BLKÖ:Štěpnicka, Franz Bohumir
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 38 (1879), ab Seite: 231. (Quelle) | |||
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Nejedly’s [Band XX, S. 165], Hnewkowski’s [Band IX, S. 67] und Puchmayer’s [Band XXIV, S. 46] auf die čechische Literatur aufmerksam und schon damals begann er selbst Verse zu machen. Nachdem er die philosophischen Studien beendet, trat er zu Wien in das theologische Seminar; als aber im Jahre 1809 zum zweiten Male die Franzosen in Wien einrückten und in Folge dessen alle öffentlichen Vorlesungen eingestellt wurden, begab sich Štěpnicka aufs [232] Land und als er dann wieder nach Wien zurückkehrte, setzte er nicht die theologischen Studien fort, sondern begann privat die Rechte zu studiren, übernahm eine Stelle als Erzieher, wurde Actuar und politischer Verwalter zu Haidersdorf in Oesterreich u. d. E. Als bald darauf das Privatstudium der Rechte aufgehoben wurde, kehrte Štěpnicka zur Fortsetzung des Rechtsstudiums nach Wien zurück, wo er an dem Hofsecretär Freiherrn von Retzer [Bd. XXV, S. 343] und an dem böhmischen Componisten und Pianovirtuosen Joh. Emanuel Doležalek, werkthätige Gönner fand. Nachdem er die vorgeschriebene Appellationsprüfung abgelegt, wurde er im Jahre 18153 bei der judiciellen Abtheilung des Wiener Magistrates angestellt, kam aber noch im nämlichen Jahre als Conceptspraktikant zur k. k. Hofkammer, von dort im nächsten Jahre als Protocollist zur Bancal-Administration nach Prag, wurde aber schon in kurzer Zeit Secretär daselbst. Im Jahre 18253 wurde er zum Assessor bei der Bancal-Administration in Brünn und im folgenden Jahre zum Cameralrath ernannt, in welcher Eigenschaft er bald darauf, erst 47 Jahre alt, starb. Štěpnicka war seiner Zeit, 1816 bis 1825, einer der begeistertsten Patrioten und fleißigsten Arbeiter auf dem Gebiete der heimischen Literatur, und in stetem innigen, freundschaftlichem Verkehre mit den hervorragendsten Zeitgenossen seiner Heimat, mit Dobrowsky, Hnewkowsky, Jungmann, Klicpera, V. R. Kramerius[WS 1], Kynsky, Linda, Liska, Pólak, Sedlacek, Snaider, Stepanek u. A., deren Lebensskizzen dieses Lexikon in der betreffenden alphabetischen Folge enthält. In den Jahren 1810–1825 war er auf literarischem Gebiete nach den verschiedensten Richtungen auch schriftstellerisch thätig, und es gibt aus jenen Jahren kaum ein čechisches Journal, worin er nicht ebenso seine prosaischen wie poetischen Arbeiten veröffentlicht hätte. Wir finden aus seiner Feder Oden, Elegien, vaterländische Balladen, Liebesgedichte, Satiren, Travestien, (etlicher Gesänge der Ilias und der Hirtengedichte Theokrits), Epigramme, moralische Erzählungen u. d. m. Den größeren Theil dieser seiner Arbeiten hat Štěpnicka noch selbst gesammelt und unter dem Titel: „Hlas lýry České“, d. i. Klänge der čechischen Leyer, in 2 Bänden (Prag 1817, Sommer und Haase, 1823, erzbischöfliche Druckerei, 8°.) herausgegeben. Die Kritik schlägt den ästhetischen Werth dieser Arbeiten Štěpnicka’s nicht eben hoch an, aber sie findet sie doch insofern interessant, als sie zunächst zur Vergleichung des heutigen Aufschwunges der čechischen Dichtung dienen und dann ein ziemlich getreues und abgeschlossenes Bild des Zustandes derselben vor etwa fünf und sechs Jahrzehenden geben. Uebrigens durchweht alle diese Arbeiten Štěpnicka’s der nationale Geist und spricht sich in allen die Hoffnung aus auf eine stetige Entwicklung der nationalen Literatur. Als damals bereits im čechischen Literaturkreise die grammaticalischen Kämpfe (ABC-Kriege) begannen und sich die Theilnehmer daran in zwei feindliche Lager theilten, hielt Š. zu Dobrowsky, Nejedly, Puchmayer, Hnewkowsky, und genoß dafür das zweifelhafte Vergnügen, von Hanka, Celakowski, Machaček zur Zielscheibe ihrer Witze und Spöttereien ausersehen zu werden. Er schrieb in Folge dessen im Jahre 1821 für den „Dobroslav“ eine ausführlichere grammaticalische [233] Abhandlung, aber die Censur, in ihrer väterlichen Besorgniß, daß diese ABC-Kriege endlich dann auf ein anderes, minder harmloses Gebiet übertragen und dadurch noch viel gefährlichere Reibungen hervorgerufen werden könnten, verweigerte dieser Arbeit die Druckbewilligung. Außer den oben erwähnten im Druck erschienenen Dichtungen verfaßte Štěpnicka noch das Werk: „Příklady poucne a vystrazne pro mladez“, d. i. Belehrende und warnende Beispiele für die Jugend, wovon aber nur Bruchstücke im Jahrgange 1820 des čechischen Blattes „Čechoslav“ abgedruckt wurden. Auch sammelte er nationale Volkssagen, wovon eine 1828 im „Časopis česk. Museum“, d. i. Zeitschrift des böhmischen Museums, erschien. Noch sei bemerkt, daß Štěpnicka vom Jahre 1825 ab bis zu seinem Abgange nach Brünn beständiger Referent der čechischen Bühne in Prag war, worin ihm dann S. Machaček und J. Chmelensky folgten. Štěpnicka hatte sich im Jahre 1815 mit Johanna Stache vermält. Als er im Sommer 1832 in den Heilquellen zu Baden nächst Wien Linderung seiner Leiden suchte, begleitete ihn die Gattin dahin und starb daselbst einen Tag vor ihrem Gatten.
Štěpnicka, Franz Bohumir (čechischer Schriftsteller, geb. zu Opatov in Mähren 13. October 1785, gest. zu Baden bei Wien 26. August 1832). Seine Eltern waren schlichte Landleute. Der Sohn besuchte die Ortsschule, und aus einem čechisch-deutschen Lexikon, dann aus einem deutschen Evangelienbuche, versuchte er die deutsche Sprache zu erlernen. Später wurde er eben zur Erlernung derselben für einige Zeit nach Deschna, einer meist von Deutschen bewohnten Ortschaft, geschickt. Als er 16 Jahre alt war, 1801, kam er in die Privatlateinschule im mährischen Kloster Neureisch, wo er bis zum Jahre 1805 verblieb und die Gymnasialclassen beendete. Nun begab er sich nach Wien um philosophische Collegien zu hören, aber der Einfall der Franzosen in den Kaiserstaat und die Einnahme Wiens durch dieselben zwangen ihn, Wien zu verlassen, so daß er das erste Jahr der philosophischen Studien in Olmütz und erst das zweite in Wien hörte. Mittlerweile wurde er, durch die damals erscheinenden Schriften- Jungmann (Josef), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, Řiwnáč, schm. 4°.). Zweite, von W. Tomek besorgte Ausgabe. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a. J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. IX, S. 145.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: V. K. Kramerius.