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Artikel „Volkold, Bischof von Meißen“ von Karl Uhlirz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 245–246, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Volkold&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:15 Uhr UTC)
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Volkold (Folchold, Wolcold, Vocco, Focco), zweiter Bischof von Meißen (wahrscheinlich 969-992, † am 23. August). Sein Vorgänger Burchard, der erste, von dem Magdeburger Erzbischof Adalbert zu Weihnachten 968 geweihte Bischof des von Kaiser Otto I. errichteten Bisthums Meißen, hatte seine Würde nicht lange inne; sind die Zahlen, mit welchen Thietmar von Merseburg die Regierungsdauer Volkold’s (XXIII anni) und seines am 20. December 1015 verstorbenen Nachfolgers Eido (XXIII anni et amplius) begrenzt, richtig, so muß Burchard schon im J. 969 gestorben sein. Zu seinem Nachfolger wurde V. ausersehen, der wol der kaiserlichen Capelle angehörte und am Hofe eine Vertrauensstellung eingenommen zu haben scheint, da er als einer der Lehrer des jungen Otto genannt wird und dem gleichfalls von ihm erzogenen Willigis durch seine Empfehlung die glänzendste Laufbahn eröffnen konnte. Zu einem schweren und dornenreichen Amte berief ihn nunmehr des großen Kaisers Wahl. Noch war die politische Einrichtung des vor vierzig Jahren dem Reiche gewonnenen Marklandes in einem schwankenden, unzuverlässigen Uebergangszustande, die von Heinrich I. erbaute Burg Meißen war ein von Böhmen und Polen gleich begehrter und angefeindeter Punkt von großer strategischer Bedeutung, von diesem gefährdeten Vorwerk deutschen Wesens aus sollte der Bischof inmitten einer aufsässigen und unruhigen slavischen Bevölkerung die Lehre Christi verkünden. Trotz aller Schwierigkeiten bewährte sich V. und arbeitete, von den tüchtigen Markgrafen Günther, Thietmar und Rikdag unterstützt, mit Erfolg an der Erfüllung seiner Segen bringenden Aufgabe. Als überaus förderlich erwies sich sein Verhältniß zum Hofe und zu Willigis. Wir begegnen dem Bischof auf der Ingelheimer Synode im September 972, er wird im J. 975 unter den Geistlichen genannt, auf deren Rath Kaiser Otto II. die Verlegung des von dem Markgrafen Thietmar und dessen Bruder, dem Erzbischof Gero von Köln, gegründeten Kloster von Thanemarsfeld nach Nienburg genehmigte. Kaiserliche Verleihungen sicherten dem Bisthum reiche Zinse und Zehnten aus dem neu zu bekehrenden Wendenlande, um die Burg Meißen entstand eine Ansiedelung von städtischem Charakter, welche die Erbauung einer besonderen Pfarrkirche nöthig machte, der Handel blühte und gewährte ergiebigen Ertrag des Elbezolles. Im J. 981 erfuhr der Sprengel Volkold’s aus Anlaß der Aufhebung des Bisthums Merseburg namhafte und erwünschte Vergrößerung an seiner östlichen Grenze gegen die Mulde zu. Mit einem Schlage aber ging aller mühsam errungene Vortheil verloren, als nach dem Tode Kaiser Otto II. Herzog Heinrich II. von Baiern [246] zur Unterstützung seiner ehrgeizigen Absichten auf die Königskrone die Böhmen ins Land rief. Im Frühling 984 wurde der Wettiner Friedrich, welcher den in Merseburg verweilenden Markgrafen Rikdag (A. D. B. XXVIII, 614) vertrat, von Wagio, dem Anführer einer böhmischen Schaar, überlistet, die Feste Meißen eingenommen und der Burggraf Rikdag in einem Hinterhalte erschlagen. Herzog Boleslav, der selbst kam, um von der so wichtigen Stadt Besitz zu nehmen, verjagte, dem Drängen einer dem Christenthume wie den Deutschen abholden Bevölkerung willfahrend, auch den Bischof. Dem Vertriebenen erwies Willigis dankbare Gunst und bot ihm zu Erfurt ehrenvollen Unterhalt. Erst nach dem Tode des Markgrafen Rikdag (985), dessen Nachfolger, der heldenhafte Ekkehard, Günther’s Sohn (A. D. B. V, 789), die deutsche Macht in dem verlorenen Grenzgebiete neu begründete und nach zwei siegreichen Feldzügen gegen die Böhmen Meißen zurückgewann (987), konnte V. wieder seinen Sitz einnehmen und aus der kraftvollen Waltung des Markgrafen auch für die Kirche Nutzen ziehen. Er kam sogar in ein freundliches Verhältniß zu seinem früheren Bedränger, dem Böhmenfürsten, und dürfte durch sein frommes Gebahren zur Wiedererweckung kirchlichen Lebens in Böhmen beigetragen haben. Doch war ihm kein hohes Alter beschieden. Als er einmal zur Osterzeit in Prag geistlichen Uebungen oblag, wurde er während des Gottesdienstes am Charfreitag vom Schlage gerührt und als ein gelähmter Mann in seine Stadt heimgebracht. Sein Nachfolger war der im Kloster Berge vor Magdeburg herangebildete Eido (Eiko), ein ausgezeichneter und verehrter Kirchenfürst.

Thietmari Merseb. episcopi Chronicon, recogn. Frid. Kurze, lib. 3, c. 16; lib. 4, c. 6; lib. 8, c. 25. – Mon. Germ. Diplomata, DDO. I. 406, 421; DDO. II. 114. 184. – Calles, Series Misnensium episcoporum, Ratisbonae et Viennae 1752, p. 39 ff. – Gersdorf in CD. Saxoniae regiae II, 1, XVI. - Posse, ebd. I, 1, 20, 179. – Giesebrecht, Gesch. der d. Kaiserzeit, 1. Bd. – Euler, Erzbischof Willigis von Mainz (1860), S.10 ff. – Böhmer, Willigis (1895), S. 4. – Waitz, Verfassungsgesch. 6, 209. – Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen 6 1, 317. – Uhlirz in Mittheil. des Instituts für oest. Geschichtsf. Ergänzungsbd. 1, 363 ff. und Gesch. des Erzbisthums Magdeburg unter den Kaisern aus sächs. Hause. – Hauck, Kirchengesch. Dtschl. 3, 249, 257.