Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rüffer, Joseph
Band: 27 (1874), ab Seite: 235. (Quelle)
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Rüffer, Eduard (Schriftsteller, geb. auf Schloß Liebenwerd in der Lausitz am 27. December 1835). Die Familie R.’s ist eine ursprünglich böhmische, hatte sich aber in den Glaubenskriegen gleichfalls am Kampfe betheiligt und nach der Schlacht am weißen Berge gleich anderen protestantischen Familien in die benachbarte Lausitz geflüchtet. Diese und andere Erinnerungen aus der Vergangenheit, die dem Knaben von seinen Verwandten oft vorerzählt wurden, hatten frühzeitig in ihm die Ideen von Freiheit und Fortschritt geweckt, und unter solchen war er aufgewachsen. Insbesondere war es der Großvater, der diese Richtung im Gemüthe seines Enkels pflegte, und diesem mußte er auf dem Sterbebette den Schwur leisten, daß er wieder in seine eigentliche Heimat zurückkehren und für dieselbe arbeiten und kämpfen werde. R. besuchte nun das Gymnasium in Berlin, dann in Gotha, wo er sich vornehmlich dem Studium der Geschichte und modernen Sprachen zuwandte. Nun begab er sich nach Prag, um daselbst seine Studien fortzusetzen, und schon damals versuchte er sich auf dem Felde der Journalistik. Im Jahre 1860 verließ er Prag, begab sich nach Italien und betheiligte sich an der Expedition Garibaldi’s gegen Neapel. Nach beendetem Kampfe blieb er in Neapel und vertauschte wieder das Schwert mit der Feder. Er war damals einer der thätigsten Mitarbeiter des italienischen Parteiblattes „Popolo d’Italia“. Indessen war seine Familie nach Gotha zurückgekehrt, wohin auch er sich im Jahre 1861 begab und dort vornehmlich kriegsgeschichtliche Studien betrieb, nebenbei jedoch noch auf dem Felde der Belletristik, u. z. der Erzählung und des Drama’s thätig war. Er schrieb in jener Zeit die Tragödien „Sophonisbe“. „Lorelei“ und „Die Hermannsschlacht“ und später das Lustspiel: „Die Walpurgisnacht“. Zu gleicher Zeit war er ein fleißiger Mitarbeiter der Prager Blätter „Národní listy“, d. i. [236] National-Zeitung. und des deutschen „Die Politik“. Als bald darauf die Vorbereitungen zum schleswig-holstein’schen Kriege getroffen wurden, bildete er sofort in Gotha ein eigenes Comité zur Anwerbung von Freiwilligen zum Kampfe gegen Dänemark. Auch besorgte er während des Kampfes die Correspondenzen vom Schlachtfelde für das Prager Blatt „Politik“. Im Mai 1864 nahm er bleibenden Aufenthalt in Prag, vermälte sich auch im genannten Jahre und wurde ständiger Mitarbeiter des schon genannten Blattes, setzte aber dabei seine historischen Studien fleißig fort. Die Titel seiner durch den Druck veröffentlichten Arbeiten sind: „Die Hermannsschlacht. Drama in 5 Aufz.“ (Gotha 1862, Opitz, 8°.); – „Lorelei. Dramatisches Gedicht in 5 Aufz.“ (ebd. 1862, 8°.) [vergl. über beide die „Blätter für literarische Unterhaltung“ 1862, S. 859]; – „Gedichte“ (Gotha 1863, Gläser, 8°.), Garibaldi gewidmet [vergl. darüber Blätter f. lit. Unterh. 1863, S. 818]; – „Aspromonte. Historischer Roman“ (Prag 1864, Dominikus) früher im Feuilleton der Zeitung „Politik“ abgedruckt [vergl. darüber Blätter f. lit. Unterh. 1865, S. 762]; – „Die Jakobiner in Oesterreich. Historischer Roman“ (Prag 1865, 8°.) [vergl. darüber Blätter f. lit. Unterh. 1866, S. 412]; – „Der letzte Römer. Trauerspiel in 5 Aufz.“ (Prag 1865, Steinhauser, 16°.), den Bühnen gegenüber Manuscript [vergl. darüber Blätter f. lit. Unterh. 1867, S. 190]; – „Aus den Papieren eines Todten. Zeitroman aus den Jahren 1848, 1849 und 1850“ (ebd. 1865, 12°.). Im Jahre 1870 begann er in Heften eine Geschichte des jüngsten Kampfes Deutschlands gegen Frankreich unter dem Titel: „Der deutsch-französische Krieg im Jahre 1870. Politisch-strategisch dargestellt“ (Prag, Gregr, 4°.) [vergl. darüber Blätter f. lit. Unterh. 1871, S. 330], und die Zeitschrift „Politik“ brachte aus seiner Feder im Feuilleton eine größere militär-wissenschaftliche, u. z. strategische Studie, welche später unter dem Titel: „Die Strategie und die Strategen der neuesten Zeit. Kriegsgeschichtliches Skizzenbuch“ (Prag 1869, Satow) abgesondert erschien und worüber Freiherr von Loen in den „Blättern für literarische Unterhaltung“ (1870, S. 408) ein zutreffendes Urtheil fällte.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VII, S. 797. –