BLKÖ:Pospíšil, Johann Jaroslov

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 138. (Quelle)
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Pospíšil, Johann Jaroslov, auch Jaroslov allein (čechischer Schriftsteller, geb. zu Königgrätz 13. September 1812). Ein Sohn des Johann Hostivit P. [s. d. Vorigen]. Die [139] Liebe zur Pflege seiner Muttersprache und den ausgesprochenen Hang für die nationale Dichtung hatte er aus dem Vaterhause mitgebracht. Das Gymnasium und die erste Humanitätsclasse besuchte er zu Prag, dann trat er in das Geschäft seines Vaters ein und lernte in demselben von unten auf alle Obliegenheiten bis zu denen des Correctors. Während dieser Lernezeit hielt er sich bald zu Prag, bald zu Königgrätz auf, wie es eben die von dem Vater übernommenen Arbeiten nöthig machten. Auch besorgte er durch einige Jahre (1837–1840) und mit Erfolg die Redaction des čechischen Unterhaltungsblattes „Květy“, d. i. die Blüthen. Im Jahre 1842 übernahm er von seinem Vater die Druckerei in Prag und war eben daran, sich ein neues umfassendes Verlagsgeschäft zu gründen, als die Ereignisse des Jahres 1848 hereinbrachen und wie überall, so auch in seinen Unternehmungen störend einwirkten. Nichtsdestoweniger arbeitete P. in seinem Verlagsgeschäfte rüstig fort, in welchem er die belletristische Richtung und in dieser die Uebersetzungen beliebter Werke ausländischer Autoren mit besonderer Vorliebe pflegte. In den der Achtundvierziger-Periode bald gefolgten Tagen der Reaction hatte auch P. manche Unannehmlichkeit zu überwinden. So hat er den Druck und Verlag des von Rittersberg redigirten Taschen-Conversationslexikons (Kapesní slovniček novinářský a konversační) begonnen und bis zum Buchstaben M fortgeführt, als die damals maßgebenden militärischen Behörden an dem freimüthigen Tone dieses Lexikons, das thatsächlich für die damalige Zeitgeschichte interessante und neue, aber mitunter auch stark parteiisch gefärbte Enthüllungen bringt, Anstoß nahmen und die Fortsetzung untersagten. Das Werk war nun ein Torso und der Schaden für den Verleger, der in den Druck und Verlag desselben ansehnliche Summen gesteckt, ein sehr empfindlicher. Doch blieb man dabei nicht stehen, man stellte ihm auch die Herausgabe der čechischen Uebersetzung von Lamartine’s „Geschichte der Girondins“, so wie den Druck von Kolar’s] Drama „Žižka’s Tod“ ein, obgleich das letztere erst kurz vorher auf der Prager Bühne dargestellt worden war. Gegen derlei ließ sich damals nun einmal nicht ankämpfen, man mußte es einfach über sich ergehen lassen und andere Wege einschlagen, um für den erlittenen Schaden Ersatz zu erlangen. Im Jahre 1855 begann er mit K. B. Storch die Herausgabe der den französischen und englischen literarischen Revuen nachgebildeten Monatschrift „Obzor“, wovon jedoch nicht mehr als acht Hefte erschienen sind. Indessen consolidirte P. immer mehr sein Verlagsgeschäft, das hauptsächlich aus Uebersetzungen fremdländischer Unterhaltungsschriften besserer Gattung, guter Jugendschriften, aus Lehrbüchern für die unteren Schulen und Bühnenstücken besteht, von welch letzteren er bereits eine Sammlung „Divadelna biblioteka“ (Theaterbibliothek) bis zum 60. Bändchen fortgeführt hat. Seine eigene literarische Thätigkeit umfaßt Uebersetzungen einiger Erzählungen der Karoline Pichler, von Zschokke u. A., auch hat er des polnischen Dichters Korzeniowski Lustspiel: „Der alte Ehemann“, für die čechische Bühne bearbeitet. Im Jahre 1848 war P. Mitglied des St. Wenzel-Ausschusses und später des National-Comité’s, im Jahre 1861 wurde er zum Vorsteher des Prager Buchhändler-Gremiums erwählt, welche Stelle er [140] jedoch, da er durch Entfernung seines Wohnortes wesentlich behindert war, im Jahre 1868 wieder niederlegte. – Von seinen Brüdern übernahm Ladislaus im Jahre 1856 die Druckerei in Königgrätz und bald darauf die Buchhandlung daselbst nebst dem Verlagsgeschäfte, in welchem er vornehmlich auf dem Gebiete der Jugendschriften thätig ist und selbst mehrere Erzählungen von Christoph Schmid und einigen anderen deutschen Autoren wie F. Burier, Jacobs, J. Kiesewetter, Körber, Kotzebue, Kisinger, Zschokke u. A. ins Čechische übersetzt hat. – Ein zweiter Bruder Stanislaus besitzt eine Buchhandlung in Chrudim und – ein dritter Wenzel eine in Pardubitz, und haben beide auch bereits mit dem Verlage čechischer Schriften begonnen. So befindet sich denn ein großer und sehr einflußreicher Theil (Unterhaltungs- und Jugendschriften) des čechischen Bücherverlags in Böhmen in den Händen der Familie Pospíšil, die auch, den Vater an der Spitze, wesentlich zu dessen Begründung und Ausbreitung beigetragen hat.

Jungmann (Jos.), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 614. – Slovník naučný, Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon u. s. w. (Prag, Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 716, Nr. 2, 3, 4, 5. – Doucha (František), Knihopisný slovník česko-slovenský, d. i. Čechisches Bücher-Lexikon (Prag 1864, schm. 4°.) S. 186 u. 187.