Jahre der erste Preis für die Festcantate zuerkannt, welche er zur Feier der Grundsteinlegung des Čechischen Theaters (16. Mai 1863) componirt und diesem Anlasse mit großem Beifalle vorgetragen wurde; diese erschien auch bei Vitek und Stary in Prag im Jahre 1868 im Drucke. Nun beschäftigte er sich wieder mit der Composition einer großen Oper, betitelt: „Blanka“, Text von E. Rüffer und einer Cantate zu Erben’s Dichtung „Die Mainacht“. Was nun die Charakteristik seiner Composition anbelangt, so neigt sich S. in seiner ersten Oper, „Die Templer“, stark zur Wagner’schen Schule, seine zweite, „Drahomira“, läßt Meyerbeer’schen Einfluß erkennen, in seiner dritten aber, „Die Hussitenbraut“, steht er bereits auf eigenen Füßen und die nationale Oper in Böhmen setzt auf ihn die größten Hoffnungen.

Politik (Prager polit. Parteiblatt, Fol.) 1865, Nr. 287, im Feuilleton. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.), 1865, Nr. 19 und 52 unter den Kunst- und Theater-Notizen. – Světozor (Prager illustr. Blatt) 1868, Nr. 23, S. 227: „Karel Šebor“, – Hudební listy (Prag, 4°.) d. i. Musik-Zeitung 1870, Nr. 1, S. 7. – Porträt. Unterschrift: Karel Šebor. Gez. von Friedrich Kriehuber (Sohn), Schulz sc. [auch im Světozor].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XXVII, S. 6].