BLKÖ:Posselt, Franz (Vater)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 23 (1872), ab Seite: 140. (Quelle) | |||
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Mosel’s „Geschichte der Hofbibliothek“ [141] keine Erwähnung macht, bis ihm dann die erledigte Stelle eines Bibliothekars an der Prager Universität verliehen wurde. Während seines Aufenthaltes zu Wien beschäftigte er sich hauptsächlich mit der Sammlung von Materialien zu einer Philosophie der Sprachen. P. war auch Musiker, und zwar ein vortrefflicher Clavierspieler und geschickter Compositeur, doch scheint von seinen Compositionen nichts im Drucke erschienen zu sein. Der bibliographische Titel der oberwähnten Schrift Posselt’s ist: „Apodemik, oder die Kunst zu reisen; ein systematischer Versuch zum Gebrauche junger Reisender aus den gebildeten Ständen u. s. w.“, 2 Theile (Leipzig 1795, Breitkopf u. Härtel, 8°.).
Posselt, Franz, der Vater (Tonsetzer, geb. in Böhmen im Jahre 1730, gest. zu Prag 27. Jänner 1801). War in seiner ersten Zeit Chorregens zu Gratzau, wurde aber wegen seiner musikalischen Talente und da er sonst geachtet war, von dem Grafen Gallas nach Reichenberg berufen, wo er die Schule und die Stelle eines Chorregenten übernehmen mußte. Da er sich hier besonders auszeichnete, nahm ihn der Graf Christian von Clam-Gallas als seinen Haussecretär mit sich nach Prag und verlieh ihm nach einer vieljährigen Dienstzeit eine Pension von jährlichen 500 fl. P. wird besonders als Kirchencomponist gerühmt. Seine zahlreichen Compositionen sind durchaus in wahrem Kirchenstyle gehalten. Sechs kleinere Messen, mit Graduale und Offertorium versehen, widmete er dem Kirchenchore des Stiftes Strahow, wo sie 1798 zum ersten Male aufgeführt wurden. Auch das Lauretanische Kirchenchor auf dem Hradschin zu Prag besitzt eine Anzahl der schönsten von ihm componirten Gradualien und Offertorien. Seine zwei großen Messen, die 1783 in Prag aufgeführt wurden, verschafften ihm viel Ehre und Ansehen. P. starb im Alter von 71 Jahren zu Prag und liegt auf dem Wolschaner Friedhofe begraben. – Sein gleichnamiger Sohn Franz P. zeichnete sich durch seine große Gelehrsamkeit in dem Gebiete der Philosophie, Geschichte, Politik und Staatenkunde aus. Mit seltenem Sprachentalente begabt, hatte er sich die lateinische, griechische, italienische, französische, englische, spanische, portugiesische, holländische, dänische, schwedische, altslavische, russische, neugriechische, ungarische und Sanscritsprache eigen gemacht und unternahm eine wissenschaftliche Reise durch Deutschland, Frankreich und England, hielt sich behufs seiner Forschungen über ein Jahr an der Bibliothek zu Göttingen auf, wurde 1795 in der gelehrten Welt durch seine in Leipzig herausgegebene Schrift; „Kunst zu reisen“, bekannt und erhielt 1809 eine Anstellung an der Hofbibliothek zu Wien (?), wovon jedoch- Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 492 u. 493. – Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Doll, 8°.) Jahrg. 1810, Bd. III, S. 508.